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9.9.24

Wohlwollen

Als wir uns auf die Beerdigung und den Trauergottesdienst meines Schwiegervaters vorbereiteten, war das, was schön war, auch wenn eigentlich nichts schön war, die Erinnerung an Geschichten und das gemeinsame Erleben. Gerade als jemand, der erst als junger Erwachsener in die Familie kam und aufgenommen wurde, ist mir da noch einmal viel bewusst geworden. Vor allem das hermeneutische Wohlwollen, das die beiden auszeichnete und meine Schwiegermutter immer noch auszeichnet.

25.6.24

Gen X

Offenbar, wenn ich das richtig gehört habe, gibt es einen lustigen Streit zwischen Millennials und Gen Z auf TikTok oder so. Mir egal, ich verstehe beide nicht. Abgesehen davon, dass meine Kinder dazugehören, die einen so, die anderen so. 

Aber vielleicht kommt so dieser Faden zustande, den ich gestern las. 

22.2.24

Gurren

Auf einmal hatte ich, als ich von den Weiden zurückkam, auf denen unsere Jungpferde stehen, so ein wohliges Gefühl im Magen. So ein Vertrauten, eine tiefe Erinnerung an die Kindheit. Obwohl ich hier ja nicht aufgewachsen bin und an mir Autos vorbeifuhren. Es verwirrte mich zuerst. Bis mir klar wurde, woher es kam.

30.1.24

Was ist was

Als ich gestern Abend darüber las, dass der Verlag in einer irre schnellen Hauruck-Aktion eine Kurzversion eines Was-is-was-Buches über die Demokratie geschaffen und zunächst zum Download zur Verfügung gestellt hat und auch druckt und ausliefert, war ich sehr begeistert. Nicht nur, weil sie dies gemacht haben, so schnell, so gut, so engagiert, so richtig. Sondern auch, weil ich die Was ist was liebe. Seit ich ein Kind war, liebe. 

Viele viele Jahre habe ich jeden Geburtstag und jedes Weihnachten und ganz selten auch mal zu Ostern einen Band bekommen. Und mir zig andere aus der Bücherhalle ausgeliehen. Sie verschlungen und immer wieder gelesen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Bücher den Grundstein für das höchste Lob gelegt haben, das ich später von meinem Deutschlehrer als Tadel bekam, der mich zu anstrengend fand, obwohl ich gut in seinen Fächern war. Der jedenfalls in mein Zeugnis schreiben ließ: "Wolfgang interessiert sich manchmal allzu sehr für am Rande liegende Spitzfindigkeiten". 

9.10.23

Verzweifelter Mut

Das letzte Mal, habe ich den Eindruck, ging es mir so, als ich noch ein Jugendlicher war, vor 35 Jahren oder 40. Diese merkwürdige nagende Gleichzeitigkeit von freudiger, die Zukunft liebender Erregung und gleichzeitiger tiefer Verzweiflung angesichts der Welt und der Menschen um mich herum. 

Damals waren es auf der Habenseite eher so Sachen wie Verliebtsein oder Musik oder Lesen. Und auf der Sollseite die entstehende Festung Europa, die Ignoranz der Erwachsenen für Frieden und Umwelt, die immer dreisteren Nazis. Als mir das bewusst wurde, machte mich das in der letzten Woche sehr, sehr traurig. Weil es sich so anfühlte, als wären wir wieder an der gleichen Stelle. Nur irgendwie krasser. 

17.7.23

Dreißig

10.957 Tage sind wir nun verheiratet. Und 10.018 Tage davon haben wir mit Kindern gelebt. Ein Drittel eines Lebens. Das wurde uns mit einem etwas komischen Gefühl in der Magengrube bewusst, als wir vor ein paar Tagen diesen Tag für uns planten. Denn dieser Tag ist schon immer unser Tag. Auch, weil ich dich so liebe.

Dieses Gefühl da unten war wohl ein doppeltes oder dreifaches. Die Freude über die vielen Jahre. Die Wehmut über die Veränderung, die irgendwie so plötzlich passiert, wenn auch nicht überraschend. Der Stolz, die vier Kinder ziehen lassen zu können. 

16.7.23

Neue Rituale

Jetzt sind alle Kinder aus dem Haus. Nach über siebenundzwanzig Jahren werden wir von Familie wieder zu einem Paar. Etwas älter als letztes Mal. Und mit der wunderbaren Aussicht, dass die vier Kinder immer wieder und gern nach Hause kommen. Aber eben auch wieder gehen. 

