2.6.23

Zug

Gedanken sortieren, Gedanken schweifen lassen, etwas langsamer erreichbar sein, jede Menge White Noise um mich herum. Es gibt ja Menschen, die Zugfahren nicht mögen. Zu denen gehöre ich nicht. Mein Zugoffice ist mir sehr angenehm. Im Grunde wie ein Coworking-Space, nur eben wie früher auf dem Land, also mit eindeutig zu wenig Internet.

WLAN ist sowohl in den Regionalzügen als auch im Fernverkehr deutlich besser geworden. Selbst auf der notorisch unterversorgten Strecke nach Berlin. Es reicht nicht für Streaming oder Videokonferenzen, aber für das Arbeiten in der Cloud und für Mail reicht es (mir). Und so nutze ich Bahnfahrten für längere Texte, für genaueres Überlegen, für assoziatives Denken.

Und ein Vorteil am Bahnfahren ist ohnehin nicht zu unterschätzen: es führt dazu, Menschen zu sehen und das gemeinsame "Körpergedächtnis" aufzufüllen, denn ich fahre ja nicht einfach nur aus Spaß mit der Bahn sondern zurzeit nur mit einem Ziel. Denen sich bin ich sehr gerne auf dem Land. Gerade jetzt mit den Fohlen.

Grundsätzlich kann ich das Gejammer über virtuelles Zusammenarbeiten nicht verstehen. 80% meiner Arbeit ist ja Kreativarbeit – und vielleicht liegt es an mir und daran, wie ich virtuell mit anderen arbeite, aber sehr oft ist das gemeinsame kreative Arbeiten an Dokumenten (wie früher beim Arbeiten an Postern, beschreibbaren Wänden, Ausdrucken) viel besser und kreativer und überraschender als es früher war. Zumindest wenn ab und zu (aber nein, nicht jede Woche) auch ein gemeinsames Erlebnis in einem Raum dazukommt. Weil es zumindest mir wichtig ist, zu Stimmen und Bildern auch Körper der Menschen zu erinnern, mit denen ich zusammen denke und ausdenke.

Und hin und wieder bin ich gerne in Städten. Sogar in Frankfurt oder Berlin. Auch wenn es da nicht so süße Fohlen gibt, sagte ich das schon?



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