Eine der besten Entscheidungen des zu Ende gehenden Jahres (neben der, mich beruflich und privat mit Menschen zu umgeben, denen ich vertraue) war die, ein Elektroauto zu kaufen (oder, ehrlich gesagt, zu leasen, weil wer weiß schon, wo die Technik in vier Jahren steht). Ich gehörte ja nie zu den first movern, mein erster CD-Player war zwar noch ein Marantz, aber da hatten die echten Freaks schon länger einen. Ebenso damals der Computer. Und auch mit der Datenübertragung zwischen zu Hause und der Redaktion habe ich erst zu Beginn 1998 angefangen. Darum habe ich viel zu lange gezögert, vollelektrisch zu fahren.
Nun, dreieinhalb Monate und rund 9.000km später, bin ich super froh, dass wir es getan haben. Ich selbst fahre ja nicht so viel, denn ich pendele mit der Bahn. Aber die Liebste kann nur mit dem Auto die Schule erreichen (tatsächlich) und Langstrecken machen wir mal so mal so. Voll elektrisch fahren ist nicht nur echt cool, sondern auch vollkommen problemlos. Aber dazu gleich. Vorher noch kurz, wieso ich ein Tesla Model 3 fahre(n muss).
Denn in das Projekt Vollelektrisch sind wir erstmal markenoffen reingegangen. Sogar Marken, die ich gar nicht mag, kamen in Frage. Und weil wir als Arbeits- und Geländewagen für 3,5to Anhängerziehen einen Land Rover fahren, wollte ich sogar deren (Jaguar) Vollelektrischen ausprobieren. Ebenso wie einen BMW. Jaguar konnte mir keine Probefahrt ermöglichen. Nun. Und BMW und Tesla habe ich zur selben Zeit per Mail angeschrieben (vorsichtshalber von der Arbeitsmail, so dass sie direkt sahen, dass ich CEO bin, also was entscheiden kann). Tesla rief mich 50 min später an - und weitere zwei Stunden später saß ich in der Mittagspause in einem Model 3. Von BMW kam: nichts. Habe ich mich also mit dem Model 3 beschäftigt. Und am Wochenende (anders geht es ja nicht) beim örtlichen BMW-Händler reingeschaut. Da war der eine Mitarbeiter dabei, zwei Geländewagen zu verkaufen und der Azubi wusste von nix. Und hatte keinen Schlüssel zur Werkstatt, in der der i3 stand, den ich gerne mal ansehen wollte. Und wollte den Chef nicht fragen, weil der ja gerade zwei Geländewagen einem Paar verkaufte, das zur Generation der Großeltern meiner Kinder gehört.
Exakt die Ausstattung des Model 3, die wir gerne wollten (große Batterie, aber nur ein Motor - also maximale Reichweite, weil wir voll Angst hatten, dass die nicht so weit reichen könnte), war im Bestand. Zwar in blau, aber irgendwas ist ja immer. Bestellt. Und die Möglichkeit bekommen, ihn eine Woche später in München abzuholen, wenn wir es schaffen sollten, bis dahin das Leasing fest zu haben und den Wagen zuzulassen. Hat geklappt. Drei Mal am Wochenende mit Tesla telefoniert dazu, aber: hat geklappt. Vier Wochen von erster Mail bis Auto zu Hause.
Eine Woche, nachdem ich den Wagen hatte, schickte mir der Filialleiter von BMW bei mir in der Gegend eine Mail, dass er meine Anfrage "über Umwege" nun bekommen habe. Wie er mir helfen könnte. Habe ihm erklärt, dass ich die Alternative zu seinem Auto seit einer Woche fahre. Dazu hat er sich nicht noch mal gemeldet. Hätte ich wahrscheinlich auch nicht.
Aber eigentlich geht es ja um die beste Entscheidung.
Schon die Fahrt von München nach Hause, nördlich von Hamburg, war ein Traum. Zweimal "tanken", jeweils für eine halbe Stunde. Die totale Ruhe, vor allem im Stau. Das Fahren bei Dunkelheit, wenn kein Licht im Cockpit stört. Ein Abend und eine Nacht im Model 3 und die letzten Zweifel waren verflogen. Denn ehrlich gesagt, habe ich vor allem darum erst gezögert und den i3 für meinen Favoriten gehalten, weil ich in einem Alter bin, in dem ein Sportwagen (und so sieht er nun mal aus und fährt er sich) echt das falsche Signal aussendet.
Jetzt nach, wie gesagt, 9.000 km würde ich sagen: wer auf dem Land oder (im eigenen Haus) am Stadtrand lebt, hat keinen Grund gegen vollelektrisch. Denn mit einer realen Reichweite von deutlich über 400km (nicht die 550km, die versprochen sind, logo) kann ich mir kein Alltagsszenario vorstellen, in dem es nicht funktioniert, wenn ich den Wagen abends an die Steckdose hänge. Und wir hängen ihn "nur" an die normale Hausstromsteckdose. Wir fahren ihn zwischen 100 und 150km am Tag, also geht er alle zwei Nächte an den Strom. Vor langen Reisen wird er etwas voller geladen (so dass er tatsächlich gut 500km hält).
