30.6.08

Es geht voran mit der Umgestaltung von Schule in Hamburg

Es hängt nicht nur am Regierungswechsel, aber der beschleunigt den Umbau aller Schulen und der Unterrichtsorganisation doch gerade sehr in dieser Stadt. Und fast noch mehr als alles andere mag viele überraschen, wie fortschrittlich und sinnvoll die Vorschläge (oder soll man angesichts der sehr deutlichen Formulierungen sagen: Anweisungen?) der Schulaufsicht sind, die in der vergangenen Woche an die Gymnasien gegangen sind.

Teile dieser Empfehlungen Anweisungen sind beispielsweise an unserer Schule schon umgesetzt. Aber noch längst nicht alle. Wenn ich so etwas lese, macht mir die Elternmitarbeit (ich bin ja im Elternrat, der Elternvertretung des Gymnasiums, auf das unsere beiden Großen gehen) richtig Spaß.


Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Schule und Berufsbildung Behörde für Schule und Berufsbildung , Postfach 76 10 48, D – 22060, D – 22060 Hamburg An die Schulleitungen der Gymnasien in Hamburg Amt für Bildung Schulaufsicht und Schulberatung Gymnasien B 12 i.V. Leitung Dr. Michael Just Hamburger Str. 31 D – 22083 Hamburg Raum 1109 Telefon 040/428 63 – 2249 Telefax 040/428 63 – 4011 E-Mail: Michael.Just@bsb.hamburg.de Vorzimmer: Susanne Bohne Zimmer 1111 Telefon: 040 – 42863 2257 Telefax: 040 – 42863 4011 Hamburg, den 23. Juni 2006 Sehr geehrte Schulleiterinnen und Schulleiter, das Schuljahr 2007/2008 geht in die letzte Phase. Abiturientenentlassungen und Zeugniskonferenzen liegen vor Ihnen. Sie stecken mitten in den Planungen für das kommende Schuljahr. In den vergangenen Monaten stand die Schulform Gymnasium im Mittelpunkt des Interesses: Als Teil des Wahlkampfes, als bundesweites Thema durch die Gy8-Diskussion sowie durch die vom Senat geplante Einführung der Primarschule. Über die Veränderungen der Schulstruktur hat Sie Frau Senatorin Goetsch in der Dienstbesprechung vom 9. Juni informiert. Bis zu den Herbstferien wird es zu ersten Treffen der regionalen Schulentwicklungskonferenzen kommen, die von einem Moderator und dem regional zuständigen Schulaufsichtsbeamten geleitet werden. Genauere Informationen erhalten Sie noch vor den Sommerferien. Die Auswertung der Gy8-Zwischenbilanz, über die ich im Rahmen der Schulleiterkonferenz vom 5. Mai 2008 berichtet habe, wurde inzwischen auch mit dem Vorstand der Elternkammer erörtert. Aus den Ergebnissen lassen sich folgende Handlungsfelder für Hamburgs Gymnasien ableiten: 1. Um die tägliche Belastung der Schüler zu reduzieren und um die Voraussetzungen für neue Unterrichtsformen zu schaffen, wird mindestens 75% des Unterrichts in Doppelstunden organisiert. 2. Der Unterrichtstag wird durch angemessene Pausen ( Empfehlung: 30 Minuten nach jeder Doppelstunde) gegliedert. 3. Eine Mittagspause (45 Minuten), die dem gemeinsamen Essen und der Erholung der Schülerinnen und Schüler dient, eröffnet den Schülern durch vielfältige Angebote die Möglichkeit zum Regenerieren und zur Kommunikation. Öffentliche Verkehrsmittel: Hamburger Str.: U2, 117 Mundsburg: U2, 106, 37,172, 173 -2- 4. In Abstimmung mit Eltern und Schülern erstellt die Schule ein Konzept, wie Übungs- und Wiederholungsphasen in den Unterricht integriert werden und die Zeit für Hausaufgaben begrenzt wird. Eine Empfehlung finden Sie in der Anlage dieses Schreibens. Die Gymnasien schaffen durch das Angebot von Hausaufgabenzirkeln attraktive Möglichkeiten für Schülerinnen und Schüler, die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts in der Schule durchzuführen. 5. In Fach- und Jahrgangskonferenzen legen die Gymnasien auf der Grundlage der geltenden Rahmenpläne ein schulinternes Curriculum fest. Sie berücksichtigen dabei die Vorschläge der Behörde zur Reduzierung der Unterrichtsinhalte (Rundschreiben vom 30.3. 2007 sowie Arbeitsfassung der Rahmenpläne für die Sekundarstufe I, vgl. http://www.li-hamburg.de/publikationen/publikationen.Bild/publikationen.Bild.bildsekI/index.html). Durch gemeinsame Lernerfolgskontrollen in den Jahrgangsstufen werden die Standards abgesichert. 6. Die Gymnasien nutzen die Möglichkeiten der flexibilisierten Stundentafel. Durch die Einführung von Studienzeiten und die Umsetzung von Epochenunterricht werden Räume für individuelles Lernen geschaffen. Bei den Präsenztagen legen die Jahrgangskonferenzen Zeiten für themenorientiertes und fächerübergreifendes Unterrichten fest. Viele Gymnasien haben einige der oben genannten Elemente in die künftigen Ziel- und Leistungsvereinbarungen aufgenommen. Die übrigen Gymnasien bitte ich, bei der Organisation des kommenden Schuljahres auf die Umsetzung der Aspekte zu achten bzw. die Voraussetzungen für die Realisierung zu schaffen. Die Schulaufsicht wird die Hospitationen in den Gymnasien im kommenden Schuljahr fortsetzen und im Gespräch mit Eltern, Schülern, Schulleitungen und Lehrern an der Weiterentwicklung des gymnasialen Bildungsgangs arbeiten. Mit freundlichen Grüßen Dr. Michael Just


