Eine der Pastorinnen dort ist auch nicht nur klasse in ihrer Art zu predigen und Gottesdienst zu halten, sondern auch einladend und liebevoll. Aber am letzten Sonntag hat unsere Begeisterung einen Knacks bekommen.
Ich bin ja inzwischen eher konservativ in Glaubensfragen und beinahe evangelikal, jedenfalls ist mit die geistliche Armseligkeit, wie sie in unserer Ortsgemeinde herrscht, zuwider. Aber der Teilzeitpastor, der am letzten Sonntag predigte, war weit jenseits dessen, was ich ertragen mag. Und das hängt (neben einem abstrusen Nebensatz, der in etwa ging, dass man ja heute aus Talkshows geworfen werde, wenn man als Christ zu seinem Familienbild stehe - also echt, wie kann man so bekloppt sein, so was zu behaupten, das hat mich schockiert und rausgeworfen aus der Konzentration) vor allem an einem bigotten Alarmismus, wie er auch aus dem Streitgespräch von Parzany mit Volker Beck spricht, das idea diese Woche dokumentiert und in dem Parzany, der alte Popstar des evangelikalen Christentums, beklagt, man dürfe hierzulande ja schon fast nicht mehr dazu stehen, ein Christ zu sein. Volker antwortet ihm:
Deswegen ist Ihr Appell, Herr Parzany, „Steht auf, wenn ihr Christen seid“, völlig überzogen. Hier ist keine Freiheit gefährdet. Bei aller Kritik am Inhalt: Ich würde ihre Freiheit gegen jeden Repressionsversuch verteidigen! idea.de - Nachrichten des Tages - DetailartikelSo ähnlich ging es mir auch, das wollte ich dem Pastor in Poppenbüttel auch zurufen. Was für eine Verdrehung der Realität, zu behaupten, das Klima in diesem Land sei so, dass es für Christen anfange. gefährlich zu sein, wenn sie ihren Glauben vertreten, dass Christen in der Minderheit seien und mundtot gemacht würden.
Wer so argumentiert, zündet auch irgendwann Häuser an, befürchte ich. Und es entspricht nicht meiner Wahrnehmung. Ich darf und kann (und tue es auch) laut sagen, auch in meinem eher heidnisch geprägten Umfeld, dass ich Christ bin, dass ich die Evolutionstheorie maximal als halbwegs plausible Theorie sehen kann aber sie nicht für wahr halte, dass ich Ehescheidung und Abtreibung ablehne und so weiter. Mir ist noch nie Feindschaft begegnet, nie mehr als ungläubiges Staunen.
Leute wie Parzany und dieser Pastor leben anscheinend in einer anderen Welt. Oder sie brauchen die behauptete Feindschaft, um sich selbst besser zu fühlen. Absurd jedenfalls. Und fast noch mehr erschreckt hat mich, dass so viele Gottesdienstbesucher so begeistert waren von der Predigt und diesem Typ.
Ob wir doch in der falschen Gemeinde gelandet sind?
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