27.2.03

Gestern ist meine Mutter ins Heim gekommen, dieses Mal ging es ganz gut. Damit geht ein weiterer Abschnitt zu Ende. Es ist eine unfassbare Krankheit. Und nun, mit 56, kann sie nicht mehr anders leben als in diesem Heim. Wehmut und Trauer, aber auch Zorn schwingt mit. Vor allem, weil es in den letzten Jahren ihre größte Angst war, ins Heim zu müssen. Es ist auch ein Vertrauensbruch und grausam. Und wird dauern, bis wir alle das wirklich verstanden haben.
Dabei schwingt immer die Angst mit: Denn dieser Typ der Krankheit ist erblich.

26.2.03

Manchmal ist es sowohl mühsam als auch amüsant. Da werde ich von einem Ober-Schlauberger der mangelnden Erkenntnistiefe bezichtigt - wo mir andere meist vorwerfen, immer alles zu sehr und zu tief zu problematisieren und zu durchdenken. :-) So kanns gehn.

Es ist halt die übliche Reaktion, wenn einer den Vorwurf, ideologisch zu sein, nicht entkräften kann. Habe ich genau so gemacht, damals, als mein Großvater so gerne sich ausbeuten ließ und partout nicht auf meine überlegene Weltsicht eingehen wollte. Das war vor allem deshalb unverzeihlich, weil ICH doch nicht nur die Weisheit gepachtet hatte, sondern auch das theoretische Instrumentarium. Ich hatte schließlich Marcuses "Der eindimensionale Mensch" gelesen und verstanden...

Noch vor wenigen Jahren hätte mich der Vorwurf der mangelnden Erkenntnistiefe entweder verletzt oder auf die Palme gebracht. Heute kann ich darüber müde lächeln - vor allem, wenn er von einem kommt, der unentwegt naturalistische Fehlschlüsse zieht.

25.2.03

Heute morgen habe ich mal wieder ein bisschen was zur Konservativen Revolution angeguckt - es ist ja schon schräg. Obwohl mich diese Bewegung immer auch fasziniert hat, vielleicht durch den von meinem wichtigsten theologischen Lehrer Mathias Kroeger verehrten Friedrich Gogarten, der da irgendwie mit reinpasst.
Das ist etwas, das im Tagesgeschäft oft zu kurz kommt: Hin und wieder denken oder theologisch arbeiten. Wenigstens geht es hin und wieder auf dem Fahrrad.

Im Vergleich dazu ist es allerdings schön, jeden Tag mindestens einmal herzhaft zu lachen: Sarg zum Abschied leise Servus. Auch eine Art (=Kunst), mit Kriegsangst kreativ umzugehen.

24.2.03

Wenn es eineinhalb Tage braucht, um die leidigen Folgen eines wirklich und ungewöhlich schönen Abends zu verdauen und auszuschwitzen, dann ist das ein Zeichen dafür, dass wir nicht mehr zwanzig sind. Damit müssen wir uns abfinden.
Neulich sagte mal einer, dass er Feiern eher am Freitag Abend mag - da hat er dann zwei ganze Tage, bevor es ihm wieder gut gehen muss. Etwas schneller gehts mir schon. Und alles in allem hat es sich auch gelohnt.

Vor allem ist es beruhigend, wenn es noch mehr Leute gibt, die ein Familienmodell leben und lieben, in dem es wichtig ist, für die Kinder da zu sein. Oft fühlen wir uns da ja etwas als Außenseiter - ZAS sozusagen. Zwischen allen Stühlen.

21.2.03

Es geht auf die Entscheidung zu. Alles auf einmal. Nun suchen wir schon wieder Klinker aus und Küchen und Lampen. Und Autos. Und Wohnheime.
Alles ist im Fluss und wird sich ändern. Ich hoffe nur, dass die Entscheidung dann auch wirklich bald kommt. Aber es sieht so aus, als ob es heute in einer Woche so weit sein sollte. Uff.

