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8.7.15

Scharlatane kann ich nicht mit Dünnsinn vertreiben

Ich habe mich sehr über Thomas Armbrüsters Gastbeitrag im Pressesprecher geärgert, in dem er gegen Authentizität in der Führung wettert. Er ist ja fast genau mein Alter und ebenfalls Norddeutscher, also in einer ähnlichen ideologischen Großwetterlage aufgewachsen wie ich (allerdings legt sein Lebensweg nahe, dass er am exakt anderen Ende des Spektrums akzeptabler eigener Interpretationen dieser Wetterlage lag als ich), was deshalb wichtig ist, weil ich prinzipisch nachvollziehen kann, wogegen er wettert, weil ich ungefähr die gleichen Trends und Deformationen miterlebte und sah.

Das vorweg geschickt also.
Was es nicht besser macht.

Armbrüster konstatiert gleich zu Anfang:
Überall hört man den Ruf nach Authentizität. ... Er ist ein Irrweg der Personal- und Führungskräfteentwicklung und kann zu einem Mangel an Professionalität und Integrität führen.
Und das ist im Kern das, was er dann länglich ausführt.
Und das halte ich für totalen Unsinn.

Im Grunde könnte ich auf meinen Blogpost vom Februar 2009 verweisen, in dem das meiste zum Missverständnis rund um Authentizität bereits gesagt ist. Kernsatz damals war - und stimmt meines Erachtens bis heute:
Ich denke, dass oft Authentizität mit Unmittelbarkeit verwechselt wird.
Was Armbrüster im Verlauf seines komplett polemischen Textes fast glossenartig ausführt, beruht auf einer mich bei ihm wirklich sehr überraschenden Fehleinschätzung, was denn authentisch, was denn Authentizität sei.

Ich teile seine Polemik gegen die Scharlatane der Beratungsbranche,
die mit eben derselben Verwechslung sehr viel Schaden bei unbedarften Menschen anrichten, die führen wollen/sollen/müssen und ihre Hilfe suchen. Nur: "sei authentisch" heißt eben nicht "sag immer direkt, was du denkst". Es heißt nicht einmal "sei ganz du selbst" oder referenzierte gar auf einen (ja, da hat Armbrüster Recht, absurden) "inneren Wesenskern". Das ist Vulgärbiologismus, ja.

Ich kann es nur noch einmal betonen: Authentizität hat sehr viel mit Kultur und sehr wenig mit Natur zu tun. So wie Professionalität und Integrität. Wikipedia ist sicher in einer kulturphilosophischen Debatte nicht die seligmachende Quelle, aber dennoch lohnt ein Blick auf den Artikel zur Authentizität, um deutlich zu machen, wie sehr und wie ideologisch Armbrüster den Begriff für seine Bedürfnisse verbiegt und manipuliert.

Ich halte das, was und wie Armbrüster argumentiert, für unredlich, wirklich - und darum ärgert es mich so. Er zeichnet ein Zerrbild von Authentizität, das, wäre es richtig, ja auch tatsächlich grauenvoll wäre. Und begründet damit, warum es aus dem Vokabular von Führung getilgt gehörte. Dabei gehörte nur das Zerrbild, nur die Scharlatanie getilgt, denke ich.

Vielleicht bin ich deshalb so emotional in dieser Frage, weil ich in den letzten Jahren eher die angelsächsische Diskussion verfolgt und mitgestaltet habe. Als wir Edelman Digital aufbauten, nannten wir unser Blog Authenticities (gibt es nicht mehr). Bei Cohn & Wolfe, deren Geschäft ich in Deutschland führe, haben wir eine groß angelegte Untersuchung und Position zu Authentic Brands. Interessanterweise habe ich wenige der Verzerrungen, die Armbrüster einerseits kritisiert und andererseits fortschreibt, in der englischen Diskussion gesehen bisher.

Mir ist Authentizität gerade in der Führung wichtig.
Wiederum ebenso wie Professionalität und Integrität - ich kann da, wenn Authentizität richtig verstanden wird und nicht mit Unmittelbarkeit verwechselt, keinen Widerspruch sehen. Sicher - ich kenne auch authentische Führungskräfte, die nicht professionell sind (oh ja) oder/und nicht integer. Allerdings sind selbst die besser zu ertragen, wenn sie wenigstens authentisch sind.

Im Bereich Führung - anders vielleicht als im Bereich Marketing/Kommunikation - scheint mir Authentizität einer der Schlüssel für Berechenbarkeit zu sein und dafür, dass ich als Führungskraft von denen, die ich führe, "gelesen" werden kann. Was beispielsweise nicht geht, wenn ich unmittelbar bin, weil das oft  - logischerweise - erratisch ist. Wenn bei einer Führungskraft eine Linie zu erkennen ist, hängt das nach meiner Erfahrung sehr oft damit zusammen, dass sie authentisch handelt.

Authentisch kann nur sein, wer ein Werte- und Haltungssystem für sich entwickelt hat, wer eine Linie gefunden hat. Siehe im oben verlinkten Blogpost meine These, dass Kinder nicht authentisch sind sondern eben nur unmittelbar. Authentisch sein, heißt nicht, alles rauszulassen, was mir in den Kopf kommt oder auf der Leber liegt, sondern ein konsistentes Bild von mir zu schaffen, das mit meinen Werten und meiner Haltung zu tun hat. Darum können auch Arschlöcher authentisch sein. Auch, wenn das dann nicht professionell ist. Und darum gehört zu professionellem Führungsverhalten immer auch Authentizität. Im Gegensatz zu Armbrüster formuliere ich also (und in Anlehnung an seine Polemik auch etwas polemisch) -

Wer glaubt, ohne Authentizität und ohne Arbeit an authentischem Handeln 
professionell führen zu können, irrt. 
Und scheitert als Führungskraft. 
Total.




