31.8.15

Lev19,33f

Gestern wurde in der Evangelischen Kirche der so genannte "Diakoniesonntag" gefeiert. Alle Texte und Themen des Gottesdienstes waren an diakonischen Aufgaben und dem diakonischen Auftrag orientiert. Beispielsweise war die Evangeliumslesung das berühmte Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Bei uns in Meiendorf-Oldenfelde hat Pastor Gastmeier, den ich schon lange kenne, denn ich war damals im Kirchenvorstand, als er nach Meiendorf kam, die Predigt genutzt, um sehr klare Worte in unsere Situation hinein zu sprechen.

Er hat mir erlaubt, seine Predigt zu veröffentlichen, was ich gerne tue. Ich finde, dass sie es verdient hat, von vielen gelesen zu werden. Und ich hoffe (und gehe davon aus), dass in vielen, vielen Gottesdiensten gestern die Willkommenskultur und die Hilfe für die Vertriebenen ein großes Thema für klare Worte war. Über Hinweise auf anderen gute Texte und Predigten freue ich mich darum. Sagt es weiter, teilt diesen Text, werdet bei euch vor Ort aktiv - fast überall werden die Kirchen euch dabei unterstützen, fast überall sind sie wichtige Anlaufstellen für die, die helfen wollen und nicht wissen, wie.

28.8.15

We'll walk hand in hand



Wenn der täglich neue Ekel angesichts des krassen Versagens unserer Eliten (mit den wenigen Ausnahmen, die ihr kennt und die zumindest für mich alle drei überraschend sind) mir die Kehle zuzuschnüren droht, ist es gut, sich auf die Wurzeln der Hoffnung zu besinnen.

Und noch einmal zuzuhören, was einer in Merkels Position sagte, als es in seinem Land zu einem defining moment kam. Denn so etwas werden wir auf absehbare Zeit in diesem Land aus Gründen nicht zu hören bekommen, auch wenn es Not täte.



We shall overcome ist eines der Lieder, mit denen ich in der Friedensbewegung aufgewachsen bin, zu dem wir in unserer achteckigen Kirche Friedensnetze geknüpft haben. Das zur Generation meiner Eltern gehört, von der ich gelernt habe, was es heißt, zusammen zu stehen und sich zu entscheiden, wenn es drauf ankommt. 
Stoltenbergs Rede, vor allem mit dem klaren Bekenntnis zu mehr Demokratie angesichts von Terror, direkt nach den Tränen für die Opfer, ist das Benchmark für Führung in so einem Moment. Höchstens noch vergleichbar war vielleicht Obamas Amazing grace, das ich im letzten Artikel eingebettet hatte... 

25.8.15

No Comment [Update am Ende, wichtig]

Idioten sind Idioten. Punkt.
Nazis sind Nazis. Punkt.
Brandstifter sind Brandstifter. Auch geistige sind Brandstifter. Punkt.
Pöbel ist Pöbel. Punkt.
Volk ist Volk. Punkt.

Ich bin jetzt 45. Habe einen schönen aber zeitintensiven Job. Verbringe Zeit mit Frau und Kindern. Und mit Hund und Pferden.
Und mit Dingen, die ich nicht breittrete hier.

Ich verbringe keine Zeit mit Idioten, Nazis, Brandstiftern, Pöbel oder dem Volk.
Die können mich nämlich mal.
Und kotzen mich an.
Selbst wenn sie in der SPD oder der CDU sind. Oder dann noch mehr vielleicht sogar.

Ich verbringe auch keine Zeit mehr mit Leuten, die Zeit mit Idioten, Nazis, Brandstiftern, Pöbel oder dem Volk verbringen.
Denn sie bestärken die Idioten, Nazis, Brandstifter, den Pöbel und das Volk.
Und das kotzt mich an.

Die Liebste sagt ja immer, Toleranz ende mir z.
Und da hat sie Recht.
Wer Idioten, Nazis, Brandstifter, Pöbel oder das Volk auch nur toleriert oder mit Idioten, Nazis, Brandstiftern, dem Pöbel oder dem Volk diskutiert, macht Idioten, Nazis, Brandstifter, den Pöbel oder das Volk stärker, allein weil sie sich damit stärker fühlen.

Das Leben, auch das Leben der Menschen, die von Idioten, Nazis, Brandstiftern, dem Pöbel und dem Volk angegriffen werden, wäre besser, wenn wir Idioten Idioten nennen, Nazis Nazis, Brandstifter Brandstifter, Pöbel Pöbel und Volk Volk.
Und sie isolieren.
Denn sie wollen ja dazu gehören, halten sich für die schweigende Mehrheit.
Nur durch Unterdrückung aber werden wir sie klein halten.

Idioten, Nazis, Brandstifter, Pöbel und das Volk kann ich nicht überzeugen.
Und will ich auch nicht.
Idioten, Nazis, Brandstifter, Pöbel und das Volk kann ich nur bekämpfen.
Und unterdrücken.

Und mit euch anderen Menschen ein menschenwertes Leben leben und exemplarisch überall Teile einer menschenwerten Gesellschaft bauen.
Jeden Tag. Jeden Tag. Jeden Tag.

Null Toleranz. No comment.

Idioten lasse ich stehen.
Nazis lasse ich stehen.
Brandstifter lasse ich stehen, auch geistige.
Pöbel lasse ich stehen.
Volk lasse ich stehen.


Und habe eine Apfelbaum gepflanzt.





[Update 26.8.17.40]
Besser als diese Lyrik ist - wieder einmal - die Kolumne von Sascha Lobo.
Denn er hat Recht.

Und großartiger und zugleich differenziert, klar und zornig (da bin ich fast neidisch drauf, wie es ihm wieder gelingt) ist Johnny Haeusler.

Wo ich beiden zustimme - und was ich mit der dürren Lyrik oben, die mein hilfloser Weg ist, für mich dieses auszurücken, ebenfalls sagen will -, ist dies: Dies ist eine tatsächlich entscheidende Situation. Ein, wie Sascha es nennt, defining moment. Und ich glaube nicht mehr daran, dass es ohne echten Kampf geht. Sondern in der doppelten Bewegung von Ausgrenzung und klarem Widerstand einerseits und vom Bauen von Beispielen andererseits.

Und das wird auf einmal wichtig in meiner direkten Umgebung. Beides.
Seit heute wird in meinem Stadtteil die wahrscheinlich bisher größte Anlage Hamburgs hergerichtet, in der Flüchtlinge erstmal schlafen können. Es ist beeindruckend, in welcher Geschwindigkeit und Menge sich Menschen, die in diesem Stadtteil für die Zivilgesellschaft stehen, vernetzen und Verantwortung übernehmen. Allen voran  - und das explizit, weil ich oben die CDU explizit kritisiere - unsere CDU-Kommunalpolitikerin von der Stadtteilkonferenz.

Und linke Jugendliche in unserem Stadtteil verständigen sich innerhalb von Minuten via WhatsApp und Co, ein Auge darauf zu haben und ihren Beitrag aktiv zu leisten, dass diese Anlage nicht zerstört wird.

Und ein kleines Wort noch zu denen aus meiner religiösen Ecke,
die mir WWJD zuriefen: Ja, Jesus aß mit den Sünderinnen. Ja, Jesus redete mit all diesen. Aber mit denen, die mit einem Mindestmaß an Demut kamen. Nicht mit den Pharisäern. Die Idioten, Nazis, Brandstifter, Pöbel, Volk aber sind die selbstgerechten Pharisäerinnen. Und ansonsten: