Posts mit dem Label bloggen werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label bloggen werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

12.4.23

Einkaufen

Es ist ja wirklich witzig. Seit ich wieder im dem Bloggen beginne, lese ich auch wieder mehr Blogs, also gezielt und nicht nur zufällig, weil der Link durch den Stream bei Mastodon rauscht, und kommentieren wieder mehr Menschen hier und ich bei ihnen. Und inspirieren mich deren Geschichten.  

So wie gestern beim Herrn Buddenbohm. Was mich wiederum dazu bringt, die Geschichte mit Holtex auch hier einmal zu erzählen, die ich dort kommentierte. Denn für Anzüge für den Sohn zu seiner Hochzeit und die Tochter zu ihrem Abitur fahre ich zwar in Herrn Buddenbohms Stadtteil zu Policke. Wird im Mai so weit sein. Aber nachdem mal wieder ein Händler die Bestellung storniert hat, weil er den Wollmantel partout nicht an meine Hausnummer schicken wollte, weil er die weder fand noch glaubte, aber das ist noch mal eine andere Geschichte, muss ich wohl mal wieder offline einkaufen, obwohl unser kleines lokales Kaufhaus seit einiger Zeit zu hat, weil es, anders als die anderen kleinen Kaufhäuser in unserer Gegend, über Jahre unbedingt die gleichen Fehler machen musste wie die großen in den Städten.

Holtex also. Ein Laden, der so aussieht, wie er heißt. Im runtergerockten Betonklotz hinter dem Parkplatz am Rande dessen, was in Eutin „Innenstadt“ heißt. Die ersten Jahre bin ich nicht rein, weil schon die Auslage so hinreißend uninspirierend ist. Um für meine Großmutter, als sie im Pflegeheim war, etwas einzukaufen, kam er uns dann irgendwie richtig vor, so von der Anmutung. Seitdem bin ich da oft.

Denn der Laden ist mega und völlig überraschend. Zunächst schon, weil ich mich sofort an meine Kindheit erinnere. Hin und wieder waren wir im C&A in Wandsbek, da auf der Ecke Brauhausstraße, schon lange weg. Meine irre silberne Übergangsjacke war von dort, die ich mit vollem Köperflüssigkeits- und Lautstärkeeinsatz bei meiner Mutter durchsetzte. Und Holtex, vielleicht ist das allerdings unfair und es stimmt nicht, aber so fühlt es sich für mich an, Holtex präsentiert seine Waren so, wie ich es von C&A in den 70ern zu erinnern glaube. Da liegt sogar noch Teppich, kurzer Flor. Es riecht sogar irgendwie genau so, bilde ich mir ein.

Am besten ist aber, dass ich da wirklich Dinge finde, die ich suche. Gar nicht nur Omamode. Wobei Omas heute ja auch keine Omamode tragen. Aber das ist eine andere Geschichte. Hemden, Jeans, Anzüge, Wäsche, sogar Nachthemden, die für Männer ja wirklich nicht leicht zu bekommen sind. Neben dem Zahnradaufzug, an dem die Anzüge auf dem Bügel durch das Loch von oben nach unten zur Kasse transportiert werden, und den ich so auch seit Jahren sonst nicht mehr gesehen habe, sind es vor allem die vielen Menschen, die dort arbeiten. Die jüngsten in meinem Alter, alle mit viel Erfahrung. Das ist sehr angenehm. Auch, weil sie nicht dumm rumschnacken. Und weil Anzüge bei Anzügen hängen und Hosen bei Hosen, nicht dieses alberne, völlig dysfunktionale Sortieren nach Farben oder Marken oder so, das mich zwingt, mich jedes Mal in einem Laden neu zu orientieren. Das ist übrigens bei C&A auch bis heute noch so, was ich sehr gut finde und was mich diesen Laden hat wiederentdecken lassen neben der Bio- und fairen Baumwolle und den Jeans mit Recyclinganteilen. 

Jedenfalls hoffe ich sehr, dass die Menschen, die sich trauen zu Holtex reinzugehen, nicht alle bald sterben und dass es auch andere junge Leute wie ich ausprobieren, denn es wäre doch sehr schade, wenn es die noch zu meinen Lebzeiten nicht mehr geben würde.

