Ich kann
Udo Vetter verstehen, wenn er sich einen aktuelleren Fall erhofft, dass einer durch sein Blog seinen Job verlor. Denn ja, wir alle, die wir hin und wieder mit Kunden oder Medien konfrontiert werden, bekommen ja diese Frage gestellt.
Aber naja - zum einen kann es daran liegen, dass bloggen doch gar nicht so gefährlich ist. Und zum anderen, dass die wenigen kritischen Fälle, die es in Deutschland bisher gab, nicht so sehr an die große Glocke gehängt wurden. In Gesprächen vor allem mit großen Unternehmen höre ich zwar immer wieder, dass es den einen oder anderen Fall von
Geheimnisver unbedarfter Leutseligkeit gegeben hat - aber wer redet schon wirklich davon, wenn sich das Problem lösen ließ?
Der große Richard Gaul, gestern
Gast im PR Club Hamburg , hat dort endlich einmal öffentlich von so einem "Fall" berichtet:
Von einem Praktikanten (war ja wieder klar) wurde am letzten Tag seines Praktikums bekannt, dass er ein Weblog führt. Und da hatte er beispielsweise ein Bild von sich in der Tiefgarage drin - direkt vor zehn Rolls-Royce mit der Bemerkung, das sei sein neuer Fuhrpark. Ein weiteres Bild zeigte ihn mit ein paar Prototypen, die noch nicht der Öffentlichkeit vorgestellt worden waren.
Nun mag das einerseits der typische Humor sein, den ich auch in Blogs so schätze. Dumm und falsch war es trotzdem. Vor allem aber gibt es nun selbstverständlich einen Hinweis hinter seinem Datensatz, welchen Formbrief er bekäme, bewürbe er sich noch einmal bei BMW...
Gaul ist ein großer Geschichtenerzähler. Und weil er in der kommenden Woche vom Fahrersitz auf den Beifahrersitz wechselt und seinem Nachfolger, der seit April diesen Platz hatte, das Steuer übergibt, auch ein persönliches Wort:
Ich hatte die große Freude, ihn mehrmals zu treffen und zu sprechen - und habe selten einen so charmanten und unprätentiösen PR-Menschen auf dieser Hierarchieebene erlebt. Immer nahm er sich hemdsärmelig Zeit für die Gespräche und hat uns als Dienstleister und Menschen ernst genommen. Für mich ist er so etwas wie der Prototyp des Kommunikators, der Menschen liebt und für den Gespräche und Geschichten im Mittelpunkt stehen. Ein "Erotiker", wie ihn ein anderer toller alter Mann der PR nennen würde.
Und darum zum Abschied ein paar Sprüche, die er gestern abend gebracht hat:
PR-Leute sind eine gefährdete Spezies - je mehr die Entscheider die Bedeutung von PR begreifen, desto weniger glauben sie uns, dass wir es können.
Es gibt kein Herrschaftswissen mehr - es gibt das Desaster des Nichtwissens.
Ich habe ganz vielen Leuten "siehste!" sagen können...
Und nachdem er die Arbeit des PR-Profis irgendwo zwischen Herkules und Sisyphos angesiedelt hatte, zitierte er sinngemäß den für seine Generation so entscheidenden
Essay von Albert Camus:
Es ist robust anzunehmen, dass Sisyphos ein glücklicher Mensch war