(Allerdings ich bin ja auch nur Praktiker und nicht Theoretiker oder Berater in diesen Fragen...)

12.2.15

Dies ist die Stunde der PR

(english summary below as a tl;dr)

In der Tat. Der Gedanke hinter native advertising ist charmant. Und richtig. Ebenso der Gedanke hinter Content Marketing. Der Gedanke, dass es doch möglich sein müsste, (Marketing-, Werbe-) Botschaften so in Apps, Games, Medienangeboten, Netzwerken unterzubringen, dass sie quasi "natürlich" daher kommen (was eigentlich ein beknacktes Wort ist, weil es suggeriert, menschengemachte Technik sei der Natur und ihren Gesetzmäßigkeiten ähnlich, was ja auch kein Wunder ist, wenn ich den Kontext bedenke, aus dem das Wort stammt, aber das ist eine andere Geschichte). Dass sie sich, um es präziser zu formulieren, so in ihre Umgebung einfügen, dass sie von den Nutzerinnen als Teil des Angebots wahrgenommen werden und nicht als Störenfriede.

Nun haben wir ungefähr ein Jahr Experimente mit so was hinter uns.
Und die sind sehr ernüchternd. Ehrlich gesagt, war ich tatsächlich gespannt, was den Kolleginnen so einfällt rund um native advertising. Und raus kam entweder das, was wir früher Schleichwerbung genannt haben (und was nicht funktioniert, mal die rechtlichen und/oder ethischen Fragen außen vor) - oder schlecht kaschierte Advertorials, die ihre Wirt beschädigen. Trauriges Beispiel ist die Computerwoche mit ihrem Business Expert Circle. Auf der Startseite ist noch nicht mal das minikleine Wort Anzeige zu sehen, das auf der Detailseite im Header steht aber kaum als dazu verbunden wahrgenommen wird. Native eben. Problem ist (neben allem anderen), dass die Qualität - sprachlich, argumentativ etc - teilweise so schwach ist, dass die native advertising-Artikel tatsächlich nicht etwa als natürlich im redaktionellen Content eingebunden daher kommen. Sondern so stark abfallen (aber nicht als Fremdcontent erkennbar sind), dass die geneigte Leserin am Verstand der Redaktion zu zweifeln beginnt. So zerstört der Parasit den Wirt, um in der Naturmetapher zu bleiben. Die Implosion von YouTube-Vermarktungsnetzwerken wie Mediakraft ist da nur ein weiteres Symptom.

Oder Magazine wie Curved (E-Plus) oder Featured (Vodafone), die versuchen, mit einer Art Wohlfühljournalismussimulation native daher zu kommen, offenbar auch Traffic ziehen durch sehr gute Performance in Suchmaschinen (zumindest bei Curved, Featured ist dafür noch zu jung) und einer gelungenen Vermarktung des Contents (weshalb sie getrost als Beispiel für Content Marketing herhalten dürfen), aber doch so glaubwürdig sind wie es andere Wohlfühljournalismussimulationen schon immer waren.

Beide Ansätze sind bestimmt kurzfristig erfolgreich, wenn ich die richtigen Key Performance Indikatoren zu Grunde lege. Dass sie beim Brand Building (also Marketing) helfen, bezweifele ich.

Dabei finde ich es richtig - um das klar zu sagen -, dass Kommunikatorinnen versuchen, das Problem zu lösen, dass ihre Botschaften und die Art, wie sie präsentiert werden, als störend und irrelevant empfunden werden von zu vielen, die sie erreichen wollen mit eben diesen Botschaften.

Und darum: Ich teile die Idee hinter Native Advertising und Content Marketing.
Aber ich glaube an eine andere Lösung für das Problem. Call me naiv, aber ich glaube an mehr Intelligenz und Substanz. Ich glaube an Argumente und nicht an Relevanzsimulation. Und darum gehe ich zurück in die PR.

Denn moderne, zeitgemäße PR ist die richtige und nachhaltige Lösung für die Herausforderungen des Marketings in der Zeit nach der kurzen, knapp 175 Jahre langen Zwischenepisode der Massenmediendominanz. Etwas holzschnittartig geht es eben nicht darum, Geschichten zu erzählen oder zu tun - sondern in den Geschichten der Menschen vorzukommen.

Wer nur Botschaften weniger störend, mehr native, präsentieren will, wer nur diese Botschaften über eigenen Content besser vermarkten will, hat das, denke ich, nicht verstanden.

______

tl;dr Native Advertising sucks. Content Marketing fails. PR is it.


13.2.14

Ihr Medienbranchen-Jammerlappen

Mein Gott habe ich mich geärgert über die
die ich Montag in der HuffPost lesen musste. Darüber, wie die Generation Y den Arbeitsmarkt revolutionieren wird.

Eigentlich wollte ich direkt nach dem zweiten Absatz aufhören zu lesen, in dem dieser bemerkenswerte und historisch ungebildete Satz steht:
Und haben sich so den Spitznamen "Generation Y" eingefangen - weil sich Y im Englischen wie das Fragewort "Why" spricht.
Nein, lieber Tobias Fülbeck, sie heißt so, weil sie die Generation nach der Generation X ist und weil das Y nach dem X kommt. Aber wahrscheinlich hast du Douglas Couplands Bücher nie gelesen (darum hier der Link auf den Wikipediaartikel über diesen Autor) und nie die Kohlzeiten und die Reaganomics erlebt.