Gestern habe ich mich furchtbar über einen Artikel in der Zeit geärgert. Eine zunächst brillante Analyse von Thomas E. Schmidt zu den unterschiedlichen (Rechts-)Kulturen in uropa und den USA - aber eine ärgerlich naive Sichtweise auf G.W. Bush. Da ist mir die Polemik über den Bushismus lieber, die Mathias Bröckers geschrieben hat - eines der besten Bücher, die ich in den letzten Monaten gelesen habe. Basis war übrigens ein Special in Telepolis.
Heute merke ich mal wieder, dass ich zu ungeduldig bin. Kokett sage ich ja meistens, dass mein Unvermögen, mit Langsamkeit - vor allem im Denken - umzugehen, mein größter Fehler sei. An so einem Tag wie heute ist er wirklich ein Problem. Dass nicht alle Entscheidungen so schnell gehen, wie ich sie gerne hätte, ist ja nicht erst seit heute so.
Aber ich hasse es zu warten...

20.2.03

Fehler passieren überall. Die meisten Leute sind auch bereit, sie zu akzeptieren. Und Fehler zu machen, kann ungeahnte Innovationen heraus kitzeln. Oft genug erlebt. Zum Glück.

Nur wenn es immer die gleichen Fehler sind - das ist kaum zu ertragen. Und wenn wir es nur zufällig erfahren, gehe ich an die Decke. Feigheit vor dem Freunde oder vor dem Kunden ist nichts, was ich verstehen kann. Oder zumindest nicht, ihr nachzugeben.

Es ist doch immer der selbe Wahnsinn...
Erschöpfung ist das eine - Rückgrat das andere. Wenn dich die kleinsten Widrigkeiten aus der Bahn werfen, brauchst du eine Pause. Schwierig wird es, wenn du keine bekommst.

19.2.03

Immer wieder habe ich mich (oft mit viel Polemik) über die Waldorfer und Rudolf Steiner gestritten. In den letzten Monaten mit so Manchem - offline - über die absurde Idee, an unserer Regelgrundschule (was für ein Wort) eine Klasse mit Waldorf-Pädagogik einzurichten.
Und nun finde ich in Telepolis, meiner zweitliebsten Zeitschrift (wenn ein Online-Magazin so was sein kann), einen wunderbaren und ganz unpolemischen Artikel über Steiner und das, was an ihm fasziniert und abstößt und anzieht und so weiter.

Was meine Aversion gegen Waldorf-Pädagogik merkwürdigerweise eher noch verstärkt.
Veränderungen sind mir wichtig. Sonst ist Langeweile. Oder lange Weile. Aber wenn es drunter und drüber zu gehen scheint, ist es gut, einen Rückhalt zu haben und zu wissen, wohin ich gehöre.

Und dann schmerzt es schon, wenn ich den Blick hebe und es nebenan zusammenbricht. Ist eigentlich eine Sucht schlimmer oder die Weigerung, erwachsen zu werden? Oder ist das ein Henne-Ei-Problem? Respekt fiel mit dazu ein, Achtsamkeit. Wo die fehlt, kann es nicht mehr weiter gehen.
Da kommt dann das eigene Weltbild ins Wanken.
Die eigenen Werte lassen sich nur leben, wenn beide es wollen.
Sonst endet es in der Katastrophe.
Wahnsinnig machen mich ja Leute, die durch Administration versuchen, Kreativität und Engagement abzuwürgen. Und traurig macht mich das, wenn es welche sind, die früher selbst mal kreativ waren. Kein Stress der Welt, keine noch so schwere Krise sollten so etwas rechtfertigen.
Ich muss aufhören, immer naiv das Beste von den Menschen anzunehmen.
Vielleicht bin ich dann in solchen Fällen nicht so enttäuscht.

Lustig ist aber, wenn jemand einerseits das Cluetrain-Manifest gut findet und andererseits im Grunde für Strukturvertrieb plädiert. Die Schizofrenie ist spannend und zerreissend.

18.2.03

Damit wir wissen, was passiert, sollten wir wenigstens die Augen aufmachen. Nun gut - morgen.
Wenn sich alles ändert, wird es Zeit, etwas zu ändern. Da es saukalt ist, wird das Rad fahren etwas besonders: Hoffentlich bekomme ich keine Lungenentzündung.
Immerhin kann ich glücklicherweise das meiste heute recht entspannt sehen. Nicht mal das ewig gleiche Genöle geht mir auf den Keks. Und dass ich die beiden Großen vom Fussball abhole, wird ein Übriges tun.