31.12.06

fertig



Mal wieder nach zwei Jahren Jahresübergang in Seminar- und Feierform zu Hause. Langsam ist alles fertig, die Kinder drehen durch, nur noch umziehen. Euch allen einen guten Rutsch und eine schöne Party oder was immer ihr macht.....

30.12.06

sachliches Verhältnis

Es ist ja nicht so, dass ich nicht geliebt werden möchte. Aber wenn man nicht mehr 25 ist, bekommt man tendenziell ein etwas entspannteres Verhältnis zu Vielem. Vielleicht hilft mir auch, dass ich nicht erst seit diesem Jahr ein Grenzgänger bin.

OK, damit beginne ich nun doch so etwas wie einen Rückblick auf dieses für mich extrem spannende und abwechslungsreiche Jahr. Dabei habe ich mir so fest vorgenommen, es nicht zu tun. Tststs.

Es war ein Skandal, als ich damals zu den Dudelfunkern ging. Ich saß in der Synode meiner Landeskirche neben Ortwin Löwa, dem Kulturchef der Hamburg-Welle (die damals noch keine Schlager spielte), einem erklärten Gegner des Privatfunks. Meine theologische Peergroup (in Hamburg rund um Dorothee Sölle und ihren Mann Fulbert Steffensky) hatte viel Zeit und Mühe drauf verwandt, zu erklären, warum das gar nicht geht. Ich bin trotzdem mit ihnen weiter gut ausgekommen - und das Grenzgehen machte Spaß und war sinnvoll.

Ähnlich habe ich das letzte halbe Jahr erlebt. Was auf außenstehende Groupies hin und wieder indolent wirkte, war vor allem dem geschuldet, dass ich keinem was beweisen musste - und dass mir meine Freunde und ihre Meinungen wichtig sind, nicht aber die aller selbsternannter Sittenwächter.

Konkret: Es gibt sie in jeder Gruppe, in manchen gehöre ich auch dazu - die Fundamentalisten, also die, die sich um die Fundamente kümmern. Das ist für mich, wer mich kennt, weiß das, noch kein Schimpfwort.

Und obwohl es großartige Journalisten gibt, die Artikel schreiben wie "feuern Sie Ihre PR-Agentur", obwohl es ein am Ende latent ausgelutschter Running Gag der media coffees war, die ich moderierte, dass das Verhältnis zwischen Redaktionen und PR-Leuten durch Praktikantinnenanrufe zerrüttet sei - die Realität spricht wie immer eine andere Sprache. Das ist gut so. Und das lässt Profis auf beiden Seiten auch so relativ entspannt sein.

So ist es nach meiner Wahrnehmung auch mit Bloggern: So wie es die "Kommunikatoren" gibt, die glauben, dass Spam-Kommentare hilfreich seien, gibt es die Blogger, die erstmal jeden PR-Fuzzi für einen schlechten Menschen halten. Dass es micht kalt ließe, wenn auch Leute, die mich kennen und mit denen ich bereits gemeinsame Schlachten geschlagen habe, so eine menschenverachtende Position beziehen, wäre gelogen. Es hat mich auch getroffen, als damals Genossen nicht unterscheiden konnten zwischen ihren Vorurteilen und ihre Erlebnissen mit mir. Aber weder das eine noch das andere wirft mich aus der Bahn oder bereitet mir schlaflose Nächte.

Das, was mir gerade als Grenzgänger wichtig ist und bleibt, ist, dass ich Haltung bewahre und sie einübe und ihr, wenn ich sie auch weiter entwickele, so doch in den Grundlinien treu bleibe. Es mag selbstgerecht klingen - aber ich habe den Eindruck, dass mir das zurzeit gelingt. Nicht nur deshalb freue ich mich auf das kommende Jahr und auf die Projekte, die wir vorbereitet haben und die nun starten werden.

29.12.06

urlaubs- und familienbedingter Onlineentzug

Da sich die ersten Anfragen rund um Kooperationen oder Kundenaktionen von Edelman ergeben: Zu Technorati habe ich Thomas etwas gesagt. Und zu Microsoft Vista kann ich noch nichts sagen, da ich nicht genug im Thema bin. Werde ich nachholen, wenn ich meinen Rückstand aufgeholt habe, ok?

UPDATE 31.12.:
Drüben auf PR 2.0 habe ich meine Einschätzung zum Nicht-Skandal rund um den Test von Vista formuliert, wenn ihr mal gucken wollt.....

28.12.06

die Weihnachtsgeschichte

Wir waren Heiligabend im vielleicht schönsten Weihnachtsgottesdienst seit Jahren. Und das gerade weil es nicht wirklich besinnlich war. Aber wer will bei vier Kindern schon besinnliche Weihnachten auch nur vermuten....

Also sind wir auf den Dulsberg gefahren, aus familiären Gründen. Die Kirche, in der schon mein Vater übrigens konfirmiert wurde und mein Großvater als einziger Akademiker jahrelang im Kirchenvorstand war (er lebte als einziger Arzt seiner Zeit dort, wo die anderen nur praktizierten, mitten unter den Armen). Heute ist der Dulsberg einer der mit Abstand ärmsten Stadtteile, wenn auch weitgehend friedlich.

Es war toll und bewegend, wie die Kinder und die Konfirmanden gemeinsam ein Krippenspiel auf die Beine brachten, das so bunt war, wie die Botschaft von Weihnachten: Vom erwachsenen Afghanen , der Taufunterricht nimmt, über die schwarzen Kinder der Pastorin bis zu Mädchen aus Südeuropa und Lateinamerika waren ichweißnichtwieviele Nationen vertreten, die gemeinsam mit großer Ernsthaftigkeit und Klarheit die Texte sprachen die die Bilder stellten. Im Kirchenschiff genauso bunt, dazu eine Menge jüngerer Leute bis in unser Alter, die mit ihren alten Eltern gekommen waren, in deren Kirche und zurück an den Ort, den sie hinter sich gelassen hatten.

Selten ist für mich in den letzten Jahren Weihnachten so deutlich und klar geworden wie in dieser Stunde an diesem Ort. Ich habe beim Oh du fröhliche geheult vor Freude.

20.12.06

hibbelig

Hach wie schön, da ist mein neuer Rechner doch noch rechtzeitig vor dem Weihnachtsurlaub gekommen. Endlich wieder ein richtiger Computer ;-)

Fein, dann muss ich nicht nur mit dem Weihnachtsgeschenk für meine Jungs spielen (O-Ton meines Schwiegervaters: Für wen soll also diese Eisenbahn* sein?)...

* Nein, das ist eine Allegorie. Und nein, ich sag nicht, was es ist, die Jungs könnten hier mitlesen...

19.12.06

Braten Top-Down

Mal wieder ein bisschen was Frisches aus den Referern gefischt:
  • Wie man merkt, dass ein Braten fertig ist? Ganz einfach: Nach der Niedriggarmethode ist er nach beliebigen Stunden größer als dreieinhalb fertig. Echt. Und sonst: Am besten misst du die Kerntemperatur, je nach Fleisch ist die richtige unterschiedlich. Allerdings brauchst du dafür ein Bratenthermometer. Ist aber seeeehr praktisch. Ich nutze auch beides parallel - also das Thermometer trotz Niedriggarmethode...
  • Top-Down-Kommunikation ist eine veraltete Auffassung von interner oder externer Kommunikation. Ich bin mir nicht ganz sicher, was mir die Tatsache sagen soll, dass aus dem Hause BMW jemand danach gesucht hat, bevor er oder sie bei mir landete - weil es dort inzwischen so unüblich ist? Oder um zu wissen, was andere davon denken, was dort passiert? Keine Ahnung.
(Aber eigentlich ist das Thema dieses Eintrags ja doch nur wieder: Ich sehe euch, Alles wird mitprotokolliert und Es ist doch lustig, was so als Laufkundschaft hier vorbei kommt...)

Wenn Kinder laufen lernen

Es gehört zu den beglückenden Momenten, wenn die eigenen Kinder selbstständig werden, laufen lernen, ganz eigene Schritte gehen. Auch im übertragenden Sinne: Wenn ein Projekt, in dem ich drinstecke, richtig läuft.

Markus bloggt so über seinen Arbeitsalltag, dass ich einen richtigen Eindruck bekomme, wie es in den Bereichen aussieht, die ich dort noch nicht gesehen habe.
Wie versprochen stelle ich erstmal einen bildlichen Eindruck unserer Produktion in Minden ein.
Finde ich jedenfalls spannend und freut mich.

17.12.06

Weihnachtsfoto 2006



Hartes Stück Arbeit.... Aber am Ende ist doch eines rausgekommen, auf dem alle halbwegs freundlich gucken und niemand eine bewusste Fratze schneidet.

Allen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.

erstmals ruhig

Wenn es dunkel ist, sieht man nicht mehr, dass es irgendwo zwischen trüb und Frühling draußen ist, dass im Apflebaum direkt am Haus heute fünf Paare einer kleinen Meisenart gespielt haben, dass die Krokusse langsam ihre Blätter rausstrecken.

Wenn es dunkel ist, zünden wir drei Kerzen am Adventskranz an, legen eine Hufeisen-CD ein (ach ja, wie in den alten Zeiten, wie in den frühen 90ern), machen Waffeln und heißen Kakao, für uns beide Großen mit einem Schuss Amaretto.

Wenn es dunkel ist, könnte man fast glauben, es wird doch noch Advent. Dann lassen wir die Hektik der letzen Vorbereitungen und Basteleien und Mails und Kinder einmal beiseite. Um diese Zeit in einer Woche werden wir unseren Weihnachtsfreund da haben und versuchen, trotz allem Trubel, diese Ruhe zu finden, die wir heute schon mal erfolgreich gesucht haben....

13.12.06

Berninger zum Mars

Nun also wechselt der zweite Grüne meiner Generation, den ich politisch mehr als nur schätze, in einen "normalen" Job: Nach Klaus Müller, vorher zuletzt Umweltminister in Schläfrigeswig-Holstein, geht Matthias Berninger "in die Wirtschaft", wie es dann in den Nachrichten so hübsch heißt.

Lustig: Ihn zieht es zu Masterfoods, einem Kunden von Edelman, für den ich auch Projekte mache. Was er da genau machen wird, deutet er in seinem Abschiedsbrief an die Partei an. Und die Reaktionen sind so unterschiedlich wie immer, Henning Schürig mal wieder mit einer differenzierten Betrachtung, dort auch ein paar weitere Links.

Ich sehe manches anders als Henning und habe mit Berninger immer mehr übereingestimmt als mit den meisten anderen Funktionsträgern. Er ist einer der Menschen, die mich immer wieder in der Partei gehalten haben.

Viel Erfolg an neuer Stelle, Matthias.

Infocluster, Social Media News Release

Nur kurz in den Raum geworfen sei der Hinweis, dass ich über unsere (Edelmans) Ansätze rund um das Thema Social Media News Release auf PR 2.0 blogge und diskutiere. Wenn ich, wohl nächste Woche, unseren Wizard selbst und in Farbe einsetzen werde, bin ich gespannt, wie es sich in der Praxis anfühlen wird, den nächsten Schritt nach der klassischen Pressemitteilung zu gehen.

Was haltet ihr von der Idee, das, was da entsteht, Infocluster zu nennen? Oder ist das blöd? Die in der Schweiz bevorzugte Medienmitteilung (ja schon für Pressemitteilung genommen) finde ich auch irgendwie zu spitz....

12.12.06

Tradition, Old Fashioned

Es ist bei uns Tradition. Und es sind jedes Jahr die selben drei lieben Menschen, die mir immer einen Brief oder eine Karte schicken. Darauf und darüber freue ich mich.

