Nun hat vor zwei Tagen Michalis Pantelouris einen sehr lesenwerten Artikel geschrieben, der vor allem die Verlogenheit des WortesGutmensch darstellt. Das kann ich also lassen, hatte mir Ähnliches seit ein paar Tagen vorgenommen.
Ich gehe einen Schritt weiter - und das hängt ironischerweise damit zusammen, dass ich an gleicher Stelle ähnlich sensibel bin wie die
Und weil, wer Gutmensch oder Wutbürger sagt, Menschen und ihre Haltungen und Handlungen verächtlich macht, denen es darum geht, dass die Welt besser wird anstatt schelchter oder gleich schlecht zu bleiben, ist dieses Reden zutiefst rechtsradikal, mindestens aber reaktionär. Denn es geht ihm um eine Zementierung eines Zustandes, in dem wir uns nicht wehren gegen Willkür (Wutbürger) oder in dem wir Ungerechtigkeit hinnehmen (Gutmensch). Wenn ich diese Worte verwende, dann schwingt implizit in meinem Denken immer mit, dass ich diese Veränderungen nicht will, für die engagierte Demokraten stehen.
Dass es der Neurechten gelungen ist, mit Gutmensch und Wutbürger zwei ihrer Kampfbegriffe in den so genannten Mainstream sickern zu lassen, sehe ich -strukturell - mit Bewunderung. Die haben ihren Gramschi gelesen damals in der ersten Hälfte der 90er. Und sie haben weit besser als Linke damals verstanden, dass nur so die eigene Agenda langfristig durchgesetzt werden kann. Nur über die Veränderung von Sprache und damit Denken erlange ich heute nach und nach die Hegemonie, die notwendig ist.
Und darum sind Gutmensch und Wutbürger zwei der Worte (nicht die einzigen, aber die, die am sichtbarsten zurzeit sind), die eine Signatur des politischen Denkens und Koordinatensystems darstellen. Ich kann die beiden Worte nicht benutzen, ohne nach und nach ins rechte, wenn es "gut" läuft auch radikal rechte Fahrwasser der Neurechten (und der neurechten Intellektuellen) zu geraten.
Ähnliches gilt übrigens auch für das Wort vom Bildungsbürger, das die neue Rechte ebenfalls verächtlich zu machen sucht, aber es bisher nicht schafft, weil es eine lange liberale Tradition hat.
Darum diskutiere ich nicht über diese Worte und am liebsten auch nicht mit ihren Verwendern. Denn die radikale Rechte ist für mich nicht satisfaktionsfähig.