27.12.04

Essen

Heute (zumindest bis wir mit den Kindern vor der Oper Essen gehen) ist bei mir erstmal ein Safttag angesagt. Nach ein paar Tagen Völlerei sicher sinnvoll: Heiligabend gab es wie immer Würstchen mit Kartoffelsalat (nicht mit Mayonaise, sondern ganz schlicht mit Essig, Öl und Schnittlauch) und russische Eier. Die Kinder wollten lieber Nudelsalat, also gabs den noch dazu (machen wir viel zu selten; wunderbar mit saurer Sahne, Paprika, Käse und so weiter).
Gestern ein Buffett vom Italiener.

Höhepunkt aber war wie jedes Jahr der erste Weihnachtstag: Dieses Mal eine entbeinte Keule vom Damwild aus dem Duvenstedter Brook - superlecker und sehr, sehr zart. Ist mehr dran als an Rotwild. Die Roquefort-Sauce war einen Tick zu süß vielleicht, aber wie immer dennoch phantastisch. dazu Feldsalat und Spätzle.

Neben dem gemeinsamen Singen ist das Essen für alle das größte Erlebnis an Weihnachten. Und zumindest die beiden Großen sind nun alt genug, es bis zu einem gewissen Grade auch mitzuzelebrieren.

23.12.04

Ausblick

Allmählich häufen sich die mehr oder weniger qualifizierten Jahrsausblicke.
Hübsch finde ich den hier:
2005 will be the Year of the Corporate Blog - zumal ich ja auch zu denen gehöre, die gerade jemanden davon zu überzeugen suchen, eines zu starten...

Schwerpunkt des Postings sind interne Blogs zum Wissenstransfer, aber diese Einschätzung trifft es irgendwie:
With organizations, all this is following a similar pattern in many ways to what happend when people first started seeing websites as the way to connect with diverse audiences. That was 10 yaers ago

Wir können auch anders

Anders als Jamba letzte Woche, was doch etwas ungelenk war, hat (wenn auch von einer ungleich günstigeren Ausgangslage aus, da die Kritik an Jamba sachlich ja kaum zu entkräften ist) hat das Unternehmen TECHNIKdirekt auf massive Kritik reagiert - angestoßen und dann auch im Abschluss gut dokumentiert im Schockwellenreiter: Zügig, klar, ehrlich nachfragend.

via Sven Scholz

22.12.04

Das will ich haben!



Ein DVD-Rewinder!
Genial!
Praktisch!
Hier zu kaufen

via zeitwissen:log

Israel

In allen Fragen, die Israel betreffen, kommt mein prinzipieller Pazifismus massiv ins Wanken - und das war schon immer so. Besonders in der Dekade zwischen Mitte der Achtziger und Mitte der Neunziger, als ich in der christlichen Linksradikalen aktiv war, hat mich das dauernd zwischen alle Stühle gebracht. Nie verstehen konnte ich beispielsweise diese Palästinenser-Besoffenheit, die auch und gerade in linken kirchlichen Gruppen Platz griff und teils noch greift. Auch in den wildestens Imperialismus-Debatten Israel sofort mit Südafrika, Chile und den USA gleichzusetzen, konnte ich nie wirklich nachvollziehen (trotz aller Kritik am konkreten Vorgehen vieler israelischer Regierungen.

Sehr spannend deshalb die beiden Einträge von Lila von gestern: Der Blick aus Israel auf Europa samt einigen interessanten Kommentaren und die Empörung über orange Davidsterne von Siedlern vor der Räumung.

Was mir sofort einleuchtet (und was ich beispielsweise aus Lebensrechtdebatten von der Struktur gut kenne), ist die Wut auf gut gemeinte Äußerungen wie Wir stehen zur Existenzberechtigung Israels. in der Tat: Sie ist ekliger und arroganter Bullshit, denn mit so einer Formulierung wird ja gerade diese Existenz als nicht selbstverständlich dargestellt und implizit der Zweifel für denkbar und berechtigt erklärt...

21.12.04

Nanu?