Und es ist bei uns Tradition, dass meine Liebste die Post einsammelt und zurück hält - und mir erst am Morgen hinlegt, wenn es so weit ist. Und immer ist ein längerer Brief dabei von dem Lehrer, mit dem ich noch so etwas wie befreundet bin. Jahrelang haben wir uns nur zweimal im Jahr geschrieben - er zu meinem Geburtstag, ich mit unserem Jahresbrief und manchmal noch einmal zwischendurch. Jetzt sehen wir uns wieder ab und zu, denn mein Großer ist auf der Schule, auf der ich auch war und an der er immer noch Lehrer ist.

Auch wenn ich selbst vor allem E-Mail nutze oder anrufe - dass es noch Menschen gibt, auch in meinem Alter, die sich hinsetzen und mir mit der Hand einen Brief schreiben, rührt mich an. Sollte ich auch mehr tun, glaub ich.

7.12.06

Glückwunsch, Mark

Nun sind wir also zwei, die Online Conversations in diesem Land für eine renommierte Agentur aufbauen - heute hat Mark Pohlmann seinen neuen Bereich offiziell aus der Taufe gehoben. Und darüber freue ich mich, denn Mark ist ein Guter. Der kann es.

Vielleicht liegt es daran, dass seine Agentur aus einer anderen Ecke herkommt, dass sie den Bereich etwas anders positionieren, aber gemeinsam ist uns, dass wir Gespräche als Chancenthema und als Themenmanagement sehen und nicht als Krisenprävention oder gar als Krisenthema. Lustigerweise hatte ich genau heute vor einem Monat in unserem Firmenblog ein bisschen was geschrieben über die ersten Wochen mit der neuen Aufgabe. Dort und vor allem hier bei slideshare.net sind auch die Angebote und Ansätze meiner Arbeit als Präsentation vorgestellt.

Nur über einen Satz, Mark, habe ich mich wirklich gewundert. Du wirst in eurer Pressemitteilung zitiert mit:
Dialog auf Augenhöhe des Kunden ist eine vollkommen neue Disziplin für das Marketing.
Und das ist nach meiner Erfahrung dieses Jahr übertrieben. Zumindest für unsere Kunden stimmt das schon länger nicht mehr. Aber der Vorteil einer internationalen Agentur mit internationalen Kunden ist sicher auch, dass aus den verschiedenen Kulturen Erfahrungen gebündelt werden - auf beiden Seiten...

kritische Stimme im Jubel

Nun ist also der erste Web_2.0-Börsengang geschehen - und das von einem Unternehmen, dessen Gründer zunächst überrascht war, als man ihn mit Web_2.0 in Verbindung brachte. Die großen Zeitungen waren voll von Portraits und Berichten, die Personalisierung ("Lars 2.0") schon richtig webzweinullig.

OpenBC Xing* als Plattform war und ist in meinem Umfeld immer umstritten - ich nutze es inzwischen mäßig aber halbwegs gern, um Kontakte zu archivieren und Gesichter zu sehen, bevor ich die Menschen treffe.

Vom Börsengang habe ich keine Ahnung. Und mangels aktuellem Spielgeld nicht mal über Aktien nachgedacht. Was mich nachdenklich macht, ist das Kopfschütteln aller Menschen in meiner Umgebung, die vom Aufbau eines Unternehmen was verstehen, über die Bewertung der Firma. Exemplarisch das Posting eben gerade von meinem früheren Boss Carl-Eduard Meyer:
Ich finde die Bewertung dieser Gesellschaft weit überzogen.
Sehr klar und sehr kontrovers bezieht Meyer Position. Und ich kenne ihn gut genug, dass ich seinen Instinkt und seine Übersicht jenseits von Fußball (da hat er als Bremer natürlich keine Ahnung zurzeit gut lachen) schätze. Er ist - wieder mit dieser einen Ausnahme - nun mal kein Schnacker, wie man bei uns im Norden sagt. Zumal der erzielte Ausgabepreis ja auch wirklich exakt an der unteren Kante des angestrebten Korridors lag.

Lustig, dass Meyer ein Satz ebenso sauer aufstößt wie mir, den Lars die letzten Portraits immer und immer wieder sagt - den mit der teuersten Wirtschaftsausbildung der Welt**:
BAföG-Empfänger in Deutschland müssen mindestens 50 % der Ausbildungsunterstützung zurückzahlen. Die Hamburger Verlegerfamilie Jahr wird sich bedanken. (Meyer auf mediacoffee.de)
Hut ab vor so klaren Worten.


* Spaßig wiederum finde ich, dass uns rund um die geheime Umbenennung noch gesagt wurde, dass es nienicht crossing heiße, was meine erste Assoziation war. Nun aber genau das der Sinn der Namens ist. Tja.

** Was keine Kritik am Scheitern und wieder aufstehen ist. Im Gegenteil, das ist es, was ich an ihm wirklich klasse finde. Und vor allem deshalb wünsche ich mir auch den Erfolg dieses Unternehmens - als Zeichen, dass man auch hierzulande mehr als einmal starten darf und kann...

6.12.06

geht doch

Hin und wieder nicht mit dem Rad sondern mit Bus und Bahn ins Büro zu fahren, hat den Vorteil, mal wieder das typische morgendliche Gerenne der Pendler, Umsteiger und Kinderindengartenbringer zu erleben. Und in Barmbek, wenn ich in den Bus steige, oft auf entnervte, weil viel zu späte Busfahrer zu treffen.

Heute ganz anders. Zwar muss der Bus auch zu spät gewesen sein, angesichts der Masse Menschen, die mit wollten. Aber der Fahrer war freundlich und entspannt. Hat nett über die Lautsprecher darum gebeten, dass der Frau mit dem Kinderwagen Platz gemacht werden möge. Und als eine Station später ein Vater mit seinen beiden Kindern einstieg, bekamen beide je einen Schokotaler. Hat der Nikolaus bei mir abgegeben. Sie haben sich gefreut, die sardinenartigen Umstehenden haben gelächelt, selbst der Falschparker an der nächsten Straßenecke konnte die Stimmung nicht zerstören.

Das Leben kann so leicht sein. Und die Arbeit Spaß machen.

3.12.06

vier Adventskalender


Es geht nur im Flur, denn irgendwo muss eine Wand lang und frei genug sein, um für jedes Kind eine Schnur mit den Päckchen aufzuhängen...

1.12.06

Also doch kein Logo

Wirklich peinlich: Das neue Logo, das ich noch vor zwei Tagen halbwegs gelobt hatte, hat der Bundesvorstand der Grünen nun zurück gezogen. Immerhin erfahre ich es aus Hennings Blog, der fast live vom Parteitag in Köln schreibt.

Mich ärgert das. Beides: Sowohl der Dilletantismus, ein Logo erst großspurig anzukündigen und dann damit durchzufallen - als auch die Neigung meiner Partei, sich über die absurdesten Dinge in die Haare zu bekommen wie ein Logo, während der politische Mainstream gerade eine andere Republik zu erschaffen sucht mit einer hysterischen und mehr als absurden Debatte um Scheinsicherheiten.
EDIT 2.12.: Henning weist in einem Kommentar zu seinem Eintrag darauf hin, dass sie immerhin nur eine halbe Stunde über das Logo diskutiert haben....

Ich könnte kotzen.

Advent

Oh, der Nikolaus war da! Er stand strahlend vor der Wand, an der wir die vier Bänder mit dem Adventskalendertüten aufgehängt hatten. Nach Alter sortiert von oben nach unten. Wie ist der denn in unter Haus gekommen?

Unser Dritter war begeistert, aber irritiert. Nein, wir haben es hingehängt, der Nikolaus kommt doch erst nächste Woche. Achso. Ist schon Heiligabend oder was?

Advent mit Kindern ist immer wieder spannend, jedes Jahr anders vor allem. Die Lütte ist ja auch zum ersten Mal richtig mit dabei. Nun muss nur noch der Große aus dem Krankenhaus zurück sein, und dann machen wir es uns gemütlich....

btw: Mein Lieblingsmoderator beim NDR, Jan Malte Andresen, hat mit seiner Podacstfirma eine hübsche webzweinullige Adventskalenderidee gehabt. Werd ich mir angucken.

29.11.06

endlich mal wieder engagierte Diskussionen

Die Meinungen gehen von "das e ist kaputt, bitte reparieren" bis zu "seelenlos". Oder auch von "das Gelb finde ich gut, da wissen die heimatlosen Ex-FDP-Wähler doch gleich, wo sie hingehören" bis zu "wie ätzend, da müssen wir alle unsere Vorlagen und Fahnen ändern"...

Aber immerhin wird in der Mailingliste meines Kreisverbandes mal wieder substanziell diskutiert. Ich hab das erst spät mitbekommen, da ich die Mails inzwischen rausfiltere und mir nur noch gesammelt einmal die Woche abends das Vergnügen gebe.

Jedenfalls haben die Grünen sich also ein neues Logo gegeben:


Nicht brillant, aber ok, finde ich. Und betont das "Grüne" besser als zuletzt, also das eigentliche Alleinstellungsmerkmal.

Und können wir uns nun auch mal wieder vernehmbar zu wirklich wichtigen Themen äußern?

Einladung an hundehaltende Blogger

Beliebtes Vorurteil: Blogger sind eine Meute, bisswütig und reißende Hunde oder so. Glauben zumindest hin und wieder mal Leute, die mehr Bisswunden davongetragen haben als ich. Tststs.

Ein kleines Projekt, an dem ich in den letzten Tagen mitgewirkt habe, will stattdessen die echten Hunde von Bloggern mitsamt ihren Menschen motivieren, ein neuartiges Hundefutter auszuprobieren. Markus Brefort bloggt dazu und lädt Blogger ein, das neue Hundefutter zu testen, das nächstes Jahr auf den Markt kommt und für das er als Junior Brand Manager mit zuständig ist. Wer mitmacht, bekommt passendes Futter für sechs Wochen.

Also: Wer hilft Markus und seinem Experiment mit Feedback und gibt seinem oder ihrem Hund mal das neue Futter? Ich hab ja keinen und kann insofern nicht selbst mitmachen....

27.11.06

Gassner's Law

Das ist ja wieder typisch*. Da wird ein europaweites Blog im Intranet neu gestartet, da ruft der Europachef dazu auf, das in den RSS-Reader zu packen (und verknüpft das mit einem Gewinnspiel und einer Aufforderung zu kommentieren) - und wer kommt als erstes vollständig an? Die deutschen Blogger der Belegschaft.

Ha!


* Wobei: Es sei darauf hingewiesen, dass das mit dem typisch natürlich quatsch ist, da ja selbstverständlich auch hier Gassner's Law gilt...

zweite Chance

Seit rund einem Jahr haben wir also endgültig keine Lust mehr, meine Hemden zu bügeln und ich gebe sie in die Reinigung meines Vertrauens. Reinigungen haben mich immer fasziniert, schon als Kind. Mit ihrem Geruch. Ihren beschlagenen Scheiben. Dem Band Hakendingens, an dem auf Knopfdruck die eingetüteten Kleider durch den vorderen Raum gefahren werden, bis nach einem unbekannten System klar ist, dass da meine kommen. Den Büglerinnen, die gerade noch sichtbar im hinteren Raum stehen.

Ich habe den Eindruck, dass bei uns vor einem halben Jahr etwa die Besitzer gewechselt haben. Das jüngere Paar, dunkel, das jetzt abwechselnd vorne im Verkaufsraum steht, ist freundlich und nett und liebt unsere Lütte (die zumindestens Sonnabends meistens dabei ist, wenn ich auf dem Weg zum Metzger und zum Bäcker meine Hemden für die kommende Woche raushole).