Wer nicht nur Mittelstreckenalltag hat, kommt wahrscheinlich zurzeit nicht um Tesla rum, wenn es elektrisch sein soll. Und das liegt an den extrem faszinierenden Superchargern. Zu Hause lädst du das Auto mit etwa 3KW auf, das bringt bei uns so 17-19km Reichweite pro Stunde. An den öffentlichen Säulen in der Stadt mit 11KW oder (meistens) 22KW, also über 90km pro Stunde. Und an den Superchargern mit 150KW. Da kannste zugucken. Als wir in die Rhön fuhren, hatten wir den Latte Macchiato im McCafé noch nicht geordert, als der quasi leere Wagen wieder bei 80% war. Das ist schon irre.
Ich weiß, dass viele vor diesem "Tanken" unterwegs Sorge haben. Und ja, selbst am Supercharger klingt 20 oder 30 Minuten erstmal lang. Nur dass es ja anders ist als traditionelles Tanken - du bleibst nicht daneben stehen sondern kannst weg gehen. Oder Netflix gucken, was ich auch schon mal gemacht hab, abends, als ich alleine unterwegs war. Netflix ist inzwischen integriert, geiler Sound.
Wir dachten, die Umstellung sei größer, es sei deutlich unkomfortabler. Wir waren bereit, Einschränkungen zu machen dafür, dass wir zum einen sehr viel billiger unterwegs sind - und zum anderen eben nicht mehr mit dem Verbrenner (den wir nur noch fürs Händerziehen haben oder wenn wir zu sechst unterwegs sind). Nur: es ist viel besser als wir dachten.
Und ja, es ist ein Auto der oberen Mittelklasse, so preislich. Aber das Model 3 ist auch da erstaunlicherweise mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis ausgestattet, finde ich. Für den gleichen Komfort/die gleiche Ausstattung zahle ich bei anderen Marken etwa das gleiche. Einziger Unterschied: die Updates bei Tesla sind direkt über das Internet. Seit wir ihn haben fünf oder sechs, glaube ich. Darunter auch echte Verbesserungen: der Regensensor war echt Grütze. Und ist jetzt echt gut. Nur mal so als Beispiel.
Sagte ich schon, dass ich die Entscheidung für Vollelektrisch für eine der besten halte, die wir dieses Jahr getroffen haben?
30.12.19
29.12.19
Unter Bauern
Seit drei Jahren lebe ich nun unter Bäuerinnen. Und lerne alte kennen, welche in meinem Alter – und auch junge, akademisch ausgebildete, die gerade nach und nach die Höfe ihrer Familien bei uns übernehmen. Ich habe gelernt, mit dem Wetter und dem Klima zu leben. Dieses Jahr haben wir einen Trecker gekauft und Land dazu gepachtet, damit wir etwas mehr züchten können. Pferde, also Hobby, nicht Nahrung.
In meinem Bekannten- und Freundinnenkreis sind ganz klassische Bäuerinnen, welche, die auf großen Gütern angestellt sind, welche, die gerade auf Bio umstellen (aus rein wirtschaftlichen Überlegungen), sehr kleine und wirklich sehr arme, und welche, die bei der Kammer oder dem Verband arbeiten oder als Lehrerinnen an der Landwirtschaftsschule. Und wie in allen Berufen ist da eine sehr große Bandbreite.
Das, was wir in den Medien und auf der Straße erleben, sind nur einige sehr wenige von diesen. Nur die radikalisierten. Die allermeisten (auch da wie bei allen Menschen und Berufsgruppen) versuchen einfach nur, über die Runden zu kommen oder ein Unternehmen zu führen.
Darum bin ich auch ein bisschen traurig, dass sich dieses Jahr immer mehr eine Frontstellung entwickelt hat – und dass sich auch hier eine so große Sprachlosigkeit ausbreitet. Zum ersten Mal sehr deutlich geworden ist mir das, als ich bei der Europawahl abends zum Stimmenauszählen mit in unser Wahllokal kam. Zum ersten Mal waren in unseren drei winzigen Dörfern die Grünen stärker als die CDU (wenn auch nur eine Stimme). Das hat die Bauern, die da waren (und die alle mehr oder weniger aktiv in der CDU sind), schockiert und entsetzt. Mehr als das doch überraschend gute Abschneiden der AfD (die zwar immer noch deutlich unter 10% waren, aber leicht über den Schnitt für unser Bundesland). Und viel mehr als der Untergang der SPD bei uns auf den Dörfern.
Und dann erlebe ich bei den Bäuerinnen um die 30 ein wachsendes Selbstbewusstsein und eine wachsende Neigung, das auch kontrovers zu formulieren. "No Farmer, no Food" haben sie auf ihren Autos stehen. "Die in der Stadt" und die Umweltschützerinnen wurden über das Jahr mehr und mehr als Verrückte und latent als feindlich wahrgenommen. Das wiederum irritiert mich auch darum, weil ich zwar Fragen stelle und nicht alles kritiklos toll finde, was sie machen – aber sie doch als Partnerinnen sehe, mit denen gemeinsam die Landwirtschaftswende gestaltet werden könnte. Und unglaublich viel von ihnen lerne.