Fast noch überzeugender sind die Hinweise - dieses Mal klar als Empfehlungen bezeichnet, aber wieder sehr strikt formuliert - des gleichen Leiters der Schulaufsicht zum Thema Hausaufgaben. Das beste, was ich zu dem Thema seit langem gelesen habe. Und eine gute Handreichung für Elternvertreter, die mit den Lehrerinnen ihrer Kinder diskutieren müssen/ wollen/ werden:

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BSB Schulaufsicht und Schulberatung Gymnasien Dr. Michael Just 2249 25.6.2008 Empfehlungen zu Hausaufgaben in der Sekundarstufe I des achtstufigen Gymnasiums Der achtjährige Bildungsgang am Gymnasium mit Nachmittagsunterricht an mehreren Tagen und einer wöchentlichen Unterrichtsverpflichtung von zum Teil 34 - 36 Unterrichtstunden erfordert eine veränderte Lernorganisation. Die Festigung und Vertiefung von Einsichten, die weitere Einübung, die Anwendung von Fertigkeiten und die Wiederholung werden deshalb verstärkt in den schulischen Unterricht integriert. Dies kann z.B. durch die Einführung von Studienzeiten geschehen oder durch die Integration geeigneter Phasen in den laufenden Fachunterricht (integrativ). Hausaufgaben setzen die im Unterricht eingeleiteten Lernprozesse fort. Sie können den Unterricht ergänzen und den Fortgang des Unterrichts vorbereiten. Hausaufgaben sind verbindlich. Die Formen der schulischen und häuslichen Aufgaben sind vielfältig: • • • • • • • • • Übungen und Wiederholungen Vorbereitung auf die nächste Unterrichtsstunde Lernen von Vokabeln, Formeln, Begriffen oder Merksätzen Auswendiglernen von Texten Literatur- oder Internet-Recherche Anfertigung von Referaten und Präsentationen Lektüre Praktische Erkundungen Vorbereitung auf Lernerfolgskontrollen Voraussetzung für die sinnvolle Erteilung von Aufgaben, die zu Hause oder in einer additiven schulischen Hausaufgabenbetreuung erledigt werden, ist die Koordination der in einer Klasse unterrichtenden Lehrer im Hinblick auf die Anforderungen an die tägliche Hausaufgabenzeit und die Art der Aufgaben. 1. Die Klassenkonferenz legt in Absprache mit den jeweiligen Fachkonferenzen und Jahrgangskonferenzen die Grundsätze für den Umfang und die Verteilung der Hausaufgaben und der Lernerfolgskontrollen fest. 2. Den Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern wird die Hausaufgaben- und Klassenarbeitsregelung erläutert. 3. Den Schülerinnen und Schülern sowie ihren Erziehungsberechtigten werden die Termine für längerfristige Aufgaben (Lektüren, Projektmappen, Referate) und die Lernerfolgskontrollen zu Beginn eines Schulhalbjahres bekannt gegeben. 4. Die Termine der Hausaufgaben werden im Klassenzimmer gut sichtbar für alle – Schüler und Lehrer - ausgehängt; auch die Lehrer der Fremdsprachengruppen und der Fächer, die im Wahlpflichtunterricht angeboten werden, sind verpflichtet, diese Pläne zur Kenntnis zu nehmen. 5. An Tagen, an denen der Pflicht- bzw. Wahlpflichtunterricht nach 15.30 Uhr endet, dürfen keine schriftlichen Hausaufgaben zum nächsten Tag erteilt werden. 6. Für die Einhaltung der Regelung ist der Klassenlehrer verantwortlich. 7. Das Gymnasium bietet Hausaufgabenzirkel am Nachmittag an, in denen die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 10 ihre Hausaufgaben anfertigen können. Dazu ist es erforderlich, dass ruhige Klassenräume mit PC-Arbeitsplätzen und Handbibliotheken zur Verfügung gestellt werden. Für Aufsicht und Hilfestellung haben die Gymnasien entsprechende Mittelzuweisungen erhalten.


