27.12.04

Essen

Heute (zumindest bis wir mit den Kindern vor der Oper Essen gehen) ist bei mir erstmal ein Safttag angesagt. Nach ein paar Tagen Völlerei sicher sinnvoll: Heiligabend gab es wie immer Würstchen mit Kartoffelsalat (nicht mit Mayonaise, sondern ganz schlicht mit Essig, Öl und Schnittlauch) und russische Eier. Die Kinder wollten lieber Nudelsalat, also gabs den noch dazu (machen wir viel zu selten; wunderbar mit saurer Sahne, Paprika, Käse und so weiter).
Gestern ein Buffett vom Italiener.

Höhepunkt aber war wie jedes Jahr der erste Weihnachtstag: Dieses Mal eine entbeinte Keule vom Damwild aus dem Duvenstedter Brook - superlecker und sehr, sehr zart. Ist mehr dran als an Rotwild. Die Roquefort-Sauce war einen Tick zu süß vielleicht, aber wie immer dennoch phantastisch. dazu Feldsalat und Spätzle.

Neben dem gemeinsamen Singen ist das Essen für alle das größte Erlebnis an Weihnachten. Und zumindest die beiden Großen sind nun alt genug, es bis zu einem gewissen Grade auch mitzuzelebrieren.

23.12.04

Ausblick

Allmählich häufen sich die mehr oder weniger qualifizierten Jahrsausblicke.
Hübsch finde ich den hier:
2005 will be the Year of the Corporate Blog - zumal ich ja auch zu denen gehöre, die gerade jemanden davon zu überzeugen suchen, eines zu starten...

Schwerpunkt des Postings sind interne Blogs zum Wissenstransfer, aber diese Einschätzung trifft es irgendwie:
With organizations, all this is following a similar pattern in many ways to what happend when people first started seeing websites as the way to connect with diverse audiences. That was 10 yaers ago

Wir können auch anders

Anders als Jamba letzte Woche, was doch etwas ungelenk war, hat (wenn auch von einer ungleich günstigeren Ausgangslage aus, da die Kritik an Jamba sachlich ja kaum zu entkräften ist) hat das Unternehmen TECHNIKdirekt auf massive Kritik reagiert - angestoßen und dann auch im Abschluss gut dokumentiert im Schockwellenreiter: Zügig, klar, ehrlich nachfragend.

via Sven Scholz

22.12.04

Das will ich haben!



Ein DVD-Rewinder!
Genial!
Praktisch!
Hier zu kaufen

via zeitwissen:log

Israel

In allen Fragen, die Israel betreffen, kommt mein prinzipieller Pazifismus massiv ins Wanken - und das war schon immer so. Besonders in der Dekade zwischen Mitte der Achtziger und Mitte der Neunziger, als ich in der christlichen Linksradikalen aktiv war, hat mich das dauernd zwischen alle Stühle gebracht. Nie verstehen konnte ich beispielsweise diese Palästinenser-Besoffenheit, die auch und gerade in linken kirchlichen Gruppen Platz griff und teils noch greift. Auch in den wildestens Imperialismus-Debatten Israel sofort mit Südafrika, Chile und den USA gleichzusetzen, konnte ich nie wirklich nachvollziehen (trotz aller Kritik am konkreten Vorgehen vieler israelischer Regierungen.

Sehr spannend deshalb die beiden Einträge von Lila von gestern: Der Blick aus Israel auf Europa samt einigen interessanten Kommentaren und die Empörung über orange Davidsterne von Siedlern vor der Räumung.

Was mir sofort einleuchtet (und was ich beispielsweise aus Lebensrechtdebatten von der Struktur gut kenne), ist die Wut auf gut gemeinte Äußerungen wie Wir stehen zur Existenzberechtigung Israels. in der Tat: Sie ist ekliger und arroganter Bullshit, denn mit so einer Formulierung wird ja gerade diese Existenz als nicht selbstverständlich dargestellt und implizit der Zweifel für denkbar und berechtigt erklärt...

21.12.04

Nanu?

Wer hätte das gedacht: Ausgerechnet einem Kommentar von Stefan Baron, dem mir sonst so unterträglichen, stimme ich nickend zu, während ihn jemand mit Entrüstung vorliest. Er schließt:
Das muss nicht das Zurück in eine vor-säkuläre Zeit bedeuten, in der der Glaube die Regeln des Zusammenlebens bestimmte. Es kündigt aber das Entstehen einer ?post-säkularen Gesellschaft? an, wie Jürgen Habermas sie nennt, einer Gesellschaft, in der Glauben als wichtige, vielleicht überlebenswichtige Voraussetzung eines Moralgerüsts für den Einzelnen und eines Zusammengehörigkeitsgefühls für die Gemeinschaft neue Anerkennung findet.

Eben!

EDIT: In dem Moment kommt die Zeit dieser Woche auf meinen Tisch. Und hat, klar zu dieser Jahreszeit, auch das Thema. Der Leitartikel von Bernd Ulrich ist überschrieben mitZumutungen des Glaubens und kommt, nachdem er die Alternativen die ziemlich aufgeklärte Religiosität stärken und Säkularisierung weiter vorantreiben verworfen hat, zu der Einschätzung:
Die Frage lautet also nicht: Wie reagieren wir religionspolitisch auf das Vorrücken der Religion? Sondern: In welchem Zustand trifft es uns an, wie sind wir gestimmt? Seit den achtziger Jahren erleben die Deutschen eine schleichende, aber folgenreiche Wende - die vom Nicht-mehr-glauben-Wollen zum Wieder-glauben-Wollen (aber oft nicht mehr können).

20.12.04

Airbus II

Das Kesseltreiben gegen die Kirchengemeinde in Neuenfelde durch das Hamburger Medienmonopol ist ja schon seit Monaten grotesk und aus meiner Sicht ekelhaft. Neulich habe ich dazu ja schon meinen Brief an die Bischöfin hier reingestellt.
Dass ich darauf keine Antwort bekam, nicht mal in aller Kürze oder als Formbrief oder so, ist mal wieder typisch für sie und ihr Büro und sei nur am Rande erwähnt. Dazu das Nötige zu sagen, geht aus Gründen der Höflichkeit nur mündlich.

Was mich in den letzten Monaten besonders geärgert hat: Wenn die Bild Menschen aus dem Kirchenvorstand wie auf Fahndungsplakaten darstellt und zwischen den Zeilen im Grunde für vogelfrei erklärt - und die Assistenzblätter des Verlages nur wenig kaschiert mitmachen. Wenn eine ja überaus umstrittene Monokausalität von Landebahn und Arbeitsplätzen konstruiert wird - und jedes Niveau aus der Diskussion verbannt. Wenn die Politik völlig überflüssigerweise gutsherrliche Positionen bezieht, von denen sie nicht mehr runter könnte, ohne ihr Gesicht zu verlieren - selbst wenn sie erkennen täten, dass sie meines Erachtens absurd und zu kurz gedacht sind.

Darum hier die sehr differenzierte und ziemlich sachliche Stellungnahme der Kirchengemeinde (PDF, 32kB) zu ihrem Verhalten in der Landebahn-Frage.

Die Riesin

Wir waren uns nicht ganz sicher, ob wir Lust hatten auf ein Puschentheater in feinster Ghetto-Randlange im Osten von Lübeck. Aber das, was sie in der tribüHne (abgesehen vom inzwischen reichlich albernen großen H im Namen) geboten haben, war wirklich schön:

Die Riesin hieß das Stück über eine riesengroße Frau, die zurückgezogen im Wald lebt, und den Förster, der sich neben ihr sein Haus baut. Klar, dass die beiden sich in einander verlieben und das, obwohl alle anderen Leute so viel Angst vor so einer großen Riesin haben. Der Förster findet genau das toll. Und nachdem sie sich lange geschämt hat, sich ihm ihm in ihrer ganzen Größe zu zeigen, geht alles doch noch gut aus.

Für uns Erwachsene vielleicht ein bisschen zu deutlich das Thema auch wer anders ist, kann geliebt werden und ist irgendwie auch klasse - für die Kinder kam es aber ganz ohne pädagogischen Unterton rüber. Unsere drei, die beiden meiner Schwester und der Patchwork-Enkel waren jedenfalls sehr dabei und ganz begeistert. Sogar mein Jüngster hat einmal laut Ja gerufen, als die Riesin fragte, ob der Rock schön sei, den sie für den Förster anziehen wollte.

Theater so zum Anfassen wie in Laienbühnen (nur mit vieeel weniger Zuschauern) - aber in Profi-Qualität. Das ist toll und lohnt sich. So wie danach noch kurz der Lübecker Weihnachtsmarkt...

17.12.04

Wilde Kerle

Ich bin Joachim Masannek ja soooo dankbar für die Wilden (Fußball-) Kerle. Seine Motivation, sie zu schreiben ist unsere Motivation, sie zu kaufen: Endlich eine Bücher-Serie für Jungs. Und was für eine. Die beiden Großen verschlingen sie.

Gestern hab ich sie dann mitgenommen in die Pressevorführung des zweiten Wilde-Kerle-Films. Er kommt am 17.2. in die Kinos und ist einfach toll. OK, die Kinder spielen manchmal etwas holperig, wie Kinder nun mal sind. Aber selbst, dass Liebe und Küssen vorkommt (ibäh) haben meine Jungs dem Film verziehen, weil er einfach Spaß macht. Ich selbst hab ja, das gebe ich zu, bisher weder eines der Bücher gelesen noch den ersten Film gesehen. Aber das werde ich wohl nachholen müssen...

Die Geschichte ist im Grunde ganz einfach: Das einzige Mädchen der Fußballtruppe (das gleichzeitig der wildeste der Kerle ist) verliebt sich in den Anführer einer supercoolen Skatergang. Und selbst wenn der sich so mariniert bewegt wie Johnny Depp als Pirat - die Kinder im Kino, Mädchen und Jungs, fanden ihn wirklich cool. Lustig. Jedenfalls müssen die anderen Kerle Vanessa jetzt zurück gewinnen, um schließlich gegen die Nationalmannschaft (die echte) spielen zu dürfen.

Alles dabei: Es ist spannend, lustig und (wie mein Mittlerer meinte) "liebisch". Werden wir im Frühjahr nochmal ansehen. Bestimmt.

16.12.04

Afterfach

So wie für manche angehende Lehrer die Pädagogik angeblich eine Afterwissenschaft ist, so schon immer Philosophie oder gar Ethik (igitt) für viele Wirtschafts"wissenschaftler". Willkürlich rausgepickt von Don Alphonso ein wohlhabendes Hühnchen aus seiner Heimat, das lieber surft als tiefschürft.

Weit weg von der Verachtung des Wohlstandes an sich, kommt mir doch manches hoch, wenn ich sehe, wie unachtsam viele verwöhnte Kinder mit den Gaben umgehen, die ihnen geschenkt werden. Pfui, auch wenn es schon immer so war, auch zu meiner Zeit (Oh Gott, klinge ich alt).

Mein Verdacht ist ja, dass Haltungsturnen deshalb auf absehbare Zeit etwas ist, was für diejenigen, die eben damals die Ethikkurse versurft oder verschlafen haben, nötig und möglich wird. Ruft mich einfach an!

Lustig: Wann kommt es schon mal vor, dass ich donalphons voll zustimme - so wie in seinen Kommentaren hier und hier.

15.12.04

Wenns mal wieder schnell sein muss

Das wäre was für meinen Jüngsten: ein wirklich schnelles Klo. Er bekommt ja immer die Panik, wenn er mal muss, und rennt zu einem der ungezählten Klos in unserem Haus. Jenes also könnte dann zu ihm kommen, wäre doch auch nett. Wenn man noch eine Fernsteuerung einbaut. Müsste ich schaffen. Wozu lese ich schließlich jeden Monat selbst ist der Mann.

via zeitwissen:log

Jamba

Bis gestern hatte ich mich also mit Jamba nur insofern beschäftigt, als die seltenen Fälle, die ich beim Durchblättern bei Musiksendern hängen blieb, immer abrupt beendet waren, wenn deren Werbung begann (also meist nach dem gerade laufenden Titel).

Gestern dann also der erste deutsche Fall von Problemen durch Blogs für ein Unternehmen, dazu habe ich ja im PR-Blogger ausführlich berichtet. Und wieder einmal ist es nun heute Markus Breuer, der gut zusammen fasst und die richtigen Schlüsse zieht - so wie wir es geradezu antizipatorisch vor ein paar Tagen auch schon bei OpenBC diskutiert haben.

