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25.6.24

Gen X

Offenbar, wenn ich das richtig gehört habe, gibt es einen lustigen Streit zwischen Millennials und Gen Z auf TikTok oder so. Mir egal, ich verstehe beide nicht. Abgesehen davon, dass meine Kinder dazugehören, die einen so, die anderen so. 

Aber vielleicht kommt so dieser Faden zustande, den ich gestern las. 

26.7.23

Barbie

Quarta hatte einige wenige Barbies. Die Liebste hatte keine, weil sie, genau wie meine Schwester von unseren, von ihren Eltern aus pädagogischen und politischen Gründen vor ihr bewahrt wurde. Deshalb konnte sie damit nur bei ihren Freundinnen spielen. Quarta hatte genau darum dann eine, als sie sich eine wünschte. Sie hat aber auch nicht soooo viel damit gespielt. Und sie ist trotzdem eine solide Feministin geworden und selbstverständlich queer.

Und: es könnte sein, dass in diesem Text irgendwie ein bisschen der aktuelle Film gespoilert wird. Weiß ich noch nicht genau, aber damit ich es hinterher nicht vergesse, sag ich es lieber gleich. Denn am Montag haben wir den Film als so ein Vater-Tochter-Ding gesehen. Spontan, im Kino in der Kleinstadt, war voll da, gar nicht so wenige Männer drin, und wir haben sehr, sehr viel gelacht. Meistens an den gleichen Stellen. Ich kicherte etwas mehr, sie lachte etwas doller hin und wieder. Jedenfalls.

20.5.23

Musik und Menschen

Vor sehr viele Jahren waren wir ein paar Mal bei den Sommerlichen Musiktagen Hitzacker, damals das interessanteste Kammermusikfest im Norden Deutschlands, inspiriert von Donaueschingen im Grunde. Letztes Jahr hat Constantin Stahlberg mit seiner Stiftung und seinem Kultur Gut Hasselburg ein neues Kammermusikfest gegründet, dessentwegen wir in den Freundeskreis eingetreten sind – und das dieses Wochenende seine zweite Auflage erlebt.

22.3.18

Konservative Revolution

Es gehört zu den merkwürdigen Legenden, die sowohl von linksliberalen Intellektuellen als auch von autoritären Rebellinnen immer wieder kolportiert werden, dass Intellektuelle in Deutschland eher links seien. Das war nie so, das ist nicht so, das ist nicht an sich schlimm, finde ich. Denn wie Robert Habeck in (wie er sagen würde) einem Blog wunderschön beschrieb, sind auch für Menschen, die sich eher links oder liberal verorten, konservative Intellektuelle oder Künstlerinnen inspirierend.

Bis in die 60er Jahre hinein stand der Mainstream, wenn es denn so etwas gibt unter Intellektuellen, in Deutschland eigentlich auch sehr konsequent und wirkmächtig rechts bis ganz rechts. Und eine besonders wirkmächtige Bewegung darin war die so genannte "Konservative Revolution", an die einige Autoritäre gerade wieder anknüpfen wollen (obwohl ich ehrlich gesagt eher davon ausgehen würde, dass Dobrindt und andere nicht wissen, woran sie anknüpfen, wenn sie diesen Begriff verwenden). Was mich an der rohen Sprache und dem unpräzisen Raunen einiger Intellektueller gerade in diesem Zusammenhang sehr beunruhigt, ist allerdings, dass die sehr expressionistisch geprägte (George!) Konservative Revolution der 20er und 30er auf Menschen, die für starke Gefühle im intellektuellen Diskurs ansprechbar sind, weit über Konservative hinaus eine hohe emotionale Sogwirkung haben kann.