Seit ein paar Wochen haben sie einen neuen Bügler, der auch ab und zu uns Kunden bedient. Ein Schweiger, sehr blass, älter, mit gepflegtem Rollkragenpullover und traurigen Augen. Seine ebenfalls sehr blassen Hände zittern leicht, wenn er den Abholschein durch die Kasse zieht. Dann guckt er hoch und lächelt und wünscht mir leise einen schönen Tag.

Ich werde es ihnen nicht sagen. Aber ich gehe seitdem noch lieber da hin und habe doppelt Respekt vor ihnen.

24.11.06

Vom Vortrag zum Gespräch

Zu jeder unpassenden Gelegenheit provoziere ich klassische Journalisten ja gerne damit, dass ich ihren klassischen Ansatz von Journalismus als nicht zukunftsfähig diskreditiere und als dem Untergang geweiht diffamiere. Das ist gemein und auch irgendwie genau so falsch wie richtig.

Besser drückt es Dan Gillmor aus, wenn er darauf aufmerksam macht, dass sich Journalismus vom Vortrag zum Gespräch wandeln muss und wird. In der heutigen Folge des wie immer hübschen Elektrischen Reporters...



(diese Woche übrigens mit einem besonders brillanten letzten Wort von Siggi Becker, bei dem ich mich frage, ob Herr Kocks es wohl versteht, aber das ist eine andere Geschichte, über die ich mich fast so sehr amüsiert habe wie über seine chronische Überschätzung, nur um mal ein Beispiel zu nennen. Nun aber gut damit.)

22.11.06

Leben

Und wann machen Sie das alles? Sie war danach wirklich erstaunt zu hören, dass ich noch ein Leben ohne Blogs und Online Conversations und Web_2.0 habe. Dass es vor allem auf Kosten von Fernsehen und Papierzeitungen geht. Dass netto nicht mehr als eine, vielleicht eineinhalb Stunden Bloglesen und Blogschreiben und Kommentieren zusammen kommen am Tag. Jenseits der Sachen, die ich für Kunden tue oder als Recherche für die Agentur.

Haben Sie denn noch ein richtiges Leben? Und wieder dieses erstaunte Lächeln, als ich ihr von mir erzähle und von den bloggenden und instant messengenden Freunden und von den Gelagen und den Wochenenden auf dem Reiterhof und dem Fußballplatz und den Abenden mit Freunden um den großen Esstisch.

Nein, wir sind nicht alles Nerds und Verrückte. Das ist für manche, die mich hören oder meine Seminare und Coachings besuchen, überraschend. Aber worüber sollten wir schreiben, wenn wir kein Leben hätten? Ja, ich habe Menschen kennengelernt, die ich als so etwas wie Freunde bezeichnen würde, weil ich ihr Blog seit Jahren lese, hin und wieder kommentiere, von denen ich in den Logfiles sehe, dass sie fast jeden Tag auch bei mir reinschauen, zu denen eine merkwürdige Form von Vertrautheit entstanden ist - und die ich noch nie gesehen habe im richtigen Leben, mit denen ich noch nicht einmal gemailt habe, geschweige denn telefoniert. Na und? Irgendwann wird es sich ergeben. Beispielsweise, wenn wir dann doch mal wieder in unserem Lieblingsurlaubsland Urlaub machen, woran uns zurzeit die lange Anfahrt hindert.

Dennoch genieße ich es, wenn wir mit alten und guten Freunden zusammen sitzen, die von diesem Teil meines Lebens nichts wissen wollen und denen es egal ist, ob es so etwas wie Blogs oder gar "Web Zweiirgendwas" gibt. Dann geht es mir wie meiner brillanten Kollegin Leah aus Chicago letzten Sonntag:
EARTH TO LEAH: Everyone doesn't live their lives online, no matter what you think. It isn't all blogs and Life 2.0, some of it is still slow cooked turkey and parlor games. Remember that if you travel this weekend and enjoy the conversation, not the conversation monitoring. (Leah Jones im Talkshop)

21.11.06

Gehen Sie ins Gefängnis. Gehen Sie nicht über Los, gehen Sie direkt dort hin

Die Onliner waren verständnislos oder enttäuscht, als sie vom letzten media coffee von news aktuell erzählten. Ich selbst war nicht dabei, kann also nicht so viel sagen, abgesehen von dem, was mir Freunde berichtet haben, die diese Einschätzungen teilten.

Zwei Sachen aber sind in jedem Fall unterird gewöhnungsbedürftig:

Null Verständnis beim Moderator*
OK, Christian Jakubetz bloggt selbst. Aber sein eigener Bericht vom media coffee bestätigt doch die Beobachtung der Zuhörer, dass er nicht von beliebig viel Verständnis für das Thema getrübt ist:
Persönliche Stimmungslage nach dem Abend: Web 2.0 ist häufig Web 1.0, nur dass zu Zeiten von Einsnull die Zeit und die Technik von Einsnull noch nicht reif waren für Zweinull. (Christian Jakubetz)
Nein, Kollege, das stimmt ganz einfach nicht. Lass uns gerne streiten über die Relevanz. Aber diese Aussage ist schlicht und einfach falsch. Denn der Kernunterschied zwischen 1.0 und 2.0 ist, dass nun die Nutzer einer Seite ihren Inhalt (mit)gestalten. Das gibt es in 1.0 nicht. Klar, dass es eine Gleichzeitigkeit der beiden Versionen da draußen gibt, so wie ja auch noch Golf III rumfahren auf den Straßen....

EDIT 22.11.
Jakubetz erläutert in einem längeren Posting, was er meint und stellt die missverständliche Formulierung, die ich oben kritisiere, klar. Spannenderweise verlagert er damit die Diskussion auf ein Thema, das ich auch noch wichtiger finde: Auf das, was die alten Medien klassischerweise "Content" nennen - und was imho im Web_2.0 so nicht mehr existiert. Wäre aber einen eigenen Diskussionsfaden wert....


Beleidigte Leberwurst
Ich schätze Jens Petersen, den Kommunikationschef von news aktuell, sehr. Ich mag ihn und weiß, wie gut er ist. Aber einen beleidigte-Leberwurst-Kommentar bei Klaus abzusetzen?
Das ist ja wirklich interessant, wie schnell manche Leute ihr Urteil fällen, wenn man nicht den aus ihrer jeweiligen Perspektive richtigen Blogger- Stallgeruch hat. ... Überhaupt stört mich diese Ich-weiss-eh-alles-besser-weil-ich ein-Blogger-bin-Mentalität. (Jens)
Nein, Jens, das hast du nicht nötig, finde ich. Zumal ich mich im weiteren Verlauf des Kommentars frage, ob dir bewusst ist, welche Daniela du da angehst. Schade.

* Full disclosure: Ich habe mehrere Jahre, als ich selbst noch bei news aktuell gearbeitet habe, media coffees moderiert und dafür auch nicht immer gute Noten vom Publikum bekommen. Ich weiß auch, dass das nicht einfach ist, insbesondere bei einem Konzept, das aus guten Gründen auf Freundlichkeit angelegt ist. Ich kenne Jakubetz nicht persönlich und kann seine fachliche Kompetenz jenseits von Web_2.0 nicht beurteilen.

20.11.06

Das Scharnier im Web_2.0

Robert Basic macht sich heute Gedanken, was die wichtigsten aka einflussreichsten Seiten der neueren Webgeschichte sind. Und dass er dabei auf Platz 1 das Thema tagging setzt - also das Verschlagworten des Web durch seine Nutzer - freut mich.

Ich erinnere mich noch an mein allererstes Gespräch mit Robert - witzigerweise ging es genau um Tagging. Das war noch ganz am Anfang der Tagging-Euphorie, und wir sprachen über das, was in unseren jeweiligen Umfeldern klassischerweise mit Verschlagwortung schon alles angestellt worden war. Sehr spannend und hat zumindest mich damals darin bestärkt, das Thema massiv weiterzuverfolgen. Danach habe ich dann das Tagging in Siegfrieds RSS-Reader NewsBee bzw. in den auf seiner Basis von mir beauftragten ots.Newsreader einbauen lassen. Ist es noch heute drin und einer der wichtigsten Vorteile, warum ich NewsBee weiterhin nutze...

Ja, ich denke ebenso wie Robert, dass del.icio.us seinen Platz in der Hall of Fame verdient. Und ich nutze es weiterhin, weil mir trotz aller Versuche mit lokalen Diensten oder aufgemotzten Seiten die pure und schlichte Anwendung am meisten zusagt.
Ebenso muss man wohl den generellen Einfluss von Joshua auf das Socializing im Web 2.0 (als Metapher für die Neuzeit im Web = teile, was du kennst, weißt, hast) ausdehnen, was noch viel wichtiger sein dürfte. (Robert Basic)
Denn das ist das, was ich mir in den 90ern erträumt hatte, als ich mich intensiver mit Open Source beschäftigt habe und der Bewegung für Freie Software (was ja nicht das selbe ist): Dass es möglich sein muss, Open Source auf andere kreative Bereich als Softwareentwicklung zu übertragen. Was haben wir uns beispielsweise mit Oliver Baer die Köpfe darüber heißgeredet.

Dass vor allem del.icio.us als Dienst, der keine privaten Links kennt, Open Source auf Wissen und Links überträgt, bleibt für mich die große Leistung, von der ich im Arbeitsalltag wirklich täglich zehre.

Und deshalb ist Tagging für mich das wichtigste Scharnier im Web_2.0, so wie RSS meines Erachtens der wichtigste Katalysator ist.

17.11.06

Ethical Blogger Contact Guidelines

Die WOMMA ist die Word of Mouth Marketing Association* und hat das Ziel, nicht nur Qualitätsstandards für ihre Mitglieder zu setzen, sondern auch ethische Standards zu entwickeln und zu überwachen, was beispielsweise den Umgang mit Social Media angeht. Das wiederum ist - Überraschung! - ein Thema, das mich extrem interessiert und das ich engmaschig zu verfolgen versuche.

Aktuell entwickelt die WOMMA Richtlinien, wie Marketer und PRler auf Blogger zugehen sollten, wenn sie es denn wollen. Ein Entwurf steht online und wird nun bis Dezember diskutiert. Was ich daran spannend finde, ist, dass die 10 Regeln, die dort vorgeschlagen werden, zwar für uns Blogger selbstverständlich sind. Aber, wie es John Bell von Ogilvy formuliert,
none of us in large-ish organizations should take anything for granted. (John Bell)
Insofern ist es gut, dass es solche 10er Kataloge gibt. Für Trainings mit Kunden und Kollegen allemal. Und auch bei der Entwicklung von Konzepten, in die beispielsweise Blogs und Blogger einbezogen werden (sollen)...


* wir gehören zu den Gründungsmitgliedern, wurden aber zu Beginn des Monats "on review" gesetzt.

16.11.06

Wenn Technik die Erwartung sprengt

Während über Webfähigkeit am einen Ende des Altersspektrums gerade diskutiert wird, erlebe ich sie am anderen Ende live:

Gerade zum erstem Mal via Skype mit zu Hause videotelefoniert, während die Lütte dabei war. Sie hat mein Bild erkannt und versucht, meine Nase anzufassen - aber irritiert auf das Telefon geguckt, weil sie nicht glauben konnte, dass Papa da aus dem Laptop kommt.

Ihr Glück allerdings ist, dass sie es noch lernen kann und wird. Sie ist ja erst eineinviertel...

15.11.06

Der Versuchung widerstehen

Für jemanden, der sich wie ich schon immer für ethische Fragestellungen interessiert hat und sich leicht zu allgemein für gültig erklärten Sätzen hinreißen lässt, ist es spannend zu beobachten, wie wir alle, die wir irgendwie beruflich mit den neuen sozialen Netzen zu tun haben, tasten und ausprobieren. Was trägt und was nicht? Was ist erlaubt? Was fühlt sich falsch an? Was ist falsch?

