Auf einmal, zum ersten Mal, versucht Politik zur CO2-Reduktion etwas, das ganz direkt mit Menschen und ihrem Leben zu tun hat. Insofern kann ich taktisch nachvollziehen, wieso die Opposition innerhalb der Regierung hier eine Kampagne begonnen hat. Und nenne es naiv, dass andere davon überrascht wurden. So weit, so klar.
Was ich nicht verstehe – und ich bin mit allgemeiner Medienschelte eher nicht so schnell –, ist, wieso es fast allen Medien so schwer fällt, von dieser Kampagne wieder zurück zur faktenbasierten Kommentierung zu kommen. Verstehe ich wirklich nicht.
Morgens bei der Hofarbeit höre ich ja meistens Deutschlandfunk. Und finde die Presseschau total hilfreich. Erschreckt hat mich, als diese Woche immer wieder (und ja, es kann natürlich sein, dass es an den Redakteur*innen des DLF lag, die nur so was rausgesucht hatten) die gleichen Fakesorgen wiederholt wurden, die in der Zwischenzeit von Handwerksinnungen, -kammern und so weiter widerlegt worden waren.
Sehr lustige Interviews dazu gab es auch, wo die Moderatorin davon ausging, dass ihr Gesprächspartner aus Handwerk oder Industrie ihr sagen wird, dass das alles gar nicht geht mit den Wärmepumpen – und das nicht passierte. Ähnlich wie, ebenfalls diese Woche, als der Betriebsratschef der größten Stahlherstellerin partout nicht sagen wollte, dass das Ende der Atomkraft ein Problem sei.
Wie kommt diese unglaubliche Lust am vorauseilenden Scheitern? Oder diese falschen Behauptungen auch jenseits der Hetzmedien, worum es beim Gebäudeenergiegesetz geht? Was ist so schwer daran zu verstehen, dass nach asbesthaltigen Heizungen jetzt eben rein fossile Heizungen nicht mehr angeschafft werden dürfen?
Wie kommt diese unglaubliche Lust am faktenaversen Horror? Wie die wahrheitswidrige Behauptung, Heizungsanlagen müssten komplett umgebaut werden? Es könnten die alten Anlagen mit hoher Vorlauftemperatur nicht mit Wärmepumpen genutzt werden? Das stimmt einfach nicht, guckt mal nach Schweden oder Norwegen.
Vielleicht mal ein Beispiel aus unserer Planung: wir bewohnen ja ein Bauernhaus von vor 1900. Seit wir einen Teil umbauten, haben wir für den Teil eine Isolierung, die Standard für Um- und Neubau ist, aber das Haus wurde nie energetisch saniert. Es hat eine klassische Heizungsanlage mit einer so genannten Feststoffheizung und Pufferspeichern aus Ende der 90er. Wir verbrennen also Holz. Nicht geil.
Die Planung sieht nun genau das vor, was auch vor GEG angestrebt wird: eine Mischung. Also für die meisten Tage eine Wärmepumpe (für maximal 60 Grad Vorlauf, eher etwas weniger). Und für die wenigen Tage, die richtig kalt sind, eine Unterstützung durch die bestehende Holzscheitheizung. Alternativ hätten wir auch mit zwei Wärmepumpen arbeiten können. Aber das könnten wir nicht wirklich bezahlen. Vor allem aber können wir – wie quasi alle – die alten Leitungen und Heizkörper weiter nutzen. Dämmung wäre irgendwann sinnvoll, ist aber keine Voraussetzung für irgendwas. Die CO2-Reduktion ist deutlich größer, wenn wir erst die Heizung umstellen und später dämmen als andersrum. War uns auch nicht klar.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass es nicht halb so kompliziert ist, wie die meisten denken. Und ob wir eine Wärmepumpe wollen oder eine andere Leistung unseres Handwerksbetriebs, macht keinen Unterschied. Zeit haben die so oder so nicht sofort.