Ok, vielleicht hatte Gyde Jensen schlecht geschlafen, als sie heute früh um zehn vor sieben vom Deutschlandfunk interviewt wurde. Und ok, es spricht für sie, dass sie nicht zu allem was sagen will und kann (und immer wieder darauf hinwies, dass sie zwar gerade zu einem Steuerthema interviewt wird, aber dazu eigentlich nichts sagen kann und will, weil sie keine Steuerpolitikerin sei). Und ok, sie ist auch keine Sozialpolitikerin, sie ist schließlich auch in der FDP, im Interview klingt sie fast so als fände sie es absurd, sich als FDP-Fraktions-Vize mit Fragen der Gerechtigkeit auseinandersetzen zu sollen. Fair enough.
Aber ist es nicht eigentlich sehr entlarvend und ein Zeichen libertärer Politikverweigerung, wenn sie von der Familienministerin fordert, sie solle gefälligst Vorschläge für frühkindliche Bildung und für Gleichstellung machen – aber bitte keine Gerechtigkeitsdebatte lostreten, die immer hinke? Siehe letzte ca. 40sec ihres Interviews?
Gerne will ich mit FDP-Leuten über Gerechtigkeit streiten. Das lohnt sich, denn es lohnt sich immer, um Gerechtigkeit zu streiten. Aber einen Streit um Gerechtigkeit abzulehnen, sich und eine Ministerin für nicht zuständig für Gerechtigkeit zu erklären, ist in my humble opinion eine vollständige Bankrotterklärung einer Politikerin.
Jede Frage von Geld, von politischen Prioritäten, von Ordnungsrecht, von Gesetzen, von Veränderungen ist immer auch eine Frage von Gerechtigkeit. Außer wenn ich einen Anspruch an Politik habe, der libertär ist, also einer extremistischen vulgär-pseudo-liberalen Vorstellung anhängt, dass sich der Staat und die Gesellschaft nur auf polizeiliche, nachtwächterliche Aufgaben zu beschränken haben.
Immerhin wissen wir nun, wo Gyde Jensen steht. Meine Hoffnung, dass sie damit nicht exemplarisch für die jüngere Generation in der FDP steht, ist nur mittelgroß.
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