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25.7.14

Meinung und Kontext und Medien

Kriegsberichterstattung finde ich grauenvoll. Nicht so grauenvoll wie Krieg, aber doch grauenvoll. Meine eigene Lösung dafür ist, dass ich mich aus den aktuellen Medien ausklinke und eher langsamere Medien nutze. Was mir leicht fällt, da ich TV eh nicht nutze und in Print und Online eher Wochentitel und Hintergrundgeschichten lese. Und mir zusätzlich über meine sozialen Filter eine Auswahl anderer Berichte schicken lasse (Twitter vor allem, teilweise auch Facebook).

Selbstverständlich kann es auch keine objektive Berichterstattung geben. Darum empfinden die meisten Menschen, mit denen ich über die Berichterstattung über den Krieg gegen Israel spreche, sie als einseitig. Einige als einseitig anti-israelisch, andere als einseitig pro-israelisch. Teilweise die gleichen Berichte.

Zwei Aspekte fallen mir dabei besonders auf, die mit Online und Social Media zu tun haben - und sich seit der Unsitte der embedded journalists auch noch mal verändert haben.
Und am Ende ein Bonustrack über extreme Unterschiede, wie Medien über einen antisemitischen Vorfall in Österreich "berichten". Ganz am Ende dieses Textes...


1. Asymmetrie der Bilder

Dass ich viele Berichte als anti-israelisch empfinde und dass viele Menschen, die Berichte sehen - selbst wenn sie sie nicht als parteilich erleben - einen Zorn auf Israel entwickeln, hängt nach meiner Wahrnehmung mit der Asymmetrie der Bilder zusammen. Der Münchner Historiker Wolffsohn weist auf die Bilder-Taktik in Guerrilla-Kriegen hin. Ich stimme ihm nicht in allem zu, aber es sind schon die Bild-Details, die die Berichterstattung so grauenvoll machen.

Tatsächlich empfinde ich das Beispiel der Kinder, die am Strand spielend tödlich getroffen wurden (und hier dann nicht nur die Bilder selbst sondern auch die Geschichte), da sehr bedenkenswert: Der Reflex ist bei vielen in meinem Umfeld gewesen: "Siehste, die Israelis schrecken nicht mal davor zurück, Kinder zu ermorden". Ein Nachdenken darüber, was und wie es passiert ist, findet nicht mehr statt. Beispielsweise die Frage, wieso sie da spielten. Dass die Eltern ja wohl, wenn wir einmal nachdenken, davon ausgingen, dass sie da sicher sind. Dass sie also ein Wissen, eine Erfahrung haben, dass die israelische Armee genau so etwas nicht machen wird. Dass es ihr dennoch passierte, ist grauenvoll und falsch. Und wird untersucht (wo gibt es das sonst in einem Land, das im Krieg ist?). Diese Überlegungen machen es nicht besser, setzen aber einen emotionalen Kontext, den Bilder eher verhindern.

Und weil es quasi nur Bilder gibt, die ein einseitges Bild zeichnen (was auch in der Natur dieses Krieges liegt), nur die eine Seite eomtionalisiert durch Bilder dargestellt werden kann, ist es auch logisch, dass verantwortungsvolle Journalistinnen in den Texten und Tonspuren wiederum hier eine Relativierung versuchen - so dass bei uns, je nachdem ob wir mehr auf den Text oder das Bild achten, beim gleichen Beitrag eine eher pro- oder anti-israelische Position hängen bleibt.


2. Persönliche Sichtweisen neben den Berichten

Vor allem Twitter bietet eine Möglichkeit, neben den "offiziellen" Berichten der Journalistinnen, die vor Ort oder in der Nähe sind, auch noch mehr über ihre Haltung, über ihr Herangehen zu erfahren. Und zumindest für die, die sich intensiver mit Medien beschäftigen, stellen diese - wenn auch immer als privat/persönlich gekennzeichneten - Accounts eine wichtige zweite Quelle dar. Die vor allem mir, der ich aufgrund der Berichte der letzten Jahre bei einigen Medien (vor allem ARD, Deutschlandfunk, Spiegel, aber auch Süddeutsche und einigen anderen Zeitungen) erstmal den Grundverdacht einer latent einseitigen Berichterstattung hege, helfen, zu erkennen, wie das zustande kommt und wo sich Journalistinnen dennoch bemühen, von ihrer eigenen Meinung zu abstrahieren.

Zwei Tweets von gestern von den Korrespondenten von ZDF und ARD sind für mich da exemplarisch. Dazu sei gesagt, dass der gesamte Twitteraccount bei beiden jeweils versucht, beide Seiten zu sehen und nicht besonders gefärbt ist. Und dass 140 Zeichen zu einer Verkürzung führen, die zuspitzt. Aber da sie beide Profis sind und Kurzformate "können", ist es aus meiner Sicht legitim, auch auf problematische Narrative in Tweets hinzuweisen.
Ist das "untersucht" ein Zitat? Oder eine Distanzierung? Die eine wird es so lesen, die andere anders. Gestern hatte ich bei den Retweets und den Tweets des ZDF-Mannes Sievers den Eindruck, dass er relativ klar Position bezieht - gegen Israel. Und das, obwohl das ZDF in den Nachrichten weit ausgewogener berichtet als die ARD. Manche Tweets von Sievers haben mich erschreckt, zugleich aber auch den Respekt dafür erhöht, wie er versucht, tatsächlich zu berichten aus einer Situation, in der die Anfälligkeit für Propaganda und spektakuläre asymmetrische Bilder extrem hoch ist.

Anders ARD-Mann Schneider. Ich finde bemerkenswert, dass er bewusst keine Bilder auf Twitter postet, auch nicht weitergibt, das auch begründet. Dass er immer wieder Position bezieht, oft zu den hochemotionalisierten Themen wie toten Kindern etc.

Und dann haut er so was raus - auf deutsch und englisch und also nicht unüberlegt, gleich auch noch zu Facebook gespielt - was mir den Magen umdreht:
Auf einer Linie mit dem grauenvollen Kommentar in den Tagesthemen von Sabine Rau. Antisemitismus als taktische Dummheit. Nicht als Verbrechen.

Auch in den Tweets und Timelines dieser beiden exemplarischen Beobachter und Berichterstatter erklärt sich mir der Unterschied in der Tonalität und Linie der Berichte in ZDF und ARD. Oft nur in Nuancen.


Bonustrack

Davon unberührt hat mich gestern sprachlos gemacht, wie extrem unterschiedlich zwei (Online-) Medien über den Versuch von Antisemiten berichteten, Spieler eines israelischen Fußballklubs zu verprügeln.

Der Focus schrieb:
Plötzlich herrscht völliges Chaos, schwarz gekleidete Aktivisten stürmen während eines Fußball-Testspiels im österreichischen Bischofshofen auf den Platz und attackieren die Profis des israelischen Clubs Maccabi Haifa. Die Spieler setzen sich zur Wehr.
Während die Welt das gleiche so formulierte:
Die antisemitischen Randale haben den Fußball erreicht: Nach einem Platzsturm wurde am Mittwoch ein Testspiel zwischen dem israelischen Spitzenklub Maccabi Haifa und dem früheren französischen Meister OSC Lille abgebrochen.
Das sind nur kurze Ausschnitte aus jeweils in der Tonalität so bleibenden radikal unterschiedlichen Artikeln. Hervorhebungen von mir.

25.4.12

Wenn so genannte Journalisten Angstkampagnen fahren

Wie mache ich aus einer Null-Information einen reißerischen Angstartikel? Indem ich Formulierungen nutze, die Leserinnen interpretatorisch in die Irre führen. Aktuelles Beispiel von heute:
Jedes dritte europäische Kind geht leichtfertig mit seinen persönlichen Daten um und veröffentlicht den Namen der eigenen Schule im Internet, jedes achte Kind sogar die private Adresse oder Telefonnummer. Sascha Steuer auf "digital-lernen.de"
Das heißt: 2/3 der Kinder (!) passen gut auf ihre Daten auf. Herr Steuer überschreibt den Artikel dann aber sogar:
Kinder veröffentlichen ihre Adressdaten im Internet  ebenda
Und das, obwohl 87,5% aller Kinder in Europa laut seinem eigenen Text genau dieses nicht tun. Weil nämlich "jedes achte Kind" 12,5% entspricht. Und so viele oder so wenige tun das.

Diese Art von angstförderndem Kampagnenjournalismus kennen wir. So wie neulich, als in einer Bitkom-Studie, aus der Feststellung, dass 80% der Jugendlichen bewusst mit ihren Daten in Sozialen Netzwerken umgehen, gemacht wurde, dass jedes fünfte Kind seine Daten nicht schützt (pdf, 4.8MB). Was suggeriert, das sei schlimm. Während mich das Ergebnis positiv überrascht hat (auch wenn es immer und immer und immer besser sein kann).

Das eigentliche Problem an Steuers Artikel aber (und ja, für mich als PRler ist es ein bisschen dies Ding mit dem Glashaus, was jetzt kommt) ist, dass nicht erkennbar ist, auf welche Studie er sich bezieht. Es klingt, als sei es eine neue, eine aktuelle Studie. Stutzig wurde ich, als einen Absatz später aber dieser Satz fiel:
Deutschland unterscheidet sich von den meisten europäischen Ländern durch eine starke Nutzung des Sozialen Netzwerks SchülerVZ ebenda
Äh, ja. OK, soooo aktuell kann die Studie nicht sein, oder zumindest nicht der Erhebungszeitpunkt der Daten dieser Studie.

Glücklicherweise verlinkt Sascha Steuer aber im Seitenbereich seines Artikels eine Studie unter "weiterführende Links". Keine Erklärung, ob das die Studie sei, auf die er sich bezieht.
Falls es also nur ein erratisch gesetzter Link ohne Zusammenhang sein sollte (ich mag bei diesem Artikel so etwas nicht ausschließen), sei vorsorglich darauf hingewiesen, dass der folgende Absatz nicht gelten würde.

Die verlinkte Studie ist allerdings von - 2010. In Worten: aus dem Jahre Zweitausendzehn nach Christi Geburt. Die Daten wurden zwischen April und Oktober 2010 erhoben. Und damit sind sie, selbst wenn die Studie erst 2011 veröffentlicht wurde (was in diesem Internetz ja auch eine kleine Ewigkeit her ist, was den Neuigkeitswert und die Veränderungen angeht), knapp zwei Jahre alt. Mir persönlich drängt sich die Frage auf, ob der Autor sich die Website der Studie angesehen hat, bevor er seine Überschrift schrieb. Oder seinen Artikel. Ob er in den letzten zwei Jahren sich auch nur einmal mit Social Networks beschäftigt hat - denn sonst wäre ihm spätestens beim Satz über SchülerVZ aufgefallen, dass da irgendwas nicht stimmt mit diesem Artikel.

Wenn dann Menschen, die sich mit Medien und Medienpädagogik beschäftigen, auf diesen Artikel stoßen, werden sie die Fehler und die Misstöne auch schnell erkennen. Aber wie viele Menschen werden zunächst nur die Überschrift sehen (auf Twitter, Facebook oder sonstwo)? Wie viele Medien werden daraus eine noch weiter verkürzende Meldung machen für ihre Ausgabe morgen? Was wird also ankommen bei den Menschen draußen im Lande?

Fazit: Aus einer (ur-)alten Studie macht ein Autor mithilfe einer sinnentstellenden Überschrift einen reißerischen Artikel, der ein Problem suggeriert, das so nicht besteht - und damit den Blick verstellt auf die Probleme in dem Bereich, die wir haben.

Ich meine: was dieser Autor hier gemacht hat, ist unverantwortlich und eine Angstkampagne. Hoffentlich wenigstens von seiner Überzeugung getrieben und nicht einfach nur aus Nachlässigkeit passiert.

Update 26.4.
Herr Steuer, der auch der Chefredakteur der Seite ist, hat sich per Mail bei mir gemeldet und hat in seinen Artikel eingefügt, die Studie sei aktuell veröffentlicht worden und stellt es damit sogar noch mehr so dar, als sei es eine neue Studie. Das stimmt allerdings leider nicht. Möglicherweise ist am 23.4. ein Newsletter erschienen, der diese Studie zum Thema hatte. Aber sogar in den neuen Links neben dem Artikel (den alten Link auf die Primärquelle ersetzt Steuer aus einem mir nicht ersichtlichen Grund durch Links auf pdf-Zusammenfassungen der Studie in deutsch und englisch) wird darauf hingewiesen, dass die Studie bereits im November 2011 veröffentlicht wurde und die Daten aus dem Jahr 2010 stammen. Hier ergänzt Steuer also sogar noch eine (vielleicht sogar bewusste) Irreführung seiner Leserinnen. In der Mail bestätigt er übrigens, dass es nicht Nachlässigkeit sondern eine bewusste Entscheidung war, die Angstkarte zu spielen. Er weist darauf hin, dass er diese Frage "dezidiert anders" sehe als ich.

