Henry James: Die Aspern-Schriften, 180 Seiten
Die Ausgabe, die ich von dem Buch habe (das eigentlich eher eine Novelle ist, auch wenn Roman draufsteht), hat hinten drin ein Essay der Übersetzerin Bettina Blumenberg. Und ohne dieses Essay hätte mich die Geschichte etwas ratlos zurück gelassen. Übrigens gefällt mir die Übersetzung sehr, sprachlich vor allem. Dass Blumenberg mir aber am Ende noch einmal erklärt, warum das, was mich irritierte, gewollt und richtig und besonders kunstvoll ist, beruhigte mich etwas. Denn ohne den Kontext war es mir so merkwürdig fleischlos, toastbrotartig erschienen. Ja, die gewisse Lieblosigkeit, mit der der Ich-Erzähler hantiert, war als Ausdruck seines Charakters gedacht, das war mit klar. Aber diese lapidare Form, in der alle, die in der Geschichte auftreten, unsympathisch bleiben oder werden, trieb mich immer schneller durch die Geschichte, ohne dass sich Genuss oder auch nur ein Eintauchen einstellte. Dass Venedig im Grunde nicht einmal die Kulisse darstellt, tut ein Übriges.
Über's Nachwort habe ich es verstanden. Und lächelte über meine Naivität. Sollte ich noch was von Henry James lesen, wenn es mir so mit dieser Novelle ging?
[Ich habe mir vorgenommen, dieses Jahr beim Pendeln mehr zu lesen. Bücher und so. Wenn es in dem Tempo weitergehen sollte, werden das viele, aber wer weiß. Und das hier ein Lesetagebuch. Vielleicht.]