Ich lerne da auch jeden Tag - in Gesprächen mit Kollegen, die Ideen mit mir besprechen, oder mit Kunden, die etwas verstehen wollen. Oder durch das, was andere ausprobieren.

Mein Londoner Kollege Stephen Davies hat gestern etwas ausgegraben, das eine britische Agentur mindestens berührt:

Ein Video von ihrem Umzug in neue Räume ist nicht nur extrem gut und professionell gemacht und bei YouTube hochgeladen, sondern da auch ungewöhnlich erfolgreich. Vor allem haben innerhalb der ersten Stunden sehr, sehr viele Nutzer von YouTube es zu ihren Favoriten gepackt...

Stephen kam das merkwürdig vor - und er hat sich den Fall genauer angeguckt: Sehr viele Nutzer, die den Film gut finden, haben genau einen Favoriten, sind neu bei YouTube und haben den fast gleichen Namen: OPSPL2, OPSPL3, OPSPL4, OPSPL5, OPSPL6, OPSPL7, irgendwann habe ich aufgehört, weiterzuzählen.

Die Agentur bestreitet, das Video hochgeladen zu haben. Nun ja. Aber irgendjemand betreibt da das, was auf englisch so hübsch niedlich gaming the system heißt. Denn durch die vielen Favoriten wird das Video unter den beliebtesten Filmen geführt und auf der Startseite angezeigt - was wiederum viele, viele Zuschauer bringt.

Und deshalb: Filme hochladen, auch eigene oder die der Kunden, ist ok - den Mechanismus der Bewertungssysteme auszutricksen, ist nicht ok, sondern Astroturfing.

14.11.06

2nd Life und Business

Ich bin kein Computerspieler. Damals, als es losging, habe ich ein paar Mal mitgemacht, vor allem bei Hanse und so was, aber dann haben meine Eltern ja ihren Kulturkampf gegen den Computer auf meinem Rücken ausgetragen und ich selbst als Leseratte habe auch das Interesse verloren.

Auch Liverollenspiele, Cons und Tjosts und so was haben mir nie etwas gegeben, gegen manches davon habe ich auch tief sitzende Vorurteile, die nicht mal enge Familienmitglieder bisher knacken konnten, die da sehr, sehr aktiv sind.

Etwas anders geht es mir mit Second Life, das ich, nicht zuletzt dank der Beigeisterung von Markus Breuer, den ich so sehr schätze, spannend finde - wenn auch noch nicht so wirklich für mich persönlich.

Aber, und darauf wollte ich vor allem hinaus, dort hat sich eine eigene und stabile Ökonomie entwickelt. Und so langsam entwickeln sich auch ein Bedürfnis unserer Kunden, selbst aktiv zu werden. Wir sind es als Agentur übrigens jetzt - aber dazu mehr in unserem Firmenblog...

Gute Menschen, gute Taten

Es ist schon witzig. Während bei uns - zumindest unter den ja ohnehin latent zynischen Umdievierzigern - Menschen, die sich engagieren oder daran glauben, dass sich die Welt mit klitzekleinen Schritten vielleicht doch ein bisschen verbessern lässt, immer noch mit dem neoliberalen Kampfbegriff Gutmenschen diffamiert werden, entwickelt sich im weltweiten Maßstab genau dieses Thema zu einem der großen Trends, auf die Unternehmen und ihre Kommunikation Antworten finden müssen.

Vielleicht liegt es daran, dass wir in Deutschland einfach früher dran waren beispielsweise mit dem Umweltthema?

Ich finde diese kleinen Sachen spannend: TerraPass, eine Seite, die meinen individuellen Beitrag zum CO2-Ausstoß berechnet und mir Kompensationsvorschläge macht - also nicht mit der Keule und dem Ganzodergarnicht kommt, sondern konkret und engagiert und menschlich. Oder Free Hugs, ganz anders, aber eben auch ein Weg, die Welt besser zu machen, wenn man es partout schwülstig formulieren will.

Das alles bildet unser Lebensgefühl wunderbar ab: Dass es eben nicht in erster Linie um die großen, revolutionären Politikentwürfe geht, sondern um die kleinen Dinge in der direkten Nachbarschaft: Dass ich den Stromanbieter wechsele, dass ich einen Stuhl am Esstisch frei habe für die Freunde meiner Kinder, dass ich jemanden in den Arm nehme, der traurig ist oder etwas tolles gemacht hat. Nur echte Zyniker werden das unwichtig finden, oder?

10.11.06

nach der Schlacht



OK, einen Tag zu früh - aber heute abend haben, wie jedes Jahr, meine Schwiegereltern die Martinsgans zubereitet. Der Einfachheit und der beiden Kleinen wegen in unserer Küche.

Und wie immer war es grandios. Und wie immer ist so eine mittelgroße Vier-Kilo-Gans viel zu schnell aufgegessen und nur noch Haut und Knochen.

(Und wie immer gab es auf den besonderen Wunsch meiner Liebsten Maroni dazu, lecker!)

8.11.06

Schlafschulden

Die besten Schätze in den unendlichen Tiefen der Blogosphäre entdecke ich, wenn ich von einem Blog ausgehend immer wieder den Links in andere folge und irgendwann in einem lande, das ich noch nicht kannte und in dem ich mich festlese.
(Was, btw, auch der Grund ist, warum ich den Teilnehmern meiner Seminare immer empfehle, den ersten eigenen Einstieg in diese Welt abends zu machen. Und was, immer noch btw, einer der Gründe ist, warum ich nicht mehr fernsehe...)

So bin ich in Kerstins Blog Antons Welt gelandet. Wieder einmal eines aus einer der Familien, die (wie Karen formuliert hat),
mehr als die zwei Standardkinder haben.
Und neben Bildergeschichten und anderem Alltag fanden sich dann da so wunderbare Fragen wie diese:
[Er]hat sich hingelegt, um für ein anstrengendes Wochenende vorzuschlafen - Kann man das eigentlich als dreifacher Vater? Ist nicht jeder Schlaf eigentlich ein Nachholen? Und ist das nicht wie mit den Steuermehreinnahmen? Kann man von einem Schlafguthaben reden, wenn man eigentlich noch Schlafschulden hat? (Kerstin)

6.11.06

Elternblogs

Eine "Sorte" Blogs, die ich gerne lese, sind die von anderen Leuten, die in einer ähnlichen Lebenssituation sind wie wir - also mit Kind(ern) den Alltag halbwegs zu meistern suchen. Mehr Frauen als Männer übrigens, die mir dabei bisher aufgefallen sind beim Bloggen.

Es ist für mich ähnlich wie bei den Familienseminaren, die wir so gerne besuchen: Ein kleiner Blick in den Alltag und nicht nur auf die Sonntagsfassade, die man ja sonst immer so mitbekommt, wenn wir uns mit anderen Familien am Wochenende treffen. Sehr entlastend, dass bei allen anderen auch das ganz normale Chaos tobt...

Neu in meiner Leseliste ist das sehr erfrischende Blog meiner Kollegin Sara, die über ihren Spagat zwischen Familie und Beruf schreibt:
I'm middle management at work, but I'm CEO at home. (Sara)
Erinnert mich daran, dass ich ja immer behaupte, ich sei zu Hause eher Junior Family Assistant, während meine Liebste Senior Family Manager sei. Jetzt, wo sie wieder angefangen hat, sind wir allerdings dabei, die Rollen noch mal zu überdenken. Ich muss wieder mehr Senior sein...

4.11.06

Was ist schon privat?

Eine der Fragen, die mir in Seminaren immer wieder gestellt wird, ist die nach der Trennung oder auch Zusammenführung von privat und beruflich. Was ich spannend finde dabei, ist, dass das für mich nie eine wirkliche Frage war.

Das mag an meinem Herkommen liegen: Mein ursprünglicher Berufswunsch war Pastor - der Beruf, der vielleicht am stärksten von allen privat und beruflich verknüpft, da ist es konstitutiv. Als ich dann Radiojournalismus gelernt und gemacht habe, ging es weiter: Radio kannst du nicht machen, wenn du nicht ganz viel von deiner Person mit einbringst. Zumal ich ein Format entwickelt hatte, das Verkündigungselemente enthielt. Später wurde ich Verkäufer. Und in dem Beruf auf sein persönliches Netzwerk zu verzichten, ist fahrlässig. Zumal über die Jahre aus einem beruflichen zumindest in Teilen auch ein persönliches Netzwerk wird, das Jobwechsel und Unternehmen überdauert.

Ich glaube, dass die vermeintliche Trennung von privat und beruflich ohnehin nur in der Phantasie existiert. Und ich möchte sie auch nicht. Mein Gott, ich verbringe den größeren Teil meiner wachen Zeit mit meinem Beruf - und diesen Teil soll ich von mir abkoppelt? Wenn es um die Zusammenarbeit mit Dienstleistern geht, um Informationen, die ich mit anderen austausche, um Ideen: Kann ich da bei den Menschen, die ich frage und mit denen ich arbeite, wirklich trennen, ob ich sie privat kenne oder beruflich?

Nur einen Punkt werde ich immer zu beachten suchen: Es muss klar sein, welchen Hut ich aufhabe. Ob ich für mich etwas frage oder für einen Kunden beispielsweise. Ob ich etwas einem Freund anvertraue, oder ob ich eine Information weitergebe, weil ich will, dass sie sich verbreitet. Was ich nicht in Ordnung finde, ist, wenn jemand das nicht klarmacht. Aber das hat, denke ich, weniger mit der Vermischung von privat und beruflich zu tun, sondern mehr mit Klarheit und Transparenz. Ob in Blogs oder im richtigen Leben...

Und so erzähle ich auch Kunden von meinen Kindern und rede mit Freunden, wenn ich Tipps für meine Kunden brauche. So lesen meine Kunden mein privates Blog und sehen meine privaten Fotos und so schreibe ich auch über Dinge, die mich beruflich bewegen, hier an dieser Stelle. Ich bin ja nicht schizofren.

30.10.06

Kontrollverlust

Letzte Woche habe ich in einer sehr spannenden Beraterrunde über die Auswirkungen von Web_2.0 nicht nur auf unsere Arbeit, sondern auch auf die Gesellschaft diskutiert. Jenseits der je eigenen politischen Ausrichtung waren wir uns dabei einig, dass der von uns als positiv diagnostizierte Kontrollverlust* in der Politik zu einer ulkigen (und von Nico Lumma engmaschig mitprotokollierten) Kontrollsucht führt, die über den absurden Umgang mit einem Freiheit ermöglichenden Medium (www) versucht, Freiheit einzuschränken.

Neueste Blüte, dieses Mal von drüben, ist die Bording-Pass-Nummer, über die Nico gestern schreibt:
Sicherheitsmaßnahmen, die nur Sicherheit suggerieren, aber für Terroristen keine Hürde darstellen, dafür aber uns allen das Leben erschweren, sollten angeprangert und ad absurdum geführt werden. (Lummaland)
Genau dabei werde ich mithelfen.

* Wir bei Edelman nennen das, was da passiert, bezogen auf PR "from control to conversations" - weshalb mein Bereich ja auch Online Conversations heißt. Gerade dieser "Kontrollverlust" ist super spannend für uns Kommunikatoren und definiert unser Berufsbild nachhaltig um. Klasse!