Und wir machen uns daran, neue Rituale für die neue Zeit zu zweit zu entwickeln. Sauna war schon eines, das auch in der Familienphase unseres alleine war. Gestern haben wir ein weiteres ausprobiert. Wir sind zusammen auf den Markt gegangen und haben in einem der Orte am Marktplatz, die es dafür gibt, gefrühstückt. Das ist insofern neu, als in den letzten Jahren immer ich sehr früh auf den Markt bin, zwischen Familienfrühstück und die Morgenschicht auf dem Hof gequetscht. 

Ich bin gespannt, was wir darüber hinaus für uns zu zweit entwickeln an neuen Ritualen. 

1.7.23

Tochter

Es ist einer dieser mega albernen kalenderspruchartigen Allgemeinplätze, dass du nicht deinen Sohn verlierst sondern eine Tochter gewinnst, wenn er heiratet. Und dennoch stimmt es. Für euch getestet. 

Wobei wir sie ja vorher schon in die Familiengruppe im Messenger aufgenommen hatten. Und es auch sonst etwas altbacken ist, so zu fühlen. Macht aber nix. Und die richtige Hochzeit kommt auch erst im Herbst. 

11.6.23

Herzensort

Als Anne und Ulli vor 50 Jahren den Traum umgesetzt haben, den so viele in der Generation meiner Eltern hatten, haben sie den schönsten Ort geschaffen, den ich kenne. Meinen Herzensort. Und dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Viele wunderschöne Wochenenden habe ich dort erlebt. Und drei meiner vier Kinder zig Wochen Reitferien. 

Der ganze Ort atmet bis heute das, was an den 70ern toll war. Etwas Improvisation, viel Handgemachtes, etwas Anarchie. Und parallel zur Robustpferdehaltung, wie sie bei den Islandpferden üblich ist, auch Robustkinderhaltung. Weil der Ort ein Ort ist, der sich treu geblieben ist, ist er immer auch ein Hauch meiner 70er-Jahre-Kindheit. Irgendwie zeitlos. 

16.5.23

Es geht los

Das erste Fohlen ist da, drei sollen es dieses Jahr werden, wenn alles losgeht. Passend am ersten Tag, der nicht mehr schön und warm war, wollte es also raus. Naja. Wir freuen uns trotzdem. Es ist ein Falbe und ein Hengst. Auch, wenn ich erst dachte, es werde ein Braunfalbe sein, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass es ein Mausefalbe ist. Zumal seine Mutter wahrscheinlich auch mausfalben ist. 

Herzlich Willkommen, kleiner Áli. Mehr Fotos im Pferdeblog.

Áli von Heidhörn mit seiner MutterÁli von Heidhörn mit seiner MutterÁli von Heidhörn mit seiner Mutter



26.4.23

Ein Ende nach über zwanzig Jahren

Quarta bei der Einschulung

Gestern war der letzte richtige Schultag, den ich als Vater miterlebt habe. Nach über zwanzig Jahren geht Schule zu Ende. Quarta hat das Pech, dass es immer sie trifft. Das Ende der Kindergartenzeit. Das Ende der Grundschule für alle. Und jetzt das Ende der Schule (also der Schule, die mich als Eltern betrifft, denn die Berufsschule war bei Secundus und Primus irgendwie anders und wird bei Quarta auch anders sein).

Fast jeden Schultag die letzten über zwanzig Jahre habe ich Schulbrote geschmiert, das war nicht nur meine Aufgabe, sondern das habe ich auch wirklich gerne gemacht. Ja, ich habe immer wieder mit den retournierten Pausenbroten gehadert (wo ist eigentlich das Tumblr-Blog hin??), aber ich habe es treu gemacht. Und seit jenem Blogtext, ich glaube von Frau Antonmann, als es das Blog noch gab, seit jenem Blogtext auch gerne, in dem sie davon erzählte, dass sie sich noch immer gerne daran erinnert, wie ihr Vater ihr jeden Tag stoisch das Pausenbrot gemacht hat und es sie darum heute mit ebensolcher Stoik macht. So wie ich seit dem Tag. Was haben wir experimentiert, damit häufiger mal was gegessen wird davon. Oft hat das auch geklappt, irgendwie.

Jedenfalls eine absurde Situation. Heute die zweite schriftliche Prüfung, dann eine Woche später noch eine, dann nur noch einmal die Woche zwei Stunden im Fach der mündlichen Prüfung, es trudelt irgendwie so aus, komischerweise. Aber es ist vorbei. In diesen Minuten beginnt Quarta, die Prüfung zu schreiben. Drücken wir ihr die Daumen.