1.8.11

Das pralle Leben

In einem kleinen Blogeintrag voller Polemik schreibt Konstantin Klein etwas auf, was zu den Dingen gehört, die ich in meinen Basisvorträgen und Seminaren und Schulungen und Dingens immer und immer wieder sage, oft zum Erstaunen der Zuhörer, die es aber, einmal gehört und bedacht, nahezu immer auch so sehen, weil es eben, ob man es glaubt oder nicht, erstaunlich offensichtlich ist:
Das Internet ist nicht nur keine fremde Welt, es ist überhaupt keine. Das Netz ist das Abbild der realen Welt mit medialen Mitteln, genauso wie es Bilder sind (die nicht auf Flickr zu finden sein müssen), Videos (die nicht auf YouTube laufen), Texte, die nicht nur als HTML-Dateien vorkommen, sondern als gedruckte Texte in Zeitungen, Zeitschriften und – Achtung, Achtung! – Büchern, als gesprochene Texte in der Diskussion am Stammtisch genauso wie in der Feierstunde in Schloss Bellevue, Ideen, wie sie in unser aller Köpfen (von Ausnahmen abgesehen) entstehen und sich den Weg in eine Art von Öffentlichkeit bahnen. Dass dieses Abbild sich manchmal etwas bunter und chaotischer darstellt, als ihr verknusen könnt, liegt daran, dass die Welt etwas bunter und chaotischer ist, als ihr euch vorstellen wollt.
Wer das einmal für sich verstanden hat, hat keine Angst mehr vor dem Internetz. Manch eine bekommt dann allerdings Angst vor dem Leben. Das aber wiederum steht auf einem ganz anderen Blatt.

13.1.11

Liebe Journalisten, wir müssen reden

Es gab Zeiten, in denen guter Journalismus Geschichten von echten Menschen erzählt hat, von Schicksalen beispielsweise. Nur leichte Verfremdung oder auch gar keine waren nötig, denn die Menschen, um die es ging, die Opfer von Verbrechen oder Missverständnissen wurden, waren weit weg. Nur die Zeitungsleute kannten sie und einige wenige Bekannte oder Nachbarn erkannten sie durch den Bericht hindurch.

Diese Zeit ist vorbei. Im Großen und im Kleinen. Das kann als Journalist bedauern, wer will. Was ich aber gefährlich finde, ist, wenn die journalistische Arbeit nicht von Zweifeln angekränkelt ist, ob die alten Methoden noch ausreichen, um sauber zu sein - und beispielsweise Opfer zu schützen.

Das wurde mir so deutlich, als ich vor ein paar Tagen einen Fall in mehreren Hamburger Zeitungen verfolgte, der überall groß (und bei der Mopo, aber wer wollte das anders erwarten, verblödet reißerisch entstellt "K.O.-Tropfen im Messwein", aber lassen wir das, wir wollen ja über Journalismus reden) gefahren wurde.

Es ging, grob, um einen sehr unklaren Sex-Fall in einer Kirche, denkbar ist, dass Vergewaltigung im Spiel ist. Ich formuliere es so zurückhaltend, weil nichts klar ist bisher. Die Angaben, die beispielsweise im Hamburger Abendblatt über die beiden beteiligten Erwachsenen gemacht wurden, haben dazu geführt, dass ich 20 Sekunden brauchte (Google und archive.org sei Dank), um den ersten Namen rauszubekommen und festzustellen, dass ich den Menschen kenne. Und weitere 25 Sekunden, um den anderen Menschen eindeutig zu identifizieren, den ich nicht kannte - und von dem das Abendblatt, weil es möglicherweise das Opfer war, nicht mal einen (Vor) Namen nannte. Weitere 20 Sekunden, und ich hatte Bilder und die gesamte bisherige Biografie dieses Menschen, obwohl aus Profilen bei Xing und Facebook die Bilder "gelöscht" worden waren. Die Angaben im Abendblatt waren - für mich - so wenig anonymisiert, dass ich wusste, von welchem Portal die Zeitung die wesentlichen Infos über den Menschen hatte.