26.10.06

Ärgerlicher Mainstream von der dpa (noch mal zu Michael J. Fox)

Statt eines Updates lieber ein eigener Eintrag, nachdem ich meine Kritik an Michael J. Fox und vor allem an der Rezeption seines Werbespots schon geäußert habe:

Kurz nach dem Eintrag schickt die dpa [Full disclosure: Ich habe rund sechs Jahre für news aktuell, ein Unternehmen der dpa-Gruppe, gearbeitet] um 15:32 Uhr einen Korrespondentenbericht über Fox und sein Video raus, in dem die Autorin Gisela Ostwald in einer Mischung aus Allgemeinplätzen
Bilder des kranken Michael J. Fox gehen Amerika unter die Haut (Überschrift des dpa-KORR)
und faktenfernem überoptimistischem Blabla
[Reeve] starb 2004, bevor ihm eines der im Tierversuch erfolgreichen Experimente mit Stammzellen das Leben erleichtern konnte. (dpa-KORR)
auf die Mitleidsdrüse drückt. Ärgert mich. Vielleicht hätte sie mal ihre Kollegin Link fragen sollen....

(Wenn ich den KORR online finde, verlinke ich ihn noch.)

Tödliches Mitleid

Das politische Werbevideo mit Michael J. Fox für die Stammzellenforschung geht seit mehreren Tagen durch Blogs und durch die Welt. Ich war irritiert und hatte mehr ein mulmiges Gefühl, als dass ich meine Bedenken direkt und klar benennen konnte. Das macht dafür heute Christiane in ihrem Blog, als sie über das Thema Mitleid schreibt:
Was mich viel mehr ärgert ist, dass mit Mitleid versucht wird, ein politisches Ziel zu erreichen. Wie sollen behinderte Menschen ernst genommen werden, wenn sich ein Schauspieler hinsetzt und signalisiert, sein Leben sei bemitleidenswert und deshalb müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, das zu ändern? (Christiane Link)
Diese Denkfigur ist wichtig und leider oft nur in der Fachdiskussion so klar zu finden. Als ich im Studium Klaus Dörners Tödliches Mitleid quer gelesen habe (meine Frau hat es genauer studiert, da es in ihr Fachgebiet fällt), war ich beeindruckt. Denn bis dahin hatte ich Mitleid auch kritiklos für positiv gehalten. Das aber ist es nicht. Sondern führt oft genug dazu, andere Menschen klein zu machen und für defizitär zu erklären.

Meine Erfahrung ist in den letzten Jahren, dass Mitleid meistens nur den Bemitleidenden hilft - nicht aber den Bemitleideten: Denn die einen bekommen ein reines Gewissen, weil sie ja Mitleid haben - und die anderen werden klein gemacht.

Mitarbeiterblogs

Gestern abend hatten wir (Björn hat schon drauf hingewiesen) eine sehr spannende Veranstaltung mit Kunden und Kollegen über Mitarbeiterblogs - ob im Intra- oder im Internet. Vor allem der Vortrag von Michael Scheuermann, der das Thema bei der BASF beackert, war sehr inspirierend, schließt er doch gerade in diesen Tagen einen Test mit Blogs im Intranet insofern ab, als nun die Evaluation beginnt. Sein offener Bericht über Neugier und Ängste und Widerstände und Chancen hat gute Einblicke geliefert...

Für mich war es ein wichtiger Punkt, mit Praktikern aus großen und internationalen Unternehmen gemeinsam eben diese Chancen und Risiken auszuleuchten und zu diskutieren. Wie so oft, ist die Frage, wo ein Engagement in diesem Bereich zwischen Effizienz, Wissensmanagement und hierarchiefreier(er) Kommunikation anzusiedeln ist, kontrovers. Wir stehen hier alle noch am Anfang, auch wenn ich aus der Arbeit mit Kunden schon die einen oder anderen Beispiele einbringen kann.

In der Vorbereitung auf meinen Vortrag ist mir übrigens über meinen Londoner Kollegen Stephen Davies diese Grafik in die Hände gefallen, die sehr gut beschreibt, wieso es sich lohnt, vom Web_2.0 zu reden:

24.10.06

Ballett

Da mir ja ohnehin fast nichts peinlich ist (ok, meine Kinder mögen jetzt einmal weghören, danke), bekenne ich, dass ich als Kind irgendwann wirklich gerne Ballett gelernt hätte. Da mir damals aber noch mehr peinlich war als heute, habe ich mich nicht getraut, das zuzugeben und nur normales Tanzen gelernt - obwohl ja schon Rumba und Tango bei Zehnjährigen etwas merkwürdig aussehen muss (gesehen hab ichs ja nie, nur gemacht). Irgendwie war das auch toll, zumal ich unsterblich in meine Partnerin verliebt war. Da wir dann umgezogen sind, ist das irgendwie im Sande verlaufen und ich hab dann auch wieder angefangen mit Handball, was aber eine ganz andere Geschichte ist.

Also Ballett - am Wochenende war ich zum allerersten Mal (ich hab es auch erst nicht geglaubt, es war wirklich zum ersten Mal, aber Hey, ich hab ja auch noch nie das Weihnachtsoratorium mitgesungen) in einem ganz klassischen Ballett mit Kostümen und so. Schwanensee. Bis dahin hab ich nur so Sachen wie Stravinsky oder Saint Sans oder die Mahlerballette von Neumeier gesehn. Aber doch nicht solche Konfektionsware (ja, ich bin ein Snob).

Ich bekenne erneut: Es hat mir gefallen. Und es war ein schöner Abend. Auch wenn die Odette etwas ausdruckslos war und es latent merkwürdig anmutet, wenn ein fernöstlich-russischer Tänzer einen Prinzen mit dem Namen Siegfried gibt...

23.10.06

Meine Diskussion auf den Medientagen

Dieses Mal haben die Medientage in München eine ganze Reihe von Diskussionen als Videostream online gestellt. Zwar nicht in einem modernen Flashplayer, aber immerhin. Hier beispielsweise das Video der Diskussion Weblogs, Podcasts & Communities - Verändert sich der Journalismus?, zu der ich die Einführung halten durfte:

UPDATE 24.10.
Den Film hab ich mal hier wieder rausgenommen, bitte folgt dem Link unten, da kommt man direkt zum gleich startenden Film. Da er nur als Windows Media direkt mit Player hier eingebunden werden konnte, hat das bei manchen Lesern nicht nur das grandiose Layout dieses Blogs zerschossen, sondern auch noch zu bösen Sachen geführt...

Film hier eingebunden von der offiziellen Streaming-Seite der Medientage

Ethik im Alltag und im Beruf

Das, was in der letzten Woche rund um Wal Mart und Edelman diskutiert wurde, herausgekommen ist und dann bei uns angeleiert wurde, hinterlässt bei mir zweispältige Gefühle und Einschätzungen. Denn es berührt das Thema, das mir am wichtigsten ist: Ethik und Haltung.

Wenn man wie ich jahrelang in Verkauf und PR arbeitet, ist ethisches Verhalten immer wieder eine Herausforderung gewesen und weiterhin. Dennoch gibt es Grenzen, an denen sich - pathetisch gesprochen - so etwas wie eine Bekenntnisfrage stellt. Als Theologe habe ich auch gelernt, dass man damit zurückhaltend sein sollte und nicht alles und jedes sofort zu einer solchen Frage hochstilisieren darf (was in den Kreisen, in denen ich mich theologisch und auch politisch bewege, nicht immer akzeptiert wurde, da dort oft eine alarmistische Grundstimmung herrschte) - aber es kommen Punkte, an denen ich für mich eine klare Entscheidung fordere.

Konkret:
* Sehr ärgerlich und traurig war ich, als sich herausstellte, dass Kollegen sich nicht an unsere eigenen Ethikstandards gehalten haben. Björn fasst heute sehr gut zusammen, was ich auch empfinde.
* Erleichtert bin ich, dass ich bei den Kolleginnen und Kollegen in Europa (und nicht nur bei den Onlinern) die gleiche Haltung erlebe, die ich dazu habe.
* Froh bin ich, wie nun damit bei uns weltweit umgegangen wird. Bereits in dieser Woche beginnt die Auffrischung der Ethik-Lektionen für alle Mitarbeiter. Und dass unser me2revolution-Team, also die von uns, die schon lange in dieser neuen Onlinewelt leben, die auch die anderen immer mehr für sich entdecken, - dass dieses Team also sehr viel mehr in die "normalen" Prozesse eingebunden wird, freut mich wirklich.
Weil ich es in der vergangenen Woche das eine oder andere Mal gefragt worden bin: Ja, ich bin auch nach dieser Sache bei Edelman richtig. Denn die Offenheit, mit der die Fehler nicht nur aufgearbeitet und korrigiert werden, sondern auch dokumentiert wird, wie wir sie für die Zukunft vermeiden wollen, finde ich sehr, sehr gut - und sie ist alles andere als selbstverständlich.

Wenn ich mir eines nicht leisten will und werde, dann ist das ethische Flexibilität in Punkten, die mir wichtig sind. Ich bin nicht mehr so leichtfertig damit, andere zu verdammen, wie ich das noch war, als ich die Welt in gigantischeren Schritten verändern wollte als heute. Aber ich nehme immer noch nicht hin, wenn jemand nicht zu seinen Fehlern steht und daraus lernt. Das allerdings gestehe ich jedem zu - auch Kollegen. Denn ich empfände es als bigott, ethische Perfektion zu verlangen, wo ich selbst auch fehle und falsch handele.

Einmal ins Theologische formuliert: Dass ich unterscheiden kann zwischen Sünde und Sünder - und dass ich die Sünde verurteilen kann, ohne den Sünder zu verdammen -, das ist die große Errungenschaft der Reformation, das ist einer der Kerne meines Glaubens. Es befreit mich von dem moralischen Rigorismus, den anderen Konfessionen und ihre radikalen Vertreter haben - und es befreit mich zu einer klaren, eindeutigen und verantwortlichen Haltung.

20.10.06

Meine intellektualistische Morgenlektüre

Vor gefühlten hundert Jahren habe ich so mal die Vorspeisenplatte der wunderbaren Kaltmamsell bezeichnet und sie hat sich drüber gefreut. Und als ich die Fragen zu meinem Beitrag bei den Medientagen beantwortet habe, die Popa doch wirklich als Presseanfrage tituliert hatte, viel mir ein, dass die Blogs, die ich wirklich gern lese, manchmal einfach etwas unbeachtet in der Blogroll rumschimmeln.

Darum sei darauf hingewiesen, dass es solche Geschichten sind, die mein Herz höher schlagen lassen - und bei denen ich mir wünschte, ich wäre das ich darin:
Habe ich gerade allen Ernstes einer super-gebrezelten IT-Sales-Managerin auf ihre Frage nach einer Mehrfachsteckdose auf Latein geantwortet? (Kaltmamsell)

17.10.06

Kritische Masse

Wann habe ich eigentlich das letzte Mal darauf hingewiesen, dass immer noch die Kritische Masse des Herrn Huflaikhan zu meinen allerallerliebsten Blogs gehört? Er schreibt den gütig-zornigen Gegenpol zu den Wichtigwichtigblogs, auch wenn er das bestimmt ganz anders sieht. Für mich ist er das. Und er ist schlau und ich kann über ihn lachen, mit Freude, nicht bitter oder so was. Brillante Absurditäten wie jenes Stück diese Woche über (uns) Beratungs-Heinis:
Und was spricht im übrigen gegen Selbstreflektion? Ich hatte noch gelernt, dass Selbstreflektion eine tolle Sache ist und geübt werden darf. Ich schätze: Ist aus der Mode wie alle Reflektion. Braucht man nicht, stört, man hat ja Marken-Blogs. "Ich lese ja nur Lyssa" oder so; oder "An meine Hirnreste lasse ich nur Wirres". Huflaikhan

Wal Mart

Ich erbitte eure Entschuldigung, dass ich mich gerade nicht in der Lage fühle, mehr zum aktuellen Thema Wal Mart zu sagen, in dem unsere amerikanischen Kollegen involviert sind, als: Das hätte niemals gemacht werden dürfen.

Aufgrund der persönlichen Tragödie, die uns hier gestern getroffen hat, brauche ich etwas Zeit und habe andere Prioritäten.