Im letzten halben Jahr habe ich dann etwas erlebt, das ähnlich schon vor ein paar Jahren mit der Milchwirtschaft passiert war: die Verbände und Funktionärinnen hetzen die Bäuerinnen auf, um von ihrem politischen Versagen abzulenken. Denn es waren die Verbände und Kammern, die damals Bäuerinnen dahin beraten haben, massiv auf Milch zu setzen - und heute haben die die wenigsten Probleme, die sich dem verweigert haben. Es waren die Verbände und Kammern zusammen mit der großen Koalition, die jahrelang aktiv dagegen gekämpft haben, europäisches Recht nach und nach umzusetzen – und damit jetzt zu verantworten haben, dass die Umstellung dessen, was mit Gülle passieren darf, plötzlich und schmerzhaft ist. Und nicht langsam und schlau (wie es gewesen wäre, wenn die Verbände sich rechtzeitig dafür stark gemacht hätten). Kleine, dezentrale Biogasanlagen für die Gülle könnten heute schon Realität sein, stattdessen gibt es große Anlagen, für die extra Biomasse angebaut wird.
Ich weiß, wie hart, auch wirtschaftlich hart, der Beruf ist. Wenn 150 EUR weniger Jahresertrag auf einem Hektar den Unterschied macht, ob eine Bäuerin in Hartz IV rutscht, dann ist damit nicht zu spaßen. Und darum ist es meines Erachtens auch richtig, dass die Bäuerinnen einen großen Teil ihres Einkommens von der Gesellschaft bekommen, in Form von Prämien und Subventionen. Da bin ich für. Ganz klar.
Nur dass die Funktionärinnen und auch die (jungen) Bäuerinnen, die darauf bestehen, dass die Gesellschaft ihnen nicht oder weniger reinreden soll, wie sie ihr Land bestellen und Lebensmittel oder Energie produzieren, es mir schwer machen, zu dieser Position zu stehen. Denn wer wesentlich von der Gesellschaft bezahlt wird, muss auch damit leben, dass diese Gesellschaft mitredet. Ich kann nicht gleichzeitig wesentlich von Subventionen leben und nach der Freiheit des Marktes rufen. Wenn und solange wir als Gesellschaft Bäuerinnen unterstützen (und das sollten wir, davon bin ich überzeugt, denn die Alternative wäre eine Agrarindustrie, die nur noch aus Großbetrieben und aus Gütern besteht), setzen wir als Gesellschaft auch die Rahmenbedingungen.
Im Kern wollen also Bäuerinnen, die keine oder weniger Einmischung "der Städter" oder "der Umweltschützer" fordern, dass wir als Gesellschaft die Prämien und Subventionen streichen oder zurückfahren. Denn sie können nicht beides haben: von der Gesellschaft unterstützt werden und die Wünsche dieser Gesellschaft ignorieren.
Manchmal wünsche ich mir, dass ich mich traue, bei Festen und Versammlungen deutlicher zu widersprechen. Und manchmal wünsche ich mir, dass mehr Bäuerinnen mich nicht als ihren Feind empfinden, wenn ich es tue. Wie so oft geht das im persönlichen, privaten Gespräch fast immer. Und quasi nie, wenn mehr als zwei oder drei zusammen sind.
Vielleicht wird es erst möglich sein, wenn die Verbände und Funktionärinnen entmachtet sind, die es gerade zulassen, dass sie von Rechtsradikalen unterwandert werden, die mehr und mehr die "freien" Proteste der letzten Monate organisiert haben. Und vielleicht muss auch dieser Konflikt wie der Generationenkonflikt erst hart und brutal ausgetragen werden, bevor es besser wird. 2020 wird hart.
In meinem Bekannten- und Freundinnenkreis sind ganz klassische Bäuerinnen, welche, die auf großen Gütern angestellt sind, welche, die gerade auf Bio umstellen (aus rein wirtschaftlichen Überlegungen), sehr kleine und wirklich sehr arme, und welche, die bei der Kammer oder dem Verband arbeiten oder als Lehrerinnen an der Landwirtschaftsschule. Und wie in allen Berufen ist da eine sehr große Bandbreite.
Das, was wir in den Medien und auf der Straße erleben, sind nur einige sehr wenige von diesen. Nur die radikalisierten. Die allermeisten (auch da wie bei allen Menschen und Berufsgruppen) versuchen einfach nur, über die Runden zu kommen oder ein Unternehmen zu führen.
Darum bin ich auch ein bisschen traurig, dass sich dieses Jahr immer mehr eine Frontstellung entwickelt hat – und dass sich auch hier eine so große Sprachlosigkeit ausbreitet. Zum ersten Mal sehr deutlich geworden ist mir das, als ich bei der Europawahl abends zum Stimmenauszählen mit in unser Wahllokal kam. Zum ersten Mal waren in unseren drei winzigen Dörfern die Grünen stärker als die CDU (wenn auch nur eine Stimme). Das hat die Bauern, die da waren (und die alle mehr oder weniger aktiv in der CDU sind), schockiert und entsetzt. Mehr als das doch überraschend gute Abschneiden der AfD (die zwar immer noch deutlich unter 10% waren, aber leicht über den Schnitt für unser Bundesland). Und viel mehr als der Untergang der SPD bei uns auf den Dörfern.
Und dann erlebe ich bei den Bäuerinnen um die 30 ein wachsendes Selbstbewusstsein und eine wachsende Neigung, das auch kontrovers zu formulieren. "No Farmer, no Food" haben sie auf ihren Autos stehen. "Die in der Stadt" und die Umweltschützerinnen wurden über das Jahr mehr und mehr als Verrückte und latent als feindlich wahrgenommen. Das wiederum irritiert mich auch darum, weil ich zwar Fragen stelle und nicht alles kritiklos toll finde, was sie machen – aber sie doch als Partnerinnen sehe, mit denen gemeinsam die Landwirtschaftswende gestaltet werden könnte. Und unglaublich viel von ihnen lerne.
