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27.2.13

Stopp!

Um es vorweg zu sagen: Dies war ein guter Kongress mit spannenden Beispielen und guten Teilnehmerinnen. Hervorragend organisiert, Spaß gemacht. Und dass ich gemeinsam mit eBay was vorstellen konnte, hat ihn ja auch nicht gerade abgewertet. Handel ist außerdem eine sehr interessante Branche.

Ein Thema zog sich beide Tage durch diesen Kongress: Zoschil Midia. Das macht (auch) im Handel inzwischen einen signifikanten Teil der PR aus, auch wenn es teilweise schön wäre, wenn Marketing und PR enger zusammen arbeiten würden oder gar ihre Grenzen aufgeben, aber das ist eine andere Geschichte.

Nur eines hat mich wirklich sehr irritiert. Und nach sehr kurzer Zeit habe ich darum eine Strichliste begonnen, wie oft das Wort Shitstorm vorkam, wie oft es also jemand erwähnt hat. MIt Bleistift, auf kariertem Hotelpapier:

Strichliste auf dem PR-Kongress des EHI

Grob gesagt verhielt sich die Menge der Erwähnungen des Wortes exakt umgekehrt proportional zu Erfahrung mit und positiver Haltung zu Social Media bei den Erwähnenden. Das mit den Kartoffeln und Bauern, u know. Und ulkigerweise war es nicht mal überwiegend aus Angst geboren oder zur Abwehr gebraucht. Nur eben zigmal erwähnt. Nur: Warum? Wir haben uns durchaus mit einigen Krisen und Herausforderungen beschäftigt diese Tage - aber mit keiner Massenentrüstung.

Vorschlag zur Güte und Bitte an alle, die sich schon etwas länger mit Social Media in der Kommunikation beschäftigen, und an alle, die über so etwas journalistisch berichten: Lasst uns ein Moratorium machen.

Lasst uns das Wort nicht mehr nutzen. Denn zum einen werden wir daran dann unterscheiden können, wer ein bisschen Ahnung hat und wer nicht. Und zum anderen sind wir für andere (hoffentlich) manchmal auch Rollenmodelle - und können helfen, diesen absurden, falschen, doofen Begriff wieder in der denglischen Subkultur verschwinden zu lassen, wo er hingehören könnte. Wenn überhaupt.

Vorschlag zur Güte für alle Unternehmen und Marken, die Unterstützung und Beratung bei Agenturen und Beraterinnen einkaufen: Setzt das Wort auf euren Bad Word Filter und alle, die es weiterhin benutzen, auf die Blacklist (ich weiß, dass es die bei vielen von euch gibt) derer, mit denen ihn nicht arbeiten wollt.

An der Verwendung des Wortes werden wir uns in Zukunft differenzieren können - so wie vor ein paar Jahren an der Revolutionsrhetorik. Und dabei fasse ich mich auch an die eigene Nase, immerhin führt unser ruhender Brouhaha-Podcast aus SEO-Gründen zurzeit auch noch dieses Wort im Titel.

19.2.13

Wer A sagt

... muss gar nichts. Aber wer A sagt, um etwas ändern zu wollen, kann dann auch mal A rufen. Mache ich jetzt.

Nur kurz zur Erinnerung: ich schrieb am 16.11.2012 unter der Überschrift Von Pubertät und Podien mal auf, was mir an Veranstaltungen und den üblichen Alphamännlein nicht passt, die da rumturnen. Und stellte mir selbst Regeln auf. Unter anderem:
3. Ist die (in der Regel ja obligatorische) Diskussionsrunde mit mindestens 40% Frauen besetzt? Dann komme ich gerne. (Blogpost)
Und ich mache gute Erfahrungen mit der Auswahl der Dings, auf denen ich spreche. Beispielsweise kommende Woche beim PR Kongress des EHI, der gut und ausgeglichen besetzt ist und sogar spannende Themen bietet. Die Social Media Week Hamburg als Großformat ist auch gut, unterschiedlich, variantenreich von den Methoden und so weiter. Darum habe ich auch gerne zugesagt, als ich damals angefragt wurde, ob ich an einer Markenkommunikationsdiskussionsrunde teilnehmen wolle. Denn Markenkommunikation finde ich gut. Und weiß ich was zu. Und hab ich Erfahrung und so.

Dann ging es in die Detailplanung. Also schrieb ich am 4.1.:

Übrigens gehe ich davon aus, dass da noch Frauen aufs Panel kommen, oder? ... Ich nehme ja eigentlich nicht mehr an Podien teil, auf denen keine Frauen sind :)
Und der Organisator kannte auch meine Selbstverpflichtung, wir kennen uns und arbeiten hin und wieder zusammen seit vielen vielen Jahren. Es blieb bei der ursprünglich angedachten Alphamännerrunde. Sehr groß übrigens. Und sozusagen nur Agenturen (ok, und ein Inkubator und der Gastgeber).