Wer hätte das gedacht: Ausgerechnet einem Kommentar von Stefan Baron, dem mir sonst so unterträglichen, stimme ich nickend zu, während ihn jemand mit Entrüstung vorliest. Er schließt:
Das muss nicht das Zurück in eine vor-säkuläre Zeit bedeuten, in der der Glaube die Regeln des Zusammenlebens bestimmte. Es kündigt aber das Entstehen einer ?post-säkularen Gesellschaft? an, wie Jürgen Habermas sie nennt, einer Gesellschaft, in der Glauben als wichtige, vielleicht überlebenswichtige Voraussetzung eines Moralgerüsts für den Einzelnen und eines Zusammengehörigkeitsgefühls für die Gemeinschaft neue Anerkennung findet.

Eben!

EDIT: In dem Moment kommt die Zeit dieser Woche auf meinen Tisch. Und hat, klar zu dieser Jahreszeit, auch das Thema. Der Leitartikel von Bernd Ulrich ist überschrieben mitZumutungen des Glaubens und kommt, nachdem er die Alternativen die ziemlich aufgeklärte Religiosität stärken und Säkularisierung weiter vorantreiben verworfen hat, zu der Einschätzung:
Die Frage lautet also nicht: Wie reagieren wir religionspolitisch auf das Vorrücken der Religion? Sondern: In welchem Zustand trifft es uns an, wie sind wir gestimmt? Seit den achtziger Jahren erleben die Deutschen eine schleichende, aber folgenreiche Wende - die vom Nicht-mehr-glauben-Wollen zum Wieder-glauben-Wollen (aber oft nicht mehr können).

20.12.04

Airbus II

Das Kesseltreiben gegen die Kirchengemeinde in Neuenfelde durch das Hamburger Medienmonopol ist ja schon seit Monaten grotesk und aus meiner Sicht ekelhaft. Neulich habe ich dazu ja schon meinen Brief an die Bischöfin hier reingestellt.
Dass ich darauf keine Antwort bekam, nicht mal in aller Kürze oder als Formbrief oder so, ist mal wieder typisch für sie und ihr Büro und sei nur am Rande erwähnt. Dazu das Nötige zu sagen, geht aus Gründen der Höflichkeit nur mündlich.

Was mich in den letzten Monaten besonders geärgert hat: Wenn die Bild Menschen aus dem Kirchenvorstand wie auf Fahndungsplakaten darstellt und zwischen den Zeilen im Grunde für vogelfrei erklärt - und die Assistenzblätter des Verlages nur wenig kaschiert mitmachen. Wenn eine ja überaus umstrittene Monokausalität von Landebahn und Arbeitsplätzen konstruiert wird - und jedes Niveau aus der Diskussion verbannt. Wenn die Politik völlig überflüssigerweise gutsherrliche Positionen bezieht, von denen sie nicht mehr runter könnte, ohne ihr Gesicht zu verlieren - selbst wenn sie erkennen täten, dass sie meines Erachtens absurd und zu kurz gedacht sind.

Darum hier die sehr differenzierte und ziemlich sachliche Stellungnahme der Kirchengemeinde (PDF, 32kB) zu ihrem Verhalten in der Landebahn-Frage.

Die Riesin

Wir waren uns nicht ganz sicher, ob wir Lust hatten auf ein Puschentheater in feinster Ghetto-Randlange im Osten von Lübeck. Aber das, was sie in der tribüHne (abgesehen vom inzwischen reichlich albernen großen H im Namen) geboten haben, war wirklich schön:

Die Riesin hieß das Stück über eine riesengroße Frau, die zurückgezogen im Wald lebt, und den Förster, der sich neben ihr sein Haus baut. Klar, dass die beiden sich in einander verlieben und das, obwohl alle anderen Leute so viel Angst vor so einer großen Riesin haben. Der Förster findet genau das toll. Und nachdem sie sich lange geschämt hat, sich ihm ihm in ihrer ganzen Größe zu zeigen, geht alles doch noch gut aus.

Für uns Erwachsene vielleicht ein bisschen zu deutlich das Thema auch wer anders ist, kann geliebt werden und ist irgendwie auch klasse - für die Kinder kam es aber ganz ohne pädagogischen Unterton rüber. Unsere drei, die beiden meiner Schwester und der Patchwork-Enkel waren jedenfalls sehr dabei und ganz begeistert. Sogar mein Jüngster hat einmal laut Ja gerufen, als die Riesin fragte, ob der Rock schön sei, den sie für den Förster anziehen wollte.