Wahrscheinlich bin ich jetzt offiziell alt. Und ein bisschen wehmütig bin ich auch. Tatsächlich. Denn es hat den Tagesanfang so schön strukturiert. Und es hat dem Leben und dem Jahr einen Rhythmus gegeben. Und nun haben wir alle vier Kinder durch die Schule gebracht, die haben es überlebt, mehr oder weniger gut, wir haben es überlebt, ziemlich gut. Kein Elternabend mehr für mich. Wie soll ich Twitter jetzt ertragen?

24.4.23

Erster Sonnenbrand

Meine Beine und Füße und ein Teil des Strandkorbs und der Blick auf den noch nicht so grünen Garten.

Wenn nicht der Wind gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich gemerkt, wie groß die Kraft der Sonne bereits war. So hatte ich vergessen, Sonnencreme aufzulegen, als sie im Laufe des Tages richtig rauskam. Viel geschafft, viel gegrillt (einige neue Sorten Grillkäse ausprobiert), viel geritten, ein bisschen Rad gefahren.

Und im Strandkorb gesessen. Auch, wenn die Kirsche über mir es trotz Sonne immer noch nicht geschafft hat.

Kirschbaum, der über mir ist, aber die Blüten sind immer noch nicht ganz geöffnet.



15.4.23

Erste Farben

Ich mag jede Jahreszeit. Aber die ersten Farben auf dem Hof, die mag ich besonders. Hier im Norden regnet es ja gerade nicht durch. Der Vorteil des leichten Windes. Und lustigerweise ziehen auch die Regengebiete zumindest tagsüber oft an uns vorbei. Die Seen, zwischen denen wir liegen, tun uns gut. Nachts regnet es auch gerade genug. 

Jedenfalls Farben. Wunderbar. 




14.4.23

Sauna is ready

Jedes Haus haben wir um die Sauna herum gebaut. Auch das allererste, sehr kleine, als wir noch richtig jung waren. Denn zu unserem großen Glück lieben wir beide die Sauna. Und kannten schon als Kinder dieses Baden aus unseren Herkunftsfamilien, so unterschiedlich die sonst auch waren. 

Als ich damals, wahrscheinlich 2007, mit Twitter anfing, habe ich auch angefangen, zu sagen, wenn ich in die Sauna ging. Es war und ist Teil meines Living Out Loud. Die Chefin unseres italienischen Teams wusste nun immer, wenn ich in die Sauna ging. Das fand sie lustig. 

Dann checkte ich immer ein in der Sauna. Und seit sehr vielen Jahren bekomme ich immer von der gleichen ein Like dafür. Und ich like ihr Einchecken auf der Laufstrecke. Ist das schon Freundschaft?

Das Steuerelement meiner Sauna. 89 Grad heiß.

Heute schreibe ich es weiter in mein Living Out Loud. Das ist nur nicht mehr bei Twitter, weil die Umweltzerstörung dort zu weit fortgeschritten ist. Fediverse is it. Vielleicht auch irgendwann Substack. 

Gestern war ich in der Sauna. Aber das wisst ihr ja schon. 

7.4.23

Spooky

Dies ist die Jahreszeit, in der es früh morgens so kalt ist, dass der Nebel sich nicht wie Watte anfühlt sondern wie Eis irgendwie. 

Tannen im Nebel

Der Morgengang zu den Aufzucht- und Zuchtherden ist schon darum besonders, weil er trotzdem eine Ahnung aufkommen lässt, dass es ein schöner sonniger Tag wird. 

Jungstuten im Nebel, teilweise liegend

Und auch die Geräusche der Straße sind irgendwie vereist. Was nicht nur an Ferien und Feiertagen liegt. Ich liebe diese Morgende. 

Stuten und Jungstuten im Nebel, im Hintergrund Tannen.

5.4.23

Raus müssen

Ich fand ja schon, als wir nur einen Hund hatten, irgendwie gut, dass er mich nach draußen trieb. Egal wie das Wetter war: der Hund musste morgen erstmal raus. Und abends am Ende ebenso noch mal. 

Seit wir mit den Pferden zusammengezogen sind, und mehr noch seit wir eine Zucht und Aufzucht haben, hat sich das radikalisiert. 

Pferde an der Heuraufe, im Dunkeln

Der erste Gang, morgens um sechs, ist mit Heu auf den Paddock. Dann zu den Außenweiden, Kontrolle. Und der letzte Gang, kurz nach zehn, ist noch mal raus, das Nachtheu geben. Und an sternenklaren Abenden der Blick auf die Milchstraße. An anderen werde ich dafür nass. 