Und auch sonst ist mir nicht ganz klar, wo der Kollege lebt und arbeitet. Und ob er schon jemals in einem Unternehmen war. Oder Leute aus - sagen wir mal - Versicherungen oder Sanitärfachbetrieben kennt. Oder ist es mit diesem "die Generation Y wird alles revolutionieren" Gesülze vielleicht so wie damals mit der "Generation Praktikum", die es außerhalb der Gruppe von Menschen, die was mit Medien machen wollten, nicht gab? Die also zwar von Medienschaffenden nicht erfunden wurde, aber aus ihrer individuellen Erfahrung unzulässig für die auch auf andere zutreffende Realität gehalten wurde?

Jedenfalls wird dann ein Popanz aufgebaut, den es schon lange nicht mehr gibt. Um ihn mithilfe der Generation Y dann scheinbar umzubringen, obwohl er schon lange tot ist. Lustiger rhetorischer Trick. Aber irgendwie auch billig.
Die Bewerbungsgespräche der Zukunft werden anders verlaufen. Arrogante Bemerkungen wie „Warum sollten wir bitte ausgerechnet Sie in unserem Unternehmen einstellen?“ können nach hinten losgehen. 
Ach nee. Wer stellt denn solche Fragen? Dass sich hier was geändert hat, hat ja nun wirklich nicht mit dieser neuen Generation zu tun - sondern eher damit, dass schon die 68er und die Generation X dies nicht mehr ertrugen. Und beide heute die Vorgesetzten stellen.

Ähnlich ist der Bullshit, den Fülbeck über den angeblichen Bullshit von der Work-Life-Balance schreibt.
Die Mitarbeiter werden sich ihren eigenen Stundenplan machen. Sie haben kein schlechtes Gewissen, wenn sie auf der Arbeit mit ihren Eltern telefonieren oder wenn sie mittags zwei Stunden joggen gehen. Die Arbeit wird nachgeholt. Und sie bestimmen wann.
Ja, Hammer aber auch. So ist das in Bürojobs im Umfeld von kreativen Branchen und im Vertrieb schon immer oder zumindest schon lange. Und meine Freundinnen, die bei Versicherungen arbeiten oder Handwerkerinnen sind, lachen über diese Idee. Ob Fülbeck weiß, an wie vielen Arbeitsplätzen in Deutschland es weder einen Internetanschluss gibt noch ein Telefon? In vielen Bereichen hochgradig arbeitsteilig gearbeitet wird oder die Kundinnen den Takt bestimmen und nicht die Chefin? Hat Fülbeck jemals irgendwas gesehen außerhalb Schule, Uni und was mit Medien?

Und dann die - wie nannte es Tapio oben so schön - Klischeekakke.
Nicht geschimpft ist schon gelobt – mit diesem Motto werden Führungskräfte in der Zukunft scheitern. 
Glaubst du ernsthaft, die Tatsache, dass dieses Motto seit rund zehn Jahren Führungskräfte en gros scheitern lässt, liegt an euch Jungen? Echt? Naja, du glaubst ja auch, wir haben euch "Y" genannt, weil es so schön nach "Warum" klingt. Hihi.

Was mich am meisten anwidert irritiert (jetzt mal abgesehen von den positiven Resonanzen, die ich zusammen mit indifferentem Link-Geteile gesehen habe) an dem Geschwurbel, das dann noch folgt, ist das Pathetische, mit dem die Realität in - siehe oben - Firmen mit kreativnahen Bürojobs, wie sie seit Jahren oder gar Jahrzehnten besteht, als glorreiche Zukunft beschrieben wird. Geht's noch? Das ist nicht die Zukunft, auf die wir Alten uns aufgrund einer verwöhnten, anspruchsvollen "Premium"-Generation einstellen müssen. Sondern das ist das Bett, das wir erkämpft haben und in das ihr euch legen könnt. Wenn wir euch mit eurer Anspruchshaltung darin haben wollen und nicht lieber unsere Firmen schließen, bevor die Heipopeis sie kaputt machen. Oder so. Aber genau das hat auch die Generation meiner Großeltern (für die von euch, die lesen können: das waren die, die als junge Erwachsene aus dem Krieg kamen und von denen man sagt, sie hätten dieses Land wieder aufgebaut, was aber nur die halbe Wahrheit ist, aber das ist eine andere Geschichte) über die Generation meiner Eltern gesagt und erst Recht über meine. Kann also alles noch werden.

Und irgendwie habe ich darum auch keine Lust mehr, mich mit den weiteren vielen Allgemeinplätzen zu beschäftigen, die der Autor dann noch hinterherschiebt. Die Hälfte ist bereits Realität, die andere Hälfte wird auf den größten Teil der Menschen nie zutreffen, weil sie nicht in dieser was mit Medien Blase gefangen sind.

Nur zwei Dinge noch.

1. Wer glaubt, Alumni-Dingens seien was Neues. Oder glaubt, entspannte Trennungen in der Arbeitswelt und Selbstbewusstsein von guten Leuten sei etwas, das überraschend wäre. Ist. Etwas. Dumm.