Es ist einfach eine spannede Zeit und ich bekomme mehr und mehr das Gefühl, dass meine Kinder Glück haben, dass die jeweils nicht ganz die ersten sind, die das neue System erleben, aber noch so dicht an der Einführung dran, dass die Experimentierfreude und das Engagement hoch ist.

28.6.08

My very first baseball match

I was to my - yes, indeed - very first baseball match. Some weeks ago when my colleague Marshall (now London, but a real American) and I were talking about our trip to Chicago, where we both have been part of the faculty of this year's Edelman Summer School as mentioned before, he had the great idea to take me to the stadium: Wrigley Field to see the Cubs. (Yes, Nico, I finally got there....)

And what shall I say? It was great. I did not get baseball until we left after the 7th inning (something I did not get neither, but after that there have been no more points or whatever they call these things that, well, you know). But Marshall did a terriffic job, explaining the game to Neville Hobson and me. Neville took even a long video of Marshall ("Baseball for Dummies") that will hopefully be up in some days at his blog.

My thoughts about this evening:
Yes, the cultural thing reminds me a little bit about fottball/ soccer back home, although it is totally different. But while I normally stay in offices, conference rooms, restaurants or friends' places that are much more "global" so to say when I am in the US, this was really coming down to this country and its people. Glad I was there and we had a lot of fun as well - Erin, Rick and Marshall are really, really into baseball...



All these and probably even more photos at my flickr page.

Mein persönliches Highlight der Woche

english summary below

Ich bin, wie so viele in den 70ern und frühen 80ern in der links-christlichen Szene, stabil antiamerikanisch groß geworden. Sozusagen mit der Muttermilch habe ich all das aufgesogen, was schlimm war - zumal wir als Familie in der (damals hieß das noch so) Dritte-Welt- und in der Friedensbewegung aktiv waren. Dafür, Jimmy Carter als Präsidenten bewusst erlebt zu haben, bin ich etwas zu jung, aber an die schockierende Wahl von Reagan erinnere ich mich noch ganz dunkel.

Dann, 1984, tauchte Jesse Jackson auf. Und auch wenn es irgendwie pathetisch klingt: Er war so etwas wie ein Idol meiner Jugend. Und er war der erste Amerikaner, der mein Bild von den USA zu veändern begann. Dass ich ihn im Haus von Dan und Ruth Edelman am Donnerstag Abend getroffen habe, mit ihm sprechen und Leah dieses Foto machen konnte, ist großartig.

With Jesse Jackson, taken by Leah Jones (on Flickr)

This was my personal highlight of this week in Chicago: meeting one of the heros of my youth, Jesse Jackson, at Dan's and Ruth's house. I was raised very anti-american - but Reverend Jackson changed my perception of the US. To meet him and to talk with him was unforgetable.