Friedrich Gogarten

Mein wichtigster Lehrer im Studium hat mich beispielsweise mit Gogarten in Berührung gebracht. Der unter den brillanten Theologen des 20sten Jahrhunderts der war, den ich zur Konservativen Revolution zählen würde (und trotzdem wahrscheinlich der einzige seiner Generation, der Luther, speziell de servo arbitrio, verstanden hat, wie es in jeder Generation fast immer nur eine oder einen gibt). Und mich sehr in seinen Bann zog. Ich kann also (emotional) nachvollziehen, wie sich Menschen dieser Gewalt und gewaltigen Sprachmacht zuwenden, die immer Bestandteil der Konservativen Revolution ist und sein muss.
(Weshalb ich auch nicht wirklich besorgt bin ob des sprachlich armseligen Furors, den aktuell die sich revolutionär empfindenden Konservativen der Erklärung 2018 abbilden.)

Thomas Mann, selbst unverdächtig links oder liberal zu sein, hat ein wunderbares Buch geschrieben, das zwar formal über Musik geht - aber im Grunde von der Konservativen Revolution handelt. Im Doktor Faustus beschreibt er das faustische, teuflische an dieser Lust an der Brutalität. Ich habe das genaue Zitat beim Durchblättern in den letzten Jahren nicht wieder gefunden (und es kann auch sein, dass es gar nicht aus dem Buch selbst ist sondern aus seinem Essay über das Buch), aber in meiner (wahrscheinlich falsch erinnerten) Formulierung ist es mir eine wichtige Leitschnur geworden:
Wo die Altertümlichkeit der Seele auf die Hochfahrenheit des Geistes trifft, da ist der Teufel.

Ethnopluralismus

Davon sind wir noch ein bisschen entfernt, aber eher, weil der Geist derer, die da hochfahren, eher nicht so riesig ist bisher. Weil die großen Intellektuellen, auf die dieser Satz zutrifft, bis auf Sloterdijk verstummt oder tot sind. Und bisher nur kleine nachgekommen sind. Aber das Potenzial ist da, gerade wenn es sich mit der intellektuell brillanten französischen Spielart der Konservativen Revolution verbindet, dem Ethnopluralismus, der so elegant daherkommt, wo die Deutschen so martialisch wirken.

Meine Sorge ist, dass durch die Legende vom linksliberalen intellektuellen Mainstream die reale Größe und die emotional-intellektuelle Gefahr der rohen, revolutionären Konservativen übersehen werden könnte. Denn die Mehrheit der Intellektuellen war immer (sehr) konservativ.

Mein Zwischenfazit ist darum: Es lohnt sich sehr, sich mit den Intellektuellen der „konservativen Revolution“ der 20er/30er zu beschäftigen, die in ihrer (Thomas Mann würde sagen) Hochfahrenheit des Geistes so enthusiastisch waren. Ein großer Teil der Intellektuellen war auch die letzten 30 Jahre rechts - nur dass es nicht so eine Resonanz hatte. Aber Walser, Strauß, Sloterdijk, Bolz, alle die gab es schon. Und Doktor Faustus war faktisch über sie geschrieben.

Verrückt, wie aktuell mein liebstes Lieblingsbuch wieder ist.

16.4.12

Damit ist dann alles zur Urheberinnen- und Kulturdebatte gesagt

Ich mag Johnny Haeusler sehr und schätze ihn nicht nur online sondern auch als nachdenklichen und sehr auf der Erde gebliebenen Gesprächspartner (und einen der "digitalen Väter", mit denen ich mich am liebsten austausche, weshalb ich mich auf Tanjas und sein Buch sehr freue).

Und besser als alle anderen hat er nun den endgültigen Text zur Debatte um das Urheberrecht geschrieben, nach dem wir vielleicht mal anfangen können, über Inhalte anstatt über die Debatte zu sprechen. Außer dass ich keine Musik mache, trifft jeder Satz auf mich zu, teile ich seine Erfahrungen und seine Einschätzung so komplett, dass ich am liebsten nicht nur diesen Absatz zitieren sondern den Text komplett übernehmen würde:
Ich schüttle selbst oft genug den Kopf ob einiger Aussagen der Piratenpartei und teile viele der von dort wiedergegebenen Statements zum Thema genau: gar nicht. Doch selten war ich so erschüttert von der Qualität angeblicher Journalismus-Profis, wie in diesen Zeiten der Debatten ums Urheberrecht. (Ich heb dann mal ur | Spreeblick)
Aber noch lieber schicke ich euch einmal rüber zu seinem Text. Alle, die nicht sicher sind, ob die Verwerterinnen und einige der Urheberinnen, die sich in letzter Zeit kritisch zur Kritik am bestehenden Urheber- und Verwertungsrecht geäußert haben, nicht doch Recht haben, bitte ich, diesen Text einmal zu lesen. Sehr gerne möchte ich mit euch diskutieren. Mein Eindruck wäre, dass das Niveau mit Johnnys Text etwas angehoben werden könnte.

