26.7.23

Barbie

Quarta hatte einige wenige Barbies. Die Liebste hatte keine, weil sie, genau wie meine Schwester von unseren, von ihren Eltern aus pädagogischen und politischen Gründen vor ihr bewahrt wurde. Deshalb konnte sie damit nur bei ihren Freundinnen spielen. Quarta hatte genau darum dann eine, als sie sich eine wünschte. Sie hat aber auch nicht soooo viel damit gespielt. Und sie ist trotzdem eine solide Feministin geworden und selbstverständlich queer.

Und: es könnte sein, dass in diesem Text irgendwie ein bisschen der aktuelle Film gespoilert wird. Weiß ich noch nicht genau, aber damit ich es hinterher nicht vergesse, sag ich es lieber gleich. Denn am Montag haben wir den Film als so ein Vater-Tochter-Ding gesehen. Spontan, im Kino in der Kleinstadt, war voll da, gar nicht so wenige Männer drin, und wir haben sehr, sehr viel gelacht. Meistens an den gleichen Stellen. Ich kicherte etwas mehr, sie lachte etwas doller hin und wieder. Jedenfalls.

24.7.23

Südsee

Tatsächlich haben wir für den Tagesausflug in die Südsee den denkbar ungünstigsten Tag ausgesucht. Es hat gestern von morgens bis abends geregnet. Wie gut, dass wir vor allem Familie besuchen wollten, die auf Langeland Urlaub machen. Andererseits ist die dänische Südsee hier direkt nördlich von uns auf der anderen Seite der Ostsee zwar nicht so schön wie die dänische Nordsee im Westen. Aber immer noch toll, auch im Regen. 

Und so haben wir eine Fährtour gemacht. Denn der Weg über zwei Fähren von uns aus nach Langeland dauert zwar genauso lang wie der Weg über Land. Aber nur 90 min Autofahrt. Plus knapp zwei Stunden auf Schiffen. Und zwischendurch fühlt es sich direkt nach Urlaub an. So geht es mir ja immer, wenn ich irgendwo über die Grenze fahre. Vor allem mit Dänemark, vielleicht weil das von Anfang an in meinem Leben der Urlaubsort war, der immer ging.

17.7.23

Dreißig

10.957 Tage sind wir nun verheiratet. Und 10.018 Tage davon haben wir mit Kindern gelebt. Ein Drittel eines Lebens. Das wurde uns mit einem etwas komischen Gefühl in der Magengrube bewusst, als wir vor ein paar Tagen diesen Tag für uns planten. Denn dieser Tag ist schon immer unser Tag. Auch, weil ich dich so liebe.

Dieses Gefühl da unten war wohl ein doppeltes oder dreifaches. Die Freude über die vielen Jahre. Die Wehmut über die Veränderung, die irgendwie so plötzlich passiert, wenn auch nicht überraschend. Der Stolz, die vier Kinder ziehen lassen zu können. 

16.7.23

Neue Rituale

Jetzt sind alle Kinder aus dem Haus. Nach über siebenundzwanzig Jahren werden wir von Familie wieder zu einem Paar. Etwas älter als letztes Mal. Und mit der wunderbaren Aussicht, dass die vier Kinder immer wieder und gern nach Hause kommen. Aber eben auch wieder gehen. 

Und wir machen uns daran, neue Rituale für die neue Zeit zu zweit zu entwickeln. Sauna war schon eines, das auch in der Familienphase unseres alleine war. Gestern haben wir ein weiteres ausprobiert. Wir sind zusammen auf den Markt gegangen und haben in einem der Orte am Marktplatz, die es dafür gibt, gefrühstückt. Das ist insofern neu, als in den letzten Jahren immer ich sehr früh auf den Markt bin, zwischen Familienfrühstück und die Morgenschicht auf dem Hof gequetscht. 

Ich bin gespannt, was wir darüber hinaus für uns zu zweit entwickeln an neuen Ritualen. 

