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16.9.11

Die arme Generation

Leider ist er nicht online, wahrscheinlich, weil er eine Promo für ihr Buch war, vermute ich. Zumal es offenbar ein Auszug daraus war, was in der Audioausgabe der "Zeit" aber nicht kenntlich gemacht wurde, in der ich ihn hörte. Naja. Aber Nina Pauer beschrieb in der letzten "Zeit" vom 8.9. etwas, das ich an den jungen Leuten um mich herum auch feststelle, die rund zehn oder fünfzehn Jahre jünger sind als ich.

Grob verkürzt (und für meine These tauglich gestutzt) geht es so: Die "um die 30-jährigen" sind besonders ausgepowert (haha, Wortspiel), besondern oft ausgebrannt, besonders verunsichert. Das Erschreckende ist: Das sehe ich auch so.

Die meisten Burn-Out-Kranken, die ich erlebt habe in der letzten Zeit, gehören zu diesen jungen Leuten. Die meisten Jungs, die sich weigern, erwachsen zu werden (oder auch nur Verantwortung für eine Familie zu übernehmen), gehören zu diesen jungen Leuten. Die meisten, bei denen ich den Eindruck habe, dass Selbstbild und Fremdbild noch so krass auseinander fallen (ich schrob im Juni darüber), gehören zu diesen jungen Leuten.

Das ist keine Kritik, das ist eher die besorgte Beobachtung, sehr viel besorgter als die launigen, gefälligen Formulierungen von Nina Pauer klingen. Ich denke schon länger darüber nach, woran das liegen mag, dass die um-die-40-jährigen, die ich kenne, so anders sind, so viel ruhiger, so viel selbstsicherer, als diese nächste Generation. Und es übrigens auch schon vor 10, 15 Jahren waren. Als wir uns auf den 30sten Geburtstag noch freuten.

Es ist ja nahezu grotesk, dass sie mir in allen meinen Lebensbereichen ähnlich begegnen. Die (wenigen) Eltern um die 30, die ich erlebe. Die jungen Leute, die sich "Social Media Berater" nennen (oder gerade nicht nennen). Die High Potentials in den Großkonzernen (wann kommen die mal aus ihrer "Potential"-Phase?). Die Hyperaktiven, die Führungsaufgaben, auch Top-Führungsaufgaben übernehmen. Die ihr Studium auf eine Karriere hin optimiert haben. Die übrigens ungefähr mit dem Platzen der so genannten New Economy aus der Schule kamen, so um 2000 rum. Die so genannten Millenials. Übrigens sind erstaunlich wenige der Einwandererkinder in diesem Alter darunter (aber dazu gleich, habe ich eine These zu).

Ich weiß, ich bin in einer Akademikerblase gefangen. So wie Nina Pauer auch. Aber da bewegt sich ja ein großer Teil der so genannten Mittelschicht. Und ich habe eine Idee, woran das liegen könnte. Und die macht mich nicht beliebig mutig für meine Kinder.

Deshalb: Die arme Generation

Meine Eltern sind eigentlich zu jung für mich. Die meisten in meinem Alter haben Eltern, die um die 70 sind. Und haben eines gemeinsam: Wir sind die letzten (Westdeutschen), die eine realistische (also für viele von uns Akademikerkinder oder Akademiker erreichbare) Chance hatten, dass es ihnen wirtschaftlich besser geht als ihren Eltern. Die allermeisten Akademikerkinder oder Akadamiker um die 30 werden das wirtschaftliche Niveau ihrer Eltern maximal erreichen, viele werden auch das nicht. Für viele von ihnen ist die Erfahrung nach 2000 die eines Abstiegs. Von enttäuschten Erwartungen.

Das ist zu holzschnittartig, um tatsächlich wirklich wahr zu sein. Aber als grobe Linie könnte es stimmen, oder? Und könnte wenigstens teilweise erklären, warum das Gefühl der Überforderung und des Scheiterns an den unendlichen Möglichkeiten bei vielen so groß ist. Und warum die jungen Leute aus dem Osten und die jungen Einwandererkinder da zu einem erklecklichen Teil anders dran sind. Für diese beiden Gruppen gibt es noch echte Aufsteigerbiographien.

Ich habe den Eindruck, dass die materielle und materialistische Dimension der Entfremdung von unserem Leben ohnehin zu wenig bedacht wird. Vielleicht hilft mir meine politisch-philosophische Sozialisation dabei, diese Dimension ein bisschen deutlicher zu sehen als andere. Und mir geht es auch nicht um Klagen und Verzweiflung, zumal ich fast eine Zwischengeneration bin, da - wie gesagt - meine Eltern so jung waren und eben auch die letzten echten Aufsteiger (gegenüber ihren Eltern, wirtschaftlich).

Aber viele der armen um-die-30-jährigen, umzingelt von berufsjugendlichen, ultratoleranten Eltern, von denen sich abzugrenzen immens schwierig geworden war, die statt durch (politische) Kämpfe vom Börsencrash, 9/11 und Schröder geprägt waren, als sie sich hätten abnabeln sollen (da lob ich mir doch den Kohl meiner Generation, die Pershings und die Volkszählung), viele dieser also haben irgendwie die Orientierung oder Ziele oder das Erwachsenwerden verloren. Nicht umsonst ist Neon ihre Postille gewesen damals (so wie Tempo die unsere war).

18.11.10

A Monument of The German Angst

Some weeks ago, everything seemed to be ok so far - only very few house owners, announced Google, had taken the opportunity to have their houses pixelated. Less than 3%. Sounded ok so far, given the fact that not only the government but big mainstream media as well have been running a campaign to encourage Germans to just do this for some months.

Today Streetview finally started with 20 "big" cities over here. And the result of pixelation is much worse than - I guess - even a lot of the pixelators would have thought. Some interesting collateral discussion will come, too - like why it was possible for anybody who rents (!) a flat or apartment to have the complete house pixelated (although he has no equity on it and should not have any right to do anything at all).

No, it's not exactly important. And this is not the end of civilization or something really bad or dangerous - but it's ridiculous. Especially as there are a lot of services on the web that do the same.

But in one way the pixelation is great: It's near art. A very special and national way of building a new digital monument for the way, we here in Germany deal with innovation and digital lifestyle.
Google Streetview is the digital monument of the "German Angst" for the world to see.
Please, my friends from abroad, come in and take a look. This is what we digital pioneers face in this country when we try to build something new. This is a symbol that might explain why we are (in the digital space) great in building copies of successful services from the US, but not in inventing new toys or tools or even companies.

There is some creative way of dealing with it already, a bit Schwejk-esk (although Schwejk is a Czech) - like implementing other panoramic photos into Streetview (see an example here for Berlin). And my street and my house e.g. is not covered by Streetview anyway.

But it's still sad to have this monument. And embarrassing as well. Be patient with us, not all of us are suffering from German Angst. But enough of us to make the German Angst now very visible online and to paint a picture of a former innovative country that has lost its speed some 30 or so years ago.

The good news is: tomorrow will be a new day.