Für mich ist der
Trendtag vor allem deshalb immer wieder halbwegs spannend, weil Themen, die dort verhandelt werden, im Maintream angekommen sind. Nix mit Trends - aber doch die Vergewisserung, dass die Themen, mit denen ich mich beruflich auseinandersetze, in die richtige Richtung gehen. So war es auch dieses Mal. Und klar, dass in jedem der Vormittagsvorträge Blogs eine zentrale Rolle spielten.
In meinen Seminaren und Vorträgen rede ich auch von
Schwärmen, wenn ich die kommunikative Herausforderung von Blogs beschreibe. Das mache ich auch schon länger als die Trendfredis übrigens - weil es aus meiner Sicht ein zutreffendes Bild ist.
David Bosshart vom
Gottlieb Duttweiler Institut hat wie immer den ersten Vortrag gehalten und recht gut die gesellschaftliche Relevanz von Blogs beschrieben. Dass er mit der Aussage, Blogs seien eben
kein Marketing- oder PR-Gag und haben nichts mit Werbung zu tun, dicht an meiner Meinung ist, machte es mir sympathisch. Für Bosshart geht es bei Blogs statt dessen um eine
wachsende Sensibilität: Menschen wollen Menschen hinter Prozessen sehen.
Zwei Aspekte waren für mich neu, über die muss ich noch nachdenken - kann ihnen aber spontan durchaus einiges abgewinnen:
I.
Blogs seien der Versuch und der Wunsch, mehr Verständnis in einer wachsend unverständlichen Welt zu finden und zu haben.
II.
Blogs seien das Gegenstück und die Gegenkultur zu der immer heftigeren und lauteren Aussage Du bist nichts wert, die einem aus Wirtschaft und Politik entgegenschalle. in ihnen gehe es um Austausch, Gespräche, Gefühle - am Ende um einen Spiegel für mich, der mir die Frage beantwortet, was ich denn nun wert sei.
Nur am Rande sei bemerkt, dass Bosshart Wert darauf legte, nicht von
Globalisierung zu sprechen, sondern lieber von
Interdependenz. Ich musste darüber sehr lächeln, denn die Eine-Welt-Bewegung, in der ich quasi aufgewachsen bin,
(meine Eltern haben seinerzeit einen der ersten Dritte-Welt-Läden in Hamburg gegründet und ich bin oft durch die Räume der Werkstatt3 mit ihren wunderbaren exotischen Gerüchen getobt) hat bereits in den 70er Jahren die dann im Rechtsruck eingemottete
Interdependenz-Theorie für Entwicklung und Ausbeutung aus dem universitären Bereich aufgenommen und politisch brauchbar gemacht. Kann sich wohl kaum noch einer dran erinnern...
EDIT 6.6.05:Vor allem für die Leser, die aufgrund des famosen Postings von Thomas Knüwer hierher gekommen sind:Nein, wirklich positives konntet ihr nun auch hier nicht lesen. Ich bin nur bis Mittags geblieben immerhin. Und neben dem, wa sich oben widergegeben habe, fand ich allein - und erstmals übrigens - den Vortrag von Bolz halbwegs spannend. Rheingold war sowas von enttäuschend.....
Wie oben gesagt: Ich habe in all den Jahren noch nicht einen Trend auf dem Trendtag entdeckt. Allerdings sollten Herr Knüwer und ich da auch nicht von uns auf andere schließen: Viele Entscheider in mittelständigen Unternehmen oder in Verlagen, die da waren, beschäftigen sich nicht schon von Berufs wegen mit neuen Entwicklungen - und für vielen von ihnen ist vieles auf diesen Tagen dann auch wirklich neu. Und das ist doch fein...