2. Es ist das Privileg der Pubertät, alles selbst zu entdecken, was andere vorher auch schon entdeckt haben, und es für neu und bahnbrechend zu halten. Es ist sogar wichtig, dieses in der Pubertät zu tun. Wenn jemand dann erwachsen wird, reflektiert sie dieses Erleben und Entdecken mithilfe dessen, was gut dokumentiert vorher war. Ordnet sich ein in die Geschichte, findet den gegenwärtigen Ort. Was nichts mit Ruhe und Zufriedenheit zu tun hat sondern nur damit, die Krümmung der Lernkurve zu steigern. Das ist ja auch der vielleicht wichtigste Aspekt des "Erwachsenwerdens". Niemand zwingt irgendwen erwachsen zu werden, siehe Neo. Aber dann beschwert euch nicht, wenn euch auch niemand so behandelt, als wäret ihr erwachsen.


10.4.13

Kopf hoch, tanzen

Jetzt hört mal auf zu Jammern. Maybe oder YOLO oder was weiß ich. Legt mal diese alberne Neon-Pose ab. Ihr seid ja schlimmer als die Generation meiner Eltern, die auch nicht erwachsen werden wollte und zig Berufsjugendliche hervorgebracht hat.

Ich hab ja oft über diese Generation geschimpft, die sich Y oder YOLO oder Millennials nennt. Was mich aber am allermeisten stört: Das weinerliche, jammernde Ausschauen nach einem Schlaraffenland (googlet das, wenn euch das nichts mehr sagt). Dafür gibt es keinen Grund, also für das Jammern jetzt. Für die Scheu, sich zu entscheiden.

Aus einem nun schon etwas längeren Leben kann ich euch berichten: Das Leben ist toll oder kann es sein. Und keine Entscheidung, kein Job, kein Haus ist für die Ewigkeit. Nicht mal ein Studium oder eine Ausbildung. Was habe ich allein schon alles gemacht an Berufen. Und was haben alle die Leute in meinem Alter, die ich kenne, alles schon gemacht. Na und? Mein abseitiges Studium würde ich immer wieder machen, und sei es nur für mich. Aber ich dachte danach auch nicht, ich sei jetzt fertig und könnte irgendwas außer studieren.

Ich weiß nicht, was es ist, das die von euch, die da rumjammern, von den anderen, die da richtig ranklotzen oder ausruhen oder Feierabend machen oder Kinder bekommen oder Bücher schreiben oder eine Firma gründen oder so, unterscheidet. Mein Verdacht ist: Ihr erwartet zu viel Kribbeln. Und zu viele gebratene Tauben.
Mich macht das wahrscheinlich auch deshalb so emotional, weil die ersten meiner Kinder gerade an der Schwelle sind, die erste echt wichtige Weiche selbst zu stellen. In gut zwei, drei Jahren sind sie aus der Schule raus. Und müssen einen ersten Weg einschlagen. Selbst wenn der nicht für ewig oder nur für lange ist.
Ich finde es super, wenn jemand klare Erwartungen und Ansprüche ans Leben und Arbeiten hat. Und ich finde es auch ganz klar, dass "wir Unternehmen", "wir Chefs" darauf hören. Von euch lernen, was euch wichtig ist. Und das auch machen, also das Hören, ohne gleich zu denken, dass ihr doof seid (jaja, ich weiß, manchmal tue ich so, als ob ich euch doof fände, aber pssst, das stimmt eigentlich nicht, auch wenn ich mich manchmal über euch ärgere). Und uns auch, denn es gibt irgendwie nicht so viele von euch, auf euch einstellen, vieles ändern an dem, wie wir arbeiten, wenn es sein muss.

Nur: Wenn ihr jammert, wie dieser Volontär bei Springer in diesem von so vielen von euch verlinkten Artikel in der "Welt", dann verstehe ich euch nicht. Optionen und Auswahl ist doch irre. Dann macht was. Und wenn wir euch nicht gefallen, geht ihr wieder. Wenn ihr so toll seid, wie ihr glaubt, dann habt ihr doch die Option zu gehen. Wenn wir euch aus eurer Komfortzone zu treiben versuchen (um mal dieses Modebuzzwortdings zu verwenden) und euch das zu anstrengend oder doof ist, dann geht halt. Erlebe ich auch immer wieder. Ist auch ok, warum nicht. Macht eure Erfahrungen. Aber jammert nicht rum.

Um noch einmal auf meine lange Erfahrung mit diesem Leben, das ihr nur einmal leben wollt, zurückzukommen: Es kann toll sein - aber nicht immer. Es gibt auch mal Durststrecken. Auch im Job. Es gibt auch mal Chefs, die etwas von mir wollen, was ich doof finde. Und es gibt immer wieder die Erfahrung zu machen, dass das nicht automatisch tatsächlich doof ist, nur weil ich das dachte. Manchmal ist es selbst auf dem Ponyhof anstrengend, fragt mal meinen Sohn, der verbringt da viele Stunden in der Woche. Und verzeiht mir, dass ich so klinge wie euer Vater. Vielleicht ist der allerdings auch nicht so doof.

Mein Eindruck, wenn ich mit anderen Chefs in meinem Alter spreche, ist manchmal, dass einige von uns es sich und euch zu leicht machen. Und dass einiges von eurer Unzufriedenheit (wenn die denn das Problem sein sollte) daher kommen könnte, dass wir euch nicht genug fordern. Euch nicht genug antreiben. Euch nicht genug quälen mit dem, was wir von euch und mit euch wollen. Lustigerweise höre ich das auch immer wieder von Leuten in meinem Alter: dass sie euch irgendwie mal schütteln wollen würden, damit ihr euch etwas schneller bewegt. Oder euch mal ausdenkt, wo ihr hinwollt oder was ihr wollen könntet. Egal, ob das dann sofort was wird. Oder euch bewusst macht, was ihr noch lernen könntet, wenn ihr wolltet. Sogar von uns.