Im letzten halben Jahr habe ich dann etwas erlebt, das ähnlich schon vor ein paar Jahren mit der Milchwirtschaft passiert war: die Verbände und Funktionärinnen hetzen die Bäuerinnen auf, um von ihrem politischen Versagen abzulenken. Denn es waren die Verbände und Kammern, die damals Bäuerinnen dahin beraten haben, massiv auf Milch zu setzen - und heute haben die die wenigsten Probleme, die sich dem verweigert haben. Es waren die Verbände und Kammern zusammen mit der großen Koalition, die jahrelang aktiv dagegen gekämpft haben, europäisches Recht nach und nach umzusetzen – und damit jetzt zu verantworten haben, dass die Umstellung dessen, was mit Gülle passieren darf, plötzlich und schmerzhaft ist. Und nicht langsam und schlau (wie es gewesen wäre, wenn die Verbände sich rechtzeitig dafür stark gemacht hätten). Kleine, dezentrale Biogasanlagen für die Gülle könnten heute schon Realität sein, stattdessen gibt es große Anlagen, für die extra Biomasse angebaut wird.
Ich weiß, wie hart, auch wirtschaftlich hart, der Beruf ist. Wenn 150 EUR weniger Jahresertrag auf einem Hektar den Unterschied macht, ob eine Bäuerin in Hartz IV rutscht, dann ist damit nicht zu spaßen. Und darum ist es meines Erachtens auch richtig, dass die Bäuerinnen einen großen Teil ihres Einkommens von der Gesellschaft bekommen, in Form von Prämien und Subventionen. Da bin ich für. Ganz klar.
Nur dass die Funktionärinnen und auch die (jungen) Bäuerinnen, die darauf bestehen, dass die Gesellschaft ihnen nicht oder weniger reinreden soll, wie sie ihr Land bestellen und Lebensmittel oder Energie produzieren, es mir schwer machen, zu dieser Position zu stehen. Denn wer wesentlich von der Gesellschaft bezahlt wird, muss auch damit leben, dass diese Gesellschaft mitredet. Ich kann nicht gleichzeitig wesentlich von Subventionen leben und nach der Freiheit des Marktes rufen. Wenn und solange wir als Gesellschaft Bäuerinnen unterstützen (und das sollten wir, davon bin ich überzeugt, denn die Alternative wäre eine Agrarindustrie, die nur noch aus Großbetrieben und aus Gütern besteht), setzen wir als Gesellschaft auch die Rahmenbedingungen.
Im Kern wollen also Bäuerinnen, die keine oder weniger Einmischung "der Städter" oder "der Umweltschützer" fordern, dass wir als Gesellschaft die Prämien und Subventionen streichen oder zurückfahren. Denn sie können nicht beides haben: von der Gesellschaft unterstützt werden und die Wünsche dieser Gesellschaft ignorieren.
Manchmal wünsche ich mir, dass ich mich traue, bei Festen und Versammlungen deutlicher zu widersprechen. Und manchmal wünsche ich mir, dass mehr Bäuerinnen mich nicht als ihren Feind empfinden, wenn ich es tue. Wie so oft geht das im persönlichen, privaten Gespräch fast immer. Und quasi nie, wenn mehr als zwei oder drei zusammen sind.
Vielleicht wird es erst möglich sein, wenn die Verbände und Funktionärinnen entmachtet sind, die es gerade zulassen, dass sie von Rechtsradikalen unterwandert werden, die mehr und mehr die "freien" Proteste der letzten Monate organisiert haben. Und vielleicht muss auch dieser Konflikt wie der Generationenkonflikt erst hart und brutal ausgetragen werden, bevor es besser wird. 2020 wird hart.
28.12.19
2020 wird ein Jahr des Konfliktes
Gegen 2020, da bin ich mir sicher, wird 1968 in der Tat wie ein Kindergeburtstag aussehen. Denn wir laufen, wie wir in den letzten Tagen rund um die empörten Reaktionen der Generation meiner Eltern (oder wie ich sie nenne, der #GenerationLaschet) auf richtige, wenn auch wenig nette, recht eigentlich nicht als wirklich satirisch gemeinte Beiträge zeigen, auf einen Generationenkonflikt zu, der sehr hart und sehr radikal sein wird. Denn es ist ja in der Tat die Generation meiner Eltern* (und nicht etwa, wie die Medien und Armin Laschet versuchen, es umzudeuten, die Generation meiner Großeltern), die gerade den Konflikt mit der Generation meiner Kinder sucht**.
Es ist für alle, die lesen können, seit den späten 70ern klar gewesen, dass diese Erde auf eine menschengemachte Klimakatastrophe zuläuft. Wer aus der #GenerationLaschet etwas anders sagt, lügt schlicht. Es war ab Mitte der 70er nicht möglich, Zeitung oder Magazine zu lesen, ohne immer wieder und prominent darauf zu stoßen. Und ein Teil der Generation hat darauf auch reagiert - die Umweltbewegung war nie wirklich stark, aber es gab sie. Die Bioladenbewegung, die Eine-Welt-Laden-Bewegung. Kenne ich so ein bisschen, weil ich in den 70ern und 80ern als Kind und Jugendlicher in einer Szene aufwuchs, in der sich die Menschen in diesen Bewegungen bewegten. Die Generation meiner Eltern konnte es wissen. Wusste es. Wer nicht aktiv wurde, hat sich aktiv dafür entschieden, nichts zu tun.