Hiermit sage ich meine Teilnahme an der Runde ab.

Es mag Themen geben, bei denen es keine Frauen gibt, die Lust hätten, auf ein Podium zu klettern. Aber bei diesem Thema? Eher nicht. Ohne Recherche fallen mir allein aus Hamburg spontan einige ein, mit denen ich auch schon zusammen gearbeitet habe, von denen also sogar ich beurteilen kann, dass sie gut sind, und mit dem Lob bin ich ja nun nicht beliebig freigiebig: Claudia SommerIna SteinbachSanja Stankovic, Nina Galla. Oder etwas weiter geguckt über den lokalen Tellerrand, es kommen ja auch Leute von woanders auf dieses Podium, gleiches Kriterium (schon zusammen gearbeitet, für gut befunden): Claudia Hilker (ohnehin zur SMWHH hier), Stefanie Babka (Kundin) - und das sind jetzt mal nur die allerersten sechs, die mir eingefallen sind. Ein bisschen Recherche bei einer Podiumszusammenstellung kann da bestimmt Wunder wirken.

Nein, hier besteht keine Not, ein rein männliches Panel zu machen. Das ist nach meiner Meinung Nachlässigkeit, auch wenn das Torsten Panzer, der es moderieren wird, anders sieht, sagt, es sei ihm nur um Kompetenz gegangen, nicht um Geschlecht. Nur: So ändert sich nichts, wenn dir nicht eine einzige kompetente Frau eingefallen ist, obwohl es so viele gibt. Es hat verdammt noch mal auch etwas mit Wahrnehmung der Realität zu tun. Was ich übrigens doppelt schade finde, weil insgesamt die Ausgewogenheit bei der Social Media Week extrem gut ist - und eben sehr viele Frauen sprechen und was anbieten. Nur bei diesem Thema nicht? Nun, dann mache ich bei der Realitätsverzerrung eben nicht mit.

Vielleicht ändert sich dann mal was. Auch wenn ich zwar eitel bin aber nicht so eitel, anzunehmen, dass ich so wichtig sei, dass meine lautstarke Absage allein etwas ändern könne. Nur muss ja irgendwer anfangen.

16.11.12

Von Pubertät und Podien

Ich hatte es zunächst nicht verfolgt, weil November und Dezember in einer Agentur schlechte Monate nicht nur für Konferenzen sondern für alles sind, was nicht direkt mit Kundinnen zu tun hat - denn es ist die Zeit, in der am meisten Konzepte, Projekte, Etats und Neuprojekte kommen. So auch hier, danke, das ist an sich schön.

Und ich war aus mehreren Gründen nicht interessiert an den Social Media Economy Days 2012 vor einiger Zeit in Hamburg. Vor allem, weil mir die Referenten ganz überwiegend nicht zusagten. Von einigen Ausnahmen abgesehen weder von den Themen noch von der Erfahrung/Kompetenz her. Macht ja auch nichts, es spricht ja zunächst weder für noch gegen eine Veranstaltung, dass sie mich nicht lockt.

Auch den Ausruf von Agnieszka von den #DMW dazu, dass es keine Frauen auf den Podien gab, habe ich nur aus dem Augenwinkel gesehen, von den Kolleginnen in meinem Team ein bisschen was dazu gehört, aber nicht weiter verfolgt. Hätte ich aber vielleicht, wenn ich mir nun manche Affendiskussion rund um dieses Thema ansehe, die ich in den letzten Tagen dann doch noch mitbekam.

Der eine oder die andere wird wissen, wie meine Haltung zu diesem Thema sozusagen ganz grundsätzlich ist. Ich habe zu Herrschaftsstrukturen und zu Quoten (da eher im politischen Kontext) und zu Sprache ja immer wieder was gesagt.
Falls jemand mit mir diesen kurzen Artikel hier diskutieren will, bitte ich darum, diese Texte einmal mindestens querzulesen, ok? Würde vielleicht das eine oder andere erleichtern.

Um es klar zu sagen: Ich halte es für eine Veranstaltung für schädlich, wenn sie an einem Format festhält (also vor allem Vorträge, Vorträge, Vorträge, dieses pubertäre Format), das systemimmanent nicht nur überwiegend uninteressant ist sondern auch viele Frauen, die ich kenne und für gute Lehrerinnen und Erzählerinnen halte, ausschließt.

An solchen Tagungen, die zusätzlich auch noch mich selbst langweilen, werde ich nicht mehr teilnehmen. Weder als Sprecher noch als Teilnehmer. Und das, obwohl ich mich sehr gerne reden höre.