Denn was mich einfach so erschüttert an der aktuellen Debatte, ist neben einigen Positionen, die einige wenige Piraten vertreten, noch sehr viel mehr die aggressive Polemik vieler Kreativer und ihrer Verbände. Die übrigens tendenziell den ohnehin schon länger bestehenden Verdacht nährt, dass einfach echt schlecht informiert ist, wer in erster Linie seine Infos und sein Wissen aus den klassischen Medien bezieht.

15.4.11

Die hinkende Trennung

Karfreitag. Tanzen. Jedes Jahr die selbe Diskussion. Und jedes Jahr der selbe bigotte Eifer der gleichen Leute, die zwar eigentlich nie Tanzen gehen, es aber genau einmal im Jahr machen wollen.

Witzigerweise war es ja ein Liberaler, Friedrich Naumann, der die so genannte "hinkende Trennung" von Kirche und Staat 1919 erdacht hat. Und damit sind die meisten gut gefahren. Denn das Schutzgebot für Feiertage - um mal das aktuelle Beispiel zu nehmen - hätte auch nur so gefasst werden können, wie es heute für alle religiösen Feiertage gilt, die keine gesetzlichen Feiertage sind: Dass die Ausübung der Religion ermöglicht werden muss. Aber ohne Arbeitsfreiheit für alle. Die Diskussion hatten wir ja neulich in den 90ern noch mal bei der Einführung der Pflegeversicherung. Auch damals war die Diskussion ähnlich bigott. Denn der durchaus ernst gemeinte Vorschlag, den Pfingstmontag statt des Novembermittwochs zu nehmen oder besser noch die beiden (religiös überflüssigen) Weihnachtsfeiertage, erntete nur Entsetzen.

Ich persönlich bin ja dafür, alle kirchlichen und religiösen Feiertage aus den gesetzlichen zu streichen. DANN bin ich auch bereit, über die Anwendung dieser religiösen Feiertage im Alltag zu streiten. Also beispielsweise darüber, ob am höchsten christlichen Feiertag - dem Karfreitag - Alltag sein soll.

Nicht bereit, auch nur drüber zu reden bin ich aber, solange die gleichen, die Karfreitag laute Musik hören und feiern wollen, aber die vier freien Tage im wunderbaren Frühling nutzen und wollen und mögen.

Ihr könnt nicht das eine ohne das andere haben: wenn ihr eure Vorteile aus der Tatsache ziehen wollt, dass unsere Religion mal die Kultur dieses Landes prägte und darum immer noch Feiertagsprivilegien hat, dann müsst ihr auch in Kauf nehmen, dass ein, zwei dieser Tage mit Regeln verbunden sind, die ihr doof findet.

Ich hindere euch schließlich nicht daran, sonntags zu Shoppen oder eure Wäsche aufzuhängen. Selbst wenn ich das doof finde und es mich stört.



11.6.10

Irgendwie ist Fußball dann doch nicht egal

Ich war nie ein Fan. Jedenfalls kein richtiger. Als kleiner Junge war ich Rudi Kargus, aber auch nur, weil ich nur im Tor mitspielen durfte, wenn die sportlichen Jungs Fußball spielten. Und dann wurde ich - mit sieben - Bayern-Fan, weil der Typ in meiner Klasse, der echt Ahnung von Fußball hatte, Bayern-Fan war. Und HSV ging damals gar nicht. Trotz Kevin Keegan. Trotz Rudi Kargus. Und dann, ich war acht, war 1978. Ich kann mich an keines der Spiele erinnern, nur an die runden Karikaturen auf den Hörzuaufklebern und den Spruch "Rudi halt den Kasten sauber".