25.6.08

Thank you, USA

I would have missed that today I kind of have to try to at least follow the match online. Or is there some TV thing covering the match over here in Chicago? Nevertheless, the US State Department send a "warden message" to US citizens in Germany. (had tip from dominik via twitter)
On Wednesday evening, June 25, Germany and Turkey will meet in the semifinal round of the 2008 European Football Championship in Basel, Switzerland. Various cities in Germany have set up viewing areas for the public to watch the live broadcast of this game. The "Fan Mile" in front of the Brandenberg Gate in Berlin is expected to draw up to 500,000 German and Turkish fans, Frankfurt am Main will host a public viewing area at the Rossmarkt, and Munich is setting up a large public viewing area at the Olympic Stadium where 30,000 fans are anticipated. Similar events are planned in other cities and spontaneous celebrations or demonstrations related to the match may occur throughout Germany.Because of the high fan interest in this prestigious semi-final elimination game between Germany and Turkey, there exists the possibility that disturbances, including violent disturbances may occur before, during or after the match, which begins at 20:45. At a minimum, post-game celebrations will likely result in traffic congestion in larger cities. Crowds celebrating previous German and/or Turkish victories have blocked streets and rocked vehicles attempting to pass through them.We remind American citizens in Germany that even mass gatherings and demonstrations intended to be peaceful can turn confrontational and possibly escalate into violence. American citizens are therefore urged to avoid the areas of demonstrations if possible, and to exercise caution if within the vicinity of any demonstrations. American citizens should stay current with media coverage of local events and be aware of their surroundings at all times. Americans in Germany are encouraged to register with the U.S. Embassy in Berlin, or at either the Munich or Frankfurt Consulate, through the State Department’s travel registration web site and to obtain updated information on travel and security within Germany. Americans without Internet access may register directly with the nearest U.S. Embassy or Consular Section. By registering, American citizens make it easier for the Embassy or Consulate to contact them in case of emergency.
June 24, 2008 Warden Message

23.6.08

Showcasing Social Media

As you know I am in Chicago right now, teaching our Summer School. Today is all about tools, funstuff and basics - so we showed our favorite tools to the crowd. Mine were plazes (that was bought by Nokia right today) and sixgroups, b/c I wanted to show some European stuff.

My colleague Monte from the Washington DC office is one of the very few qik users in the US and showcased live streaming form the mobile - here is the film he took with his N75 some minutes ago.

Erster Tag wieder in Chicago

Jetlag ist gar nciht so schlimme (klar, in diese Richtung). Und das Hotelzimmer, das ich jetzt gleich in Richtung Kellogg Business School verlasse, ist groß und nett mit einem tollen Blick aus dem 34sten Stock. Der Blick über dne Lake Michigan lässt sich um diese Zeit nicht fotografieren, wenn da die Sonne aufgeht....



Jedenfalls bin ich wieder des fasziniert von der Stadt. Und werde dieses Mal auch wirklich zu den Cubs gehen und mir von den Kollegen Baseball erklären lassen, zu dem ich bisher nur das Vorurteil habe, es sei seeeeeehr langweilig. Aber wenn ich mal eine Woche hier bin, muss das sein, finde ich.

Summer School ist ein Programm von Edelman, zu dem jedes Jahr über 70 Kollegen aus (dieses Mal) über 40 Büros weltweit zusammen kommen, um gemeinsam an Themen und Programmen zu arbeiten. Ich selbst bin als Trainer dabei, denn der Schwerpunkt ist Social Media. Die Mischung der Teilnehmer ist großartig und macht Spaß. Vielleicht komme ich zwischendurch ja noch mal zum Bloggen :) Ende der Woche bin ich dann noch als Referent beim New Media Academic Summit dabei.

19.6.08

Preisträger

Weil ich irgendwie schon ein bisschen stolz bin auf den Preis, den wir mit dem Daimlerblog gewonnen haben, sei hier auch noch mal ganz unverschämt darauf hingewiesen, dass ich drüben auf przweinull.de dazu was geschrieben hab (mit Bild). Und auch das Daimlerblog hat es erwähnt, logo.

17.6.08

Der nächste Meilenstein

Geburtstage der Kinder sind immer irgendwie schön und etwas Besonderes. Aber der dritte des jüngsten und damit letzten Kindes ist ein Meilenstein. Es ist ein tolles Alter mit so viel Reden, Erzählen, Wissen, Neugier. Und es ist unwiderruflich das letzte Mal, dass wir dieses Alter mit einem eigenen Kind und im Alltag erleben.