Theater so zum Anfassen wie in Laienbühnen (nur mit vieeel weniger Zuschauern) - aber in Profi-Qualität. Das ist toll und lohnt sich. So wie danach noch kurz der Lübecker Weihnachtsmarkt...

17.12.04

Wilde Kerle

Ich bin Joachim Masannek ja soooo dankbar für die Wilden (Fußball-) Kerle. Seine Motivation, sie zu schreiben ist unsere Motivation, sie zu kaufen: Endlich eine Bücher-Serie für Jungs. Und was für eine. Die beiden Großen verschlingen sie.

Gestern hab ich sie dann mitgenommen in die Pressevorführung des zweiten Wilde-Kerle-Films. Er kommt am 17.2. in die Kinos und ist einfach toll. OK, die Kinder spielen manchmal etwas holperig, wie Kinder nun mal sind. Aber selbst, dass Liebe und Küssen vorkommt (ibäh) haben meine Jungs dem Film verziehen, weil er einfach Spaß macht. Ich selbst hab ja, das gebe ich zu, bisher weder eines der Bücher gelesen noch den ersten Film gesehen. Aber das werde ich wohl nachholen müssen...

Die Geschichte ist im Grunde ganz einfach: Das einzige Mädchen der Fußballtruppe (das gleichzeitig der wildeste der Kerle ist) verliebt sich in den Anführer einer supercoolen Skatergang. Und selbst wenn der sich so mariniert bewegt wie Johnny Depp als Pirat - die Kinder im Kino, Mädchen und Jungs, fanden ihn wirklich cool. Lustig. Jedenfalls müssen die anderen Kerle Vanessa jetzt zurück gewinnen, um schließlich gegen die Nationalmannschaft (die echte) spielen zu dürfen.

Alles dabei: Es ist spannend, lustig und (wie mein Mittlerer meinte) "liebisch". Werden wir im Frühjahr nochmal ansehen. Bestimmt.

16.12.04

Afterfach

So wie für manche angehende Lehrer die Pädagogik angeblich eine Afterwissenschaft ist, so schon immer Philosophie oder gar Ethik (igitt) für viele Wirtschafts"wissenschaftler". Willkürlich rausgepickt von Don Alphonso ein wohlhabendes Hühnchen aus seiner Heimat, das lieber surft als tiefschürft.

Weit weg von der Verachtung des Wohlstandes an sich, kommt mir doch manches hoch, wenn ich sehe, wie unachtsam viele verwöhnte Kinder mit den Gaben umgehen, die ihnen geschenkt werden. Pfui, auch wenn es schon immer so war, auch zu meiner Zeit (Oh Gott, klinge ich alt).

Mein Verdacht ist ja, dass Haltungsturnen deshalb auf absehbare Zeit etwas ist, was für diejenigen, die eben damals die Ethikkurse versurft oder verschlafen haben, nötig und möglich wird. Ruft mich einfach an!

Lustig: Wann kommt es schon mal vor, dass ich donalphons voll zustimme - so wie in seinen Kommentaren hier und hier.

15.12.04

Wenns mal wieder schnell sein muss

Das wäre was für meinen Jüngsten: ein wirklich schnelles Klo. Er bekommt ja immer die Panik, wenn er mal muss, und rennt zu einem der ungezählten Klos in unserem Haus. Jenes also könnte dann zu ihm kommen, wäre doch auch nett. Wenn man noch eine Fernsteuerung einbaut. Müsste ich schaffen. Wozu lese ich schließlich jeden Monat selbst ist der Mann.

via zeitwissen:log

Jamba

Bis gestern hatte ich mich also mit Jamba nur insofern beschäftigt, als die seltenen Fälle, die ich beim Durchblättern bei Musiksendern hängen blieb, immer abrupt beendet waren, wenn deren Werbung begann (also meist nach dem gerade laufenden Titel).

Gestern dann also der erste deutsche Fall von Problemen durch Blogs für ein Unternehmen, dazu habe ich ja im PR-Blogger ausführlich berichtet. Und wieder einmal ist es nun heute Markus Breuer, der gut zusammen fasst und die richtigen Schlüsse zieht - so wie wir es geradezu antizipatorisch vor ein paar Tagen auch schon bei OpenBC diskutiert haben.

