20.4.23

Solidarität

Ich gehöre ja noch zu einer Generation, in der Solidarität wichtig war. Politisch heißt das, auch solidarisch zu sein, wenn ich persönlich beispielsweise eine Protestform nicht richtig finde oder – weit häufiger – nicht selbst machen würde. So wird es von mir keine "Distanzierungen" von robusteren Gruppen in solchen widerständigen Demonstrationen geben, deren Anliegen ich teile. Oder aktuell von der Letzten Generation. 

Wobei das sogar ein Grenzfall für diese Haltung ist, weil ich etliche der Protestformen dieser Gruppe für sinnvoll und zielführend halte, aber darum soll es jetzt gerade einmal nicht gehen von mir aus. Sondern darum, dass ich dadurch sehr schlecht beurteilen kann, ob sie in dem, wie sie erklären, was sie tun, gut sind oder nicht. 

So ging es mir gestern früh mit dem Interview mit Clara Hinrichs im Deutschlandfunk (ich wollte das hier einbetten, aber entweder da geht nicht mehr beim DLF oder ich bin zu blöd, den Einbettcode zu finden, müsst ihr also dem Link folgen, falls ihr es hören wollt). Mich haben das, wie Hinrichs da argumentiert, und die Emotionalität bei den persönlichen Fragen beeindruckt. Das fand ich überzeugend, und da waren auch für mich gute Argumente für kommende Diskussionen über die Letzte Generation.

Aber was ich mich frage: Geht das auch Menschen so, dass die Aktionsformen der Letzten Generation deutlich kritischer sehen oder ablehnen? Ich erlebe ja durchaus, wie Menschen, die auch politisch für Klimapolitik einstehen, auch für "richtige" Klimapolitik, dennoch mehr als irritiert sind von der Letzten Generation. Also nicht die, die aggressiv werden oder mit Tritten und Schlägen und Knast drohen, sondern "unsere" Leute, die das ablehnen. Überzeugt euch das Interview? Oder findet ihr es zumindest bedenkenswert? Oder abstrus?

Politisch bin ich in dieser Frage ja eher bei Friedemann Karig und seiner Einschätzung, dass es kommunikativ hilfreich ist, wie und was die Letzte Generation macht. Und darum auch überproportional offen für ihre Argumente. Und ohnehin solidarisch. Wie geht euch das?

1 Kommentar:

  1. Siewurdengelesen27.4.23

    Selber finde ich die LG und deren Aktionen mehr als gut, insofern bleibt einem als progressiv denkender und handelnder Mensch gar nichts weiter übrig, als "solidarisch" mit dieser Gruppe zu sein. Ganz ähnlich eines Till Eulenspiegels halten sie der Gesellschaft eben den Spiegel vor und manche/viele kapieren es halt nur mit dem Hammer - Politiker eingeschlossen, wenn sie tatsächlich nicht nur für ihre Wiederwahl engagiert sind. Genau das ist aber auch einer der Gründe, warum so ein Hass und diese scheinbare Wut existiert. Wer lässt sich erstens schon gerne bloßstellen und zweitens arbeiten die Medien und meist eher konservative/rechte Institutionen auch daran, ein Feindbild zu erzeugen. Die Systematik dahinter ist bekannt und nachdem jetzt Flüchtlinge und Corona-Protest abklingen, sind es halt Umweltaktivisten, die ja scheinbar das bürgerliche Pendant zu den Grünen auf politischer Ebene sind. Das sind also zwei Seiten derselben Medaille.

    "Witzig" daran ist ja aus meiner Sicht, wie ein Stau durch Unfälle oder einfach nur zu viel Verkehr und dessen Folgen auf die Umwelt mehr oder weniger achselzuckend hingenommen wird, während der Spiesser bei den Aktionen von LG schier eskaliert, weil er in seiner "Freiheit" beschnitten wird und dabei nicht einmal den persönlichen Widerspruch wahrnimmt oder wahrhaben will!

    Der Wermutstropfen auch an dieser Bewegung wird sein, dass sie wie einst die Grünen selber und das inzwischen ebenfalls etablierte FfF irgendwann im System ankommen oder verschwinden, weil sie dieses selber als Ursache des Problems Umwelt eben nicht in Frage stellen. Den Kapitalismus aus sich heraus ändern zu wollen, wird nicht funktionieren und ist daher genauso ein Holzweg wie das grüne Wachstum einer Ulrike Herrmann.

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