29.3.23

Dorfklatsch

Seit ich mich endlich für eine Friseurin des Vertrauens entschieden habe, zum ersten Mal seit Ende meiner Kindheit witzigerweise, vielleicht liegt es daran, dass meine Haare so deutlich weniger werden, dass es wichtiger ist, was damit passiert, vielleicht aber auch daran, dass einer meiner Söhne Handwerker geworden ist, jedenfalls habe ich eine Friseurin, seitdem also ist unser Gespräch fast wie Social Media.

Es geht einfach weiter, wenn ich nach einigen Wochen wieder da bin. Da Tochter und Liebste auch zu ihr gehen (sie hat sich mitten in der Pandemie selbstständig gemacht, so wie ich, zusammen mit zwei anderen Frauen, eine mit Fußpflege und eine mit Kosmetik, sozusagen eine Bürogemeinschaft), ist es sogar ein irgendwie verteiltes Gespräch. Jedenfalls knüpften wir genau da an, wo wir letztes Mal aufhörten, ein kleiner Schlenker zum Gespräch mit der Liebsten, und los ging es. 

Und da sie im Nachbardorf wohnt, ist es zugleich das, was das Vorurteil des Friseurinnensalons immer schon war: wir reden über das, was hier so los ist. Aber interessanterweise ohne zu lästern oder Indirektionen. Auch dabei musste ich, vielleicht, weil ich gerade mit retroartigem Tagebuchbloggen experimentiere, an das alte Social Media denken, als wir noch alle bloggten und es noch Webzweinull hieß (oder Webzwonull, wie ich im Funklehrgang lernte). Alles, was wir bereden, ist zwar persönlich aber eben nicht privat. 

Wie schön, dass ich diesen Zwischenraum, den ich online so schätze, auch offline gefunden habe. 

1.4.10

Der Blick von weit weg und ganz nah

Letzte Woche hat eines der wundervollsten Blogs in Deutschland aufgehört. Ich hab lange überlegt, ob und was ich dazu sagen soll, denn ich kannte die Frau Antonmann ja gar nicht wirklich. Also nicht so, wie man früher "kennen" definiert hätte. Aber über die Jahre ist sie ein fester Bestandteil meines Lebens geworden, auch wenn das ein bisschen zu pathetisch klingt (und ich sollte auch nicht verschweigen, dass ich mit Kunden auch einmal mit ihr zusammen etwas gemacht habe, so als disclosure).

Liebe Frau Antonmann,

wir kennen uns nicht. Nicht wirklich zumindest. Aber irgendwie habe ich mich Ihnen immer nah gefühlt. Ich hatte den Eindruck, ich weiß über Sie und Ihre Familie mehr als über manche Freunde - und vielleicht ist das auch einer der Gründe dafür, dass Sie nun aufgehört haben zu bloggen (also jetzt hoffentlich nicht ich persönlich, aber diese Transparenz). Ich werde Ihr Blog vermissen. Nicht nur, weil Sie für mich immer so etwas wie der Mittelpunkt der (nicht wirklich existierenden) Szene der Familien, die bloggen, waren. Sondern vor allem, weil Sie mich haben teilhaben lassen an Ihrem Alltag.

Denn den Alltag, also so den echten Alltag, bekommen wir bei anderen Familien ja oft gar nicht mit. Wenn wir Freunde besuchen, rüschen die ihr Haus auf und kämmen ihren Kindern die Haare. Unsere Kinder verziehen sich gemeinsam in eines der Zimmer und zerlegen das Haus oder den Garten. Der Stress am Frühstückstisch, der Streit unter den Geschwistern, all das, was den Alltag so anstrengend und erfüllt zugleich macht, wird für die Sondersituation "wir treffen uns mit Freunden" ein bisschen ausgeblendet.

Durch Ihr Blog habe ich gesehen, dass es auch in anderen Familie so ist wie bei uns (nicht genau so, aber doch genau so wild und schön und doof und interessant und so). Dass Familien mit ähnlicher Altersstruktur und ähnlichen Berufstätigkeiten auch ähnlich ihr Leben meistern. Dass es auf und ab geht, aber immer weiter. Dass Sie auch in einer schweren Krise wieder Mut schöpfen.