Falls und wenn offline-Medien oder Nachrichtenagenturen aufspringen (so wie online immerhin die macnews.de heute morgen (ganz nach unten gehen)), kann es noch lustig werden.

14.12.04

Neulich im Bus ...

unterhielten sich (oder was man so unterhalten nennt) zwei nicht-sprachliche Mädchen mit wahrscheinlich deutschsprachigen Eltern über Handies und so was. Und darüber, dass schon wieder kein Geld mehr auf der Karte sei, obwohl man doch gar nicht telefoniert hätte. Sie sahen aus wie 18, waren also wohl mindestens 12.

Im Spreeblick hab ich nun gelesen, wieso sie nie Geld auf ihrer Karte haben: Jamba wegen! Der Spreeblick-Jamba-Kurs bringt es an den Tag und macht es selbst für mobile DAUs wie mich verständlich...

Die spinnen doch total bei Jamba, oder? Mal sehen, wann das Thema in die Mainstream-Medien wabert. In Blogs ist es seit Sonntag am Kochen.

EDIT: Und weil es ein so tolles Krisen-PR-Thema ist, werde ich es im PR-Blogger weiter verfolgen. Dort ggf. auch die Updates...

Danke

Lila, deren Blog ich bisher viel zu selten gelesen habe, (obwohl mich das bisschen, was ich las, immer faszinierte,) hat die wunder-, wunderschöne Geschichte ihrer Liebe aufgeschrieben. Es ist so toll, das zu lesen und Ähnliches zu empfinden und zu erleben:

Ehe = Liebe : Zeit.

Es ist wohl eine Henne-Ei-Sache, aber mir fällt auf, wie oft ich so glückliche - und nicht nur vordergründig glückliche - Ehen erlebe, die drei, vier oder mehr Kinder haben. So eine große eigene Familie ist das Schönste in meinem Leben. Und zu erleben und erzählt zu bekommen, wie die neun Geschwister miteinander umgegangen sind, als mit Bs Großmutter deren Mutter vor fast drei Wochen starb, hat uns bewusst gemacht, dass das wirklich ein Geschenk ist. Und nicht selbstverständlich.

13.12.04

Meta-Ebene

Neulich fragte mich jemand, deren Meinung mir wichtig ist, warum ich eigentlich, anders als viele andere Blogger, nie über meine Partnerschaft/ Partnerin schriebe - außer dass sie hin und wieder in einem wir aufscheine.

Das war mir vorher gar nicht wirklich aufgefallen - und ich habe drüber nachgedacht. Also hier ein erklärungsartiger Versuch, der zugleich ein winziges bisschen hinter die Kulissen dieses Notizbuches schaut.

I.
Als ich vor bald zwei Jahren anfing mit diesem Blog, war es ein unbeholfenes Experiment, geboren aus einer bestimmten und mich verunsichernden Situation mit unglaublich viel Veränderung, die anstand oder anzustehen schien. Da kam es ganz recht, dass ich über eine Mailingsliste erstmals von Blogs hörte und die faszinierend fand. Zunächst war es von der URL auch eindeutig meinem Namen zugeordnet. Meine Frau fand es irgendwie komisch. Klar war aber die Absprache, dass ich weder etwas Intimes, noch irgendetwas schreiben würde, was uns gefährlich werden könnte. Deshalb (auch deshalb) bin ich dann ja nach einiger Zeit in Deckung gegangen und hab das Blog nicht nur anonymisiert, sondern auch die URL zunächst "geheim" gehalten. Da hatte es seinen Zweck - über eine Kommunikationsbande zu spielen - aber auch bereits erfüllt.