Meine erste WM war 1982. Wir waren im Schwarzwald und mein Vater und ich sind abends in die Dorfkneipe gegangen (und bei den großen Spielen ins Dorfgemeinschaftshaus in Bernau). Ich fand Uli Stielike gut. Ich sah den Betrug mit Österreich. Ich kotze über Rambo Schumacher. Ich fand Dino Zoff toll. Und habe mich irgendwie trotzdem gelangweilt.

Später war ich dann quasi St. Pauli Fan oder so. Denn HSV ging immer noch gar nicht. Die Jungs bei uns draußen in den Jeanskutten waren voll die Nazis, fanden wir. Zur WM 1986 gab es dann einen Farbfernseher bei uns zu Hause.

Von 1990 erinnere ich eigentlich fast nur das Fahnenmeer in Frankfurt. Komisch eigentlich. Aber ich war ja auch nie für Schland. Nicht dass ich Antideutsch war, aber es war mir egal. Und die haben einfach nicht gut gespielt. Ich war immer für die Dänen. Vor allem, als die Europameister wurden.

2006 war ich in Berlin, vor dem Brandenburger Tor, denn meine kleine Wohnung war fast direkt am Potsdamer Platz. Und ich war mit meinen beiden Großen in Hamburg im Stadion. Und ich war ganz sicher, dass ich das ganze nicht interessant finde. Und hab dann zum ersten Mal richtig oft Fußball geguckt. (OK, 2002, da war ich bei news aktuell, das sind die mit dem fußballverrückten Chef, da haben wir die asiatische WM immer im Büro geguckt und ich hab beim Tippspiel war gewonnen, aber andere Erinnerungen hab ich nicht daran.) War toll. Außerdem war ich da ja auch schon lange HSV-Fan. Ging inzwischen. Und Primus war schon Mitglied im HSV Kid's Club. Und es war Sommer. Und irgendwie toll. Wirklich. Viel besser als ich dachte. Da hab ich auch schon gebloggt, gibt es also Artikel zu im Archiv, muss ich mal wieder lesen.

Hab ich jetzt Lust auf die WM? Weiß nicht. Kein Twitteravater mit irgendwas für mich jedenfalls, kein Bekenntnis. Und - ganz ehrlich - finde ich es auch ok, dass Spanien Weltmeister wird und Schland spätestens im Viertelfinale ausscheidet.




Oder so. Macht nix. Aber ich guck ein paar Spiele mit meinen Jungs. Und darauf freu ich mich schon. Und auf den Spaß.

6.5.10

Ich bin mir nicht sicher

Ganz ehrlich: Mein erster Reflex war auch, dass das ja nicht sein dürfe, dass ein Berufsverbot aufgrund des Musikgeschmacks verboten gehört. Dass die Empörung, die leise durch mein Onlineumfeld grollt, berechtigt ist. Es wird immer dieser Beitrag der "Welt" verlinkt und kommentiert:
Zu viel Gewalt & Porno: Death-Metal-Sänger darf nicht mehr unterrichten
Thomas Gurrath war Referendar im Schuldienst des Landes Baden-Württemberg. Weil er mit seiner Death-Metal-Band Debauchery über Gewalt singt und pornografische Videos dreht, darf er nicht mehr unterrichten.
Und so weiter, lest es euch selbst durch. Ich kann mir zum konkreten Fall kein wirkliches Bild machen. Aber es bringt mich zum Nachdenken. Denn neben dem "liberalen" Reflex, dass den Staat als Arbeitgeber genau dieses nichts angehe, war sofort die Frage da, ob ich will, dass "so einer" meine Kinder unterrichtet. Nicht falsch verstehen: Meine Kinder haben genug schlechte Lehrer, die voll und genau dem bevorzugten Schema entsprechen, wie Lehrerinnen sein sollen in diesem Land. Und einer der drei wirklich guten Lehrer, die ich in der Schule hatte, war einer, der einen anderen Beruf gelernt hatte und ein abstruses Hobby pflegte. Mir geht es auch nicht um die (wie ich finde: in ihrere Revoluzzerattitüde sehr, sehr spießige) Musik. Oder die Texte. Und schon gar nicht um den im Welt-Artikel geschilderten auslösenden Vorfall, wenn er denn stimmt (Diskussion um Videospiele als Massenmordauslöser - da klingt es im Artikel so, als ob Gurrath sich so verhalten hat, wie ich es mir wünschen würde: offen und die Kinder zu Diskussionen ermutigend).