Ihr Blog, liebe Frau Antonmann, werde ich vermissen, auch wenn ich nicht täglich dort war und nur hin und wieder kommentiert habe. Und dass Sie Ihr Leben weiter leben, ohne dass ich dabei zusehen kann, ist ein ulkiges Gefühl, an das ich mich noch gewöhnen muss.

Alles das, was ich an Blogs mag und was ich - da ich ja mit diesem Thema auch beruflich zu tun habe - anderen Menschen nahezubringen versuche, habe ich in Ihrem Blog gefunden. Und wenn ich da mal kommentiert habe oder Sie mich mal verlinkt haben (einmal glaub ich, damals, als ich auf Ihren Eintrag "mit dem dritten sieht man besser" mit meinem Plädoyer für die vier Kinder geantwortet habe), hat es viele, viele Menschen in dieses Blog gespült - weit mehr als jedes vermeintliche A-Blog je.

Ihnen alles Gute. Ihren Kindern und dbEva ebenso. Auch von meiner Frau, die ja eine Kollegin von Ihnen ist. Und sagen Sie Bescheid, wenn Sie mal wieder loslegen sollten? Wo Sie mich finden, wissen Sie, kommen Sie gerne mal vorbei. Virtuell oder in der Kohlenstoffwelt.

Ihr Haltungsturner

2.10.08

Zehn Gebote für gottgefälliges Bloggen

OK, der eine oder die andere mag das vor allem lustig finden (und das ist es irgendwie ja auch tatsächlich). Aber das macht die 10 Gebote, die die britische Evangelische Allianz am Montag für das Bloggen vorgeschlagen hat, nicht verkehrter. Und auch für welche, die nicht der gleichen religiösen Überzeugung anhängen, sind das ja durchaus hilfreiche Regeln, finde ich. Coole Idee. Werde ich mir ausschneiden und nach Hause faxen, damit ich daran denke, wenn ich mal wieder am Sonntag vergesse, offline zu bleiben.

1. You shall not put your blog before your integrity.
2. You shall not make an idol of your blog.
3. You shall not misuse your screen name by using your anonymity to sin.
4. Remember the Sabbath day by taking one day off a week from your blog.
5. Honour your fellow-bloggers above yourselves and do not give undue significance to their mistakes.
6. You shall not murder someone else’s honour, reputation or feelings.
7. You shall not use the web to commit or permit adultery in your mind.
8. You shall not steal another person’s content.
9. You shall not give false testimony against your fellow-blogger.
10. You shall not covet your neighbour's blog ranking. Be content with your own content.


(Ten Blogging Commandments)
had tip via mail

Meine Übersetzung, schneidet es euch gerne auch aus:
1. Du sollst dein Blog nicht höher schätzen als deine persönliche Integrität.
2. Du sollst dein Blog nicht zu deinem Gott machen.
3. Du sollst deinen Nickname nicht missbrauchen, um im Schutze der Anonymität zu sündigen.
4. Heilige den Feiertag, indem du dir einen Tag in der Woche eine Auszeit von deinem Blog nimmst.
5. Ehre andere Blogger mehr als dich selbst und zeige nicht auf ihre Fehler.
6. Du sollst die Ehre, den Ruf oder die Gefühle anderer nicht töten.
7. Du sollst das Internet nicht dazu nutzen, Ehebruch zu begehen oder auch nur an ihn zu denken.
8. Du sollst anderer Leute Inhalte nicht klauen.
9. Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen gegenüber anderen Bloggern.
10. Du sollst nicht deines Nächsten Blogranking begehren. Sei zufrieden mit deinen eigenen Inhalten.
Dabei ist die Formulierung des sechsten Gebotes aus der entsprechenden epd-Meldung übernommen, beispielsweise von hier.

Update: Gerade gemerkt - die Mail, die ich bekam, hatte die Nachricht aus turi-2 kopiert. Hart an der Kante, gegen das achte Gebot zu verstoßen....

22.4.08

No. 32

Nur als Randnotiz: Wer immer mit uns Bloggern ein Spiel spielen will, in dem eine Zahnbürste, ein Rasierer und ein Einfachhandy involviert sind, möge bitte beachten, dass Tertius, sechs Jahre alt, in meiner Abwesenheit das Telefon für sich okkupiert hat. Was insofern ganz praktisch ist, weil es mit ihm redet und sehr einfach zu bedienen ist.

Und nun?


Blogged with the Flock Browser