Falls und wenn offline-Medien oder Nachrichtenagenturen aufspringen (so wie online immerhin die macnews.de heute morgen (ganz nach unten gehen)), kann es noch lustig werden.

14.12.04

Neulich im Bus ...

unterhielten sich (oder was man so unterhalten nennt) zwei nicht-sprachliche Mädchen mit wahrscheinlich deutschsprachigen Eltern über Handies und so was. Und darüber, dass schon wieder kein Geld mehr auf der Karte sei, obwohl man doch gar nicht telefoniert hätte. Sie sahen aus wie 18, waren also wohl mindestens 12.

Im Spreeblick hab ich nun gelesen, wieso sie nie Geld auf ihrer Karte haben: Jamba wegen! Der Spreeblick-Jamba-Kurs bringt es an den Tag und macht es selbst für mobile DAUs wie mich verständlich...

Die spinnen doch total bei Jamba, oder? Mal sehen, wann das Thema in die Mainstream-Medien wabert. In Blogs ist es seit Sonntag am Kochen.

EDIT: Und weil es ein so tolles Krisen-PR-Thema ist, werde ich es im PR-Blogger weiter verfolgen. Dort ggf. auch die Updates...

Danke

Lila, deren Blog ich bisher viel zu selten gelesen habe, (obwohl mich das bisschen, was ich las, immer faszinierte,) hat die wunder-, wunderschöne Geschichte ihrer Liebe aufgeschrieben. Es ist so toll, das zu lesen und Ähnliches zu empfinden und zu erleben:

Ehe = Liebe : Zeit.

Es ist wohl eine Henne-Ei-Sache, aber mir fällt auf, wie oft ich so glückliche - und nicht nur vordergründig glückliche - Ehen erlebe, die drei, vier oder mehr Kinder haben. So eine große eigene Familie ist das Schönste in meinem Leben. Und zu erleben und erzählt zu bekommen, wie die neun Geschwister miteinander umgegangen sind, als mit Bs Großmutter deren Mutter vor fast drei Wochen starb, hat uns bewusst gemacht, dass das wirklich ein Geschenk ist. Und nicht selbstverständlich.

13.12.04

Meta-Ebene

Neulich fragte mich jemand, deren Meinung mir wichtig ist, warum ich eigentlich, anders als viele andere Blogger, nie über meine Partnerschaft/ Partnerin schriebe - außer dass sie hin und wieder in einem wir aufscheine.

Das war mir vorher gar nicht wirklich aufgefallen - und ich habe drüber nachgedacht. Also hier ein erklärungsartiger Versuch, der zugleich ein winziges bisschen hinter die Kulissen dieses Notizbuches schaut.

I.
Als ich vor bald zwei Jahren anfing mit diesem Blog, war es ein unbeholfenes Experiment, geboren aus einer bestimmten und mich verunsichernden Situation mit unglaublich viel Veränderung, die anstand oder anzustehen schien. Da kam es ganz recht, dass ich über eine Mailingsliste erstmals von Blogs hörte und die faszinierend fand. Zunächst war es von der URL auch eindeutig meinem Namen zugeordnet. Meine Frau fand es irgendwie komisch. Klar war aber die Absprache, dass ich weder etwas Intimes, noch irgendetwas schreiben würde, was uns gefährlich werden könnte. Deshalb (auch deshalb) bin ich dann ja nach einiger Zeit in Deckung gegangen und hab das Blog nicht nur anonymisiert, sondern auch die URL zunächst "geheim" gehalten. Da hatte es seinen Zweck - über eine Kommunikationsbande zu spielen - aber auch bereits erfüllt.

II.
Im Laufe der Zeit wurde dieses Blog dann wirklich zu einem Notizbuch, in dem ich Links und Gedanken sammelte. Wirklich persönlich wurde es nie, denke ich. Vielleicht, weil ich eher ein Distanzmensch bin? Oder weil ich immer schon ein bisschen zurückhaltend auf den allzu öffentlichen Austausch von Körperflüssigkeiten reagiert habe? Nach und nach jedenfalls wurde das Blog wieder öffentlicher - ich hab es verlinkt, mal den einen oder die andere drauf hingewiesen. Aber es lief im Grunde als drittes Leben neben den anderen beiden: So wie ich nahezu keine persönlichen Beziehungen aus der Arbeit heraus habe oder suche, mein Privatleben aber auch so wenig wie möglich mit zur Arbeit nehme (ich hatte noch nie - und egal, wo ich gearbeitet habe - das Bedürfnis, mit Kollegen einen Saufen zu gehen; oder meinen Freunden meine Arbeit zu zeigen), gab und gibt es hier ein Beziehungsgeflecht, das wiederum parallel dazu läuft und wenig mit den anderen beiden zu tun hat (weder beruflich noch privat kenne ich viele Blogger).

III.
Langsam ändert sich beides. Blogging wird gerade ein großer Trend (manche befürchten eine Blase) in dem Umfeld, in dem ich beruflich stehe. Und meine Frau beginnt, sich für dieses Thema leise zu interessieren. Sie liest aber dieses Blog beispielsweise immer noch fast gar nicht. Ändert sich aber wohl, wenn unser WLAN demnächst funktioniert (und wenn es weit genug reicht, hihi). Auch im weiteren privaten Umfeld gibt es inzwischen den einen oder die andere, die Blogs wahrnehmen. Ich selbst beginne, offensiver mit diesem Blog umzugehen und (noch weiter) aus der Schein-Anonymität herauszutreten, die ein mehr oder weniger gelungenes Pseudonym bietet oder bot. Wer will, kann schon lange sehr, sehr einfach herausfinden, wer ich im richtigen Leben bin. Was aber bleibt: Bei allem Narzissmus, den ich habe und ohne den ich weder bloggte, noch ein hin und wieder beinahe guter Verkäufer wäre oder früher hätte Radio machen können, tauge ich doch nicht zum Exhibitionisten. Ich bin Spießer genug, um Privates für privat zu halten, und zu untalentiert, um mich hinter einer brillanten Kunstfigur zu verstecken oder gar mit ihr spielerisch meine Beziehung zu leben.

Gespannt bin ich allerdings, wo dieses Notizbuch mich noch hinführt...

12.12.04

Hälfte des Lebens

Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.


Friedrich Hölderlin
(1770-1843)

10.12.04

CEO als Blogger?

Ein Thema, das mich zurzeit etwas mehr beschäftigt, ist die Frage, ob - wenn ich denn schon erkannt habe, dass ein Blog auch für ein Unternehmen sinnvoll sein kann - es der CEO sein sollte, der es führt. Bei kleineren und mittleren Unternehmen spricht viel dafür, finde ich. Im PR-Blogger hab ich dazu ein paar mehr Worte hinterlassen.

9.12.04

Einmal im Jahr

Immer im Dezember, in sachlicher und zeitlicher Nähe zu meinem Geburtstag, gehen wir mal richtig ins Theater. Das ist, wenn wir es zusammen machen wollen, ja doch ein großer logistischer Aufwand mit Kinderbetreuung und -insbettbringen und so.

Gestern also die Hamburger Inszenierung von Verdis Nabucco. Sehr schön, übrigens. Beruhigt modern, nah am Stück und sehr nah an Verdis Subtext (nur das Ende ist von einer etwas geschmäcklerischen Idee geprägt). Zwar hatte der Dirigent Chor und Orchester nicht wirklich im Griff (teilweise klapperte es gefährlich, und der Chor war oft nicht voll synchron mit dem Orchester) und der erste und der dritte Kontrabass haben sich in einer Pause fast geprügelt, aber alles in allem war es ein Genuss...

Bedenklich aber erstens, dass die Oper offenbar ein Zweigenerationen-Projekt geworden ist: Menschen zwischen Ende dreißig und Ende sechzig fehlten irgendwie. Und zweitens, dass unsere beiden größeren Söhne erstaunt fragten, was denn eine Oper sei, als B ihnen eröffnete, dass wir beide da hingehen werden. Der Mittlere wollte dann gleich mitkommen und mitspielen (er überlegt gerade, ob er lieber Querflöte oder Klarinette lernen soll, wenn er die Blockflöte erstmal fertig gelernt hat). Kurz entschlossen haben wir also die Geschenkeplanung für Weihnachten über den Haufen geworfen, und werden mit ihnen (aber ja nicht verraten!) in Hänsel und Gretel gehen. Ein guter Anfang. Und Zeit wirds, immerhin sind sie inzwischen fast neun und siebeneinhalb.

8.12.04

An meinen Mathelehrer

Lieber Herr Molter,

in der Zeit dieser Woche las ich erst gestern (weil es auf der Chancen-Seite versteckt war) den wundervollen Artikel von Gero von Randow über Mathematik. Und ja, es stimmt einfach: Mathematik ist die radikalste und schönste der Geisteswissenschaften.
Die Seite meiner alten Schule, auf der bei den Lehrern auch Ihr Bild ist, ist dagegen radikal unschön. Nein, eigentlich nur gruselig.

Ich habe nie rechnen können. Das kleine Einmaleins hat mein Vater mir in einem März Ende der 70er an der dänischen Nordsee bei steifen Winden brutalst einzubimsen versucht. Inzwischen geht es meist. Aber Mathe war immer mein Lieblingsfach. Sicher, meine Grundschullehrerin Frau Weiss hatte ihren Anteil. Aber die Liebe zur Eleganz und zur Radikalität haben Sie mir mitgegeben. Letzteres hat Ihnen nicht nur Freude gemacht, denn dass Sie mein Klassenlehrer waren, als ich den ersten Schulstreik organisierte und Kommunist wurde, war sicher nicht so toll für Sie.

Aber jetzt, wo ich von Randows Artikel gelesen habe, ist mir bewusst geworden, warum ich Ihren Unterricht so mochte (ganz anders als Physik bei Ihnen, da haben wir uns doch wohl alle gequält, Sie eingeschlossen, oder?). Dass ich bisher mein ganzes kurzes Berufsleben über fast immer an Innovationsprojekten gearbeitet habe, dürfen Sie sich mindestens zu einem Teil ankreiden. Und dafür danke ich Ihnen.

Und wenn übernächstes Jahr mein ältester Sohn vielleicht an die Schule kommt, an der Sie immer noch unterrichten: Bitte bringen Sie ihm auch Mathe bei. Rechnen kann er übrigens ganz toll. Und auch Schachspielen. Sie müssten sich also eigentlich verstehen.

6.12.04

Kollegin

Nun arbeite ich ja in einem weitläufigen Konzern. Und bin insofern erst heute auf eine bloggende Kollegin getroffen, deren Arbeitgeber recht betrachtet wohl eine Tante von meinem ist. Insofern mag sie Recht haben damit, dass ihrer die schönste dpa-Tochter ist. Meiner ist dafür die wundervollste Enkelin.

EDIT Wo wir schon dabei sind: Zwar kein lupenreines CEO-Blog, da eher privat, aber immerhin hat der CEO der schönsten Tochter eines. Klasse.

Sach ich doch!

Dass E-Mail tot sei, habe ich schon vor einem Jahr behauptet - allerdings zunächst mehr als Polemik und in der Evangelisation von RSS. Nun aber wird es Wirklichkeit. Laut Telepolis zumindest in Südkorea. Naheliegendes Argument: Es sei zu langsam!

3.12.04

Airbus

Das Airbus-Thema habe ich bisher vermieden, da ich die Kampagnen der Springer-Blätter so zum Kotzen finde, die in den letzten Monaten mit Fahndungsfotos und jeder Menge Seite-1-Artikel stattfanden. Heute nun die Eskalation durch die Bischöfin-Beschimpfung durch Ole und ihr Interview im Abendblatt. Ich habe ihr, die ich schon lange kenne, einen Brief geschrieben:

Liebe Bischöfin Jepsen,

mit sehr gemischten Gefühlen habe ich auch heute wieder das Abendblatt gelesen. Die Kritik von Ole von Beust empfinde ich als unverschämt, auch wenn ich mich über manches geärgert habe, mit dem Sie selbst in dieser von Bild und Abendblatt so unerträglichen Kampagne zitiert wurden. Da wir uns aber ja so lange kennen und ein so gutes Stück Weg auch gemeinsam zurück gelegt haben, kann ich Sie mit Ihrer Enttäuschung verstehen.