Aber bei Pornografie und bei Gewalt (auch in der spießigen Kunst) hört für mich der Spaß auf. Oder wie meine Süße sagen würde: Toleranz endet mit z. Ja, ich kenne aus dem Familienumfeld die Spießer, die sich für Punker halten, die Metaler, die das alles für einen Spaß halten, und so weiter. Und ja, manche davon sind liebe, nette, große Kerle, die vielleicht die Schule vernachlässigen, aber gute Krankenpfleger oder Gastronomen werden. Es sind also nicht die Vorurteile, die mir im Weg stehen, hier vom "Schweinestaat" zu murmeln, der Geschmack über berufliche Zukunft entscheiden lasse.

Es gibt eine Grenze. Das fängt imho bei Hasch an (und jeder, der sich auch nur ein winziges Bisschen mit dem Thema beschäftigt, weiß, dass das Problem nicht die Illegalität ist oder das Thema Drogen, sondern dass sich der Wirkstoff im Fett einlagert und in Stresssituationen freigesetzt wird, so dass in eben diesen Situationen auch ein Rausch entsteht, wenn jemand seit Jahren nichts mehr geraucht hat, anders als bei Alkohol, der abtransportiert wird), und endet sicher nicht bei Pornografie. Insofern kommt mir die im Artikel beschriebene Lösung gar nicht so absurd vor: Es wird offenbar ja gerade keine "nieundnimmer"-Position aufgebaut, sondern schon gesehen, dass sich Menschen ändern können.

Schulen sind in diesem Land weltanschauungsneutral, aber nicht werteneutral. Die Werte kann ich in Frage stellen. Ich kann mein Kind ja auch beispielsweise in eine Waldorfschule stecken, die ganz andere Werte hat als die Gesellschaft.

Ich bin mir nicht ganz sicher. Aber ich glaube, ich finde es gut, dass er nicht Lehrer wird erstmal.

3.2.10

Ich verstoße jetzt mal gegen Gassner's Law

Jaja, ich weiß: die größten Kritiker der Elche und so weiter. Und ja, ich weiß: Wer etwas für "typisch deutsch" erklärt, hat per se unrecht (das in etwa ist ja Gassner's Law). Trotzdem frage ich mich, warum es (1) quasi keine guten deutschen Rants gibt und (2) die Rantversuche solche Irritationen auslösen oder Menschen böse machen.

Ob es wirklich nur daran liegt, was Sebastian Keil, der es immerhin hin und wieder mit handzahmen Rants versucht, vermutet?


Mal ehrlich: Wenn man ein abgewogenes, zahmes Lüftchen wie das neulich von Nico Lumma über den Unsinn der ewig gleichen Diskussionen mit den ewig gleichen Diskutanten auf den ewig gleichen Klassentreffen als weit vorlehnen bezeichnet, was soll ich dann an Streitkultur erwarten?

Mit Sicherheit gibt es auch in diesem Land und in dieser Sprache Leute, gegen die ich ranten kann und trotzdem mit ihnen befreundet bleiben. Mark Pohlmann ist so einer, mit dem es geht, das böse Streiten verbunden mit gegenseitigem Respekt und Zuneigung. Aber wenn ich ansonsten immer Angst haben müsste, nicht mehr zum Captain's Dinner eingeladen zu werden, ein zerschnittenes Tischtuch zu hinterlassen oder einen Besen zu brauchen - dann macht Ranten einfach auch nicht mehr so viel Spaß. Denn wir sind ja alle die Guten. Und lieb. Das ist echt zum gegen Gassner's Law verstoßen.