11.7.23

Gerecht

Ok, vielleicht hatte Gyde Jensen schlecht geschlafen, als sie heute früh um zehn vor sieben vom Deutschlandfunk interviewt wurde. Und ok, es spricht für sie, dass sie nicht zu allem was sagen will und kann (und immer wieder darauf hinwies, dass sie zwar gerade zu einem Steuerthema interviewt wird, aber dazu eigentlich nichts sagen kann und will, weil sie keine Steuerpolitikerin sei). Und ok, sie ist auch keine Sozialpolitikerin, sie ist schließlich auch in der FDP, im Interview klingt sie fast so als fände sie es absurd, sich als FDP-Fraktions-Vize mit Fragen der Gerechtigkeit auseinandersetzen zu sollen. Fair enough.

Aber ist es nicht eigentlich sehr entlarvend und ein Zeichen libertärer Politikverweigerung, wenn sie von der Familienministerin fordert, sie solle gefälligst Vorschläge für frühkindliche Bildung und für Gleichstellung machen – aber bitte keine Gerechtigkeitsdebatte lostreten, die immer hinke? Siehe letzte ca. 40sec ihres Interviews?

10.7.23

Kollateralschaden

Letzte Woche bin ich sehr wenig zum Schreiben gekommen. Arbeit vor allem. Und dann auch noch das Abi der Jüngsten. Und die Einrichtung der Wohnung, in die sie zieht, wenn sie zur Ausbildung geht. Und dann noch Abiball und 80er Party bei Freund*innen. Und das Wetter sowieso. Also ist das Tagebuch etwas ins Stocken geraten. Dabei wollte ich doch noch unbedingt über den großen politischen Aufreger der letzten Woche geschrieben haben, also die Frage, wo ich das Problem sehe bei der Diskussion rund um die Kappung des Elterngeldes für hohe Einkommen.

6.7.23

Ja, selbstverständlich

Darf man das, zitiert Gabriele Fischer heute früh einen jungen Mann, dem sie auf einer Veranstaltung begegnete. Darf ich fröhlich sein, darf ich ausgelassen feiern, angesichts des Zustands der Welt und der Situation so vieler anderer Menschen, war seine Frage, wenn ich das richtig verstanden habe. Und tatsächlich ist diese Frage ja nicht neu. Ganz und gar nicht. Am Beginn meines Studiums, rund um den Jahreswechsel 1990 und auch in den Jahren danach haben das sehr viele Menschen, die ich kannte, genau so gefragt.

NoFutureHauk

4.7.23

1923

Beim Herrn Buddenbohm hatte ich über das Buch gelesen und mir dann ebenfalls direkt das Hörbuch gekauft: Volker Ullrichs Buch über das Krisenjahr 1923.  Die Idee, ein Jahr genau hundert Jahre später noch einmal nachzuhören, finde ich mega. Seit einigen Tagen höre ich es nun bei der Hofarbeit und auf dem Trecker.

Faszinierend finde ich vor allem, wie wenig ich über dieses Jahr und die Situation weiß. Die meisten Namen sagen mir etwas, die dort handeln. Auch einige grobe Zusammenhänge. Aber das meiste ist neu und etwas anders als ich dachte. Besonders irritierend finde ich, dass mir die Rolle des Militärs in dieser mittleren Phase der Republik gar nicht klar war. Oder dass Bayern auch damals schon rechtsradikal, Sachsen aber richtig links war. Wie merkwürdig Friedrich Ebert agierte, wo Stresemann herkam. Wie genau die Unternehmer der Schwerindustrie handelten.

1.7.23

Tochter

Es ist einer dieser mega albernen kalenderspruchartigen Allgemeinplätze, dass du nicht deinen Sohn verlierst sondern eine Tochter gewinnst, wenn er heiratet. Und dennoch stimmt es. Für euch getestet. 

Wobei wir sie ja vorher schon in die Familiengruppe im Messenger aufgenommen hatten. Und es auch sonst etwas altbacken ist, so zu fühlen. Macht aber nix. Und die richtige Hochzeit kommt auch erst im Herbst.