Ist es falsch, sie dafür als "Umweltsau" zu bezeichnen? Nein. Denn genau das sind die allermeisten dieser Generation.
Der eigentliche Konflikt aber entsteht gerade woanders, denke ich: Da, wo die Generation meiner Kinder zunächst ein Jahr lang, 2019, versucht hat, die Generation meiner Eltern mit Argumenten zu überzeugen. Wählt nur noch Parteien, die die Wissenschaft ernst nehmen in Bezug auf die Klimakrise. Setzt euch für Rahmensetzungen ein, die unserer Generation ein Überleben ermöglichen.
Zunächst haben meine Kinder nicht mal verlangt, zu den eigenen Sünden zu stehen und das eigene Leben zu ändern. Sondern echt nur das Minimale zu tun: andere Parteien zu wählen. Und der Klimakrise Priorität über alle anderen Themen zu geben. Und genau da hat sich die Generation meiner Eltern, die #GenerationLaschet, verweigert. Weder bei Wahlen noch beim Ernstnehmen der Klimakrise hat sie (in der Mehrheit) positiv auf die Hinweise ihrer Enkel reagiert.
Im Gegenteil - die #GenerationLaschet, die Generation meiner Eltern, die Omas und Opas der Friday For Future Generation, hat ihnen den Mittelfinger gezeigt. Sie hat aktiv den Konflikt, den Generationenkonflikt gesucht. Und wirft jetzt den Jungen vor, ihn zu schüren. Was für verlogene – excuse my language – Arschlöcher.
Ich denke, es gab einen "defining moment" für den Generationenkonflikt, der uns 2020 radikal und echt nicht schön und sanft bevorsteht - den Tag, als das "Klimapaket" der Bundesregierung verkündet wurde. Das war der Mittelfinger am ausgestreckten rechten Arm ins Gesicht der Generation meiner Kinder. Das war die klare Aussage der #GenerationLaschet, der Generation meiner Eltern (und leider auch meiner Generation), dass ihr die Generation meiner Kinder und ihre Wünsche und Bitten am Allerwertesten vorbei geht.
Wer ernsthaft denkt, dass dieser Konflikt 2020 nicht härter wird als 1968, ist meines Erachtens naiv. Und Verlauf und Ausgang werden bestimmt ähnlich sein, nur radikaler.
***
Inspiration, dies endlich aufzuschreiben, kam von Dirk von Gehlen. Und dort auch der Artikel von Bernd Ulrich in der Zeit verlinkt, der den Vergleich mit 1968 aufmacht.
* Die Generation meiner Eltern ist die Großelterngeneration der Fridays For Future, die erste echte Nachkriegsgeneration, geboren ca. 1940 und etwas später.
** Meine Kinder (zwischen 14 und 25) repräsentieren altersmäßig ja sehr gut die Generation, die uns gerade zur Vernunft ruft.
Es ist für alle, die lesen können, seit den späten 70ern klar gewesen, dass diese Erde auf eine menschengemachte Klimakatastrophe zuläuft. Wer aus der #GenerationLaschet etwas anders sagt, lügt schlicht. Es war ab Mitte der 70er nicht möglich, Zeitung oder Magazine zu lesen, ohne immer wieder und prominent darauf zu stoßen. Und ein Teil der Generation hat darauf auch reagiert - die Umweltbewegung war nie wirklich stark, aber es gab sie. Die Bioladenbewegung, die Eine-Welt-Laden-Bewegung. Kenne ich so ein bisschen, weil ich in den 70ern und 80ern als Kind und Jugendlicher in einer Szene aufwuchs, in der sich die Menschen in diesen Bewegungen bewegten. Die Generation meiner Eltern konnte es wissen. Wusste es. Wer nicht aktiv wurde, hat sich aktiv dafür entschieden, nichts zu tun.
Ist es falsch, sie dafür als "Umweltsau" zu bezeichnen? Nein. Denn genau das sind die allermeisten dieser Generation.
Der eigentliche Konflikt aber entsteht gerade woanders, denke ich: Da, wo die Generation meiner Kinder zunächst ein Jahr lang, 2019, versucht hat, die Generation meiner Eltern mit Argumenten zu überzeugen. Wählt nur noch Parteien, die die Wissenschaft ernst nehmen in Bezug auf die Klimakrise. Setzt euch für Rahmensetzungen ein, die unserer Generation ein Überleben ermöglichen.
Zunächst haben meine Kinder nicht mal verlangt, zu den eigenen Sünden zu stehen und das eigene Leben zu ändern. Sondern echt nur das Minimale zu tun: andere Parteien zu wählen. Und der Klimakrise Priorität über alle anderen Themen zu geben. Und genau da hat sich die Generation meiner Eltern, die #GenerationLaschet, verweigert. Weder bei Wahlen noch beim Ernstnehmen der Klimakrise hat sie (in der Mehrheit) positiv auf die Hinweise ihrer Enkel reagiert.
Im Gegenteil - die #GenerationLaschet, die Generation meiner Eltern, die Omas und Opas der Friday For Future Generation, hat ihnen den Mittelfinger gezeigt. Sie hat aktiv den Konflikt, den Generationenkonflikt gesucht. Und wirft jetzt den Jungen vor, ihn zu schüren. Was für verlogene – excuse my language – Arschlöcher.