Richard Edelman hat vergangene Nacht etwas gesagt.

16.10.06

Lebensanker

Ich bin oft froh, dass ich einen Lebensanker habe. Vor allem, dass ich ihn schon so lange habe. Menschen, die ich jederzeit anrufen kann, die mir zuhören, die für mich da sind, die mir Trost geben.

Wenn auf einmal die Tragödie, die Katastrophe in den ganz normalen und ganz normal wahnsinnigen Alltag einbricht, wenn alles entgleitet, dann bin ich dankbar für diesen Anker.

Es ist nicht nur eine Frage des Alters, dass ich noch halbwegs klar denken kann, wenn sich alles um mich herum auflöst. Nicht nur, dass ich es nicht das erste Mal erlebe, wie die Wirklichkeit brutal und unangekündigt alles aus der Bahn wirft und die Sonne nur noch durch Zufall scheint.

Sondern es hat auch damit zu tun, dass ich Trost finde. Dass mir wirklich ein erstes stilles Gebet und ein erstes leises Gespräch mit meinem Gott hilft. Dass ein erstes Gespräch mit meiner Liebsten, meinem Lebensanker, mir durchhalten hilft. Dass ich nicht orientierungslos durch das Leben schwimme.

Alles, was ich versuchen kann, ist, für andere auch so ein Anker zu werden und da zu sein. Und irgendwann die Tränen zuzulassen...

13.10.06

Familientreffen

Was ich an der riesigen Familie so mag, in die ich reingeheiratet habe, ist, dass sie so unkompliziert ist. Das ist der eine Grund, warum ich mich so sehr auf das Wochenende freue, wenn wir uns alle in der wunderschönen Rhön treffen, weit über 50 Leute (und das ist nur die allerengste Familie).

Der andere Grund ist, dass das endlich mal wieder ein ganze Wochenende ohne Internet bedeutet. Das tut auhch mal wieder gut zwischendurch. Also macht hier keinen Unsinn, bitte, ok?

Auf unserem neuen Firmenblog werde ich nachher noch zwei Ausschnitte der Diskussion gestern in unserem Frankfurter Büro hochstellen: Rund fünf Minuten aus der Präsentation der Blogger Studie und rund zehn Minuten aus der Diskussion über die Studie, über Toplisten und über Bloggen und Unternehmen und PR an sich...

Die neue Zentrale des Gurus

Dafür liebe ich sie. Weil sie Spaß haben und Spaß machen. Und vor dem Absacker an der Hotelbar eine Vision.



Felix hat es gerstern Abend hochgestellt...

12.10.06

Auf dem Weg zu vernünftigen Top 100 Listen in anderen Sprachen als englisch

Die Irritatonen, das Kopfschütteln und die teilweise Empörung über die unfertigen Technorati-Top-Listen, die wir - auch noch ohne die Vorläufigkeit hinreichend deutlich zu betonen - über unseren New Yorker Kollegen Steve Rubel veröffentlicht hatten, waren angesichts der Datenqualität berechtigt. Gestern haben wir mit einigen europäischen und amerikanischen Bloggern und der Führung von Technorati bis zum frühen Morgen konferiert. Vor allem das aus meiner Sicht in allen nicht englischsprachigen Ländern größte Problem der Unvollständigkeit haben wir ausführlich diskutiert.

Heute morgen unserer Zeit hat darum Dorion im Technorati Weblog den Weg beschrieben, wie Technorati das Thema in die Blogosphäre zurück geben wird:
"Bloggers who want to be sure they're included in our listings need to be sure they've claimed their blogs and have selected a primary language for their blog(s). (Dorion, Technorati)
Warum ist das so?

* Zum einen ist Technorati von der Herkunft eine US-Firma, die traditionell keinen großen Fokus auf Europa hatte. Die Tour, die wir gerade mit Peter Hirshberg machen, hilft ihnen dabei, uns hier drüben zu verstehen.
* Zum anderen fehlen in allen Ländern zurzeit vor allem deshalb so viele Blogs in Toplisten, weil sie in der Datenbank mit der Defaultsprache englische geführt werden, wenn keine andere Sprache im Code oder beim Claiming bei Technorati angegeben wird.
* Und zum dritten möchte ich gerne den Einfluss der Blogger auf diese Liste erhöhen. Wer zu einem Sprachkreis gehört und gehören will, kann das markieren - die anderen werden dann eben nicht mitgezählt, außer sie sind beispielsweise bei einem Blogservice, der eindeutig einer bestimmten Sprache zugeordnet ist. Wenn dann die dynamischen Listen bei Technorati erscheinen werden, wird es die Möglichkeit geben, das eigene Blog, so es fehlt, nachzutragen.

Viele der anderen Kritikpunkte habe ich angesprochen und weiter gegeben - und manches konnte David noch während des Telefongesprächs umsetzen.

Was immer in den nächsten Tagen und Wochen rauskommen wird - es wird immer nur eine Momentaufnahme sein, weil in der Blogosphäre ohnehin jeden Tag Neues passiert. Aber auf diesen offenen und dynamischen Prozess freue ich mich.

Hier übrigens der Stand der Top 10 Blogs heute:



Noch ein Wort zu unserer Rolle als PR-Agentur in diesem Prozess:

Wir haben ihn angestoßen, indem wir Technorati gebeten haben, diese Lokalisierungen vorzunehmen. Daraus ist unsere Zusammenarbeit entstanden. Auf die ersten Ergebnisse der Lokalisierungen haben wir die ersten Untersuchungen gesetzt - um die Dynamik und die Unterschiede in den Kulturen nicht nur selbst besser zu verstehen, sondern auch anderen zugänglich zu machen. Die ersten Erkenntnisse daraus (siehe beispielsweise unserer Pressemitteilung gestern) stellen wir heute in Deutschland vor und werden es dann in unserem ebenfalls heute online gehenden neuen Firmenblog als Video zeigen.

Die Listen, deren erstes Viertel etwa ausführlicher angeguckt worden war und um die Spamblogs und Medienangebote bereinigt, hätten wir so nicht veröffentlichen sollen.

11.10.06

Einen großen Schritt voran

UPDATE 12.10. 00:47 Uhr
Wenn wir einen Fehler gemacht haben, stehen wir dazu. Ich darf darum auf das Update von Richard Edelman, unserem CEO, verweisen:
One amendment to my previous post on the Edelman Technorati lists. These lists are in beta. We have more work to do in perfecting them and we understand and apologize for the confusion caused by releasing the full lists before they were scrubbed by technoati for public release. The good news is that you can help. If you visit Technorati.com a bit later today, you will find instructions on how to register, claim your blog and identify the language you blog in; this will go a long way to making sure the Top 100 lists are clean by the time they are formally launched on technorati in the coming weeks. (Richard Edelman)


Ich hoffe, dass ich noch heute Nacht mit einer Lösung werde kommen können, wie wir die Irritationen rund um Top-Listen auflösen können. Eben gerade war ich mit Peter Hirshberg, dem Chairman von Technorati, und unserem Europa-President David "Vlog addicted" Brain gut essen. Und bei ein paar Gläsern Wein haben wir die Ideen, die heute von deutschen Bloggern - ob online oder in den Gesprächen, die ich mit vielen von euch hatte - kamen, durchgekaut. Und weil es auch für Peter spannend ist, die europäische Sicht auf die Probleme zu sehen, die wir uns eingebrockt haben, konnten wir gemeinsam mit den Vorschlägen, die heute mittag schon Guillaume in Paris hatte, einen Weg finden, wirklich einen Schritt voran zu kommen.

Gleich geht es in einen Conference Call mit den Jungs drüben - und dann werden wir das Projekt, Technorati auch für Europa wirklich nutzbar zu machen, weiter führen können.

Ich freu mich jedenfalls, dass Peter und David morgen dabei sind, wenn wir mit Jens, Johnny, Felix und Nico sprechen. Wo und wie das Gespräch als Video zu sehen sein wird, schreibe ich noch.....

Berichte und Kommentare zur Londoner Vorstellung der Bloggerstudie

Jenseits der Frage, ob und wie eine Top-Blog-Liste zustande kommt und was sie sagt, haben wir in der Untersuchung, die wir morgen auch in Deutschland vorstellen*, vor allem auf die Frage geguckt, wen Blogs in den einzelnen Ländern so verlinken und worüber sie bloggen.

Mein Kollege Stephen aus London hatte gestern hinterher die Gelegenheit, mit Neville Hobson zu sprechen:



direkter Link: Neville Hobson

Einige Videos von der Vorstellung der Studie in London hat unser Europa-Chef David Brain in seinem Blog.

* Von der Vorstellung und Diskussion wird es dann auch einen Webcast geben. Ich bin gespannt....

Zur berechtigten Kritk an den Top Bloglisten

UPDATE 12.10. 00:47 Uhr
Wenn wir einen Fehler gemacht haben, stehen wir dazu. Ich darf darum auf das Update von Richard Edelman, unserem CEO, verweisen:
One amendment to my previous post on the Edelman Technorati lists. These lists are in beta. We have more work to do in perfecting them and we understand and apologize for the confusion caused by releasing the full lists before they were scrubbed by technoati for public release. The good news is that you can help. If you visit Technorati.com a bit later today, you will find instructions on how to register, claim your blog and identify the language you blog in; this will go a long way to making sure the Top 100 lists are clean by the time they are formally launched on technorati in the coming weeks. (Richard Edelman)


Danke für die ausführliche Beschäftigung vieler von euch mit unserem ersten Entwurf einer Top Liste auch deutscher Blogs auf Basis des Technoratidaten. Das, was ich bisher an Kritik gelesen habe, ist berechtigt und wird von mir berücksichtigt, wenn wir in die Tiefe gehen werden und die Plausibilität überprüfen. Später heute werde ich sicher auch noch mal ausführlicher darauf eingehen können.

Auf die Schnelle:

* Ja, die Schreibfehler in der Präsentation sind unverzeihlich. Das tut mir leid.
* Dass nicht alle Nicht-Blogs (in der deutschen Liste machte das am Anfang weit mehr als die Hälfte aller "Blogs" aus, die uns angeboten worden waren!) verschwunden sind, werden wir korrigieren. Als Erklärung nicht als Entschuldigung sei darauf hingewiesen, dass die Listen während des gesamten Prozesses in Bewegung waren und immer wieder "von unten" neue nicht-Blogs nachgerutscht sind.
* Die Kritik an der Aufnahme von solchen Blogs, die vor allem aus "technischen" Gründen verlinkt werden (plugins, themes), nehmen wir ernst - das werden wir noch einmal diskutieren. Es kann Gründe dafür geben und dagegen.
* Warum bei einigen Blogs Unter-URLs gelistet wurden bei den Daten, die uns zur Verfügung standen, weiß ich nicht. Dem gehe ich nach.

Bitte gebt mir ein paar Tage Zeit, um das alles mit dem Team und mit Technorati zu besprechen. Das eine oder andere werden wir sicher auch ansprechen können, wenn sich der Technorati-Chairman diese Woche der Diskussion mit einigen Bloggern auch hier stellt.

10.10.06

Top 100 Blogs Deutschland, Frankreich, Italien

UPDATE 12.10. 00:47 Uhr
Wenn wir einen Fehler gemacht haben, stehen wir dazu. Ich darf darum auf das Update von Richard Edelman, unserem CEO, verweisen:
One amendment to my previous post on the Edelman Technorati lists. These lists are in beta. We have more work to do in perfecting them and we understand and apologize for the confusion caused by releasing the full lists before they were scrubbed by technoati for public release. The good news is that you can help. If you visit Technorati.com a bit later today, you will find instructions on how to register, claim your blog and identify the language you blog in; this will go a long way to making sure the Top 100 lists are clean by the time they are formally launched on technorati in the coming weeks. (Richard Edelman)


UPDATE 11.10.
Bitte beachtet auch meinen neuen Eintrag, in dem ich auf die erste Kritik und die ersten Reaktionen eingehe. Für das, was falsch ist, entschuldige ich mich - wo klar ist, woran es liegt, werden wir das korrigieren. Work in progress.