Gerade gestern sprach ich mit dem Pressechef von Airbus in Hamburg und wir waren uns einig, dass zurzeit nicht mehr sein Job die schwierigste Kommunikationsaufgabe in dieser Stadt ist, sondern eher der Ihre. Wie schön, Katharina Gralla an Ihrer Seite zu wissen.

Schade finde ich Ihre Schlussfolgerungen (sicher nicht nur aus diesem Fall) zur Weiterentwicklung unserer Kirche. Das, was ich am Luthertum einzig nicht mag, spricht doch allzusehr daraus - der Glaube, dass eine horizontale Organisation nicht sinnvoll und zielführend sein könne.

Ist es nicht gerade so, dass im Gegenteil mehr Macht direkt an die Gemeinden gehen muss? Dass Kirche nur von unten wachsen kann? Dass wir durchaus von den Erfolgen, auch geistlichen Erfolgen, mancher Freikirchen und freien Gemeinden lernen können? Mir macht Sorge, dass es in diesem etwas leidigen Krise-alsChance-Gerede der letzten Jahre so oft die Tendenz zur Befehlskette gab und so selten die Rückbesinnung auf die Mission in der Gemeinde.

2.12.04

hmm

Etwas durchwachsen war sie diesmal, die Podiumsdiskussion, die ich heute moderieren durfte. War ich nicht ganz unschuldig dran, muss ich zugeben. Auch das Moderationskonzept, eher Gastgeber als Führer zu sein, hat nicht so getragen wie in der Vergangenheit. Aber nach einem eher flauen Anfang wurde es deutlich besser und der eine oder die andere auf dem Podium lief zu guter Form auf.

Was ich wohl wirklich unterschätzt hatte: Ja, die Branche ist inzwischen so weit (und das war vor ein paar Monaten noch anders), wieder wirklich nach vorne zu schauen und unsere Idee ernster zu nehmen als wir dort oben selbst, über Trends für die nächsten Jahre zu sprechen.

Haben wir dann doch noch. Und ganz ohne mein Zutun fiel zweieinhalb mal das Wort Blogs (einmal wurde es nur umschrieben) als wichtiger beginnender Trend für PR - vor allem im Rahmen von Massenindividuali- sierung und in der Krisenprävention. Auch hinterher noch ein paar spannende Menschen und Minuten über Corporate Blogs, bevor ich nach Haus zur Bande musste, da B heute weg ist, ihre Großmutter zu beerdigen.

Im Vorfeld übrigens ein grandioses CEO-Blog entdeckt. So muss es sein, finde ich: Richard Edelman lässt Kommentare zu, hat eine wunderbare Mischung aus Beruf und Privatem - und einen guten Kanal, mit (potenziellen) Kunden zu sprechen. Damit soll er übrigens wirklich gute Erfahrungen machen.

1.12.04

Geht es los?

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob nicht doch das rote-Auto-Syndrom mit reinspielt, aber seit etwa drei Wochen habe ich den immer stärkeren Eindruck, dass das Thema Blogs in der PR ankommt. Habe ich noch im Sommer überwiegend in fragende Augen geblickt, wenn ich von RSS und Blogs auch nur andeutungsweise sprach, kommen in den letzten Tagen immer mehr Kollegen von sich aus auf das Thema zu sprechen:
* Stefan Keuchel und Rupert Ahrens ja schon auf
dem Kommunikationskongress.
* Der Kommunikationsdirektor eines großen
Handelshauses neulich am Telefon.
* Die Deutschland-Chefin eines globalen
PR-Netzwerks.
* Mitarbeiter einer großen europäischen
PR-Agentur.
* Der investigative Medien- und
Werbungsjournalist.

Ob es losgeht?
Bin gespannt, wann die Schnachnasen von PR-Report oder vom PR-Magazin da drauf gehen. In den Journalistenzeitschriften ist es ja schon länger Thema...

EDIT 2.12.:
In der bestseller-Beilage von Horizont sind dafür heute vier Seiten über Blogs. Inklusive ein paar Erfahrungsberichten und Beispielen für Blogs aus der PR-Szene. Kein deutsches dabei, klar. Nicht mal der PR-Blogger.

30.11.04

Zeit online

Also ein Relaunch für Zeit-online. Erster Eindruck: Nicht hilfreich.
Im Medienrauschen eine Diskussion darüber und mehr Einschätzungen.

fernsehn

Ich glaube, wir haben seit Jahren nicht mehr so viel fern gesehen wie in den letzten Tagen. Warum, weiß ich auch nicht so recht. Am Programm, das immer schlechter wird, kann es eigentlich nicht liegen (nein, das hier wird jetzt kein Kulturpessimismus). Aber dann bleiben wir irgendwie hängen oder suchen uns sogar bewusst so Retrokram raus:

* Am Wochenende im Zweiten (!) 50 Jahre Rock, Love Songs mit einem Gottschalk, dem man anmerkt, dass es ihm Spaß macht;
* oder die Landpartie (ja, wirklich, ich schäme mich nicht mal dafür), wo eine nette jüngere Frau mit dem Fahrrad durch Norddeutschland fährt und Kleinigkeiten entdeckt - bester Heimatfunk;
* oder gestern endlich mal das Best of Formel Eins - wobei das doppelt entschuldbar ist, weil wir ja immerhin beide mit Formel Eins aufgewachsen sind. Mein Gott, das war die erste Sendung nach der Sesamstraße und vor den Anfängen von MTV, die wirklich gut war.

Dass wir dann noch beim Retroquiz mit Karl Dall hängen blieben, wollte ich eigentlich verschweigen, aber irgendwas richtig doofes macht jeder ja mal...

29.11.04

Hochbetonik

Dafür könnte ich sie mal wieder küssen: Hochbetonik! Was für ein Wort, das die Kaltmamsell da prägt (oder vor Äonen geprägt hat, wie sich dann rausstellte).

Und fein, dass es noch andere gibt, die meine leicht abseitige Vorliebe für gute Architektur teilen. Und für das, was im Angelsächsischen als brutal style gehandelt wird...

btw: Warum muss mich eigentlich immer jede Grippe (oder was immer das jetzt sein mag) erwischen?

26.11.04

Toleranz endet mit z

Es ist schon spannend: Ganz neue Diskussionen um Liberalität und Toleranz. Und über (islamische) Parallelgesellschaften. Neulich beispielsweise sehr einig mit welchen aus einer anderen Parallelgesellschaft, die ja für viele Moslems und etliche Christen ein besonderes Problem darstellt oder vielmehr ein Zeichen für den dekandenten Verfall unserer Gesellschaft ist: die Schwulen.

Mich treibt das Thema vor allem deshalb so sehr um, weil es nicht nur die Grundfesten unseres Landes (als Gesellschaft) berührt, sondern insbesondere auch spannungsreich zu meinen Werten steht: Dem Verständnis für tiefe Religiosität einerseits. Und der Unaufgebbarkeit einer radikalen Liberalität andererseits. Jens Jessen hat dazu als Leitartikel für die Zeit der letzten Woche, den ich erst jetzt zu lesen geschafft habe, nochmal eindringlich an das z von Toleranz erinnert. Wichtige Anstöße.

In jener Ausgabe der Zeit einige Artikel, die dieses Thema ganz unterschiedlich beleuchten. Vor allem im Dossier, wo Leon de Winter das, was er vor einiger Zeit im Cicero schrob, noch mal ausführlich und differenzierter ausführt: Dass und warum es ein grundsätzliches Problem des beduinisch geprägten Islams in unseren liberalen Gesellschaften gibt. Diesmal geht er nicht auf sein Feind-Thema ein, sondern betrachtet sehr hellsichtig die Deformationen, die eine Schamkultur mit ihrem absurden Ehrbegriff selbst für die dritte Einwanderergeneration haben kann und hat.

Lesen!

25.11.04

Starkdeutsch. Heute: Verben

Über die aktuelle Zwiebelfisch-Kolumne (erst vor vier Tagen erfuhr ich, wer das ist und dass ich ihn seit Jahren kenne. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Obwohl es schon auch zu ihm passt) bin ich auf die Gesellschaft zur Stärkung der Verben gestoßen. Vor allem die sehr konkrete Liste der Verben, die zu stärken man sich vorgenommen hat, ist wundervoll. Neben so logischen Beugungen wie bilden, bald gebolden gibt es auch sehr abenteurliche Vorschläge wie antworten, wurt ant, antgewurten.

Mitglied werden!

hübsche Idee

Ein elektronischer Adventskalender. Entweder zum Selberbasteln, so richtig mit eigenen Fotos und Sprüchen und Überraschungen. Oder von der Stange. Jedenfalls kommt dann (hoffentlich) jeden Morgen vom ersten Dezember bis Heiligabend eine Mail mit einem "Türchen". Das ganze von den Seiten der Aktion Advent ist im Dezember. Mach ich.

Nie und nimmerwohl doch*

war es 1987, was Don Alphons beschreibt aus seiner Zeit als Ingolstädter Gymnasiast aus gutem Hause. Aber ja, diese ungebremste Dekadenz, diese wunderbare pubertäre Hybris von uns epigonalen Nichtmehrganzpoppern (unter denen ich karft meiner Herkunft geduldet, dank meines damaligen intensiven Marxstudiums, der Überzeugung, Kommunist sein zu müssen, und der insofern wohl unvermeidlichen Attitüde des überlegenen Intellekts aber doch nicht angenommen war) trifft er. Was haben wir für schöne Stunden mit Tempo verbracht, so lange, bis wir dann so erwachsen waren, dass wir lieber zu Zadek ins Schauspielhaus mussten.
Echt: So was wie Neon wäre für uns Trendsetter undenkbar gewesen. Kindisch. Ibäbäh.
Vielleicht ist es deshalb auch konsequent, wenn wir dann irgendwann froh waren, 30 zu werden und offiziell als Erwachsene anerkannt zu sein. Mitsamt der Doppelhaushälfte, den zwei Kindern und der wunderbaren Frau. Und die von uns, die er geschafft haben - und darunter auch einige Startupper der New Economy, diesem letzten Aufstand der Popper - haben von all dem dann ein bisschen mehr.

* wer hätte gedacht, dass Tempo erst 1986 auf den Markt kam? Langsam werde ich alt, scheint mir

24.11.04

Großartig

Mehr durch Zufall bin ich auf den neuesten Krimi von Tatjana Ustinowa gestoßen: Dass du nicht mehr lebst. Großartig. Ich habe lange keinen so leichten und zugleich beklemmenden und berührenden mehr gelesen. Die Autorin kannte ich vorher nicht. Und ich habs auch noch nicht durch, muss also etwas vorsichtig mit der Euphorie sein, verderben doch allzu viele ihr Buch noch auf den letzten Seiten.

Jedenfalls eine schöne Entdeckung.

20.11.04

Freundschaft

Es ist diese lange und wortlose Vertrautheit, die über Jahre gewachsen ist. Die eine Mischung aus schon und immer schon bekannten Standpunkten und jedes Mal doch wieder neuen Facetten ist. Die uns jedes Mal, auch nach wochenlanger Pause, wieder ohne Verzögerung in der Gegenwart anknüpfen lassen.

Heute abend mit den vielleicht längsten und liebsten Freunden Völlerei betrieben und dann auf die Galerie in die Sessel zurück gezogen. Noch die Spülmaschine einräumen und zufrieden ins Bett.

19.11.04

Hits und Trash

Da kommt man erschöpft vom Kongress und landet vorm Fernseher. Und dann läuft da auf N3 eine Sendung, bei der ich nicht nur be- und entgeistert hängen bleibe, sondern mir je länger desto mehr eingestehen muss, dass sie völlig irre und richtig gut ist: Wer kennt die Hits? (dort auch ein Trailer)
Nun mag ich zwei der SängerInnen von früher richtig (Joy Fleming und Heinz-Rudolf Kunze) und auch Gastgeber Joja Wendt ist nun mal kuhl. Aber auch das Konzept, vier Künstler in einer MIschung aus Quiz und Happening alle möglichen Dinge der 60er bis 90er live singen zu lassen, ist genial. Und eine faszinierende Abwandlung des albernen ewigen Rumqiuzzens...

Hieß Folge 2. Hoffentlich mehr davon. Sowas läuft nur im Dritten. Klar.