Wildrosenblüten sammeln

Jedenfalls ist Quarta nun drei geworden. Und so wie ihr ältester Bruder im nächsten Winter 13 wird und damit endgültig zum Jugendlichen (immerhin wird er dann ganz offiziell Teenie sein), so ist es auch mit ihr - sie kommt nach unserem Sommerurlaub endlich in den Kindergarten, sie geht große Schritte auf dem Weg ins eigene Leben und wird einfach immer selbstständiger. OK, die drei großen Brüder machen sich bemerkbar, wenn sie sich auf dem bewachten Spielplatz, den sie zurzeit drei Stunden täglich besucht, und beim Turnen ohne Probleme durchsetzt und altklug wird. Aber irgendwie war sie immer unsere Prinzessin, sogar irgendwie unser Baby.

Nun ist sie groß, findet sie selbst. Will (für einen Tag) keine Babymilch mehr und nicht ehr Daumenlutschen (wobei beides heute früh wieder vergessen war, natürlich).

Es ist und bleibt toll, die Kinder beim Wachsen und Entwickeln zu beobachten und zu begleiten. Wie utnerschiedlich und doch ähnlich sie sind. Und wie groß. Ja, wie groß.

13.6.08

Livecommunity

Ich habe mir sixgroups schon länger und immer mal wieder angeguckt - und nun endlich ein paar gebaut und u.a. auch hier oben über dem Blog eingebaut. Also: Einfach anmelden und sehen, wer noch so da ist und reden und Fotos hochladen oder oder oder.

Ich finde diese Idee mit der aufgeflanschten Community auf einer normale Seite oder ein normales Blog schon sehr gut und habe es auch schon den ersten Kunden und Kollegen vorgeschlagen. Ich denke, das hat echt Potenzial. Auch bei meinen anderen Blogs (przweinull.de und msv95.net) habe ich welche draufgesetzt...

Spielt ihr mit?

10.6.08

Ich mag keine Nationalflaggen

Ich wollte eigentlich heute etwas dazu schreiben, wie wenig ich dieses allüberall um sich greifenden Beflagge mag. Wie wenig trennscharf ich es finde, wenn im Slum unseres Stadtteils auf einmal die Glatzen und andere Rechte mit über und über beflaggten Autos und lauter martialischer Deutschmusik durch die Straßen fahren (von den umliegenden Dörfern mal ganz zu schweigen). Aber dann las ich diesen Beitrag von Hans-Christian Ströbele. Wer hätte gedacht, dass er mir mal so fast vollständig aus der Seele sprechen würde:
Im Laufe der WM habe ich durchaus zur Kenntnis genommen, dass das Schwenken des Deutschlandfähnchens nicht immer Ausdruck nationaler oder gar nationalistischer Gefühle war. Es war ein Begeisterungstaumel. Trotzdem habe ich mich an die Fähnchen nicht wirklich gewöhnt, das ungute Gefühl blieb. Aber als immer mehr sich die Farben der Flagge ins Gesicht malten oder schwarz-rot-goldene Bikinis trugen, war das der Bruch mit dem Nationalsymbol. Das gefiel mir dann schon wieder. Mit Würstchen oder Kuchen in diesen Farben wurde jeder Rest von Weihevollem aufgegessen. Trotzdem, die deutsche Flagge blieb auch Symbol – und kann unheimlich wirken, wenn sie zehntausendfach geschwenkt wird. Ich weiß, in anderen Ländern ist die Nationalflagge fast in jedem Vorgarten. Da kommt bei mir auch keine Begeisterung auf. Aber Fahnen und Farben sehe ich in Deutschland noch weniger gern. Nationale Töne, nationale Begeisterung empfinde ich bei uns noch lange nicht als normal.

Ströbele: "Ich hänge mir trotzdem kein Fähnchen ans Fahrrad!"
Nein, auch mir kommt eine Nationalflagge weder ins Haus noch ans Auto, Fahrrad oder irgendwo anders hin. Ich kann es ertragen, dass andere so besoffen oder so begeistert sind, mir liegt das nicht. Vielleicht weil ich mich mehr als Europäer denn als Deutscher fühle? Vielleicht, weil mir Nationalismus (und auch das empfinde ich als eine Form davon) zuwieder ist? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich heute auch noch das machen würde, was meine Eltern in den 70ern taten: Die Flaggen von den Ärmeln ihrer Parkas abtrennen...