Ja, Mimosen gibt es überall, auch in anderen Kulturen. Die haben eventuell Pech. Oder ich muss damit leben, dass sie mimotisch reagieren. Aber trotzdem würde ich mir manchmal - sagte ich ja schon öfter - ein lautes, beleidigendes, spaßiges, übertriebenes, karikierendes Ranten im Stil eines Loren Feldman wünschen. Und nicht immer nur diese Piep-piep-piep, was sind wir alle lieb Konsenskakke.

24.1.08

Jeff Jarvis: Wie und warum Unternehmen "social" werden müssen....

Nur in aller Kürze ein Zitat aus Jeff Jarvis' Blog, das er zum Auftakt des DLD am letzten Sonntag geschrieben hat. Dazu noch der Hinweis, dass "social" nicht sozial im Sinne von gut zu den Menschen meint, sondern sozial im Sinne von gemeinschaftlich und offen für andere Menschen. So ist es ja auch im Wort "Social Media" gemeint, das ich immer so unbedarft nutze, auch wenn es in Deutschland nicht voll verständlich ist.
Burda is the most social corporation I know. That’s no doubt because its chairman, Huburt Burda, loves people and playing host to them. I’ve been to dinners and parties from New York to Davos where he and his lieutenants bring together incredibly diverse and interesting bunches of people. They’ve just brought 1,000 people to Munich for their conference. I’ve seen that being a gracious host pay dividends to Burda. They bring in new ideas and talent and relationships. Most companies I know are not at all social. They live in their own buildings and worlds. Not just people are becoming more social. Companies must become social.
BuzzMachine » Blog Archive » The social corporation

Im Grunde beschreibt Jeff hier, was es bedeutet, den Gedanken von Open Source nicht mehr nur auf Software und auf Wissen anzuwenden, sondern auf die Unternehmenskultur. Das ist einen eigenen Post wert, aber leider nicht jetzt...

Heute in Madrid

Blogged with Flock

23.1.08

DLD08 Rückblick

Diese Woche bin ich nur unterwegs, heute in Brüssel, ab morgen in Madrid - und bis gestern auf dem DLD in München. Darum auch nur kurz ein erstes Resumee.

Ich hab den DLD am Montag internationales Familientreffen genannt - und das macht an ihm auch wirklich Spaß. Mal nicht (nur) mit den üblichen Verdächtigen zusammenzutreffen, sondern auch Leute mit Ideen, die sie wirklich umsetzen und von denen sie mit Begeisterung sprechen. Ähnlich wie Mark habe auch ich nur wenig vom "offiziellen" Programm mitbekommen, was eben daran lag, dass ich viele, viele gute Gespräche geführt habe und teilweise auch auf dem Boden sitzend arbeitete....



Aber die Mischung aus Web-Themen mit Kultur und der Kultur der Medien hat es mir wieder angetan. So saß ich in einem sehr spannenden Panel zu räumlichen Künsten (irgendwie so würde ich es zu beschreiben versuchen) und habe unter anderem versucht, den extrem anregenden Ausführungen des Komponisten Hector Parra zu folgen, der sein Modell der räumlichen Musik erläuterte. Und ich habe dabei gemerkt, dass es eben doch schon fünfzehn Jahre her ist, seit ich mich intensiver mit zeitgenössischer Musik beschäftigt habe.

Oder der begeisternde, wenn auch etwas effekthaschende Vortrag von Shai Agassi über den Versuch, Israel vom Öl loszubekommen - zumindest für den Verkehr.

Für mich ist der DLD weiterhin die inspirierendste Tagung, die ich besuche. Und gut, dass sie gleich am Anfang des Jahres ist.


Blogged with Flock

11.11.07

Wochenendende



Gestern ein langer Tag draußen (glücklicherweise - heute war ja, wie jedes Jahr zwischen dem 10. und dem 15. November der erste Schneetag in Hamburg), den Garten winterfest machen, noch einmal den Rasen mähen, Laub einsammeln und so.