18.11.04

Kongressbloggen

Zum ersten Mal also probiere ich heute und morgen Livebloggen aus. Als Gast des PR-Blogger versuche ich, wenigstens ein paar Kleinigkeiten vom Kommunikationskongress in Berlin aufzuschnappen. Morgen früh also wieder zurück nach Berlin...

16.11.04

Gute PR?

Das war mehr oder weniger gute PR - und alle, aber auch alle Medien haben mitgespielt.
Jeder weiß, dass der Murks, den Merkel und Stoiber vorgestellt haben und den sie Gesundheitsreform oder so nennen, niemals durchgesetzt, sondern da landen wird, wo er hingehört: Im Papierkorb der Ideengeschichte. Keine Verbündeten, kein Konzept, keine Argumente.

Feine E-Card meiner Partei:
(Mit der ich den Tag über haderte, nachdem Ströbele mal wieder Murks von sich gab, bis ich las, dass er von Göring-Eckardt zurück gepfiffen wurde. Meine Zeitung hatte vorher natürlich noch behauptet, dass Trittin ihm zugestimmt hätte. Amateure. Schnaub.)

15.11.04

btw

Im Grunde ein spontaner Nachtrag zur epidemischen Taschenkontrolle (beispielsweise oder auch oder so) Ende Oktober:

Woran man verheiratete Männer eindeutig von Singles unterscheiden kann?
Jedenfalls sofern sie Heten sind, für die anderen ist mir die mir zugängliche Kontrollgruppe zu klein für eine klare Aussage. Und Vorsicht: In unserem Alter gibt es ja eine Reihe von Männern die sowohl verheiratet als auch Singles sind. Auf die kann beides zutreffen, je nach Aufteilung des ehemaligen Hausstandes.
Die einen haben ihr Frühstück in so hübschen, praktischen und spießigen Dosen wie diesen niedlichen Mini-Twins dabei:



Die anderen ganz schnöde in Tüten oder sogar (horribile dictu) gar keins!

Klar

Kaum haben sie den letzten Laden in Deutschland zugemacht, bringt GAP eine Jacke mit eingebautem Radio auf den Markt. Schön ist doch das Bedienfeld, das völlig unpraktisch am Ellenbogen angebracht ist. Würde also bei meinen Jungs nicht lange halten. Ob ich die Kopfhörer in der Kapuze dezent nennen würde, muss ich noch mal überlegen:



via Janko Röttgers

14.11.04

Ehrenamt

Wenn ich ehrlich bin, war ich ja sogar ein bisschen enttäuscht, dass mich so lange niemand gefragt hat, ob ich in den Kirchenvorstand zu gehen bereit bin, nachdem wir nun schon dreieinhalb Monate hier leben. Dabei hätte ich sogar nicht mal zugesagt, weil es zurzeit einfach keinen Spaß macht (zumal man kaum noch etwas entscheiden darf, vom Geld mal ganz zu schweigen, das den Gemeinden ausgeht). Das war aber wohl auch schon durchgesickert.

Ebenso wie das Angebot, mich mit dem, was ich kann, zu engagieren: Also irgendwas rund um Öffentlichkeitsarbeit. Das werde ich tun. Der Pastorin, die möchte, dass ich das von ihr übernehme, ist es jedenfalls nicht gelungen, mir einen so großen Schrecken einzujagen, dass ich es lasse. Obwohl sie sich redlich Mühe gegeben hat und mich also nicht im Unklaren ließ darüber, wie mühsam es wird. Aber da sie wirklich und für ihren Beruf ungewöhnlich viel von Öffentlichkeitsarbeit versteht und viele gute Grundlagen gelegt hat, werde ich es versuchen. Und freu mich sogar darauf, zumal es meinen Ideen von Mission nahe kommt und nicht "nur" um den Gemeindebrief und so etwas wie Pressesprechung geht.

Dann wird es wohl bald die erste evangelische Gemeinde mit eigenem Blog geben. Hihi.

13.11.04

Essen als Parabel

Essen sagt mehr über fast alles aus. Gestern nach einem weiteren Mal Chocolat hab ich mich gefragt, was eigentlich das Besondere an diesem Film ist - darüber hinaus, dass er toll ist und Spaß macht und dass Johnny Depp mitspielt. Vielleicht ist es dieser ewige Kampf zwischen dem Bigotten und der Zügellosigkeit, die beide irgendwie falsch sind.

Und heute dann war nicht nur die Kaltmamsell Martinsgans essen, sondern wie jedes Jahr haben auch meine Schwiegereltern zur Gans geladen. Dieses Jahr ganz schlicht eine Dithmarscher Gans mit Salz, Pfeffer, nur leicht gespickt mit Apfel und wasweißich und dann sechs Stunden niedrig gegart. Grandios. Und dass B die nächsten Monate wieder fährt, ohne dass wir uns darüber einigen müssen, freut besonders angesichts eines leichten Dornfelders.

Es ist diese Tradition, die so viel mit dem Leben zu tun hat. Die Tradition an sich. Obwohl ich sie erst durch B kennen gelernt habe (denn wir Heiden im Norden haben die ja so nicht), möchte ich sie nicht missen. Wie alle Traditionen, in die ich mich bewusst stelle, geben sie dem Leben Struktur und Berechenbarkeit. So wie die Weckmänner, die man hier nicht beim Bäcker kaufen kann, sondern bei bofrost bestellen muss oder selbst machen...

12.11.04

Perfekt nun

Harald Schmidt kommt also wirklich zurück auf den Bildschirm. Endlich wieder eine gute Politiksendung in der ARD. Man sei sich heute einig geworden, schreibt die ARD.

Und noch eine gute Nachricht in dem Zusammenhang: Jobst Plog wird in der Meldung zitiert mit
Wir werden Schmidt durch Einsparungen vor allem bei Sportrechten finanzieren.

Fein.

Sein

Zwei wunderbare Antworten heute gelesen (von einem interessanten Menschen, der oft das ausspricht, was ich nicht präzise genug denke) auf beknackte Fragen. Ich schließe mich dem an und stimme zu.

Was heisst fuer dich Deutsch sein?

In Kurzform: eine Form der Nachdenklichkeit pflegen, die sich aus einer grossen demokratischen, geisteswissenschaftlichen Tradition unter Beruecksichtigung der feudalstaatlichen und totalitaeren Vergangenheit zugleich ergibt. Ich waere gerne so deutsch wie Adorno...

Was heisst fuer dich Amerikanisch sein?

In Kurzform: Sich gelassen einen pragmatischen Idealismus folgend in gemeindeaehnlichen Strkturen tummeln. Zu wissen, dass man nicht genau wissen muss, was "das Gute" ist, um Gutes zu tun bzw. sich darauf zu berufen.

PR als Service

Im Kern geht es aus meiner Sicht um die Frage nach der Professionalität von PR, was ich mit Thomas Pleil im PR-Blogger diskutiere. Sicher: Wissenschafts- und Innovations-PR ist kein leichtes Pflaster. Aber dennoch sollten auch dort rudimentäre Servicegedanken Einzug halten können, oder?

Statistik und Bedrohung

Hübsches Beispiel von Alarmismus durch Nicht-Lesen von Statistik bzw. deren wahrscheinlich sogar einfach nur aus Unvermögen passierte Missinterpretation bringt gestern das Bildblog: Erdbeben, die nicht zunehmen. Allerdings ist das nicht typisch Bild, sondern typisch für ignoranten Journalismus und dessen dann noch verkürztes Konsumieren, wie er in zig Fällen vorkommt (und wie er in vielen Beispielen - mit dem Schwerpunkt auf mangelnde Komplexität - in Dietrich Dörners Logik des Misslingens belegt wird).

Ähnlich ist es mit der real abnehmenden Gewalt (und ebenso abnehmenden Gewaltverbrechen) gegen Kinder, über die aber mehr berichtet wird, wodurch es auf viele wirkt, als nähme sie zu. Oder mit den Märchen über die angeblichen enormen Verwaltungskosten unserer Sozialsysteme - die zwar in der Tat zunehmen, aber weit weniger als die Verwaltungs- und Marketingkosten beispielsweise von Lebensversicherungen oder anderen kaptialdeckenden Altersvorsorgen. Oder mit der geschichtsklitternden Idee von einer Gegenwart, in der alles radikal neu und nie dagewesen sei.

Kann man beklagen - aber wahrscheinlich muss man bis zu einem gewissen Grade damit leben. Auch damit, dass das subjektive Bedrohungsgefühl in der Regel sich umgekehrt proportional verhält zur realen Wahrscheinlichkeit, Opfer von was auch immer zu werden...

11.11.04

Wertebestimmung

Nachdem sich der westliche Liberalismus allmählich vom Schock des zweiten November erholt, nehme ich zwei Reaktionsvarianten wahr: Auf der einen Seite die Fassungs- und Verständnislosigkeit für das, was da passiert ist. Und auf der anderen das ernsthafte Nachdenken, was es bedeuten kann. Religion spielt dabei eine Rolle. Das finde ich gut, denn es ist sicher ein besserer Schlüssel als anzunehmen, dass Korruption für Amerikaner ok sei.

In der aktuellen Zeit stellt Bernd Ulrich die richtigen Fragen - und nicht nur das: Er bezieht auch die eine oder andere Position. Vor allem den Verächtern der Religion schreibt er doch recht deutlich ins Stammbuch, was er von dem in historischer Perspektive geradezu marginalen Pseudotrend der Entreligionisierung hält:

Die wichtigsten geistigen Kämpfe unserer Zeit finden nicht zwischen Atheismus und Religion, sondern zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen statt. Wenn Europa hier eine wichtige Rolle spielen will, dann muss es sein liberales Christentum pflegen und seinen Beitrag zu einer Demokratisierung des Islam leisten. Insofern war die Ablehnung Buttigliones ein zwiespältiges, der Verzicht auf den Gottesbezug in der EU-Verfassung ein historisch falsches Signal.

Das ist auch deshalb spannend, weil schon letzte Woche für mich zunächst überraschend und dann aber in der Konsequenz überzeugend in der Zeit die Buttiglione-Entscheidung massiv kritisiert wurde (Artikel von Jan Ross leider nicht online) - als im Grunde ähnlich fundamentalistisch wie der Bushismus, weil Religion politisiert wird. Diese Nachdenklichkeit ist in einer liberalen Zeitung ja eher überraschend. Passt aber andererseits in die geschickte Positionierung der Zeit in der neuen nachdenklichen Bürgerlichkeit, wie sie beispielsweise Heinz Bude latent irritiert feststellt.

Ähnliches Nachdenken zieht sich durch viele Artikel diese Woche. Ob Thomas Kleine-Brockhoff, den ich immer gerne lese, über die Debatte bei den Demokraten schreibt, im Feuilleton Jörg Lau nicht online verfügbar beschreibt Wie amerikanische Intellektuelle Bushs Sieg interpretieren oder auf der selben Seite der US-Soziologe Mike Davis das Lebensgefühl beschreibt, das uns sicher teilweise fremd ist (obwohl ich mich allem Amusement zum Trotz auch nicht durch den Sex and the City-Lebensstil angesprochen fühle). Irgendwie trifft die Grundrichtung der Zeit zurzeit mein Denken und Fühlen.

10.11.04

Pop

Endlich mal wieder was Lesenswertes vom Don Alphonso: Ein kluger und relativ unpolemischer Versuch, Popliteratur zurückzuerobern. Ob es wirklich auf Blogs passt, sei mal dahin gestellt. Aber vielleicht hat er Recht und man sollte das Pferd nehmen und reiten, anstatt es (und sich gleich mit) zu erschlagen.

Lesenswert!

wahre Liebe

Völlig unromantisch und dennoch, wie ein Kommentar richtig anmerkt, herzergreifend, berichtet die wunderbare Kaltmamsell über ihre Hochzeit. Und ist damit sehr dicht an dem, was ich als wahre Liebe bezeichnen würde...

9.11.04

Ärgerlich

Warum muss die Kirche voll auf den Einheitsmeinungsbrei setzen? Da macht sie ein Schwerpunktthema über Familie und Generationen und so, und dann scheint es - zunächst zumindest - doch wieder stecken zu bleiben in dem, was scheinbar niemandem weh tut. Würde nicht EKD draufstehen, hätte die Pressemitteilung von jedem anderen sein können.