9.6.08

Ein Sommerwochenende

Ach, das war wunderschön - und Fußball sei Dank war es an der Ostsee nicht mal überfüllt. Jedenfalls mal wieder ein typisches Großfamiliensommenwochenende - mit Fußball, Reiten, Sauna, Ostsee, Grillen, Rasenmähen. Vor allem für Secundus war es richtig anstrengend - denn er hat seinen ersten heftigen Reitkurs gehabt, hart mit unserem Pferd gearbeitet (er will in zwei Wochen sein erstes Turnier gehen: Töltprüfung und Viergang) und sich am Schluss noch auf einem richtig super guten Hengst sogar noch daran versucht, einmal Rennpass zu schaffen. Zwar war das Tier nur gaaanz kurz bereit dazu, aber es war dennoch toll für ihn.



Und dann antizyklisch an die Ostsee zu fahren, hat ja auch was. Zumal Primus mich hinterher voll ins Bild gesetzt hat, was die EM angeht. So dass ich trotzdem heute mitreden kann...

6.6.08

Unsortiertes/ Alltag

Seit zwei Jahren wandere ich jetzt schon so ein- bis dreimal die Woche in der MIttagspause durch die Jarrestadt. Und was mich die ganze Zeit schon irritiert: Gefühlt jedes zweite ehemalige Ladenlokal beherbergt heute einen Kindergarten. Leben hier so viele Kinder? Oder wie kommt das? Und: gehen die nie raus??

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Ein Neil Diamond Album aus den 70ern, das im Plattenschrank meiner Eltern stand, gehörte zu meiner Jugend, ebenso wie der Film Die Möwe Jonathan, zu der er die Musik beisteuerte. Und als mein Vater nun im Konzert war und schwärmte, hab ich mal in sein neuestes Album reingehört. Eine erstaunliche Entdeckung, eine immer noch großartige Stimme. Gleich bei iTunes gekauft.

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Ob es Martin Recke mit seinen Bekenntnissen zur überfüllten Inbox auch so gegangen ist? Jedenfalls merke ich, dass mir das Abnehmen leichter fällt, weil ich mich öffentlich (vor allem via Twitter) dazu bekenne und von vielen Leuten Durchhalte- und Ermutigungsantworten bekomme. Cool. So habe ich seit dem Schock schon über 7kg abgenommen. Noch mal 7kg wären gut.

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Adorno rulez, Adorno sucks - ich weiß immer noch nicht gaanz genau ob er nun ein Gegner oder so was von Hausmusik und musikalischem Dilletantismus war. Aber in der letzten Woche habe ich ganz unterschiedlich erlebt, wie Musik von und mit Schülerinnen sein kann. Gestern im Sommerkonzert unserer Schule (Wirklich unserer, denn auf genau dieser Bühne in genau diesem - seit dem unrenovierten - Sall habe ich zuletzt vor genau 19 Jahren gestanden. Und nun Secundus.) war ich wieder einmal überrascht, wie gut das sein kann. Und wie engagiert und sauber und richtig. Wirklich schön.

2.6.08

Es ist gut, dass jemand gegen Horst Köhler antritt

Ich gehöre zu der verschwindenden Minderheit, die Horst Köhler, den Bundeshorst, für einen richtig schlechten Präsidenten hält. Vor drei Jahren und sieben Tagen habe ich dazu im damaligen Wahlblog was geschrieben - und mich erschreckt fast, dass es noch gilt:
[...] Zumal es zu jeder seiner hervorstechenden Eigenschaften einen Präsidenten gab, bei dem sie stärker ausgeprägt waren:
* In aller intellektuellen Schlichtheit kann er doch Heinrich Lübke in dieser Disziplin nicht das Wasser reichen.
* Selbst in der offenkundigen Parteilichkeit wäre ich mir nicht sicher, ob er nicht in Gustav Heinemann seinen Meister findet.
* In einer latent bigotten bodenständig-evangelischen Frömmigkeit kann ohnehin niemand Karl Carstens das Wasser reichen. Ironisch nur, dass ihm nun von SPD-Seite vorgeworfen wird, dass er nicht wie dieser die Verfassung biegen will.
* Ob er in der markigen und nur bedingt demokratieverträglichen Ruckempfänglichkeit an Roman Herzog wird anknüpfen können, muss sich erst noch erweisen.

Komödiantischer Dünnbrettbohrer in der Schönen Aussicht? [Wahlblog]
Insofern bin ich bei aller Skepsis ob des strategischen Eiertanzes der SPD doch froh, dass sie schlussendlich aus der verlogenen Bundeshorst-Wiederwahl-Besoffenheit erwacht ist und sich anders entschieden hat. Denn der Mann ist und bleibt da, wo er gerade ist, an der falschen Stelle, finde ich.