Heute dann Familienfeier bei uns, obwohl wir nicht "betroffen" waren. Aber es war auch nett und nicht nur anstrengend...

Dass ein italienischer Freund meine Weinwahl für heute abend gutheißt, freut mich. Also noch schnell die Kinder ins Bett und dann die Füße hochlegen.

30.10.07

Teufelszeug

Ja, ich weiß - für Katholiken mag es kaum einen Unterschied machen, weil beides Teufelszeug ist. Aber für uns Evangelen, erst Recht für einen orthodoxen Lutheraner wie mich, ist morgen nicht etwa dieser komische irische Totentanzdingens sondern Reformationstag. Zwar haben wir nicht mehr frei und ich bin auch stressig unterwegs, aber es ist doch immerhin der 490ste Jahrestag des faktischen Auftakts zur Reformation.

Aber weil ich zwar Fundamentalist bin aber nicht weltfremd, dürfen meine Jungs (naja, die beiden großen zumindest) trotzdem auf die Partys gehen, die die Heiden rund um diesen anderen Kommerzkram veranstalten. Sagen, was wir davon halten (also nicht von ihrem Partygehen sondern vom Anlass der Party), tun wir dennoch.

11.10.07

so wie alle

mach ich dann auch mal den Test, was ich denn sei. Und komischerweise stimmt das auch bei mir.

Egoload - Innovativer Denker


via - wie alle anderen es schreiben - alle anderen Blogs...

3.10.07

dritter Oktober

Was für ein zufälliger Zufall, dass ich gerade gestern meiner impertinenten Gleichgültigkeit der deutschen Einheit gegenüber einen Beitrag gewidmet hatte. Denn es ist ja wirklich so, dass mir dieser Feiertag gerade jetzt, wo wir alle angeschlagen sind, sehr zu Pass kam, aber ich mit ihm nichts verbinde.

Dabei weiß ich noch genau, wie ich ihn damals vor 17 Jahren erlebt habe:

Ich war auf einer Sommerakademie der Studienstiftung des deutschen Volkes in Molveno im Trentino. Und nahezu allen von uns, so unterschiedlich wir waren (wir hatten im Grunde kaum mehr gemeinsam als dass man uns allen immer wieder erzählte, dass wir die kommende Elite dieses Landes seien), ging die Feier und das Feuerwerk daheim am Allerwertesten vorbei. Wir saßen am Ufer des Sees und hatten ein paar Flaschen Hauswein und etwas Grappa dabei, vielleicht waren wir an dem Abend auch oben auf der Hotelterrasse geblieben. Einige von uns Jungs haben Barbershop geprobt. Es waren zwei tolle Wochen.

Was ich witzig finde, ist, dass auch die wenigen Teilnehmer aus der DDR (als wir losfuhren, gab es die ja noch) da nicht euphorischer waren. Im Gegenteil, kam es mir sogar vor.

Heute haben wir nun ganz standesgemäß auf dem Fahrrad in einem Naherholungsgebiet verbracht, dass wir der deutschen Einheit verdanken - denn der Truppenübungsplatz Höltigbaum war ja nun nicht mehr nötig.



Die Pause hat Quarta verschlafen. Und Tertius war gar nicht erst dabei, sondern mit einem Freund unterwegs. Und abends dann Vacherin aus dem Ofen mit selbst gebackenem Baguette und ein paar Pfifferlingen. Nun aber Sauna...

7.6.07

Cicero

Latein wird ja in dem Moment spannend, in dem man die holperige Sprache Caesars hinter sich lässt und über das Kleine Latinum hinaus kommt. Elegante Reden von Cicero, Lyrik von Horaz und anderen. Ich hatte außerdem einen Lehrer, der brillante Stehgreifreden in gutem Latein halten konnte.