Kurz nachdem ich vor zwanzig Jahren geheiratet hatte, gingen viele Beziehungen in unserem Bekanntenkreis in die Brüche. Und ganz oft hörten wir als Grund, es habe nicht mehr gekribbelt. Es ist also keineswegs so neu, was ihr fühlt und erlebt. Da sind wir alle durch. Wir waren mehr als ihr und haben, auch die gut ausgebildeten und intelligenten Akademikerinnen, mehr darum kämpfen müssen, die ersten Chancen im Beruf zu bekommen. Aber das ist auch der einzige Unterschied.

Und darum nehmt mal den Kopf hoch. Oder, wie es Kurt Marti sagte: "Wo kämen wir denn hin, wenn alle nur sagten, wo kämen wir hin, und keiner ginge, um nachzusehen, wohin man denn käme, wenn man denn ginge".

14.10.11

Ist Leistung Arbeit mal Zeit?

Als ich vor über 15 Jahren aus dem Studium in den Beruf ging, hatte ich bereits ein erstes Kind, denn Primus wurde genau während meines Prüfungsmarathons geboren. Vielleicht war ich darum von Anfang an auch etwas sensibler für die Frage, wer wann wo seine Aufgaben und ein bisschen darüber hinaus gemacht hat.

Die Jahre als Journalist und Moderator waren ja ohnehin von unregelmäßigen Arbeitszeiten (und vor allem von einer Sendung am frühen Sonntagmorgen) geprägt, so dass es immer eher darum ging, die Aufgaben und Ideen voranzubringen als auf den Sessel zu pupen.

Später war ich auch in anderen Unternehmen. Auch mal in einem, in dem der eine oder die andere dazu neigte, Leistung als "Arbeit mal Zeit" zu definieren und nicht - physikalisch korrekt - als "Arbeit pro Zeit". Das habe ich nie verstanden. Und nie mitgemacht. Der Abnabelungsprozess begann bei mir, als es nicht möglich war, mal längere Texte und Präsentationen im Café oder zu Hause zu schreiben, sondern ein ruhiger Ort im Büro zu suchen war. Es war nicht der Grund, dass ich da weg ging, aber der Anlass, darüber nachzudenken.

Immer wieder habe ich Unternehmen und Agenturen erlebt, in denen es als Führungsstärke galt, möglichst als erste und als letzte am Schreibtisch zu sitzen. Meine Meinung (und auch Erfahrung inzwischen) ist das glatte Gegenteil: Wer als Führungskraft nicht mit gutem Vorbild vorangeht, ist keine Anführerin. Und gutes Vorbild heißt, dass es atmende Arbeitszeiten und zielführende Arbeitsorte gibt. Auch mal 15, 16 Stunden, wenn es sein muss, aber nicht als Normalzustand. Die Kinder morgens und abends sehen, dafür halt um 21.30 Uhr noch mal Mails schreiben oder über die Präsentation gehen. Den ersten Schultag der Kinder miterleben. Das Wochenende in der Regel als Familienzeit gestalten.

Und eine gewisse Flexibilität. Gerade im hektischen Agenturgeschäft ist es auch mal wichtig, einen längeren Text oder einen längeren Gedanken zu (ver)fassen. Darum schicke ich "meine Leute" immer mal ins Home Office: Sie kommen mit guten Ideen und besserer Laune wieder zurück. Weil sie auch sonst viel arbeiten. Darum ist es ok, wenn "meine Leute" auch am Arbeitsplatz mal einkaufen oder Blogs lesen oder telefonieren. Weil sie auch nicht um sechs das iPhone fallen lassen, sondern in der U-Bahn, im Café oder auf dem Sofa noch für ihre Communitys da sind oder für die Entwickler oder die Kolleginnen oder Kunden. Wie mein Boss es sagt:

24.10.09

Die Bodenplatte ist da, es geht los

Die Bodenplatte

In der kommenden Woche wird das Haus aufgestellt, am Dienstag das Erdgeschoss, Donnerstag das Obergeschoss und das Dach. Und dann ist auch schon bald Richtfest.

die hält mich!

Lustig mal wieder: Alles gleichzeitig. Am Wochenende steht der Rohbau, kommt unser neues Au Pair und ist meine Zeit bei Edelman zu Ende.

27.8.09

Ja, wirklich: Leaving. Moving On.

english summary:
Yes, It's true, I am leaving Edelman to move on and join Achtung, a local german communications firm. From Dec 1st I will be their director digital strategy and work for all their teams - advertising, pr, event and so on. It's exciting. Today, both Edelman and Achtung announced my move, so I already blog it although I will be still with Edelman for the next couple of weeks.


Da Edelman und Achtung es heute bekannt gegeben haben, kann ich auch darüber sprechen: Ja, es ist wahr - ich werde wohl am 1.12. als Managing Supervisor Digitale Strategie bei Achtung anfangen und dann Edelman verlassen. Auch wenn es noch einige Zeit hin ist, freue ich mich darauf.