Nun sind sie also raus, die Top-Blog-Listen, die wir gemeinsam mit Technorati erstellt haben. Zeitmangels und der Kragendingens wegen verweise ich auf den entsprechenden Blogeintrag meiner Geschäftsführerin, die auch auf die ausführliche Darstellung bei Steve hinweist.

Die letzten Wochen war das eine Heidenarbeit, wenn ich ehrlich bin - gemeinsam mit den Kollegen in Italien und Frankreich haben wir die Listen durchgeguckt, viele, viele Spam-Blogs und Mainstream-Medien rausgeworfen, die in den Technoratidaten noch drin waren. Sicher ist noch nicht alles komplett ideal, wenn also wem was auffällt, immer her damit.

Das Ranking ist, anders als bei Jens Blogcharts nicht noch einmal nachbearbeitet, sondern bildet die Menge der verlinkenden Blogs aus den letzten 180 Tagen ab, die ein Blog erreicht hat. Nur so, auch wenn das beispielsweise bei Blogs, die in Templates als Beispiele verlinkt sind, teilweise zu leichten Verzerrungen führt. Aber so lassen sich Entwicklungen erkennen...

Mich faszinieren vor allem die kulturellen Unterschiede, abe rich wiederhole mich...

Keine Peanuts

Die große Aufregung, die der von mir privat sehr geschätzte Don Alphonso an der Blogbar auslöst, weil ich mir erlaubt habe, mit dem zugegebenermaßen nicht so extrem freundlichen Wort Winzszene darauf hinzuweisen, dass die "Szene" rund um Weblogs - also vor allem die Blogger, die sehr intensiv in der Blogosphäre leben - im Vergleich zu den anderen Sprachräumen, die wir gerade untersuchen, extrem klein ist,... Diese Aufregung also erinnert mich sehr an die erste Reaktion einiger langjähriger Blogger, als ich vor eineinhalb Jahren die ersten Seminare über Blogs für PR-Leute entwickelt und angeboten habe.

Aus zwei Gründen stehe ich zu diesem Wort:

Zum einen, weil Blogs, vor allem, wenn ich nur die Spitze betrachte, wirklich eine sehr überschaubare Veranstaltung sind - über die Zusammensetzung und das Linkverhalten dieser Spitzengruppe später mehr.

Zum anderen, weil vor allem viele der "alten" Top-Blogs, die früher auch mal "Linkschleudern" genannt wurden, in ihrer Funktion, Traffic zu verteilen, abgelöst wurden durch neue, kleinere Blogs. Von den vier kritischen Blogeinträgen zu meiner Einladung zur Umfrage haben der Werbeblogger und die Blogbar einige Besucher gebracht - die anderen beiden (Schockwellenreiter und IT&W) fast gar keinen.

Meine Arbeit hat zunehmend nicht mit den Top-Blogs zu tun, sondern mit der größeren Menge von vermeintlich kleinen Blogs - ganz im Sinne des Long Tail. Gerade weil es mir mehr darum geht, dass viele Gespräche stattfinden, als darum, dass ein paar große Blogger schreiben - um es mal etwas holzschnittartig zu formulieren.

Dazu kommen bei der Diskussion um die Umfrage noch zwei andere Aspekte:

Zum einen hat es bei rund 250 Einladungen gerade mal zwei Blogs gegeben, die meinen Spaßtitel CBO kritisiert haben, und zwei, die Einladung oder Umfrage an sich nicht gut fanden, ein Kommentar kritisierte meinen Weg, an seine Mailadresse zu kommen, ein weiterer Kommentar fand die Umfrage doof - und genau ein Empfänger hat sich per Mail gemeldet, weil er nicht wieder angeschrieben werden wollte.

Und zum anderen haben ziemlich viele der Eingeladenen mitgemacht.

Ich bin gespannt auf die Ergebnisse. Und merke immer wieder, dass ich mich langsam an die Stürme im Wasserglas gewöhnt habe...

9.10.06

Eine Menge Studien - diesmal zu "Mainstream Media"

Während die kleine internationale Umfrage unter Bloggern noch läuft - für die, die nach der Aufregung der letzten Tage mal reingucken wollen: Hier ist der Link, jetzt geöffnet für "alle" - haben unsere Kollegen in London und Paris heute zwei Medienanalalysen rund um Blogs vorgelegt. David Brain, unser CEO in London, schreibt dazu:
Today however, we are launching the results of two studies we have produced through our research company Strategy One aimed at seeing how blogging was affecting the worlds of politics and public affairs. (David Brain)
Bei ihm auch erste Ergebnisse. Sicher ist die Situation in Ländern mit einer so großen und auch so qualitativ spannenden Blogszene wie UK und Frankreich anders als bei uns - aber das kann ja noch werden.

Zu dem, was wir mit Technorati gemeinsam rausgefunden haben - auch jenseits der Umfrage - später mehr....

5.10.06

Stehvermögen bei offener Kritik

Die kritischen Kommentare am CEO-Blog von Siemens-Chef Kleinfeld reißen nicht ab. Während in normalen Zeiten seine Einträge meistens - wenn überhaupt - einstellige Kommentarmengen erhalten, erntet er immer noch bis zu 300 Kommentare auf seine aktuellen Einträge. Die Gesamtmenge der kritischen Mitarbeiterkommentare im Kleinfeld-Blog übersteigt inzwischen die 600...

Bemerkenswert aber finde ich, dass die Kommentarfunktion offen bleibt. Das war nach meinen Informationen nicht unumstritten im Konzern - aber wurde nicht nur von etlichen Kommunikatoren massiv unterstützt, sondern auch von Kleinfeld selbst, der in einem Posting ausdrücklich darauf hinweist, dass Kritiker keine negativen Konsequenzen zu tragen hätten (was sich zunächst ja mal schön sagen lässt....).

Bemerkenswert finde ich darüber hinaus, dass es tatsächlich so ist, dass die Kommentare nur abgegeben werden können, wenn die Mitarbeiter sie mit ihrem richtigen Namen versehen - und durch eine konsequente Double Opt In wird sichergestellt, dass der Kommentar auch wirklich vom entsprechenden Mitarbeiter abgegeben wird. Es spricht für die Mitarbeiter und wohl auch für die Kultur, dass viele dennoch so deutliche und offene Kritik üben.

Man mag von Kleinfeld und auch von Siemens halten, was man will - dass sie hier bei der Linie bleiben, Kommentare unmoderiert zuzulassen, obwohl sie das Unternehmen verlassen haben, finde ich gut. Oder genauer: Notwendig. Denn an dieser Stelle zeigt sich, ob und wie es die Führung ernst meint mit einem Gesprächsangebot an die Mitarbeiter. Denn das ist ein Blog ja, wenn man es Recht betrachtet...

Umfrage unter Bloggern in deutscher Sprache

So wie wir (Edelman) schon Umfragen unter US-Bloggern gemacht haben und zuletzt unter Bloggern aus Japan - beispielsweise bei Robert Basic oder Hugo E. Martin erwähnt - starten wir das nun auch in UK, Frankreich, Italien und eben hier. Was ich daran spannend finde, ist, dass wir die jeweils gleichen Fragen stellen (die deshalb auch an der einen oder anderen Stelle jeweils für einen der Sprachräume merkwürdig oder abwegig klingen mögen). So erhoffen wir uns unter anderem einen interkulturellen Vergleich. Die letzten zwei Monate in einem internationalen Team von bloggenden PR-Profis haben mir selbst schon sehr deutlich gezeigt, wie anregend das sein kann....

Heute nun also habe ich die Einladung zur Umfrage an eine Reihe Blogger rausgeschickt und bin gespannt auf Rücklauf und Ergebnisse.
(Wer nicht dabei war, aber mitmachen möchte, schreibe mir einfach ne Mail)

UPDATE 6.10.:
Und weil sich wieder (lustig, jede Woche inzwischen) mehrere deutsche Blogs zur ironiebefreiten Zone erklärt haben, sei einmal mehr der kleine Hinweis darauf gegeben, dass es Visitenkartentitel gibt, die bewusst als Spaß gemeint und beschrieben sind. So wie es auch damals die gesamte Medienberichterstattung gesehen hat. Und wie es auch immer, wenn ich irgendwo bei Unternehmen (ja sogar in Deutschland) bin, automatisch verstanden wird. Schon gut, ich verstoße nicht gegen Gassners Law, aber latent typisch ist das schon, oder?

Übrigens danke der inzwischen dreistelligen Anzahl Blogger, die sich beteiligen an der Kurzumfrage....

Kommt ein Realitätsschock?

Gestern sprach ich mit Kollegen aus dem Netzwerk über die These, die sie neulich gehört hatten:
Es werde, so hatte jemand erklärt, bald oder etwas später unweigerlich zu einem Realitätsschock kommen, wenn all die jungen Leute merkten, dass so viel Fake im neuen Internet sei.
Das klingt zunächst einleuchtend, ist aber Quatsch.

OK, der Aufruhr rund um lonelygirl15 scheint diese These zu stützen. Aber die Recherchen, die Blogger und YouTube-Nutzer angestellt haben, begannen ja gerade, weil sie Zweifel an der Echtheit von Bree hatten - sie wurden also nicht von einem Fake überrollt.

Vor allem aber haben alle diese Formen von Micropublishing den großen Vorteil, dass sie eben - anders als früher im statischeren Web - sehr schwierig zu faken sind. Gerade die Linearität, die Anordnung der Inhalte an der Zeitachse, machen es ja viel einfacher, nachzuvollziehen, was für ein Vogel hinter den Inhalten steckt, die ich gerade sehe.

Mir scheint, dass die These vom Realitätsschock von Menschen kommt, die zwar grundsätzlich eine Vorstellung haben von dem, was Web_2.0 bedeutet, vor allem in technischer Hinsicht - die aber dort bisher kaum Zeit verbracht haben und dort nicht leben. Und das unterscheidet sie von denen, die sie vor eben diesem Realitätsschock warnen. Viele der sehr jungen Leute, die das neue Web mit einer großen Selbstverständlichkeit für sich entdecken, leben dort, ohne es technisch verstehen zu müssen.

Dass das funktioniert, ist eines der Kennzeichen von Web_2.0: Die Technologie tritt hinter das Leben zurück. Und die Kontinuität der Webidentität, die ich mir schaffe, "beweist" meinen Lesern ihre Autentizität.

2.10.06

Negative PR inklusive

Szenario:
Ein umkämpfter Markt, der als attraktiv gilt. Der in anderen Ländern bereits sehr gut abgedeckt ist. Der einen First Mover hat und mehrere Angreifer. Bei dem es unter anderem darum geht, persönliche Daten einzusammeln und daraus eine Community zu bauen. Der also zu einem guten Teil auf Mundpropaganda und Vertrauen beruht.

Fein eigentlich. Und könnte auch funktionieren, wenn man ein oder zwei Grundregeln beachtet. Eine, für die ich immer wieder ausgelacht werde - und die trotzdem nun einmal stimmt - ist: Verklage niemals einen Blogger. Und schon gar nicht: Bedrohe ihn....

Oder wie Andreas Dittes schreibt:
Ich mag Unister, denn diese Firma ist wirklich offen für alles. Selbst Umgangsformen, die man normalerweise nur auf der Kinoleinwand sieht oder in guten Krimis liest, sind da möglich.
Das ist doch mal gut gemeinte* PR...

* Wo jeder weiß, dass gut gemeint weit mehr das Gegenteil von gut gemacht ist als beispielsweise echt schlecht...