Nicht jeden Tag ist es die reine Freude, erstmal. Und oft fällt der Schritt vor die Tür schwer. Aber bin ich erstmal draußen, merke ich immer, egal wie das Wetter ist, wie gut es tut, mit den Tieren und der Natur und dem Wetter zu leben. 

1.4.23

Kardamom

Weil mein alter Bloggerkumpel meine Vorliebe für morgendlichen Kardamomespresso erwähnte, sollte ich wahrscheinlich wirklich mal was dazu sagen. Denn wenn ich, früher auf Twitter, heute im Fediverse, auf norden.social, viele Tage mit dem Hinweis auf den ersten oder den dritten Kardamomespresso beginne, ernte ich oft Fragen. Wie macht du den? Und wieso?

Machen ganz schlicht. Ich kippe eine Messerspitze gemahlenen Kardamom in die Tasse, einen Espresso drauf (ich schwöre auf den Organico von der Gepa, schmeckt mir viel besser als all der fancy Kram, den ich auch probiert habe), fertig. Manchmal mit Zucker oder Süßstoff. 

Und wieso? Weil ich Kardamom im finnischen und skandinavischen Gebäck liebe. Ihr kennt den Geschmack bestimmt. Dieses etwas erdige, besondere, was sowohl die Quarkteige als auch die Zimtkringel so besonders macht. Insofern gehörte Kardamom, der auch in den meisten Weihnachtsmischungen oder Würzmischungen für Gewürzkuchen ist, schon lange zu den Backzutaten, die wir zu Hause haben. 

Und dann las ich über Kaffee in Hamburger Kaffeehäusern des 18. Jahrhunderts. Der oft mit Gewürzen getrunken wurde. Unter anderem auch mit Kardamom. Also hab ich es probiert, siehe oben. Und trinke seitdem meine drei bis fünf morgendlichen Espressos eben mit Kardamom. Nichts besonderes also. 

30.3.23

Schulaus

Nach über zwanzig Jahren geht für uns das Thema Schule zu Ende. In dieser Woche beginnen in Schleswig-Holstein die Abiturprüfungen. Quartas in der Minute, in der ich auf den Knopf für Veröffentlichen gedrückt habe. Sieben Uhr Vierzig.

Ich erinnere mich noch gut an meine, vor allem an Musik. Da war ich so extrem ärgerlich über die Aufgabenstellung, dass ich die Arbeit im Stil einer Musikkritik des 19. Jahrhunderts schrieb. Denn ich hatte mich auf Bergs Wozzeck und auf Bartoks Streichquartette vorbereitet – und dann kam ausgerechnet fast die gleiche Aufgabe zum 5. Streichquartett dran, die wir schon in der Oberstufe hatten. Ja, ich liebe das fünfte, sehr sogar, aber wieso habe ich dann das alles gelernt?

Jedenfalls. Abitur. Heute Chemie, dann erstmal Ferien. Und dann war es das mit Schule weitgehend. Quartas Pech ist, dass sie als Jüngste die ist, mit der all diese Dinge, die uns jahrelang begleitet haben, ein letztes Mal passieren. Ihr Glück, dass wir schon Erfahrung damit haben. Es ist trotzdem aufregend.

Und dann wird Schule auf einmal aus sein. 

26.3.23

Nach Hause

Als Veteran der Eltern-Bubble mit vier erwachsenen Kindern sage ich ja immer mehr oder weniger im Scherz zu jungen Eltern: „Es wird nicht besser, nur anders.“ Aber heute muss ich mal zugeben: das ist gelogen.

Denn es ist inzwischen richtig toll. Wenn die Kinder gerne (nein, nicht zu oft) nach Hause kommen. Wenn sie ihre Partner*innen und Freund*innen gerne mitbringen und die gerne kommen. Wenn wir mit denen zusammen essen, trinken und – ganz retro – spielen. Wenn wir alte Fotos ansehen und Hochzeiten planen. Wenn sie um Rat nachsuchen und Rat geben. 

Ich merke, wie gesegnet und glücklich ich bin. 

24.3.23

Überlisten

Das „Problem“ unserer freiheitsverwöhnten isländischen Landnahme-Hühner ist ja, dass sie dauernd neue Verstecke für die Eier finden. Letzte Woche haben wir eins ausgehoben. Dann wieder tagelang keines gefunden. 

einer unserer isländischen Hähne auf dem Hügel, eni Huhn und eine Ziege

Gestern Abend dann wieder 14 Stück zwischen Heuklappen entdeckt. Diesmal versuche ich, sie zu überlisten - und hab zwei da gelassen und markiert als Lockvögel. Mal sehen, ob sie drauf reinfallen.