Das ist doch albern:
Die Vereinbarkeit von Kinderwunsch und Berufstätigkeit darf nicht länger das Privatproblem der betroffenen Familien sein. Lasten, die Kinder mit sich bringen, sollten auf die gesamte Gesellschaft verteilt werden. Dazu gehörten zum Beispiel die Schaffung von Möglichkeiten der Kinderbetreuung und das Angebot von Teilzeitarbeitsplätzen auch für Männer.

Wieder einmal werden Menschen wie wir, die sich bewusst (und auch aus Glaubensgründen) für viele Kinder entscheiden und dafür, dass sich Beruf und Kinder eben nicht für beide vereinbaren, als die Exoten hingestellt. Dabei machen wir damit nur gute Erfahrungen und genießen es beide. Was dort oben so verständnisvoll klingt, ist eine Missachtung von Familien mit "traditionellen" Rollen und der überlegten Entscheidung dafür. Und dazu noch lebensfremd.

Gerade aus dem Glauben heraus ist es doch möglich, nicht nur fröhlich und in Demut über die Aufgaben zu sprechen, sondern auch über die große Freude, die aus Verbindlichkeit und Verantwortung und Einschränkung erwächst. Das würde ich mir wünschen: Ein klares Votum für die Zwei-Eltern-Familie und ein Angebot, als Gemeinde und Kirche die Familien auch durch mühsame und schwere Zeiten zu tragen, damit sie nicht beim ersten leichten Wind auseinanderlaufen zu müssen meinen.

Merkwürdig

Immer noch 177 Pfund. Die letzten Male habe ich immer gleich und sofort mit zugenommen...

8.11.04

RSS und Blogs im Alltag

Ich finde es wirklich spannend, über RSS (und, mit Abstrichen, weil es einfach wiederum noch seltener vorkommt, über Blogs) zu erzählen. Selbst bei den Menschen, mit denen ich im Beruf täglich zu tun habe - und die sich oft Kommunikationsprofis nennen, was immer das sein mag -, hat vielleicht einer von fünfzig schon mal von RSS gehört. Und auch nicht viel mehr von Blogs.

Da wird nicht nur im PR-Blogger die Lanze für die Idee gebrochen, dass jede vernünftige Kommunikation Blogs und RSS wenigstens kennt und eigentlich auch nutzt - und dennoch sind es verschwindend wenige. Schön einerseits, denn damit bleibt für diejenigen von uns, die es schon auf dem Radar haben, mehr vom Kuchen. Und spannend andererseits, wenn in meinen Web-Statistiken immer mehr Leser nicht nur aus der eigenen Firma auftauchen, sondern auch aus der Branche. Scheint sich ja doch was zu bewegen...

5.11.04

haarscharf

Wieder einmal ist er so haarscharf am Infarkt vorbei geschrammt, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich erleichtert sein soll oder entsetzt. Er hat es gespürt. Obwohl das Belastungs-EKG gut war und nichts dafür sprach. Wahrscheinlich ist er für sein Alter und seinen Gesundheitszustand einfach zu gut in Form.

Jedenfalls hat er darauf bestanden, dass sie reingucken. Und bei der Untersuchung wurde der Arzt immer stiller. Bis er schließlich abbrach, ihm ein Medikament einflößte und zur Operation schritt. Die war dann sogar relativ aufwändig - und der Druck, der nötig war, um den Kalk aus der Arterie zu blasen, ist unvorstellbar, wenn man damit nicht täglich zu tun hat. Nun, da keine unmittelbare Gefahr mehr besteht, fasziniert es mich, dass er es so deutlich spürt. So war es beim letzten Mal auch, trotz scheinbar guter Werte in den Untersuchungen. Und inzwischen hört er nicht nur auf diese Signale, sondern tritt auch sofort kürzer.

Hoffentlich wird mir das auch gelingen, wenn ich so weit bin.

3.11.04

irgendwie egal

Nicht, dass es mir wirklich egal wäre. Aber irgendwie betrifft es mich auch nicht. Die Zeit, die morgen erscheint, titelt Warum wieder er?, der Leitartikel vom klugen und nun wirklich nicht liberalismusverdächtigen Joffe ist überschrieben mit Der ungeliebte Sieger. Das einzige, was ich spannend finde, ist, dass auf einmal in der europäischen Linken die Diskussion ums alte Europa wieder aufflammt. In meiner Partei fragen die ersten an der Basis (!), ob nicht ein starkes Europa gerade bei so einem Präsidenten wichtig wäre.

Die Hysterie angesichts einer teilweise sicher grotesk anmutenden, aber doch wenigstens festen Gläubigkeit bei Bush teile ich jedenfalls nicht. In ethischen Fragen bin ich persönlich ja sogar in vielen Punkten mit ihm einig (nur nicht darin, dass das auch für alle gelten solle). Ich finde es eher schade, dass sich dieses tolle Land so an eine kleine Clique korrupter Arschlöcher ausliefert, die - anders als der liberale Teil der Finanzaristokratie - der Meinung ist, das Land sei ihr etwas schuldig.

Neben dieser bigotten Führung ist mir die andere Spielart des imperialen Verfalls, die wir in Europa außerhalb Italiens erleben weit lieber: Die Dekadenz, die ich so liebe, und die wenigstens in ihrer Lethargie großartige kulturelle Leistungen hervorzubringen in der Lage ist. Und vielleicht ist schläfrige Wertelosigkeit und Lotterheit auch die richtige Antwort auf markige Bigotterie. Unter beiden wächst ja doch im Schatten der Macht die Zivilgesellschaft heran. Noch als Projekt der Eliten, aber sicher irgendwann mit Ausstrahlung.

2.11.04

Erinnerung

Es gehört zu den schönsten Erinnerungen aus meiner Kindheit: Beim Geburtstag meiner ziemlich jungen Großeltern gab es nach dem Kaffeetrinken (und nachdem meine Schwester und ich auf dem großen Spielplatz auf der anderen Straßenseite waren, der heute so runter gekommen ist, weil das Slum sich inzwischen bis vor die Haustür geschlichen hat) ein Abendbrot am runden Tisch in der Küche. Die war immer schon so groß, wie man heute wieder in Mietswohnungen welche baut, frühe 50er eben - und meine Mutter hat dort auch ihr Bett gehabt und ihren Schrank, als sie Kind und Jugendliche war (kein Wunder, dass sie so früh es ging ausgezogen ist).

Wir saßen jedenfalls um diesen Tisch, mein Opa auf einem Hocker, weil sie nicht genug Stühle hatten, und der bog sich unter so tollen Sachen wie Beefsteakhack und Schwedenhappen und Krabbensalat und fingerdick geschnittenem Emmentaler. Das Brot war dafür so dünn geschnitten, dass man durchgucken konnte. Was für eine wundervolle Umkehrung der üblichen Gewohnheiten.

Wenn wir wegfuhren, standen sie am Küchenfenster oben im dritten Stock und winkten, bis wir um die letzte Ecke waren und sie uns nicht mehr sehen konnten. Irgendwann wurde dann auf der Brache ein weiteres Mietshaus mit Sozialwohnungen gebaut (in das meine Frau und ich dann für drei (?) Jahre einzogen), so dass man das Auto nicht mehr so lange sehen konnte.

Heute können sie es nicht mehr, sagen sie, und laden in eni Restaurant ein, obwohl es ihnen da nicht mal wirklich schmeckt. Die Erinnerung aber wird immer bleiben, und ich spüre sogar so etwas wie den Geschmack und Geruch.

1.11.04

Meine Beiträge in anderen Blogs

PR 2.0
Ich bin Gastgeber im Edelman-Blog PR 2.0, in dem unsere Führungsetage schreiben wird und später sicher auch der eine oder die andere von unseren Kunden.

sixtysecondview.com
11.04.2007: Gastbeitrag über die neue Welt Online

MSV 95
Im Blog zur Fußballmannschaft meines Großen, das ich führe...

Medienforum-Blog 2006
Das Blog zum 18. Medienforum NRW im Mai 2006 habe ich organisiert und gemeinsam mit Felix und Mario befüllt...

PR-Blogger
18.11.2004: Live vom Kommunikationskongress
19.11.2004: Schwankende Qulität
19.11.2004: Doch Blogs auf dem Kommunikationskongress
26.11.2004: Ausgewählte PR-Inhalte nicht nur für Blogs
10.12.2004: Können CEOs überhaupt bloggen?
14.12.2004: Jamba: PR-Krise durch Blogs? - der erste Artikel über den Jamba-Fall.
14.12.2004: Jamba II: Krisen-Handling
27.12.2004: Online-Kommunikation
11.01.2005: Mainstream - über fischerAppelts plötzliche Positionierung im Bereich Blogs.
24.01.2005: Ketchum, Blogger und die fehlende Krisenkommunikation
31.01.2005: Blog Sponsoring
18.03.2005: Über Blog-Statistiken und den nicht vorhandenen Einfluss von Blogs
21.03.2005: Thesen zu Blog-Seminaren
29.03.2005: Werbung in Blogs?
02.09.2005: Newsreader2go
02.10.2005: Preview auf das OpenBC-Blog (Auszug aus meinem Newsletter)

Wahlblog
02.06.2005: Die "Wir"-Gesellschaft? Woher denn?
03.06.2005: Wollt ihr den totalen Wulffbeust?
05.06.2005: Diesseits der Schubladen
07.06.2005: Nichtangriffspakt aus Geldnot
09.06.2005: Neuwahlen wahrscheinlicher
10.06.2005: Grüne positionieren sich zu Softwarepatenten
12.06.2005: Wen soll ich als Vater mit Familie wählen?
14.06.2005: Der Links-Konservatismus ist reaktionär
21.06.2005: Wahlprogrammentwurf der Grünen liegt vor
22.06.2005: Diskussionen an der grünen Basis
27.06.2005: Ich bin für eine höhere Mehrwertsteuer!
28.06.2005: Wo stehen die Parteien im Wertekanon?
01.07.2005: Aufstand der Neoliberalen
18.07.2005: Ironie der Gechichte
31.07.2005: www.gruene-aktion.de funktioniert
11.08.2005: Weimar und anderes Parallelgeschrei
11.08.2005: Voll unter (Öko-) Strom: das grüne "Spitzenblog"
15.08.2005: Realitäts-Check: Meine Großeltern
29.08.2005: Parteiprogramme als Podcasts
31.08.2005: Warum das mit Kirchhof und Pierer Quark ist
02.09.2005: Die Wirkungen der Neocons
07.09.2005: Was Hetze bewirkt
13.09.2005: Immer noch unsicher...
14.09.2005: Warum Kirchhof nicht Minister werden darf
18.09.2005: Keine Gewinne für Schwarzgelb
20.09.2005: Was trotz meiner kulturellen Bedenken für Jamaika spricht
01.11.2005: Endlich mal wieder Respekt vor der alten Tante

zurück

Es gehört dazu, wenn man zurück kehrt: Dass auf einmal hier und dort bekannte Gesichter auftauchen. Mein Problem ist dabei, dass ich mich recht gut an Gesichter erinnern kann - aber oft nicht mehr die Verknüpfung hinbekomme, woher ich die kenne und wer das sein mag.

Dabei ist es an sich ja ein uns schon aus dem letzten "Dorf" bekanntes Phänomen, dass eine ungewöhnlich große Anzahl von Menschen zum Nestbau an den Ort ihrer Jugend zurück kehren. Meine Güte hat es gedauert, bis wir damals rausbekommen hatten, wer alles mit wem verwandt ist....

Da sitzt mir beim Elternabend eine Frau gegenüber, die ich kenne. Und später stellt sich heraus, es ist die damals beste Freundin meiner ersten Großen Liebe. Wir waren sogar mal zusammen im Kino und so. Da bin ich mir sicher, die eine Mutter beim Fußball schon mal gesehen zu haben. Und tatsächlich: Ihr Vater ist ein Urgestein des Vereins und sie hier aufgewachsen. Den (neuen) Schulleiter meiner Kinder kanne ich noch aus der Rebellion gegen den konservativen Parteichef des Ortsvereins, als er der Anführer im Hintergrund war. Und am örtlichen Gymnasium ist mein alter Deutschlehrer jetzt Schulleiter.

Den einen oder die andere mag so etwas grausen. Und noch vor ein paar Jahren hatte ich auf dem Weg nach Hause immer gehofft, niemanden von früher in der U-Bahn zu treffen. Aber man wird ja doch irgendwie erwachsen...