Für einen Abschied und so ist es noch zu früh, das wird kommen. Aber schon jetzt will ich eines dazu sagen: Mehr als drei Jahre bin ich jetzt bei Edelman, zwei Jahre davon habe ich als Head of Social Media Europe den Ausbau der Teams hin zu einem kreativen und kenntnisreichen Vorreiter in dem, was wir Online Engagement nennen, koordiniert. Und ich habe fast jeden Tag davon genossen. Es ist noch ein gutes Stück Weg zu gehen, wie für alle, aber der Anfang ist gemacht - und die Veränderungen, die das partizipative Netz als Massenphänomen für die Kommunikation bedeuten, sind angenommen. Klingt jetzt irgendwie staatstragend, ich weiß. Aber es ist ein gutes Gefühl, wenn ein Wechsel zur richtigen Zeit kommt - und das denke ich. Dass ich bei Achtung für alle Teams und mit allen Teams - PR, Werbung, Event, CRM und so weiter - werde arbeiten können, tut ein Übriges.

Es kommt eine Zeit des Übergangs für mich. Und dann wird alles neu...

21.8.09

Verrohung der Sitten

Ich werde in meinen Seminaren oft gefragt, warum ich so viel ins Internet reinschreibe, warum andere Menschen und ich so relativ viel von uns preisgeben. Nun finde ich gar nicht, dass ich sooo viel von mir preisgebe, aber das ist ja Geschmackssache. Nicht mehr Geschmackssache ist es, wenn Medien und Arbeitgeber detektivisch vorgehen, um sich über Menschen zu informieren, die ihnen diese Infos nicht freiwillig gegeben haben.

Hier sind - da hat Christian Stöcker auf SpOn Recht gehabt - die Spielregeln unserer Gesellschaft noch nicht fertig ausgehandelt. Ich bin mir nicht zu 100% sicher, wie ich diese Regeln gerne hätte, aber das, was eine Umfrage für die Bundesregierung herausgefunden haben soll, finde ich bedenklich und bezeichne ich als "Verrohung der Sitten". In der Berliner Zeitung lese ich:
Die Arbeitgeber in Deutschland greifen bei ihrer Personalauswahl immer häufiger auf persönliche Daten von Bewerbern aus dem Internet zurück. Dabei werden die Stellensuchenden zum Teil systematisch auf ihre Hobbys, Interessen, Meinungsäußerungen oder auch private Vorlieben hin getestet. Viele von ihnen werden wegen dieser oft arglos ins Internet gestellten Angaben später nicht zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. (Berliner Zeitung, Tipp von @50hz)
Was ich fast noch interessanter finde als die Umfrageergebnisse, ist die Reaktion der Verbraucher(schutz)ministerin:
Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU), deren Haus die Studie in Auftrag gegeben hatte, warnte die Bürger vor einem allzu freizügigen Umgang mit persönlichen Informationen im Internet. „Die unbekümmerte Preisgabe persönlicher Daten im Netz kann zum Stolperstein für die berufliche Karriere werden“, sagte Aigner dieser Zeitung. (Berliner Zeitung)
Nennt mich naiv - aber für mich wird eher andersherum ein Schuh draus: Ich möchte nicht bei einem Unternehmen arbeiten, das mich nicht zu einem Gespräch einlädt, weil ich meine Meinung online äußere oder weil ich Bilder meine Kinder irgendwo poste oder sich Bilder von mir auf Partys finden lassen. Ich wäre mir ziemlich sicher, dass ein solches Unternehmen und ich nicht zusammen passen.

Mittelfristig werden sich Unternehmen, die so handeln, wie es die Umfrage für einen Teil (immerhin nur eine Minderheit) beschreibt, ganz sicher Probleme haben, gute und engagierte Mitarbeiter zu finden. Denn Bewerber, die ängstlich auf dieses Thema starren ("Karrierefalle") wie das Kaninchen auf die Schlange, werde ich in vielen Bereichen nicht wirklich brauchen.

12.7.09

Ich hab mal noch keine abschließende Meinung

Auch das kommt vor, fühlt sich fast merkwürdig an. Zum Vodafone-Dingens-PK-Facebook-Dings. Aber ich hab trotzdem das eine oder andere dazu geschrieben, denn ich mache mir ja auch Gedanken, die noch nicht fertig sind, sondern die ich zur Diskussion gestellt habe.

Drüben, in meinem PR-Blog für Edelman.

4.3.09

Neue Väter

Das ist etwas, das mich wirklich beeindruckt. Ja, ich weiß, es wäre toll gewesen, jemanden wie Tarek Al-Wazir, der zu den besten Leuten meiner Generation bei den Grünen gehört, in der Bundespolitik eine Führungsrolle übernehmen zu sehen.
Tarek Al-Wazir wird (...) nicht für den Bundestag kandidieren. (...) Neben bundes- und landespolitischen Erwägungen habe auch die Situation seiner Familie eine wichtige Rolle gespielt. Er habe sich die Frage gestellt, ob seiner Familie nach zwei Landtagswahlen ein dritter Wahlkampf mit anschließendem Umzug in die Hauptstadt zuzumuten sei. Der 38 Jahre alte, in Offenbach lebende Grünen-Politiker hat zwei kleine Kinder, darunter einen acht Monate alten Sohn.
Al-Wazir bleibt in Wiesbaden - FAZ.NET
Schon letztes Jahr hat ein anderer Mann bei den Grünen aus den gleichen Gründen auf einen Karriereschritt verzichtet - Volker Ratzmann, der die Verantwortung für seine Familie übernehmen wollte, seiner Frau den Rücken freihält die Bundestagskandidatur ermöglicht und nicht für den Bundesvorsitz kandidierte:



Ich hatte mich vor gut drei Jahren einmal anders entschieden und einen Arbeitsort gewählt, der nicht der ist, an dem mein Lebensmittelpunkt und der Lebensmittelpunkt meiner Familie ist. Das würde ich mir künftig sehr gut überlegen, auch wenn ich Familien kenne, bei denen das gut klappt.

