"Wieso ziehst du aufs Land, wenn du es ruhig haben willst?", ist die typische Antwort an Menschen, die sich im Sommer über den Lärm beschweren. Es ist eines der merkwürdigsten Vorurteile, die ich kenne, dass es auf dem Land leise sei oder ruhig. Denn die Natur hier ist ja ganz überwiegend nicht zur Erholung für die Menschen aus der Stadt da, sondern wir leben mit und von ihr.
Diese Wochenende war rund um die Uhr ein Brummen und Piepen. Wie in der Industrie. Denn wir hatten es trocken, anders als in vielen anderen Gegenden. Also musste so viel Getreide und Raps wie irgend möglich rein, bevor der Regen wieder losgeht. Und in den Scheunen laufen dann die Trocknungsanlagen, rund um die Uhr. Und dann wird gegrubbert und Mist gefahren. Und Stroh reingeholt.
Wenn ich sehe, wie es anderswo gerade aussieht, genieße ich den Lärm doppelt. Denn ich freue mich für meine Nachbar*innen, dass sie ihre Ernte reinholen können. Dass (außer bei den Ackerbohnen) etwas davon übrig ist, bei vielen sogar das allermeiste.
Wir mit den Weiden sind da ja etwas antizyklisch. Winterfutter haben wir schon drin, die letzten Wochen sind die Wiesen endlich etwas aufgewachsen. Und auch die, auf denen die Pferde gerade stehen, wachsen gut, so dass wir noch nicht umweiden und mulchen müssen. Sondern ich die Tage überwiegend am Schreibtisch verbringen kann, um Kampagnen und Konzepte zu entwickeln, bevor ich wieder mehr auf den Trecker muss. Nur gleich mal zwischendurch eine der Stuten dem Hengst zuführen, Handbedeckung, aufregend. Und Ende der Woche ab zu Weltmeisterschaft im Islandpferdesport.
Lärm und Lärm ist zum Glück zweierlei. Mir ist der "Lärm" auf dem Land allemal lieber als Verkehrslärm. Und die paar Erntewochen im Jahr ist es gut auszuhalten. Auch bei uns piepst es laufend, wenn der Mähdrescher wieder voll ist und das Getreide auf den Wagen ablässt. Dann weiß ich, es geht voran mit der Ernte, und das freut mich.
AntwortenLöschen