Dies ist ein Rant oder soll einer werden. Das vielleicht vorne weg, damit es niemand übersieht, weil es nur in den Stichworten steht. Und ich werde keinen der vielen Artikel und Posts verlinken, über und gegen die ich hier rante, denn ich bin zu faul und zu deutsch, um sie jetzt wieder rauszusuchen. So Leute wie Christian Jakubetz oder Henning Groß oder Martin Weigert werden es auch so merken oder auch nicht, ist mir eigentlich auch egal. Denn bei einem Rant geht es, wie ihr wisst, um mich. Und nicht um euch. Ha. Und für die, die lieber was nettes und positives lesen wollen, setze ich unten noch mal ein paar Links auf positive Posts. :)
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Stolz und Vorurteil, 31. Kapitel |
Manchmal denke ich ja, dass es kein Zufall ist, dass
Stolz und Vorurteil aus England stammt und
Effi Briest aus Deutschland. Dass der Unterschied zwischen
Austen und
Fontane über mehr etwas aussagt als nur über literarische Qualität. Naja.
Jedenfalls musste ich das gesamte Wochenende, wenn ich nicht gerade auf der Rennbahn, genauer: an der Ovalbahn stand und meinen Kindern beim Sport zuguckte und mich um ihre Pferde kümmerte, an jene wunderbare Passage im 31. Kapitel von Stolz und Vorurteil denken, kurz bevor der Scheitelpunkt der Geschichte naht. Und überhaupt, dachte ich mal wieder, rede ich nicht gerne mit Leuten, die noch nie was von Austen gelesen haben. Wenigstens dieses größtartigste Buch von ihr. Naja.
Und dann fragte ich mich mal wieder, wieso eigentlich so viele Leute aus meiner Ecke des Internets so enorm in ihrer nationalen Filterblase gefangen sind (plus, das muss ich zugeben, dem winzigen Teil der internationalen Szene, die da, in dieser Blase, reflektiert wird). So dass in mir der Beschluss reifte, einfach mal gegen
Gassner's Law (googelt das, hab ich keine Lust, zu erklären. Wer es nicht versteht, ach auch egal) zu verstoßen und wild hinauszurufen, was mich so ankotzt an diesem Mimimi der Leute rund um Leute, die was gründen oder einen Gruenderus interruptus vorbereiten. Naja.
Gestern dachte ich noch daran, dass ich seit Jahren keinen Vortrag eines Amerikaners oder einer Amerikanerin mehr gehört habe, in dem nicht bei den Beispielen oder Kronzeuginnen mindestens die Hälfte Frauen waren. Aktuell am Donnerstag wieder der von Rei Inamoto auf dem ADC-Kongress. Ganz selbstverständlich übrigens und ohne dass es einer Rede wert wäre. Dass ich es hier aufschreibe, ist eigentlich schon wieder so ein Ding mit Doitschland. Naja.
Ich finde es so sauschade, dass es sich Gründerinnen und Gründer in Doitschland so schwer machen, dass sie es so schwer haben. Und ganz un-rant-ig sehe ich dafür auch Gründe. Drei. Mit denen sich unsere Szene wirklich unterscheidet von allem, was ich in zivilisierten Ländern, also ohne Frankreich, erlebt habe. Zum einen, dass sie so erstaunlich wenig marktorientiert ist. Zum anderen, dass sie so dumpf national vor sich hin dümpelt und abgekoppelt ist von den weltweiten oder anderswo stattfindenden Diskursen. Und zum dritten, dass sie geschlagen ist mit einem so trist-traurigen Fanboytum, dass es einen schüttelt.
Aber erstmal weiter ranten. Ich mein, wenn ein Don Alphonso in seiner besten Zeit, die nun auch schon mehr als acht Jahre zurück liegt, selbst damals also nur ein trist-trauriger Abklatsch eines Loren Feldman war. Wenn es hier allen Ernstes Leute gibt, die Kritik, wie sie hier geübt wird, nicht etwa darum für im internationalen Vergleich doof finden, weil sie so zahm und konstruktiv ist, sondern die offenbar nicht mal wissen, wie krass beispielsweise in den USA solche Diskussionen laufen. Wenn ich die Leute mit der Lupe suchen muss, die sich an das so genannte Kathy Sierra Incident erinnern und wissen, wie radikal das damals die Szene der Webpublizisten und der Techblogs verändert hat. Naja.
Das macht echt keinen Spaß. Denn ich bin mir sicher, dass die struntzdumme Fanboycrowd der wichtigste Grund ist, warum sich die Achtsamkeitskultur in der Web- und Gründungsszene in Doitschland so weit vom internationalen Standard abgekoppelt hat, dass es schmerzt. Und in den letzten fünf, sechs Jahren hat es sich bewährt, eine kurze Frage nach dem Kathy Sierra Incident als Lakmustest für die Satisfaktionsfähigkeit eines Diskursgegenübers zu nehmen.
Ich kenne selbst auch nur Skandinavien und die USA genauer. Aber dass da mit viel Pomp ein Projekt aus der Taufe gehoben würde, das fast ausschließlich aus Leuten besteht, die sich bereits kennen. Und dass das dann von deren Freundinnen per Akklamation der Diskussion entzogen würde. Das ist schlicht undenkbar und ein super trauriger doitscher Sonderweg. Der, da bin ich sicher, sehr viel mit dem großartigen, stilbildenden, weltweiten Erfolg deutscher Startups zu tun hat. Naja.
Sich mit Menschen zu umgeben, die einem widersprechen, ist nicht so typisch in Doitschland. Und das ist - um es einmal sehr zurückhaltend zu formulieren - echt kakke. Und führt eben zu dem gleichen Phänomen, dessentwillen auch Petzen und Denunziantentum so typisch doitsch ist. Denn in allen zivilisierten Ländern sind die, die hier so beschimpft werden, Heldinnen. Die Angst vor Kritik, die geradezu religiöse Verehrung der
Vorturnerinnen Vorturner der eigenen Filterdings, die Beschimpfung derer, die Fragen stellen - all das ist ein doitscher Irrweg. Und der wird nur noch getoppt von der Weigerung seiner Protagonistinnen, die normalen und gesunden Diskurskulturen in gründungsfreundlichen Ländern zu sehen und anzuerkennen. Die viel mit Kritik, mit sehr früher Kritik vor allem zu tun haben - und über die Jahre dazu führten, dass eben nicht nur gleiche vom gleichen sich zusammen tun, nicht nur Sebastians oder Stefans Freunde, sondern Fremde. Spannende Menschen, die einander über zwei Ecken kennen. Und sich als allererstes einmal sehr genau das Marktpotenzial angucken. Und wen sie gewinnen wollen. Und darum ansprechen. Auch übers Team, auch über den Namen, auch über die Kultur.
Und hier alle nur so Mimimi.
Update 20.5.
Und weil mich erschreckt, wie
Claudia Klinger das Netz wahrnimmt, hier noch fünf Links auf Posts, in denen ich positiv auf das Leben und das Netz und so zugehe:
Richtiges Leben
Hausgeburten und Krankenhäuser
Kontinuität und Widerstand
Geht alles doch
Demut