In jedem Fall aber zeigen Tarek und Volker, dass es geht: Dass selbst ein Mann neue Schwerpunkte setzen kann. Beide sind, ebenso wie ich und wie viele andere Väter, die ich kenne, beruflich trotzdem intensiv und familienunfreundlich eingespannt. Aber für all dies gibt es eine Grenze, die beide gezogen haben. Und die wir alle, die wir auch Väter sein wollen, die ihre Kinder und Frauen hin und wieder nicht nur sehen, sondern sogar an ihrem Leben teilhaben wollen, fast jeden Tag neu finden müssen. So wie Mütter ja auch.

Aber anders als in der Generation unserer Väter, in der es diejenigen, die Karriere machten, eben machten und dann weitgehend nicht da waren oder Mitbringsel aus Moskau, Madrid oder London ablieferten, habe ich auch das Bedürfnis, da zu sein, wenn ich gebraucht werde. So wie ich das Bedürfnis habe, im Beruf da zu sein, wenn ich gebraucht werde.

Dieses Austarieren führt bei vielen, auch bei mir manchmal, zu einer neuen Form von Stress, die mit Zielkonflikten zu tun hat, denke ich. Aber Rollenvorbilder wie eben Tarek oder Volker (gibt es solche Vorbilder eigentlich auch in "der Wirtschaft"? Lars Hinrichs und Stephan Uhrenbacher haben zumindest andere Begründungen gewählt) können uns Vätern helfen, unsere eigenen Grenzen zu finden, zu ziehen und zu verteidigen. Und hin und wieder auch zurück zu stecken. Beispielsweise eben nicht für ein weiteres Ehrenamt zu kandidieren oder so (das ist zurzeit eine meiner Lösungen).

Niemand hat behauptet, dass das leicht sei. So wie es für Mütter nie leicht war, die diese Erfahrung schon seit einer Generation machen. Aber zurzeit sind wir Enddreißiger halt die erste Generation der "Neuen Väter", zumindest einige von uns. Und das ist irgendwie auch gut so.

8.10.08

Hallo

Für alle, die gerade kommen, weil sie bei einem meiner beiden neuen Workshops auf den Link zu meinem Blog geklickt haben, hier ein paar weitere Hinweise:

  • Ich twittere mehr als ich blogge.
  • Alles, was ich so online mache, läuft in meinem Lifestream zusammen.
  • Über Kommunikationsthemen blogge ich viel häufiger als hier auf PR 2.0.
  • Dort und hier ist oben auch eine kleine Community integriert, richtig, ganz oben am Rand - herzlich Willkommen da.
  • International mache ich bei unserem globalen Blog Authenticities mit.
  • Die Website meines Arbeitgebers Edelman sei auch noch nachgetragen.
  • Und mein liebster Eintrag in der letzten Zeit war der über Relevanz. Jawoll.

  • Hier ist mein eher privates Blog, aber da mein Konzept für Kommunikation bedeutet, dass ich als Person auch im Beruf präsent bin, hat ja alles viel mit allem zu tun...

    1.8.08

    In Europa unterwegs

    Zurzeit bin ich wieder einmal sehr viel unterwegs. Heute und morgen beispielsweise in Vilnius, der Hauptstadt von Litauen.


    old Vilnius.jpg by you.

    Gestern und Vorgestern war ich in Rumänien, wo ich sofort Anschluss gefunden habe an die dortige Onlineszene - siehe meinen englischen und meinen deutschen Blogeintrag in unseren Firmenblogs dazu.... Davor ja wie gesagt privat in Venedig mal wieder, nächste Woche noch einen Tag in London bei meine Kollegen dort und dann Dänemark mit der Familie.

    Ich bin ja immer hin und her gerissen. Denn einerseits mache ich das ja nicht nur freiwillig - ich hätte ja die Leitung von Edelman Digital für Europa nicht annehmen müssen - und macht es mir auch sehr viel Spaß so viele Menschen in so vielen Ländern kennenzulernen und mit ihnen zu arbeiten. Andererseits ist das ziemlich schlauchend auf die Dauer und ich vermisse meine Familie.

    Die Balance ist die größte Herausforderung. Denn "nur" den Job betrifft es ja nicht - arbeiten kann ich von überall aus, wo ich Internet habe, dafür muss ich nicht in Hamburg sein (weshalb ich auch aufgehört habe, ein Out of Office Reply in meine Mailbox zu packen, wenn ich nur reise und nicht Urlaub hab)...

    22.2.07

    Lass sie schreien

    Etwas, was nahezu jeder langjährige Blogger, den ich kenne, nahezu jedem Anfänger sagt, der ihn fragt, ist: Kümmere dich nicht darum, was deine Leser wollen. Jedenfalls ist das - holzschnittartig - das, was hinter Aussagen zu Spaß oder Machen, was ich will steckt. Das gilt auf jeden Fall für Privatblogs. Das gilt, da bin ich überzeugt, auch für ein Blog, mit dem ich mich als Marke aufbauen will.