Ich denke, es gab einen "defining moment" für den Generationenkonflikt, der uns 2020 radikal und echt nicht schön und sanft bevorsteht - den Tag, als das "Klimapaket" der Bundesregierung verkündet wurde. Das war der Mittelfinger am ausgestreckten rechten Arm ins Gesicht der Generation meiner Kinder. Das war die klare Aussage der #GenerationLaschet, der Generation meiner Eltern (und leider auch meiner Generation), dass ihr die Generation meiner Kinder und ihre Wünsche und Bitten am Allerwertesten vorbei geht.
Wer ernsthaft denkt, dass dieser Konflikt 2020 nicht härter wird als 1968, ist meines Erachtens naiv. Und Verlauf und Ausgang werden bestimmt ähnlich sein, nur radikaler.
***
Inspiration, dies endlich aufzuschreiben, kam von Dirk von Gehlen. Und dort auch der Artikel von Bernd Ulrich in der Zeit verlinkt, der den Vergleich mit 1968 aufmacht.
* Die Generation meiner Eltern ist die Großelterngeneration der Fridays For Future, die erste echte Nachkriegsgeneration, geboren ca. 1940 und etwas später.
** Meine Kinder (zwischen 14 und 25) repräsentieren altersmäßig ja sehr gut die Generation, die uns gerade zur Vernunft ruft.
1.9.19
Meine Heimat
In den letzten Wochen sah ich aus dem Augenwinkel immer wieder und mehr als sonst so ein Nölen über „die unsozialen Medien“ allgemein. Und über Twitter im Besonderen. Eigentlich ignoriere ich das ja. Zumal es mir auch nicht leicht fällt, vor allem Twitter zu verteidigen (Facebook ist da egal für mich, da bin ich seit einiger Zeit gar nicht mehr. So mit ganz echt und ganz und gar gelöschtem Account und so). Denn etliches, was auf Twitter seinen Ausgang nimmt, ist grauenvoll.
Aber.
„Mein“ Twitter ist nicht grauenvoll. Sondern ganz im Gegenteil, ganz wundervoll. So wundervoll, dass ich diesen Sommer gar nicht gebloggt habe, weil Gedanken und Inspiration auf und um Twitter passierten. Seit ich vor etwa dreieinhalb Jahren angefangen habe, Dinge und Leute, die mir nicht gut tun, konsequent zu blocken, ist Twitter für mich nach einer kurzen seelisch ungesunden Phase wieder der Heimatraum, der es schon immer war. Da mich viele Dinge interessieren – beispielsweise Kommunikation, Religion, Politik, Islandpferde, Kunst –, ist „mein“ Twitter sehr divers und das Gegenteil einer sich selbst immer wieder bestätigenden homogenen Gruppe. Ich ziehe sehr viele Hinweise auf andere und überraschende und (für mich) ärgerliche Texte und Gedanken aus Twitter. Und sehr viel Inspiration tatsächlich.
Das, was „mein“ Twitter auszeichnet, ist, bei aller Verschiedenheit der Menschen, denen ich folge, eine gemeinsame überwiegende Haltung hermeneutischen Wohlwollens. Und dem, was im englischen Sprachraum „decency“ genannt wird. Eine Art intellektuelle Redlichkeit. Ich habe in den letzten Jahren gemerkt, dass ich gut fahre, wenn das mein Filter ist (von ein paar unterhaltsamen Ausnahmen abgesehen).
Ich entfolge konsequent die, die mich nerven. Oder runterziehen. Und ich folge neu Menschen, die mir über den Weg gespült werden. Ich habe das seit Jahren so gemacht und halte ebenso seit Jahren die Zahl stabil zwischen 500 und 600. Ich lese nicht nachträglich, sondern nur aktuell. Verpasse viel. Und bekomme irre viel mit.
Wer mich gut kennt, weiß, wie sie mich per Direktnachricht erreichen kann. Wer mir folgt, wird immer wieder enttäuscht, weil ich kein inhaltliches Konzept habe. Aber ich beantworte Fragen, wenn ich welchen begegne. Und ich frage, wenn ich etwas wissen will. Und das irre tolle ist, dass ich fast immer Antworten bekomme. Von Menschen, die ich kenne, und von anderen. Wie gerade dieses Wochenende rund um Schnelladestationen für Elektroautos. Echt.
In meinem Heimatraum mache ich „Living Out Loud“, die persönliche Variante von Working Out Loud. Und das ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Weshalb ich diesen Heimat- und Lebensraum aktiv schütze.
Sagte ich schon, dass ich Twitter liebe?
Aber.
„Mein“ Twitter ist nicht grauenvoll. Sondern ganz im Gegenteil, ganz wundervoll. So wundervoll, dass ich diesen Sommer gar nicht gebloggt habe, weil Gedanken und Inspiration auf und um Twitter passierten. Seit ich vor etwa dreieinhalb Jahren angefangen habe, Dinge und Leute, die mir nicht gut tun, konsequent zu blocken, ist Twitter für mich nach einer kurzen seelisch ungesunden Phase wieder der Heimatraum, der es schon immer war. Da mich viele Dinge interessieren – beispielsweise Kommunikation, Religion, Politik, Islandpferde, Kunst –, ist „mein“ Twitter sehr divers und das Gegenteil einer sich selbst immer wieder bestätigenden homogenen Gruppe. Ich ziehe sehr viele Hinweise auf andere und überraschende und (für mich) ärgerliche Texte und Gedanken aus Twitter. Und sehr viel Inspiration tatsächlich.