II.
Im Laufe der Zeit wurde dieses Blog dann wirklich zu einem Notizbuch, in dem ich Links und Gedanken sammelte. Wirklich persönlich wurde es nie, denke ich. Vielleicht, weil ich eher ein Distanzmensch bin? Oder weil ich immer schon ein bisschen zurückhaltend auf den allzu öffentlichen Austausch von Körperflüssigkeiten reagiert habe? Nach und nach jedenfalls wurde das Blog wieder öffentlicher - ich hab es verlinkt, mal den einen oder die andere drauf hingewiesen. Aber es lief im Grunde als drittes Leben neben den anderen beiden: So wie ich nahezu keine persönlichen Beziehungen aus der Arbeit heraus habe oder suche, mein Privatleben aber auch so wenig wie möglich mit zur Arbeit nehme (ich hatte noch nie - und egal, wo ich gearbeitet habe - das Bedürfnis, mit Kollegen einen Saufen zu gehen; oder meinen Freunden meine Arbeit zu zeigen), gab und gibt es hier ein Beziehungsgeflecht, das wiederum parallel dazu läuft und wenig mit den anderen beiden zu tun hat (weder beruflich noch privat kenne ich viele Blogger).

III.
Langsam ändert sich beides. Blogging wird gerade ein großer Trend (manche befürchten eine Blase) in dem Umfeld, in dem ich beruflich stehe. Und meine Frau beginnt, sich für dieses Thema leise zu interessieren. Sie liest aber dieses Blog beispielsweise immer noch fast gar nicht. Ändert sich aber wohl, wenn unser WLAN demnächst funktioniert (und wenn es weit genug reicht, hihi). Auch im weiteren privaten Umfeld gibt es inzwischen den einen oder die andere, die Blogs wahrnehmen. Ich selbst beginne, offensiver mit diesem Blog umzugehen und (noch weiter) aus der Schein-Anonymität herauszutreten, die ein mehr oder weniger gelungenes Pseudonym bietet oder bot. Wer will, kann schon lange sehr, sehr einfach herausfinden, wer ich im richtigen Leben bin. Was aber bleibt: Bei allem Narzissmus, den ich habe und ohne den ich weder bloggte, noch ein hin und wieder beinahe guter Verkäufer wäre oder früher hätte Radio machen können, tauge ich doch nicht zum Exhibitionisten. Ich bin Spießer genug, um Privates für privat zu halten, und zu untalentiert, um mich hinter einer brillanten Kunstfigur zu verstecken oder gar mit ihr spielerisch meine Beziehung zu leben.

Gespannt bin ich allerdings, wo dieses Notizbuch mich noch hinführt...

12.12.04

Hälfte des Lebens

Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.


Friedrich Hölderlin
(1770-1843)

10.12.04

CEO als Blogger?

Ein Thema, das mich zurzeit etwas mehr beschäftigt, ist die Frage, ob - wenn ich denn schon erkannt habe, dass ein Blog auch für ein Unternehmen sinnvoll sein kann - es der CEO sein sollte, der es führt. Bei kleineren und mittleren Unternehmen spricht viel dafür, finde ich. Im PR-Blogger hab ich dazu ein paar mehr Worte hinterlassen.

9.12.04

Einmal im Jahr

Immer im Dezember, in sachlicher und zeitlicher Nähe zu meinem Geburtstag, gehen wir mal richtig ins Theater. Das ist, wenn wir es zusammen machen wollen, ja doch ein großer logistischer Aufwand mit Kinderbetreuung und -insbettbringen und so.

Gestern also die Hamburger Inszenierung von Verdis Nabucco. Sehr schön, übrigens. Beruhigt modern, nah am Stück und sehr nah an Verdis Subtext (nur das Ende ist von einer etwas geschmäcklerischen Idee geprägt). Zwar hatte der Dirigent Chor und Orchester nicht wirklich im Griff (teilweise klapperte es gefährlich, und der Chor war oft nicht voll synchron mit dem Orchester) und der erste und der dritte Kontrabass haben sich in einer Pause fast geprügelt, aber alles in allem war es ein Genuss...

Bedenklich aber erstens, dass die Oper offenbar ein Zweigenerationen-Projekt geworden ist: Menschen zwischen Ende dreißig und Ende sechzig fehlten irgendwie. Und zweitens, dass unsere beiden größeren Söhne erstaunt fragten, was denn eine Oper sei, als B ihnen eröffnete, dass wir beide da hingehen werden. Der Mittlere wollte dann gleich mitkommen und mitspielen (er überlegt gerade, ob er lieber Querflöte oder Klarinette lernen soll, wenn er die Blockflöte erstmal fertig gelernt hat). Kurz entschlossen haben wir also die Geschenkeplanung für Weihnachten über den Haufen geworfen, und werden mit ihnen (aber ja nicht verraten!) in Hänsel und Gretel gehen. Ein guter Anfang. Und Zeit wirds, immerhin sind sie inzwischen fast neun und siebeneinhalb.