28.10.04

Untergang

Ich war mir die ganze Zeit nicht sicher, was mich davon abhielt, mich überhaupt näher mit dem (Mach- ?) Werk von Fest/ Eichinger zu beschäftigen. Jedenfalls musste ich immer abschalten, wenn mir eines der Gesichter in der Glotze begegnete, und ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, mir den Film anzuschauen. (nein, nicht mal nach Döpfners Rührung).

Jetzt hab ichs. Und das hängt mit meiner Lieblingsseite in der Zeit zusammen, der letzten. Heute in der U-Bahn las ich also das Portrait Albert Speers an, mit dem ich mich schon häufiger beschäftigt habe, vor allem in meiner Archtiektur-Phase und durch die Begegnung mit Werner Durth. Meine Güte bin ich heute selbstreferenziell...
Auf einmal war es klar: Es liegt nicht am Thema, nicht mal am Medium Film (ich wollte mir auch Schindlers Liste nie ansehen), es liegt an Joachim C. Fest und seiner ekelhaften Sympathie für Speer. Nicht genug, dass Fest sich damals von ihm hat einlullen lassen und diese grauenvolle und meines Wissens von so ziemlich allen Forschern recht rasch widerlegte Klitterung vom Unschuldslamm in die Welt posaunte - er hat dieses Buch dann 1999 sogar noch einmal auflegen lassen und auch im Untergang seine abstruse Sicht auf Speer fortgeschrieben.

Auf einmal also erschließt sich auch die lesenwerte und vernichtende Kritik von Wim Wenders aus der letzten Woche, die er selbst in die Tradition seiner Kritik an Fests Dokumentation aus den 70ern setzt. Es ist nicht nur die elende Hitler-Besoffenheit und Wehleidigkeit der aktuellen Diskussion. Es ist auch Fest mit seinen Positionen und Sichtweisen, die zurzeit beinahe so etwas wie ein Deutungsmonopol zu besitzen scheinen, die einen schaudern lassen. Mich zumindest.

27.10.04

177 Pfund

Ausgangsgewicht dieses Mal. Ich bin gespannt, wie es ausgeht. Oder ob ich mich zusammen nehmen kann.

26.10.04

Innovation

Ein hübsches Beispiel für Innovation aus kleinen Schritten bringen die Notizen aus der Provinz: Kreisverkehre. Und daran kann man nicht nur das alberne Totschlagargument vom kennichschonallesnichneu widerlegen, sondern - und da wird es in seiner Dialektik besonders hübsch - auch den nicht minder albernen Totschlagmythos allesisneuundnochniedagewesen. Denn (1) kommt Innovation oft in kleinen Schritten, so wie Erfinder solche sind, die Bekanntes zu Neuem zusammenfügen, und (2) sind Brüche und Umbrüche fast nie dann, wenn die Schlaumeier meinen, welche zu sehen. Jetzt mal ein bisschen geschichtsphilosophisch gesprochen.

BTW: Das ist auch, was mir trotz des wehleidigen Untertons an Albrecht Müllers Buch gefällt. Aber dazu später mehr. Wenn er nur nicht so wehleidig-arrogant wäre. Ach.

erstaunlich

Das Handelsblatt hat ein wirkliches Blog zum US-Wahlkampf. Mit Kommentaren und Trackback und RSS. Fein. Und vor allem: Mit Beiträgen, die so nienich im Handelsblatt selbst laufen würden, sondern gut geschrieben und meinungsstark sind und Spaß machen. So wie Auf den Wolf gekommen: Bushs neue Angst-Attacke vom Wochenende:

Eine Bäng-Bäng-Argumentation, die an den "sozialistischen Realismus" früherer Tage erinnert. Oder an die Agitations-Kanonade ein bisschen weiter zurück in der Geschichte.

Ob der Verlag wirklich weiß, was Herr Backfisch da macht? Wenn ja: Ein tolles Beispiel für Business Blogging...

Mission

Ich weiß, dass vielen schlecht wird, wenn sie dieses Wort hören. Aber dennoch nutze ich es und finde es auch sinnvoll - und allemal besser als Kommunikation oder so was. Gerade in den "normalen" Kirchengemeinden vor Ort ist es auch wieder ein Thema. Für mich selbst ist ein Ja zur Mission die Bedingung, dass ich mich mit dem, was ich kann oder geben kann, in der Gemeinde engagiere.

Ich hatte gedacht, ich würde Entrüstung ernten, als ich neulich einen kurzen Essay - Von der Notwendigkeit der Mission in der Gemeinde, Link geht direkt aufs pdf (96 kB) - schrieb. Scheint aber konsensfähig zu sein. Wer hätte das gedacht...

Salon

Ich träume schon lange von einemr Art Hauskreis für politische und kulturelle Diskussionen. Und dann las ich auf dem Weg ins Bett davon, dass einer versucht, an die alte Tradition der politischen Salons in dieser Stadt anzuknüpfen. Das wäre doch was für uns!

Inzwischen hätten wir den Platz, um so etwas zu veranstalten. Also in etwa mit dreißig bis vierzig Freunden oder spannenden Leuten und einem politischen Gast. Der Grüne Salon oder so. Vielleicht mit Krista Sager, das würde sich in Hamburg anbieten. Oder mit Klaus Müller (Seine Adresse finde ich immer wieder toll: mueller.sh! Die hatte er schon, als er noch Abgeordneter aus Schläfrig-Holstein war....). Vielleicht sogar mit Live-Blogging vom Gespräch? Ach ja, eine weitere spinnerte Idee.

Andererseits: Eine spannende Form der politischen Arbeit ist so was ja schon. Und kann funktionieren. Mal sehn.

25.10.04

unverstellt

Ja, Weber habe ich recht viel gelesen - vor allem am Anfang des Studiums war er sehr präsent. Damals wurde der Blick durch die leicht orange getönte klassisch-marxistische Brille getrübt. Sonst wäre mir wohl doch aufgefallen, dass dieses Zitat aus einem der Schlüsseltexte für (nicht nur liberale) Theologen stammt:

... Dann allerdings könnte für die 'letzten Menschen' dieser Kulturentwicklung das Wort zur Wahrheit werden: "Fachmenschen ohne Geist, Genußmenschen ohne Herz: dies Nichts bildet sich ein, eine nie vorher erreichte Stufe des Menschentums erstiegen zu haben."

Danke an Huflaikhan, dass er ihn dann noch eingeordnet hat. Im Grunde wie eine Beschreibung der Gegenwart, oder? Genau diese absurde Kombination begegnet mir überall. Inklusive ihrer Einbildung...

Herbstgefühle

Ja, es ist Herbst. 180 Kilo Äpfel sind beim Moster, heute kommt der Rohsaft, aus dem wir Apfelwein ziehen werden. Die ersten Tage mit dem Rechen auf dem Rasen liegen hinter mir, gelb leuchtet es in der Sonne und die Birken, auf die ich beim Aufwachen gucke, wenn der Blick aus dem Fenster geht, sind fast kahl. Das wunderbare Kinderlied Bunt sind schon die Wälder kommt mir wieder in den Sinn, selbst unser Kleinster wird still, wenn wir es singen.

Heute in Lyrikmail als Nr. 891 dann dieses Gedicht., das fast genau dieselbe Stimmung trifft wie jenes Lied. Der Tag wird schön, oder?


GARTENLAUBE

Die Bäume
angeln mit ihren vergilbten Ästen
nach den Gräfinnen vergangener Tage,
die unter ihren Geflechten
versunken sind.

Ein Roman,
der auf einer Bank
unter der Rosenlaube
verwelkter Küsse wartet,
schlägt seine
leergebliebenen Seiten zu.

Von den Fassaden
bröckelt die Sehnsucht
nach Vornehmheit.
Gleich Mehltau liegt sie
auf den Laternen,
die täglich zweimal
geputzt werden müssten.

Zwischen Plüschmöbeln
räkeln sich
die ungezogenen Kinder
in Seidenkleidern,
die nach Moder
duften.

Max Kruse
(*1921)

Timeslot

Manchmal bedauere ich, dass Philosophie selbst bei meinem Studienschwerpunkt in der Theologie (Systematik, also im Grunde die Philosophie der Theologie) irgendwie schwachbrüstig geblieben ist. Außer den ganz großen und sehr alten Highlights kam und kommt es sehr darauf an, in welchem Jahr ich was belege. So bin ich für die einen zu alt und für manche andere anscheinend zu jung.

Ich war im Urlaub, als Derrida starb, und hab es zunächst gar nicht mitbekommen. Erst die Nachrufe in der Zeit haben mich genauer aufmerksam gemacht. Klar: Ein bisschen was verbinde ich schon mit ihm, habe aber nie etwas von ihm gelesen, sondern von den Franzosen eher die Phänomenologen. Schlagworte, ok. Aber zu einem Zugang stand mir wohl auch immer das böse Wort von der Postmoderne im Weg, die ich (falsch) mit Beliebigkeit verbunden hatte - und die ich ansonsten vor allem aus der grausamen Periode in der Architektur kannte, die mit diesem Wort operierte. Denn ihre Hoch-Zeit hatte sie, als ich mich gerade so intensiv für Bauen und Planen und eben Architektur interessierte. Bis heute finde ich das, was da unter dem Label postmodern lief, fast ausnahmslos ekelhaft (nur noch übertroffen von den beknackten Sahnehäubchen-Einfamilienhäusern mit Mansardendach, die seit ziemlich genau dieser Zeit unsere Vorstädte verschandeln. Brrrrr.)

Das einzig Nette zur Postmoderne damals war ein breit bebilderter Artikel im WIENER, in dem lauter moderne Gebäude der Post gezeigt wurden. Das war nett, obwohl ich sonst eher TEMPO las...

22.10.04

Resumee

Auch wenn der eine oder die andere Journalist partout auch dieses Jahr nicht hinwollte (und damit vielleicht doch was verpasst hat? Wer hätte das gedacht): Die Medientage haben sich gemausert. Vom B-Kongress mit vielen Wichtigtuern zum inzwischen wichtigsten Kongress der Medienbranche. Und zum besten aus meiner Sicht. Das Medienforum in Köln ist in den letzten paar Jahren nach so vielem Hin und Her und Hickhack einfach abgestürzt und der Hamburger Dialog, eigentlich ganz geschickt an den Anfang der Saison gelegt, kommt irgendwie nicht so richtig aus dem Quark.
Wobei für mich ohnehin eher wichtiger ist, wen ich dort sprechen kann, als wer dort spricht.

Nachtrag zur Party:
Es macht doch sehr viel Spaß am späteren Abend, deutlich vor dem eigenen Absturz und also noch hinreichend klar, einfach nur still zu beobachten. Strategisch günstig gegenüber der Toiletten positioniert, erlebt man die dollsten Dinge und die skurilsten Menschen: So wie den Mittvierziger mit der fettigen blondierten Jugendlichen-Langhaarfrisur, der mit dem Pelzmantel seiner Freundin auf und ab ging (oder vielmehr irgendwie merkwürdig schlingernd humpelte), alle paar Sekunden mit steif abgeknicktem Bein schief stehen blieb und sich mit der Zunge langsam über die Unterlippe fuhr. Oder das knapp (klar: schwarz) bekleidete Mädchen, das etwas abseits seiner Freundinnen saß und bei jedem Gespräch, das die wiederum mit anderen führten, die beim Rundgang stehen blieben, gekonnt tat, als ob sie etwas mitbekam - was bei dem Abstand und der Kombination aus ihrem Pegel und dem der Musik aber nicht möglich war. Faszinierend. Oder der Werber aus dem Rheinland, der sich uns auf dem Klo anschloss und uns erst verließ, als ihm das nur noch mit Mühe möglich war, ohne direkt über die eigenen Füße zu fallen. und das, obwohl er die frühmorgendliche Weißwurst da schon überlebt hatte.

21.10.04

Nacht der Medien

Ich finde es jedes Mal wieder wahnsinnig faszinierend: Es gibt kaum andere Parties als die von Medienleuten, bei denen die Frauen nahezu ausschließlich in schwarz gekleidet sind. Vielleicht zwei in Rot, eineinhalb in hellen Tops - aber sonst: schwarz, schwarz, schwarz. Dabei eine ungewöhnlich hohe Dichte von Hosenanzügen. Also wirklich: Auf einer Abendveranstaltung! Ich selbst hab dafür mal wieder - und erstmals seit langer Zeit - eine meiner Fliegen von Schnuppe von Gwinner ausgeführt. Sollte ich häufiger tun.