Dass es anders geht, zeigen Tage wie die Foren von Kongressmedia (mit all ihren anderen Problemen, ja) oder die Fachtagung Social Media Relations jetzt gerade, die ich kurzfristig absagen musste, weil ein Kind krank war und ich zu Hause gebraucht wurde - was aber nicht soo viel machte, weil meine großartige Kollegin Jette den Workshop auch allein hinbekam. Was niemanden überraschen wird.

Was gar nicht geht, ist das mangelnde Problembewusstsein, das ich aus manchen "Diskussionen" rund um den offenen Brief heraus hörte. Ich bin fest davon überzeugt, dass der diesjährige Höhepunkt an misogyner Konferenzgestaltung wesentlich durch eine Mischung aus antiaufklärerischer Postgender-Haltung ("Frauen haben doch genau die gleichen Chancen, warum melden sie sich nicht mit guten Themen?") und einem veralteten und unattraktiven Tagungsformat (eben Vorträge von Rampensäuen) passieren konnte.

Damit sich etwas ändert, müssen Männer, die immer wieder angefragt werden für die Rampe - und in der zweiten oder dritten Reihe gehöre ich ja auch dazu, dies richtet sich also auch an mich, nicht nur an andere -, meines Erachtens eine Zeit lang etwas von dieser Rampe zurück treten. Nur durch den eigenen Verzicht wird sich etwas ändern. Wer nicht auch verzichtet, kann nicht behaupten, dass alles gut sei - sondern zementiert den status quo ante. So lange es eine faktische Ungleichheit gibt (und bevor ihr über diese Tatsache diskutieren wollt: das haben wir in den 80ern und 90ern ausführlich getan, wer das anders sieht, muss imho unter einem Stein gelebt haben oder bösartig oder intellektuell beschränkt sein, sorry), müssen die bisher durch die Asymmetrie Bevorzugten freiwillig oder unfreiwillig zurück treten, muss es eine Ungleichbehandlung geben.

Ich werde 2013 darum meine Teilnahme an Konferenzen und Tagungen (vor allem und in erster Linie als Beitragender) von diesen drei Punkten abhängig machen und ich fordere Männer, die viel auf Podien stehen, auf, es mir gleich oder ähnlich zu tun:
  1. Wie ist der Anteil der Frauen, die Programmpunkte leiten/gestalten? Ist der kleiner als 35%, werde ich nicht teilnehmen.
  2. Welche partizipativen und erwachsenenpädagogisch zeitgemäßen Formate hat die Tagung, die Konferenz? Keine? Nur Vorträge? Ohne mich.
  3. Ist die (in der Regel ja obligatorische) Diskussionsrunde mit mindestens 40% Frauen besetzt? Dann komme ich gerne.

13.3.08

Der erste Tag der Euroblog

Hmmm. Bisher habe ich keine Bilder oder Videos gefunden, die ich einbinden könnte und auch eher gestolpertes Liveblogging auf der Euroblogseite und bei Martin Oetting.
(Dies übrigens ein Beispiel dafür, warum ich Livebloggen irgendwie immer noch oder inzwischen wieder komisch finde - der Erkenntnisgewinn ist im Vergleich zu beispielsweise Twitter minimal, Twitter wiederum ist in seiner kleinen Form da irgendwie überzeugender, finde ich.)

Kann ich also nichts einbinden. Auf dem Eröffnungspodium saß ich ja mit, darum nur kurz das, was mir persönlich an der Frage, wie Social Media PR verändert, wichtig ist nach dieser Diskussion:
  • Einerseits kommen wir - das ist eine Formluierung, die ich aus dem Workshop mitgenommen habe, den ich gestern gab - nach dem Broadcastzeitalter, dessen Kind klassische PR ist, wieder zurück in eine Zeit des  Word-of-Mouth, es beginnen also die Mechanismen zu greifen, die auch vor den Massenmedien griffen: Empfehlungen meiner Nachbarn...
  • Für Marken und Unternehmen wird es, so denke ich, nicht darum gehen, wie sie der Chimäre Kontrolle hinterher hecheln, sondern wie die Heritage in dieser neuen Kommunikationsarena gewinnen können - als Gastgeber, Teilnehmer oder Führer.
  • Wir haben viel über Authentizität gesprochen, nicht zuletzt, weil David Weinberger das zurzeit ebenso als Thema hat wie wir von Edelman Digital. Dabei habe ich mich zu dem Satz hinreißen lassen, zu dem ich stehe, und der das Schlusswort der Diskussion wurde: Streamlined Communications can never be authentic. Fullstop.
Nach der Eröffnung haben eine Reihe von Hochschullehrern vorgestellt, wie sie mit Social Media arbeiten, was zwar ganz interessant aber auch etwas trocken und sehr wenig conversational war. Heute abend geht es dann noch weiter mit dem Dinner im sehr schrägen Hotel - und morgen mit dem zweiten Tag.

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