29.9.06

Top-Blogs und Long Tail

Im Rahmen unserer Kooperation mit Technorati, die am 12. Oktober hier in Deutschland vorgestellt werden wird, untersuchen wir zurzeit, wie Themen und Unternehmen in den Top-Blogs verschiedener Länder vorkommen. Das Erstaunliche ist dabei aus meiner Sicht zum einen, dass es wirklich ganz gewaltige Unterschiede zwischen den Ländern gibt.
Das noch einmal genauer heraus zu bekommen, ist auch die Aufgabe einer Umfrage unter einigen Bloggern, die wir thematisch gleich in den nächsten Tagen in etlichen Ländern beginnen werden.
Und zum anderen, dass die Geschichte mit dem Long Tail, also dem dicken Ende, den vielen Kleinen, die zusammen so groß sind, wirklich stimmt.

Nur mal als Beispiel, wie "Siemens" einerseits in den Top 100 Blogs* vorkommt in den letzten 90 Tagen:


Und andererseits in der gesamten deutschsprachigen Blogosphäre, so sie von Technorati erfasst wird:


Mein Fokus in der Beratung und auch in den Projekten, die ich mache, liegt ja schon immer jenseits der "Top-Blogger". Und diese beiden Charts lassen mal wieder deutlich werden, wie sehr die klassischen Kommunikatoren umdenken müssen, wenn sie immer noch davon reden, dass "Johnny Spreeblick" wichtig ist und sonst niemand...

* Also die 100 Blogs, die von den meisten Blogs im letzten halben Jahr verlinkt wurden. Teil unserer Kooperation mit Technorati ist, dass wir diese für etliche Sprachräume und Länder erstmals nach gleichen Kriterien ermitteln - und damit den Blick auf andere Kulturen ermöglichen.

28.9.06

Listen to your people

What these days happens with Siemens and the internal blog of CEO Klaus Kleinfeld, is a turning point in the discussion about CEO-blogs in Germany, I suppose. As a friend said yesterday, when I talked to him in the IM: "Open Communications are not that easy....." Kleinfeld gets several dirty comments of his people, because his salery will rise some 30%, while Siemens is still displacing employees. Some of these comments found their way to german media.

When you write a blog - internal or external - you have to stand criticism and rant and comments. If you really prefer this ugly oldschool topdown model of communication, you should not blog. Perhaps you should not communicate anymore...

But I think, you can't blame the blog for the problem. People are talking and chatting anyway - wether you hear them or not. With these comments in Kleinfeld's blog, they can be seen - and I think, that's good enough.

As Jan Erik Meyer says in a comment:
Das Übel liegt weit vor den Blogs und fand bisher eine Verbreitung über die Pausengespräche der Mitarbeiter oder (zu selten) die Aufmerksamkeit eines guten Journalisten.
(The problem has evolved long before blogs, when employees chatted in their coffee breaks - or (rarely) when a clever journalist was listening)
Blogs, even Intranet-CEO-Blogs, are a good way to aggregate discussions, that rumore in your company. But if you don't want employees, clients, consumers to speak frankly, you should not blog. First change your way of thinking - then your way of speaking. And listen to your people. We are listening to them anyway...

26.9.06

Bei Siemens brennts im Intranet

Seit ein paar Tagen mit einem extremen Peak heute bekomme ich wieder viele, viele Besucher über Suchmaschinen - immer mit dem Suchwort Kleinfeld dabei. Mein Vorteil: Mit meinen Postings über Kleinfelds Blog und Kleinfelds Rolex bin ich bei fast allen Suchkombinationen rund um Herrn Kleinfeld, sein Blog und sein Unternehmen unter den ersten fünf Treffern...

Auffällig ist, wie viele Besucher aus dem Siemensnetz ich habe - und wie viele Medien vorbei gucken. Aber auch aus den Firmennetzen fast aller Dax-30-Unternehmen sind Leute hier heute. Da brennt über Siemens hinaus was an, scheint mir.

Hintegründe liefert beispielsweise ein Beitrag bei Spiegel Online von heute, der vom Unmut erzählt:
"Kleinfeld bekommt das zu spüren - in seinem internen Blog platzieren Mitarbeiter ätzende Kommentare"
Aus denen zitiert SpOn dann auch reichlich und ausführlich. Muss man sich darüber aber wundern?

Und: Ob das Auswirkungen auf die geplante Mitarbeiterplattform haben wird?

UPDATE 21:55 Uhr
Irgendwie haben alle Siemensmitarbeiter einen Telekomanschluss, glaub ich. Die kommen jedenfalls gerade im Minutentakt mit phantasielosen Gugelsuchen bei mir rein....

Warum die Grenze zwischen PR und Journalismus nicht so einfach zu ziehen ist

Ich habe einen Heidenrespekt vor der Presse-Arbeit von Ulrich Ott für die ING-Diba. Das Konzept, Journalisten massenhaft einzubinden über Nachwuchsförderung, Zusammenarbeit mit den Medien der Verbraucherzentralen und den bekanntesten Journalistenpreis für Wirtschaftsberichterstattung mit dem illustren Namenspatron Helmut Schmidt - das ist ein langfristiges und extrem erfolgreiches Vorgehen.

Unter Journalisten ist Ott deshalb nicht unumstritten, um es mal vorsichtig zu formulieren, aber einerseits muss ja niemand Beiträge für die Preise einreichen und andererseits lässt sich eine Einflussnahme beispielsweise auf die Wirtschaftsredaktion der Zeit, deren Herausgeber Schmidt immerhin ist, nicht nachweisen, auch wenn immer mal wieder Journalisten sie behaupten.

Dennoch ist es unter recherchierenden Wirtschaftsjournalisten eine offene Diskussion, ob man bei einer ING-Aktion mitmachen soll und beispielsweise Reportagen einreichen. Deshalb hatte ich mich immer schon gewundert, dass ausgerechnet das Netzwerk Recherche um Thomas Leif, das in diesem Oktober in Wiesbaden eine Tagung zu kritischem Wirtschaftsjournalismus veranstaltet, große Anzeigen der ING in seinen Publikationen hat. Kann man aber - und mache ich auch - argumentieren, dass ja Redaktion und Anzeigen auch hier getrennt sind.

Dass aber, wie auch der Newsletter von V.i.S.d.P. heute süffisant vermerkt, ausgerechnet Thomas Leif, also der Motor hinter dem umstrittenen Medienkodex ("Journalisten machen keine PR") des Netzwerks, einer der Preisträger des diesjährigen Helmut Schmidt-Journalistenpreises ist, erstaunt mich nicht finde ich bedenkenswert...

25.9.06

My favorite RSS-Readers

I have been using RSS (and reading news and blogs through RSS) since mid 2003, I think. And I tried serveral tools, first was bloglines, because I had no desktop-RSS-client, when I had to use Mac OS9 in my office. I didn't like bloglines - can't say why.

When I developed a RSS-strategy for my former employer news aktuell, I had to test serveral tools, webreaders (aggregators) and clients. Until now, I did not find a webclient, that I really like. Google Reader e.g. is much too complicated.

We then built our own RSS-Client, the ots.Newsreader, based upon Siegfried Hirsch's client NewsBee. I still like it, and I'm still using Newsbee.

Two weeks ago, Edelman launched an enterprise version of Newsgator, both a webclient and a plug-in for Outlook. I can't help, but I don't get familiar with it. The only things, I love it for, are the collaborative features - I can do a search over all the feeds, anyone throughout Edelman Worldwide has in his oder her folders.

What I use since several weeks, is netvibes - and I like it! It's the first webreader (or kind of), that fits to my demands. But I use it as startpage in my browser, to see my children's pictures, my gmail-account, my pop3-mail-status, my del.icio.us links and such things. Not really as a feedreader....

24.9.06

Pomologe bei der Arbeit



Diese Wochenende sind Norddeutsche Apfeltage bei uns um die Ecke im Umweltzentrum Karlshöhe. Und wir haben wieder einmal versucht, unsere uralten Äpfel bestimmen zu lassen. Faszinierend, was Pomologen auf ein paar Äpfeln samt Ast und Blättern rausbekommen: Wir haben also neben dem auch uns schon bekannten Bospkop eine Goldparmäne und einen Puterroten Cousinot...

Pomologie

Jede Menge alte Apfelsorten, die da jedes Jahr zusammen kommen...

... und sie reden doch

Leider ohne Quellenangabe zitiert Partick Schnabel im Blog Social Software @ Baden-Württemberg Apples Deutschlandchef Freddie Geier:
"Was sich vor allem stark verändert hat, sit die Wahrnehmung: Früher hat ein Kunde bei Problemen die Hotline oder seinen Händler kontaktiert, heute berichtet er zuerst in seinem Weblog." (Geier nach soso.towday.net)
Ohne Zusammenhang ist schwierig zu erkunden, was er damit meinen könnte. Aber: Auf jeden Fall wirft es ein Schlaglicht auf das, was sich für Kommunikatoren qualitativ durch Web_2.0 ändert - Kritik ist weit transparenter geworden und lässt sich nicht mehr so ohne weiteres in den Tiefen des Callcenters verstecken. Zurzeit noch vor allem bei Produkten, die von Menschen genutzt werden, die überdurchschnittlich online sind; bald auch bei allem anderen.

Die Chancen sind riesig, die sich daraus ergeben. Wo hatten wir schon die Gelegenheit, so viel ungefilterte Meinung zu unseren Produkten und Dienstleistungen zu hören! Das, was nicht nur ich bei Krisenprävention schon lange befürwortet habe - die enge Zusammenarbeit der Kommunikationsabteilung mit dem Kundendienst und dem Callcenter -, ist viel, viel einfacher geworden.

UPDATE:
Über eines unserer Firmenblogs (Talkshop, das gemeinsame Blog zu Word of Mouth Angelegenheiten) fand ich den spannenden Beitrag, wie Dell nach der Dell Hell zuhören gelernt hat, so in der Realität....

22.9.06

Waren wir auch mal so?

Meine Liebste wird ja nun doch noch Lehrerin und in wenigen Wochen den letzten Teil ihres Referendariats antreten. Gemeinsam mit mutmaßlich jeder Menge junger Hüpfer, die es vielleicht ganz normal finden, wie die offiziellen Papiere formuliert sind, die sie sich heute runtergeladen hat. Ich stehe kopfschüttelnd davor und muss lachen. Und frage mich erschrocken, ob wir auch mal so waren, als wir jung und ohne Lebenspraxis in scheinbarer Intellektualität vor uns hindümpelten. Leider kann ich nur einzelne Highlights zitieren:
... sollen sie das spätere Berufsfeld in relevanten religionspädagogischen sowie fachdidaktischen Bezügen wissenschaftlich erkundet haben, so dass sie von Beginn an fähig sind, in der schulischen Praxis theoriegeleitet zu agieren und zu reflektieren.
Was mich besonders befremdet, ist der weichgespülte, sanfte Grundton, der in der gestelzten Verschwurbeltheit mitschwingt. Meine Lieblingspassage aber begründet sie Hospitationen, jenen Teil der Ausbildung, der nicht nur extrem nervig für alle Betieligten (und besonders die OpferKinder) ist, sondern mit seiner piep piep piep, wia ham uns alle lieb Methodik auch sehr mühsam:
... Die Praxis der Hospitationen dient in ihrer Verknüpfung von Unterricht und Reflexion dazu, dass die Referendarinnen und Referendare fallbezogen eine "Grammatik von Handlungen" erlernen, die für die Gestaltung von Lehr-/ Lernprozessen sowie die Rolle der Lehrerin bzw. des Lehrers im Unterricht und bei der Erziehung der Schülerinnen und Schüler kostitutiv sind.
Das war ein (!) Satz. Wen wundert da noch irgendwas??