Das, was „mein“ Twitter auszeichnet, ist, bei aller Verschiedenheit der Menschen, denen ich folge, eine gemeinsame überwiegende Haltung hermeneutischen Wohlwollens. Und dem, was im englischen Sprachraum „decency“ genannt wird. Eine Art intellektuelle Redlichkeit. Ich habe in den letzten Jahren gemerkt, dass ich gut fahre, wenn das mein Filter ist (von ein paar unterhaltsamen Ausnahmen abgesehen).
Ich entfolge konsequent die, die mich nerven. Oder runterziehen. Und ich folge neu Menschen, die mir über den Weg gespült werden. Ich habe das seit Jahren so gemacht und halte ebenso seit Jahren die Zahl stabil zwischen 500 und 600. Ich lese nicht nachträglich, sondern nur aktuell. Verpasse viel. Und bekomme irre viel mit.
Wer mich gut kennt, weiß, wie sie mich per Direktnachricht erreichen kann. Wer mir folgt, wird immer wieder enttäuscht, weil ich kein inhaltliches Konzept habe. Aber ich beantworte Fragen, wenn ich welchen begegne. Und ich frage, wenn ich etwas wissen will. Und das irre tolle ist, dass ich fast immer Antworten bekomme. Von Menschen, die ich kenne, und von anderen. Wie gerade dieses Wochenende rund um Schnelladestationen für Elektroautos. Echt.
In meinem Heimatraum mache ich „Living Out Loud“, die persönliche Variante von Working Out Loud. Und das ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Weshalb ich diesen Heimat- und Lebensraum aktiv schütze.
Sagte ich schon, dass ich Twitter liebe?
29.5.19
Was Kommunikation kann. Und was nicht.
Tagsüber bin ich ja Kommunikationsmensch. Das heißt, dass ich andere Menschen dazu berate und dabei begleite, ihre Themen rüberzubringen. Und Menschen zu bewegen. Teil dieses Berufes ist es auch, zu gucken, was Kommunikation kann. Und was nicht. Spoiler: Seriöse Kommunikation kann nur aus dem was machen, das ist. Also dem realen Produkt, der echten Leistung, der beweisbaren Position. Ich nenne das immer mal und sehr gerne Groundtruthing, aber das ist eine andere Geschichte.
Ich berate keine Politik. Manchmal aber, privat, im Ehrenamt und aus Freundschaft, Menschen, die Politik machen. Das vorweg. Und: ich bin, seit ich fünfzehn bin, politisch aktiv.
Kommen wir zur Diskussion der letzten drei Tage. Ich las, gerade heute wieder über irgendsoein Camp der CDU in NRW oder so, immer wieder die Analyse, „man“ müsse besser und schneller und so kommunizieren. So wie die ganzen letzten Jahre, wenn vor allem die SPD damit haderte, dass sie ihre Themen nicht kommuniziert bekomme.
Und darum müsst ihr jetzt sehr stark sein. Denn das hier sage ich euch ganz ungefragt:
Nein, CDU und SPD. Das Problem ist nicht Kommunikation. Das Problem ist: Politik. Die wählen euch ganz in echt wegen eurer Politik nicht! Das heißt auch, dass ihr nicht mit Kommunikation (“schneller, besser, digitaler” my ass) was daran ändern könnt. Sondern nur mit Politik. Das, was für uns Kommunikationsleute und euch Politikerinnen wahrscheinlich am schwersten zu begreifen ist: dass es echt egal ist, wie kommuniziert wird. Sondern dass ihr echt nur an der echten Politik gemessen werdet.
Huch!
Ich berate keine Politik. Manchmal aber, privat, im Ehrenamt und aus Freundschaft, Menschen, die Politik machen. Das vorweg. Und: ich bin, seit ich fünfzehn bin, politisch aktiv.
Kommen wir zur Diskussion der letzten drei Tage. Ich las, gerade heute wieder über irgendsoein Camp der CDU in NRW oder so, immer wieder die Analyse, „man“ müsse besser und schneller und so kommunizieren. So wie die ganzen letzten Jahre, wenn vor allem die SPD damit haderte, dass sie ihre Themen nicht kommuniziert bekomme.
Und darum müsst ihr jetzt sehr stark sein. Denn das hier sage ich euch ganz ungefragt:
Nein, CDU und SPD. Das Problem ist nicht Kommunikation. Das Problem ist: Politik. Die wählen euch ganz in echt wegen eurer Politik nicht! Das heißt auch, dass ihr nicht mit Kommunikation (“schneller, besser, digitaler” my ass) was daran ändern könnt. Sondern nur mit Politik. Das, was für uns Kommunikationsleute und euch Politikerinnen wahrscheinlich am schwersten zu begreifen ist: dass es echt egal ist, wie kommuniziert wird. Sondern dass ihr echt nur an der echten Politik gemessen werdet.
Huch!
27.5.19
Paralleluniversum
Einige unvollständige kurze Gedanken am Tag nach der Europawahl.