    ABER, und da unterscheide ich mich von einer Reihe anderer Berater, es gilt am Ende auch für Blogs im Zusammenhang mit Unternehmen. Oder, wie Glenn Wolsey heute schreibt:
    My advice for the first 6 months of running your blog, is to forget about the readership statistics, and focus on creating and posting stacks of quality content to help build up your archives. (Glenn Wolsey)
    Dazu sagt nicht nur mein Kollege Steve Rubel "Amen", sondern dem stimme ich auch voll und ganz zu.

    Ich sehe durchaus, wie neulich auf PR 2.0 geschrieben:
    Diese Lernphase wird Unternehmen oft nicht zugestanden.
    Aber die Ruhe sollte ich mir trotzdem nehmen, wenn ich ein Blog starte. Ziele setzen, ja. Aber die muss und werde ich mir nicht von außen diktieren lassen.
    Goals are important. Without goals you are just going with the flow, with goals, you have something to work towards, something lying up ahead in the future to aim at. (Glenn Wolsey)
    Den Erfolg oder Misserfolg beispielsweise eines Corporate Blogs kann ich nicht von außen sehen oder messen. Er misst sich einzig und allein daran, ob die Ziele, die ich vorher gesetzt habe, erreicht sind.

    Diese Ziele sind oft nicht die, die erfahrene Blogger vermuten oder unterstellen. Darum geht lautstarke Kritik aus den üblichen Blogs über Blogs und Blogger auch einerseits so oft an diesen Blogs vorbei - und ist andererseits so vielen auch egal. Eines der typischen Missverständnisse, die einer, der in beiden Welten lebt, zwar sehen und benennen kann, aber nicht ändern...



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    21.2.07

    Don't Call Us. We Call You.

    Verkaufen ist ja mein großes Lebensthema. Und ja, auch PR ist imho Verkaufen - oder sollte es sein. Und der Aufbau einer neuen Disziplin ist sehr viel Verkaufen (oder mit leicht ironischem Unterton: Evangelisation). Ich war mein ganzes Leben bisher Verkäufer. Und ja, mein Buch übers Verkaufen mit meinen Erfahrungen und Thesen dazu werde ich nun endlich fertig stellen und rausbringen. Versprochen.

    In meinen Jahren als expliziter Verkäufer habe ich gute und weniger gute und richtig schlechte Verkaufsschulungen gesehen und erlitten. Neben diesem Gerhinwäschekram a la NLP, den ich ohnehin gefressen habe, hab ich immer gegen so genannte Cold Calls gekämpft. Zumal diese Unsitte und dieses Ohrspamming nicht nur bei verzweifelten Vertriebsleitern oder Geschäftsführern immer noch absurd beliebt ist ("Wieviele Anrufe machen Sie am Tag?").

    Bei Roland Kühl fand ich (erst) heute diesen guten Werbefilm eines Coldcallhassers und Autors, der in viereinhalb Minuten zusammenfasst, warum Cold Calls nicht nur nervig, ätzend und oft verboten sind - sondern auch dumm und kontraproduktiv:



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    15.2.07

    Familie und Job

    Ich merke, wie wir zurzeit am Limit fahren. Aber Ausbildung ist die letzte echte Bastion der Vollzeitjobs - zumindest in der Theorie die letzte. Denn dem heutigen FTD-Kommentar kann ich nur zustimmen, ebenso wie dem Kollegen Zeitnehmer, dessen Umgang mit dem Thema Zeitmodell und Familie ich bewundere. Wirklich.



    Neben den klassischen Ganz-oder-Gar-nicht-Lösungen für (vor allem immer noch) Frauen mit Kinden werden neue Modelle immer wichtiger. Theoretisch gibt es ja auch diese Idee mit den Teilbeschäftigungen und flexiblen Arbeitszeiten. Und in der Praxis?* Nur mal privatempirisch nachgeguckt:

    • Da ist der Geschäftsführer, der halbe Tage für sinnlos hält und die Spitzenkraft, die halbtags wieder kommen will, zu zwei oder drei vollen Tagen zwingt. Sie ist unglücklich und leistet nicht halb so viel, wie sie könnte.
    • Da ist die Personalverantwortliche, die eine Mutter, die zwischen Elternzeit und Mutterschutz zwei Monate zurück käme und nach unbezahltem Urlaub fragt, zur Kündigung rät - und sie mit Nachteilen für ihren im gleichen Unternehmen beschäftigten Partner erpresst. Naja, der hat daraufhin bald gekündigt. Na toll.
    • Da ist der Abteilungsleiter, der die Mitteilung, seine beste Frau sei schwanger, als Schock und Ärgernis empfindet und ihr das auch zeigt.


    Klar kenn ich auch die anderen Beispiele. Am besten gefällt mir ja mein Freund, der in seiner Firma wenn irgendmöglich nur Leute einstellt, die mit ihrer Familie zusammen leben. Seine Erfahrung ist, dass die beständiger bei der Sache seien, auch wenn sie hin und wieder mal einen Tag früher aufhören oder ganz wegbleiben. Am liebsten nimmt er Mütter in Teilzeit. "Die arbeiten wenigstens, wenn sie da sind, und sind Stress und Selbstorganisation gewohnt", meint er. Und das wiege jede Stunde auf, die sie mal fehlten, weil ein Kind krank sei oder sie zur Schulaufführung wollten.







    * Ich darf freudig anmerken, dass ich in einem Unternehmen arbeite, das Führungskräfte in Teilzeit kennt und auf besondere Situationen flexibel reagiert. Das macht mich glücklich.




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