8.12.04

An meinen Mathelehrer

Lieber Herr Molter,

in der Zeit dieser Woche las ich erst gestern (weil es auf der Chancen-Seite versteckt war) den wundervollen Artikel von Gero von Randow über Mathematik. Und ja, es stimmt einfach: Mathematik ist die radikalste und schönste der Geisteswissenschaften.
Die Seite meiner alten Schule, auf der bei den Lehrern auch Ihr Bild ist, ist dagegen radikal unschön. Nein, eigentlich nur gruselig.

Ich habe nie rechnen können. Das kleine Einmaleins hat mein Vater mir in einem März Ende der 70er an der dänischen Nordsee bei steifen Winden brutalst einzubimsen versucht. Inzwischen geht es meist. Aber Mathe war immer mein Lieblingsfach. Sicher, meine Grundschullehrerin Frau Weiss hatte ihren Anteil. Aber die Liebe zur Eleganz und zur Radikalität haben Sie mir mitgegeben. Letzteres hat Ihnen nicht nur Freude gemacht, denn dass Sie mein Klassenlehrer waren, als ich den ersten Schulstreik organisierte und Kommunist wurde, war sicher nicht so toll für Sie.

Aber jetzt, wo ich von Randows Artikel gelesen habe, ist mir bewusst geworden, warum ich Ihren Unterricht so mochte (ganz anders als Physik bei Ihnen, da haben wir uns doch wohl alle gequält, Sie eingeschlossen, oder?). Dass ich bisher mein ganzes kurzes Berufsleben über fast immer an Innovationsprojekten gearbeitet habe, dürfen Sie sich mindestens zu einem Teil ankreiden. Und dafür danke ich Ihnen.

Und wenn übernächstes Jahr mein ältester Sohn vielleicht an die Schule kommt, an der Sie immer noch unterrichten: Bitte bringen Sie ihm auch Mathe bei. Rechnen kann er übrigens ganz toll. Und auch Schachspielen. Sie müssten sich also eigentlich verstehen.

6.12.04

Kollegin

Nun arbeite ich ja in einem weitläufigen Konzern. Und bin insofern erst heute auf eine bloggende Kollegin getroffen, deren Arbeitgeber recht betrachtet wohl eine Tante von meinem ist. Insofern mag sie Recht haben damit, dass ihrer die schönste dpa-Tochter ist. Meiner ist dafür die wundervollste Enkelin.

EDIT Wo wir schon dabei sind: Zwar kein lupenreines CEO-Blog, da eher privat, aber immerhin hat der CEO der schönsten Tochter eines. Klasse.

Sach ich doch!

Dass E-Mail tot sei, habe ich schon vor einem Jahr behauptet - allerdings zunächst mehr als Polemik und in der Evangelisation von RSS. Nun aber wird es Wirklichkeit. Laut Telepolis zumindest in Südkorea. Naheliegendes Argument: Es sei zu langsam!

3.12.04

Airbus

Das Airbus-Thema habe ich bisher vermieden, da ich die Kampagnen der Springer-Blätter so zum Kotzen finde, die in den letzten Monaten mit Fahndungsfotos und jeder Menge Seite-1-Artikel stattfanden. Heute nun die Eskalation durch die Bischöfin-Beschimpfung durch Ole und ihr Interview im Abendblatt. Ich habe ihr, die ich schon lange kenne, einen Brief geschrieben:

Liebe Bischöfin Jepsen,

mit sehr gemischten Gefühlen habe ich auch heute wieder das Abendblatt gelesen. Die Kritik von Ole von Beust empfinde ich als unverschämt, auch wenn ich mich über manches geärgert habe, mit dem Sie selbst in dieser von Bild und Abendblatt so unerträglichen Kampagne zitiert wurden. Da wir uns aber ja so lange kennen und ein so gutes Stück Weg auch gemeinsam zurück gelegt haben, kann ich Sie mit Ihrer Enttäuschung verstehen.