Nun kann man - zynisch - argumentieren, dass dieser Mensch sich ja nicht einem Medium gegenüber hätte äußern müssen (was offenbar in einem Fall geschehen ist). Aber ich habe mich (auch angesichts der imho an sich nicht wirklich berichtenswerten Geschichte) schon gefragt, ob das Abendblatt aus diesem Vorfall wirklich eine zwei Tage lange und insgesamt fast eine ganze Zeitungsseite große Skandalgeschichte machen musste, deren Motivation am Ende doch vor allem sich daraus speist, dass Sexskandale und Sexverbrechen in Kirchen (und noch recht frisch ja in der evangelischen Kirche in Hamburg, siehe den Rücktritt der Bischöfin) gerade so gut funktionieren.

Vor zehn Jahren wäre die Zeitungsgeschichte nicht wirklich problematisch gewesen, denn ich hätte nur gewusst, um wen es geht, wenn ich jemanden kenne, der vor Ort wohnt, in der Kirche aktiv ist und mir Auskunft gibt. So habe ich nach einer knappen Minute alle Infos über die beteiligten Menschen. Nun wird jemand anders sich diese Minute Arbeit vielleicht nicht machen, der nicht ohnehin den Eindruck hätte, dass er einen der beiden Menschen kennen müsste, von früher. Aber das macht es nicht besser.

Liebe Journalisten, seid ihr euch wenigstens bewusst gewesen, als ihr diese Geschichte schriebt und ins Blatt gehoben habt, dass ich ohne jede Anstrengung sofort alles das weiß, was ihr so verantwortungsvoll nicht sagt? Wovon ihr dachtet, dass ihr es quasi anonymisiert habt? Oder glaubt ihr wirklich, dass es noch immer so ist wie früher? Dass wir mit Schauder, Empörung oder Freude euren Geschichten lauschen, von denen wir wissen, dass wir nie wissen werden, um wen es in Wirklichkeit geht?

Ich habe keine Lösung. Aber ich frage mich, ob solche Geschichten wie die, an der es mir jetzt so sehr aufgefallen ist, noch geschrieben werden sollten. Und wenn, ob sie noch so geschrieben werden sollten. Ob der Anspruch, Menschen und ihre Privatsphäre und Würde zu schützen, neue Kriterien für Geschichten braucht. Gerade im skandalisierenden Lokaljournalismus.

30.5.08

Meinungsjournalismus

Über einen kurzen Twitter-Hinweis von Thomas Knüwer bin ich eben gerade auf einen großartigen Post Artikel gestoßen, den Klaus Jarchow in der Medienlese geschrieben hat - und in dem er sich (wieder einmal, möchte ich aufseufzen, aber in diesem Land der journalistischen Scheinobjektivität muss das einfach immer wieder sein) mit der Subjektivität im Journalismus und dem ich in Beiträgen auseinandersetzt. Ja klar, mit der Referenz auf Hunter S. Thompson, dem Paten des Gonzo. Ja klar, mit einem Hinweis darauf, dass New Journalism eben zwar wahnsinnig beliebt ist in der Theorie. Aber eben nur in der Theorie.
Den Heribert Prantl habe ich hier bloß als Beispiel herausgegriffen, irgendwer musste dran glauben. Der Befund des Subjekttods aber wäre bei anderen Alphatieren ganz ähnlich gewesen. Dabei finde ich es regelmäßig wesentlich meinungsstärker, auch würde sich der Schreiber als Person konturierter profilieren, würde er seinen Text in diesem Punkt ein ganz klein wenig ‘amerikanisieren’.
Journalismus in der ersten Person: Ich? Ich! » medienlese.com
Der eigentliche Punkt von Jarchow ist aber ein anderer - den ich so ähnlich erst- und letztmals im Mai 2005 bei einem Vortrag beim Netzwerk Recherche sehr zum Ärger von Thomas Leif vertreten habe (mit dem ich seitdem einfach nicht mehr Freund geworden bin): Es gibt diesen New Journalism, diese Subjektivität, die sich nicht hinter der Scheinobjektivität des man oder es versteckt, auch in Teutonien: vor allem in Blogs....

Lesebefehl!