Die Nacht der Medien war im Justizpalast, direkt und sehr schön zentral. Und ein ganz tolles Ambiente: Nicht soooo dicht, dass es nicht mehr möglich wäre, Bekannte und Kunden zu treffen und sich sogar zu unterhalten (jedenfalls vor eins). Sehr witzig die blinkenden Eiswürfel an der Bar, die von Siemens gesponsort war - ein gutes Mitbringsel für die Kinder....

Was mich immer wieder erstaunt, ist doch, wie viele gute und wichtige Gespräche man führt, die oft sogar substanziell sind trotz des eher smalltalkingen Rahmens. Allein dafür lohnt es sich schon hier zu sein und den dicken Kopf heute in Kauf zu nehmen.

Das Essen dafür eher konventionell und wenig ansprechend - bis auf den Schokoladenbrunnen für die Obstspieße und den Kleinkram, den es dann später als Fingerfood gab: Currywurst im Reagenzglas, Räucheraal-Zungensushi, Chilli con Krake, Kalbsbacken Zigarillo auf gegrillten Salaten (obwohl selbst da und obwohl von Ralf Zacherl die Namen besser waren als die Happen).

Und gegen halb vier ist man sogar aus der Premiere-Disko rausgeflogen....

live von den Medientagen München

20.10.04

Shuttle

Ich hätte mich doch auf meinen Instinkt verlassen sollen. Der Shuttle-Bus vom Flughafen zum Messegelände hat eindeutig viel länger gebraucht, als es mit S- und U-Bahn je gewesen wäre. So aber zuckelte ich mit einer Busladung anderer Männer im Anzug (warum war eigentlich keine einzige Frau im Bus? Weil die schlauer sind?) gemütlich über Land und durch Schlafdörfer am Rande Münchens.

Dafür nun aber zwei Tage hoffentlich spannende Veranstaltungen (vor allem Print und Radio) und ein paar gute Termine mit Kunden und Lieferanten. Sehr praktisch: Dass die Systems direkt nebenan ist.

live von den Medientagen München

19.10.04

Au weia

Selbst BWL-Studenten tragen heute schon diese kleinkarierten Hemden, die einst die Uniform der Neureichen waren? Da liest man ahnungslos eine weitere schonungslos berichtete Begebenheit aus dem bewegten Leben der Frau Lyssa und stolpert über diesen Satz:

Man konnte sich gut vorstellen, wie sie am nächsten Tag in denselben Pullundern über denselben Ralph-Lauren-Hemden in der Mensa sitzen und sich mit ihren Heldentaten brüsten.

Da kann ich doch wirklich nur den Kopf schütteln und mich fragen, ob ich langsam alt werde...

18.10.04

Weben

Ich habe schon zweimal hingucken müssen, bevor mir die Formulierung Webkurse mit Kindern über die Tastatur huschte. Ist das doch recht doppeldeutig. Gemeint ist dieses Mal aber das Handweben. Das ist dieses Dings am richtigen Webstuhl. Der wiederum ist aus Holz und sperrig und passt in keine Wohnung, weshalb ich froh bin, dass meine Schwiegereltern ein paar davon bei sich stehen haben, und uns immer wieder wunderbare Unikate herstellen.

Demnächst aus Papier Schallschlucker, die wir an der zweigeschossigen Fensterfront aufspannen werden. Kaum zu beschreiben, wenn es so weit ist, muss ichs fotografieren.....

Mein Mittlerer hat dieses Weben für sich endeckt, es macht ihm Spaß und - vor allem - man sieht sofort etwas, das rauskommt. Er ist sozusagen der erste Klient jener Webkurse mit Kindern, die seine Großmutter nun anbietet. Kann ich, ebenso wie ihre Werke, nur wärmstens empfehlen.

Jedenfalls, das wollte ich ja eigentlich erzählen, habe ich gestern wenigstens ein bisschen an ihrer Seite allerhand-gewebtes.de rumgefriggelt. Was halt so geht und noch nicht fertig.

17.10.04

Turnen, mal wieder

Es ist schön, im Gespräch mit lieben Freunden nicht nur so dahin zu plätschern, sondern ab und zu auch handfeste Themen zu streifen. Vor allem, wenn es so geht, dass es wirklich zum Nachdenken führt und zur Überprüfung von Haltungen.

Quasi aus dem Nichts kam die Frage, wie wir denn ethisch zu dem Fall stehen, in dem neulich siamesiche Zwillinge getrennt wurden. Oder vielmehr dazu, dass die Eltern bereits damals die Geburt dieser Kinder bewusst zugelassen und gewollt hatten. Das ist vor allem deshalb spannend (doofes Wort, klingt in dem Zusammenhang steril und pervers, mir fällt aber kein besseres ein), weil die Freunde mit einem stark behinderten Kind leben und sich solche Fragen bei Schwangerschaften ganz anders stellen als wir.

Am Ende läuft es neben einer religiösen Haltung - die manchmal allzu billig erscheint - auf die Frage hinaus: Ist Nicht-Leben besser als Leben? Kann es das sein? Zunächst und in der reinen Lehre ist es klar: Leben ist immer ein Wert an sich. In der konkreten Situation kann das aber grausam sein, vor allem grausam zu den Eltern. Muss oder gar: darf ich Leben fordern oder schenken, wenn klar ist, dass eines davon nicht lang sein wird? Darf ich Leiden fordern? Ist also Leiden "besser" als Nicht-Leben?

Ohne eine katholische Position dazu zu haben, scheue ich mich doch, Gott zu spielen, und Menschen das Leben zu verweigern mit einer Attitüde vermeintlicher Barmherzigkeit. Anders sieht es aus mit den Eltern: Wenn sie sich dieses Leben nicht zutrauen, ist das etwas, was ich ernst nehme. Was dann aber auch so klar benannt werden sollte, finde ich. Machen auch viele.

14.10.04

sediert

Es ist merkwürdig: Wenn man mit so einer Entzündung und latent voll gepumpt durchs Haus wankt, hilft das trotz allem dabei, endgültig anzukommen. Schon als ich nach dem Urlaub wieder kam, war es deutlich mehr zu Hause als vorher. Dieses leicht sedierte Schleichen durch die Räume lässt sich mich noch mehr als meine erobern...

11.10.04

Achtung, Schweizer!

Ich weiß jetzt alles über euch. Das ist der Vorteil (einer der Vorteile), wenn Hamburg, Berlin und die Schweiz zusammen Herbstferien haben. Abgründe tun sich auf. Das mit dem Sturmgewehr wusste ich ja schon, das mit dem verpflichtenden Bunker im Einfamilienhaus habe ich geahnt - aber dass ihr eure Kinder auf die Tische kotzen lasst, den Hengst macht und euch nicht aufdrängt, das waren neue Erfahrungen.
Ansonsten (oder was heißt ansonsten) hatten wir sehr viel Spaß in Südtirol. Und ein nettes Familienhotel (Vorsicht, überflüssigerweise irgendwie mit Flash oder so). Ich wusste gar nicht, dass es in den Bergen so schön sein kann.

Vor allem zweimal richtige und echte Angst bis Panik zu erleben. Das zweite Mal nicht sehr lustig auf der Rückfahrt, die ich bereits anfing, richtig krank zu werden (jetzt ist es voll ausgebrochen), bei fröstelnden Krämpfen. Aber das erste Mal sehr schön im Hochseilgarten, in dem wir Erwachsenen und größeren Kinder über Seile, hängende Balken und andere absurde Konstruktionen in schwindelnder Höhe kraxeln durften. Wie gut, dass da die Sicherungen funktionierten.

Ach ja: Am Ende in München dann noch einen schönen Fall für das Idioten-Apostroph entdeckt (und leider gerade da keinen Fotoapparat zur Hand, vielleicht nimmt es ja einer auf und schickt es mir oder stellt es in die Comments). Ein Hundesalon in der Dachauer Straße hört auf einen netten Namen:
Alle's für die Katz

1.10.04

Tradition

Ich bin mir nicht ganz sicher. Einerseits. Jedenfalls habe ich den Fehler gemacht, ausgerechnet in dieser Woche in MÜnchen Termine zu machen. Alle vernünftigen Menschen laufen ja weg. Naja. Abgesehen davon, dass ich einen wirklich netten und schönen Abend hatte, und abgesehen davon, dass Hotelzimmer in merkwürdigen Löchern dreistellige Eurobeträge kosten, war ich überrascht, wie viele junge Leute in Trachten oder trachtenähnlichen Dingen wie selbstverständlich rumliefen.
Irgendwie fand ich das gut.

Nun aber Urlaub und mit der ganzen Familie ein paar Tage nach Südtirol. Darauf freuen wir uns - und haben es irgendwie auch verdient, finde ich...

27.9.04

die Staatliche

Komisch, aber die Brüder rufen immer entweder an, wenn Chaos ist, weil die Jungs von der Schule kommen und das Essen auf dem Tisch steht, oder wenn Chaos ist, weil sie gerade alle mit mehr oder weniger sanfter Gewalt in die Horizontale gebracht werden müssen, damit sie am nächsten Morgen nicht mit zu viel Gewalt wieder wach zu bekommen sind. Jedenfalls rufen immer dann diese Kerle an, die unglaublich schlechte Schulungen hinter sich haben.

Ein besonders schönes Exemplar war der vielleicht 25jährige von der Staatlichen. Die kennen Sie nicht? Ich auch nicht.

Er (völlig aufgekratzt): Hallo, ich bin [hier kam so ein Name, der in amerikanischen Filmen wohl Kimberly oder so wäre] und ruf von der Staatlichen an. Ich wollte nur mal nachfragen, ob die Lose schon angekommen sind und ob ich die richtige Adresse habe.
Ich (noch beinahe ruhig. Man ist ja freundlich und gut erzogen): Wir ham keine Lose bestellt und wolln auch keine.
Er (immer noch völlig aufgekratzt): Aber ich bin doch von der Staatlichen, Sie wissen schon. Und es geht um die Lose. Ich wollte nur kurz prüfen, ob ich Ihre Adresse hier richtig habe.
Ich (immer noch beinahe ruhig. Wird aber schwerer): Nein.
Er (nach einer kurzen Pause, irgendwie immer noch völlig aufgekratzt. Sehr seltsam): Sie wissen doch, ich bin von der Staatlichen, das wäre doch sehr schade, wenn Ihre Lose nicht ankommen. Deshalb will ich nur kurz die Adresse klären.
Ich (schon etwas weniger ruhig. Merkt er aber nicht): Hören Sie, wir wolln kein Los und es passt jetzt gar nicht.
Er (wieder etwas aufgekratzter): Ich hab hier Dingsbumsalleeweg 123 in Hamburg. Ist das richtig?
Ich (beinahe erleichtert, denn er kann ja nicht wissen, dass wir umgezogen sind): Nein, das stimmt nicht.
Er (etwas zögernder): Oh. Das ist ja schade, jetzt habe ich die Lose schon rausgeschickt. Wie ist es denn richtig?
Ich (diesmal ganz ruhig): Das sag ich Ihnen nicht.
Er (völlig aufgekratzt und beinahe hysterisch): Aber ich bin doch von der Staatlichen. Sie wissen doch, die Lose. Also das wäre doch wirklich schade...

Nicht wirklich schade war, dass ich den Rest des Gesprächs nicht mehr mitbekam. Und er auch nicht, weil ich es vorzog, aufzulegen. In solchen Situationen bin ich mir sicher, dass ich ein guter Verkäufer bin. Fühle mich nur etwas fremdgeschämt.

24.9.04

PR-Agenturen und Blogs

Klaus Eck weist darauf hin, dass PR-Agenturen Blogs noch nicht im Blick haben. Da hat er Recht. Ich teile nur nicht seinen Optimismus, dass das absehbar anders werde - was mir bei Vorträgen auch und gerade vor PR-Profis beim Thema RSS und Blogs an staunenden Blicken begegnet, spricht eine andere Sprache. Und solange im ja leider allzu oft sehr bescheidenen PR-Guide, wie Ende Juni berichtet, so wirklich unterirdische Artikel erscheinen wie jener von Zerfaß, den auch der deutlich bessere und von Eck verlinkte aktuelle Beitrag von Thomas Pleil wieder in der Literaturliste hat - so lange bin ich nicht bange, dass dieses Thema eines ist, das den spitz positionierten Fachleuten noch sehr, sehr viel Raum im PR-Becken lässt.