Gerade gestern sprach ich mit dem Pressechef von Airbus in Hamburg und wir waren uns einig, dass zurzeit nicht mehr sein Job die schwierigste Kommunikationsaufgabe in dieser Stadt ist, sondern eher der Ihre. Wie schön, Katharina Gralla an Ihrer Seite zu wissen.

Schade finde ich Ihre Schlussfolgerungen (sicher nicht nur aus diesem Fall) zur Weiterentwicklung unserer Kirche. Das, was ich am Luthertum einzig nicht mag, spricht doch allzusehr daraus - der Glaube, dass eine horizontale Organisation nicht sinnvoll und zielführend sein könne.

Ist es nicht gerade so, dass im Gegenteil mehr Macht direkt an die Gemeinden gehen muss? Dass Kirche nur von unten wachsen kann? Dass wir durchaus von den Erfolgen, auch geistlichen Erfolgen, mancher Freikirchen und freien Gemeinden lernen können? Mir macht Sorge, dass es in diesem etwas leidigen Krise-alsChance-Gerede der letzten Jahre so oft die Tendenz zur Befehlskette gab und so selten die Rückbesinnung auf die Mission in der Gemeinde.

2.12.04

hmm

Etwas durchwachsen war sie diesmal, die Podiumsdiskussion, die ich heute moderieren durfte. War ich nicht ganz unschuldig dran, muss ich zugeben. Auch das Moderationskonzept, eher Gastgeber als Führer zu sein, hat nicht so getragen wie in der Vergangenheit. Aber nach einem eher flauen Anfang wurde es deutlich besser und der eine oder die andere auf dem Podium lief zu guter Form auf.

Was ich wohl wirklich unterschätzt hatte: Ja, die Branche ist inzwischen so weit (und das war vor ein paar Monaten noch anders), wieder wirklich nach vorne zu schauen und unsere Idee ernster zu nehmen als wir dort oben selbst, über Trends für die nächsten Jahre zu sprechen.

Haben wir dann doch noch. Und ganz ohne mein Zutun fiel zweieinhalb mal das Wort Blogs (einmal wurde es nur umschrieben) als wichtiger beginnender Trend für PR - vor allem im Rahmen von Massenindividuali- sierung und in der Krisenprävention. Auch hinterher noch ein paar spannende Menschen und Minuten über Corporate Blogs, bevor ich nach Haus zur Bande musste, da B heute weg ist, ihre Großmutter zu beerdigen.

Im Vorfeld übrigens ein grandioses CEO-Blog entdeckt. So muss es sein, finde ich: Richard Edelman lässt Kommentare zu, hat eine wunderbare Mischung aus Beruf und Privatem - und einen guten Kanal, mit (potenziellen) Kunden zu sprechen. Damit soll er übrigens wirklich gute Erfahrungen machen.

1.12.04

Geht es los?

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob nicht doch das rote-Auto-Syndrom mit reinspielt, aber seit etwa drei Wochen habe ich den immer stärkeren Eindruck, dass das Thema Blogs in der PR ankommt. Habe ich noch im Sommer überwiegend in fragende Augen geblickt, wenn ich von RSS und Blogs auch nur andeutungsweise sprach, kommen in den letzten Tagen immer mehr Kollegen von sich aus auf das Thema zu sprechen:
* Stefan Keuchel und Rupert Ahrens ja schon auf
dem Kommunikationskongress.
* Der Kommunikationsdirektor eines großen
Handelshauses neulich am Telefon.
* Die Deutschland-Chefin eines globalen
PR-Netzwerks.
* Mitarbeiter einer großen europäischen
PR-Agentur.
* Der investigative Medien- und
Werbungsjournalist.

Ob es losgeht?
Bin gespannt, wann die Schnachnasen von PR-Report oder vom PR-Magazin da drauf gehen. In den Journalistenzeitschriften ist es ja schon länger Thema...

EDIT 2.12.:
In der bestseller-Beilage von Horizont sind dafür heute vier Seiten über Blogs. Inklusive ein paar Erfahrungsberichten und Beispielen für Blogs aus der PR-Szene. Kein deutsches dabei, klar. Nicht mal der PR-Blogger.