Cicero haben wir recht viel gelesen damals. Und jetzt habe ich es wieder getan - allerdings nicht auf Latein, das kann ich nicht mehr gut genug. Robert Harris hat einen faszinierenden Roman über Ciceros Aufstieg ins Konsulat geschrieben, mit dem eleganten Kunstgriff, Ciceros Sekretärsklaven als Ich-Erzähler auftreten zu lassen. Ohne dass ich mich in den letzten Jahren wirklich und intensiv an Ciceros Reden hätte erinnern können, kam mir das alles wunderbar vertraut und bekannt vor. Es war ein merkwürdiges Gefühl, aber schön, es hatte was von nach Hause kommen.

Und da Harris' Buch gefällige Alltagsliteratur ist, ging es schnell und entspannt. Sein erstes Römer-Buch (Pompeji) habe ich mir nun im Original als Audiobook vorgemerkt und werde es mit meinem Abo Mitte des Monats einlösen...

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23.2.07

In the future everyone will be world-famous for 15 minutes

Laut Wikiquote ist dies die originale Formulierung von Andy Warhol, die so oft halb richtig zitiert oder abgewandelt wird, wenn von den kulturellen Implikationen des Web 2.0 die Rede ist.



Gestern von 20 Jahren ist er an den Folgen seiner Gallen-OP gestorben.



Ich weiß nicht, woran es liegt - aber auch bei Warhol ist es so, dass ich zu dem, was ich über ihn und von ihm an Theorie gelesen habe, mehr Zugang hab als zu seinem Werk. Ähnlich geht es mir mit viele Ikonen des letzten Jahrhunderts, Beuys beispielsweise und Nono. Einzig mit Ligeti war es immer anders, zu dessen Musik habe ich sofort gefunden, allerdings habe ich ja sowohl ihn als auch einige seiner (spannenden) Hamburger Schüler kennen gelernt, als ich mich noch intensiver mit aktueller Musik beschäftigt habe.




Was mich fasziniert, ist, wie sehr sich die Utopien und Vorhersagen emanzipatorischer Medien- und Kunsttheoretiker des letzten Jahrhunderts in dem spiegeln, was ich in meinem Umfeld mit den Möglichkeiten dieses Mitmachwebs erlebe. Und wie gleichzeitig das passiert mit all dem immer noch existenten Megafonkram.



Obwohl latent ausgelutscht, illustriert dieses Zitat von 1968 doch sehr gut, wie sich in einem vierzigjährigen Prozess (und nicht etwa in einer Revolution) mindestens in einer (auch für uns Kommunikatoren) spannenden Subszene die pyramidale Kultur in eine kleinteilige, demokratischere, eher in Wolken organisierte gewandelt hat.



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3.1.07

Welcome to the Pleasure Dome

Oder auch: Willkommen im Jahr 2007. Denn manchmal denke ich ja, dass ich etwas zu bösartig zu den lieben Kollegen von den Altmedien (auch "Mainstream Media" genannt) bin, wenn ich ihre Zukunftsfähigkeit in Frage stelle. Und dann überholen mich herausragende Vertreter dieser Medien mit ihrer Analyse gnadenlos und ich fühle mich zahm und viel zu konsensuistisch.

Nehmen wir mal Birand Bingüls Kommentar in den Tagesthemen oder auch den von Stefan Kornelius in der SZ. Die passende Antwort hat der begnadete Sascha Lobo in einem Kommentar bei Stefan Niggemeier parat. Unbedingt lesen! Kostprobe? Hier, nach einem Exkurs über die Bronzezeit:
Dieses an den Haaren herbeigezogene Beispiel zeigt Dir, Sascha, dass sich die Kultur, der Sinn des Lebens nebenbei gesagt, scheidet in die Kulturtechnik und die Inhalte. Solltest Du sie je wieder verwechseln, diese beiden Zwillingsschwestern, so darfst Du nur noch Spinettmusik von Wachstrommeln hören und musst fortan ein Handy mit Dieselantrieb benutzen und SMS in Fraktur schicken - mit anderen Worten, Du wirst zum Vollkornelius und taumelst besinnungslos zwischen den Symptomen, Techniken, Ursachen, Wirkungen und Blüten der Neuzeit umher, mal hierdran riechend, mal dortdrauf spuckend, auf jeden Fall aber distanzlos die technische Oberfläche für das Mass aller Dinge haltend.