Aber gibt es für so eine intelligente und behutsame PR-Dienstleistung in Richtung Blogs überhaupt bereits einen Markt?

Kopf hoch

Heute im sonst vorsichtig ausgedrückt eher flauen newsletter der EKD ein schöner Gedanke von Hilde Domin:

Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten

Blogs als Social Software?

Thomas N. Burg schreibt noch im Entwurfstadium über die mögliche Bedeutung von Blogs im Rahmen von Social Software. Spannend vor allem die Herleitung der Californian Ideology des Silicon Valley. Vieles von dem, was er schreibt, leuchtet ein - und deckt sich mit meinen Erfahrungen unter Open Source-Evangelisten.

Schon länger (und sehr viel länger als das von Burg für den Begriff Social Software postulierte eine Jahr) ist ja das Thema Freie Software und Demokratie eines, das bearbeitet wird - wenn ich dem zuhöre, was mein Freund Kalle Dalheimer erzählt und erzählt hat. Auch und gerade die gesellschaftlichen Implikationen beispielsweise von verteilter Entwicklung und von allmendeartigen Besitzverhältnissen sind ja seit Jahren diskutiert.
Blogs sind da nur ein weiteres Puzzleteil, vielleicht insofern wichtig, als es auch für Menschen wie mich, die mit Software nur als Juser umgehen (wenn man mal von dem bisschen html-Gestoppel absieht), faktisch verfügbar ist.

Dennoch sehr lesenswert!

via Schockwellenreiter

23.9.04

Man nehme

Man nehme zwei Worte mit hoher Aufmerksamkeitsattraktion (Bloggen, Alzheimer), stelle einen an sich eher banalen Artikel bei Spiegel Online rein und fertig ist eine weitere Seite, auf die laufe. OK, fein, da bin ich ja froh, dass ich wenigstens einen winzig kleinen Risikofaktor an der wahrscheinlich familiär bedingt unausweichlichen Disposition positiv beeinflusse.

Ich werfe niemandem vor, dass er oder sie einfach so darüber was dahin sagt. Wer es nicht bei recht jungen Leuten (unter Mitte Fünfzig) erlebt oder selbst durchleidet, hat einfach keinen Zugang zu dem Grauen, das diese Krankheit mit sich bringt. Ich werde jedenfalls immer noch depressiv, wenn ich, magisch angezogen, einen weiteren nichts sagenden Artikel drüber lese - und dennoch wahrscheinlich nie ganz fassen werde, was da mit meiner Mutter passiert ist und weiter passiert. Nur die Drohung bleibt. Für meine Schwester noch mehr als für mich.

Link auf den Artikel via Moving Target

Schnauze

Schnauze halten ist ja Sache der Bild ohnehin nicht. Hübsch aber die Gegenüberstellung im BILDblog von zweien, die die Schnauze recht voll nehmen.

Auch gut, dass die Sache mit Bilds Nazi-Eklat im ZDF-Studio, das ja im Übrigen ein ARD-Studio war, aufgeklärt wurde. Ich hatte mich schon gewundert, dass meine Tageszeitung, wiewohl leider auch von Springer, gar nichts dazu berichtet hatte...

Jugendkultur

Wieder einmal ist es der Zeit vorbehalten, sich dem Thema faschistischer Wahlerfolge substanziell anzunähern. Denn diese banale und falsche Reduktion auf der Thema Protest ist allzu billig, um zu stimmen - und allzu gefährlich, weil sie die - Achtung, These! - kulturelle Hegemonie der Rechten unter Jugendlichen ignoriert oder bewusst ausblendet oder verschweigt.

Das wiederum wundert mich. Denn sowohl in linken Kreisen der SPD als auch in allen anderen Diskussionen, in denen ich in den späten 80ern und den 90ern war, ist sehr genau beobachtet worden, dass die Faschisten anders als die bürgerlichen Rechten sehr wohl ihren Gramschi gelesen hatten: Damals bereits zeichnete sich ab, dass sie einen langen Atem haben und langfristig auf eben diese Hegemonie hinarbeiten. Dass sie nun, nach rund 20 Jahren, nur wenige Schritte vor diesem Durchbruch stehen (zumindest im Osten, aber auch in Teilen der ländlichen Provinz im Westen), ist dann ärgerlich, gefährlich - aber bestimmt nicht überraschend.

Also: Toralf Staud schreibt in der aktuellen Zeit über die braune Jugendkultur - und darüber, wie weit sie wirklich sind. Deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen und denen vieler anderer langjähriger Beobachter. In manchen Landstrichen ist es sogar noch extremer.

22.9.04

Garantie

Es sind oft Kleinigkeiten, für die ich mich begeistern kann:
* Bentleys Idee, ein Köfferchen mit Pflegeset dem Auto beizugeben.
* dass wir in unserem Lieblingshotel immer einen besonderen Service und oft einen besonderen Preis genießen dürfen.
* wenn unser Küchenhändler auch zum dritten Mal kommt, um die Fronten und andere Kleinigkeiten auszurichten. Und es immer freundliche, kompetente, ruhige, zuverlässige ältere Herren sind, weil der eine so niedrige Fluktuation hat und sich seine Leute bei ihm wohlfühlen.

Oder so wie jetzt. Da haben wir uns ja endlich mal was von Bang & Olufsen geleistet. Und dann haben die eine ganz tolle Art, wie die das leidige Thema Garantie lösen: Wir können mit dem Gerät in jeden B&O-Laden weltweit gehen und dort alles klären. Die Nummer der Geräte ist mit unserem namen verknüpft. Die wissen also wer wir sind und wann wir es gekauft haben und so. Kein Gehüser mit Kassenzetteln oder Unterlagen. Einfach. Elegant. Ein weiterer Grund, so was zu haben.

wahr

In einem Artikel über den britischen Sportwagenhersteller TVR schreibt Till Schauen in der letzten brand eins - beziehungsweise brand fünfzig -:

Die gute Laune des Pressechefs hat nichts von der federnden Aufgeräumtheit eines PR-Profis, sondern von einem genuinen Wohlgefühl.

Wunderbar beobachtet. Das Federn.

17.9.04

Zitate

Soll ich oder soll ich nicht? Ist die Diskussion, die zur Stunde in der Blogbar immer noch plätschert, nicht schon weit genug weg von jeder Sache?

Dankenswerterweise hat Huflaikan mal wieder etwas tiefer geschürft und dem Unbehagen ob der dünnen Was-ist-ein-Zitat-Argumentation, wie sie auch in der FR kultiviert wird einen nachvollziehbaren Grund gegeben. Darauf hinzuweisen leitet dann aber auch wirklich das weitere Schweigen ein...

Lesen!

Zielgruppe

Auch nett und lässt mein Verkäuferherz sofort höher schlagen: Herr SUB will keine Zielgruppe sein. Er hat ja auch Recht: Die hohe Schule des Verkaufens ist ja gerade, die potentiellen Käufer nicht nach Zielgruppenkriterien anzusprechen, sondern so, dass sie (obwohl dahinter immer schon eine Rasterung steht) wirklich und ehrlich als Person von mir als Person angesprochen werden.

Obwohl: Schon klar, in welches Raster einer gehört, der zu keinem gehören will?

16.9.04

also echt.

Da ist mal mal ein paar Tage nicht so intersiv in Blogdorf unterwegs und schon gibt es eine bigotte und absurde Diskussion. Dabei wäre das merkwürdige Projekt News in Frankfurt ja schon des Berichtens wert. Oder sein Macher: Klaus Madzia jedenfalls leidet ja nicht gerade an mangelndem Selbstbewusstsein. Hübsch ist doch ein Zitat von ihm vom 27.7.2000 - er war noch Chefredakteur des verblichenen Wochenblattes Net-Business -, als er eben dieses Blatt auf einer Diskussionsveranstaltung, für die ich zuständig war, vorstellte mit Wir sind wie Yahoo - nur erfolgreicher. Nun macht er also News, das sogar noch die Welt in ihrer Kompaktausgabe an Niveau unterbieten will. Muss man erst mal schaffen. Hut ab.

Bei der Diskussion aber, ob man da aus Blogs zitieren dürfe - einer der Zitatoren, Moe, hat dazu das Nötige gesagt - habe ich mich spontan an dieses Erlebnis erinnert, das nur eine Woche vorher im Zug von Saalfeld nach Nürnberg stattfand. Warum muss ich nur spontan daran denken??

Als ich mein Handy aus- und mein Powerbook eingeschaltet hatte, raunzte mich eine sonnenbebrillte Frau Mitte Fünfzig an, ob ich da gerade ein Foto von ihr gemacht hätte. Äh, nein, sagte ich. Doch, doch, und das wolle sie nicht, nur damit ich es wisse. Ich: Äh, ich hab nicht mal ne Kamera dabei. Das war voll gelogen, aber jede andere Antwort hätte, so dachte ich, genau dazu geführt, was dann kam und was ich vermeiden wollte. Sie aber sagte, dass sie das genau gesehen hätte und ich solle es ruhig zugeben. Meine mitleidige Frage, ob sie unter Verfolgungswahn leide, konterte sie mit einem überzeugten und nicht mal unfreundlichen Nein. Na, da bin ich ja froh, meinte ich, in der Hoffnung, dass damit genug sei. Sie aber grummelte noch etwas von, sie wolle das nicht und nun wisse ich ja, dass sie keine Fotos wolle. Hab ich mir dann Ohrstöpsel eingesteckt und Chris de Burgh gehört.

Das ist allerdings auch eine der Sachen, die ich am Zugfahren so liebe: Man lernt die schrägsten Leute nicht kennen. Als nach einiger Zeit ein alter Mann nicht durch die sich sonst immer sensorisch öffnende Glastür kam, hatte die Gute immerhin noch die Vermutung, dass er bestimmt was elektrisches bei sich habe. Komisch, dass ich oder meine im Notebook versteckte Kamera diesmal nicht schuld waren.

Immerhin: Im Corso-Interview hatte Don Alphonso längst nicht so eine zickige Stimme wie die da...

14.9.04

Luxus in Berlin

Es ist ja kein Geheimnis, dass ich Berlin nicht sehr liebe: Laut, extrem dreckig, oft runtergekommen. Berlin ist im Schnitt eine arme Stadt - und dazu zumindest für mich nicht sonderlich inspirierend.

Ich weiß, dass das manche anders sehen. Aber von wenigen Ausnahmen abgesehen scheint mir das ein Mythos zu sein, in dem etwas nachklingen mag, was einmal war. Beispielsweise höre ich von Kennern der Musikindustrie in diesem Land, dass sowohl Universal als auch Sony eigentlich alle kreative Kraft eingebüßt hätten, seit sie aus Hamburg und Köln an die Spree gezogen sind. Nur mal so als Beispiel.

Faszinierend aber ist für mich immer wieder auf der einen Seite mancher Luxus rund um die Friedrichstraße. Heute beispielsweise hab ich im Bentley Continental GT gesessen, der sich angeblich supergut verkauft. Schon ein Geschoss, dennoch elegant. In solchen Fällen kann ich die Kaltmamsell mit ihrer Anglophilie verstehen.

Auf der anderen Seite manche Veranstaltungen: Den Abend habe ich bei der Verleihung des Theodor-Wolff-Preises verbracht - immerhin eines der beiden wichtigsten Journalistenpreise indiesem Land. Erstaunliche Rede von Döpfner, in dessen Haus die Veranstaltung zu Gast war, und die ich ihm so gar nicht zugetraut hätte. Er war heute tagsüber in einer Privatvorstellung vom Untergang für Lord Weidenfels und Helmut Kohl gewesen, was ihn sehr beeindruckt hatte. Erster Höhepunkt dann aber Mario Adorf, der sehr launig gelesen hat - überwiegend nicht mal aus seinem Buch, was ein Glück war, sondern unter anderem Mark Twains Abhandlung über die deutsche Sprache.

Die bepreisten Stücke und Kollegen hatten es allesamt verdient, ich freue mich schon darauf, die Essays und Reportagen zu lesen. Nebenbei einen spannenden Buchtipp abgestaubt, denn eine der Preisträgerinnen, Andrea Böhm, hat über ihre Liebe zu und Verzweiflung mit Amerikanern geschrieben.
Schade nur, wenn der einzige Laudator aus dem eigenen Konzern die einzige wirklich peinliche Vorstellung des Abends abliefert. Meine Güte, fühlte ich mich fremdgeschämt...

heute in Berlin