***
Ich lebe ja in einem kleinen Dorf am Rande einer Kleinstadt. Unser Wahllokal (rund 500 Wahlberechtigte) umfasst drei Dörfer und eine Siedlung. Zusammen mit den Briefwahlen haben davon gut über 60% auch gewählt. Bei den Stimmen vor Ort haben CDU und Grüne ungefähr gleich viele Stimmen bekommen. Spannend war, bei der Auszählung die CDU-Bauern (Dorfvorsteher und Fraktionschef im Gemeinderat und so) zu erleben, die immer blasser wurden. Das war für die ein echter Schock und ganz ehrlich nicht erwartet. "Kein Wunder bei der Wahlmanipulation diese Woche", war – ganz ohne Schaum und ganz ohne bösen Hintergedanken ausgesprochen – der Satz eines dieser Funktionäre, der mich gestern lange beschäftigt hat. Denn in was für einem Paralleluniversum muss jemand leben, der eine (ok, vorher unerlebte) Meinungsäußerung eines Einzelnen als Manipulation einer Wahl empfindet? Wobei das ja kein Bauern- oder CDU-Ding ist. In der Nacht vor der Wahl twitterte ein Agenturgeschäftsführer aus meinem Landkreis (Ostholstein) aus einer erhitzten Situation heraus die Frage, ob Rezos Video von den Grünen bezahlt sei. Der Mann ist in der SPD übrigens. Auch so ein Paralleluniversum offenbar.
[Tweet inzwischen gelöscht, ebenso der Tweet mit dem Link auf ein rechtes Verschwörungsblog.]
Interessanterweise unterhielten sich ein jüngerer und ein älterer Bauer dann noch darüber, ob sie lieber auch auf Bio umstellen sollten. Und philosophierten über Kretschmann als Kanzler. Habeck hassen sie ja.
***
Zur fantasievollen Idee, die Grünen würden halt eine Welle reiten, hatte ich ja gestern kurz was geschrieben, wollte ich extra vor der Wahl machen, nicht, dass es wie Nachtreten aussieht. Wie sehr aber viele überrascht hat, wenn ich den Ausschnitt von Armin Laschet in einer Talkshow richtig verstehe, dass Klimapolitik das Killerthema der Wahl wurde, klingt irgendwie auch nach Paralleluniversum.
Warum hat die @CDU bei der #Europawahl2019 in Deutschland so stark eingebüßt? "Themen wie Klimaschutz sind jetzt plötzlich hochgekommen", sagt Parteivize @ArminLaschet.https://t.co/7DPgtUr7ZJ#ep2019 #europawahl pic.twitter.com/OcNbJTq8gX— WDR Aktuelle Stunde (@aktuelle_stunde) May 26, 2019
***
Mit Mecklenburg muss ich mich noch mal beschäftigen, denn während die erste Nazi-Siedlungswelle direkt ab 1990 besonders in Mecklenburg stattfand, sieht es so aus, als ob das Bundesland sich nicht dem ostdeutschen Paralleluniversum anschließt, in dem eine radikale Partei mit Naziverhalten mal wieder stärkste Partei wird.
Bei aller Freude über das bundesweite Ergebnis der Wahl (nur gut 10% Nazis, Grüne bei allen unter 60 stärkste Partei) - wie sähe es aus, wenn dieses Paralleluniversum nicht existierte? Wie viel schneller ginge alles?
Und: Was können die Konsequenzen aus so einer Entwicklung sein? So was wie für Ungarn vorgeschlagen ist - also dass Fördergelder nicht mehr in die Regie des Landes gegeben werden sondern vom Bund direkt verteilt? Oder dass die Bundesländer als gescheitert betrachtet und zwangsverwaltet werden? Oder hat "Die Partei" mit ihrer alten Forderung doch Recht? Es ist zum Verzweifeln, man braucht schon einen guten Magen, um die Sammlung der Ergebnisse ostdeutscher Kreise anzusehen.
***
Leute aus der Union weisen ja immer wieder darauf hin, dass die JU die weitaus größte politische Jugendorganisation sei. Dass also die Union durchaus mit jungen Leuten könne. Schade nur, wenn alle, die die Union in dieser Gruppe auch wählen würden, diese Mitglieder sind. Oder so ähnlich. Und sich in einem Paralleluniversum bewegen. Alles also wie immer. Erinnert ihr euch noch an die JU-Mitglieder in eurer Schulzeit? Ja, eben, genau.
***
In Kiel sind die Grünen stärker als CDU und SPD zusammen. In Kiel! Nicht nur in Freiburg oder in Altona.
***
Immer wieder freue ich mich über Reisende zwischen den Paralleluniversen. Heute morgen beispielsweise Hansjörg Schmidt, mit dem ich nur selten wirklich inhaltlich übereinstimme, aber der schon lange zu denen gehört, die sich wirklich um den Dialog und die Sprechfähigkeit verdient machen, denke ich. Und weil ich ja emotional irgendwie an der SPD hänge und irgendwie auch an Hamburg, wäre es so toll, wenn die Partei ihn weiter nach vorne stellen würde...
***
Und dann ist da noch Kretschmer. Kopf -> Tisch.
Ja klar. In was für einem Paralleluniversum kann jemand das für eine sinnvolle Aussage halten? pic.twitter.com/Yf59hM4rAO— Wolfgang Lünenbürger (@luebue) May 27, 2019
25.5.19
Ein Lauf? Oder Einlauf?
Ja, höre ich von Konservativen* gerade immer mal, die Grünen haben einen Lauf. So als Antwort, wenn ich erzähle, dass sie in den Provinzschulen bei uns in Schläfrig-Holstein in Schulklassen bei Wahl-o-mat-Stunden und Testwahlen über alle Altersstufen hinweg bei ungefähr 90% landen. Aber ich denke, diese „Analyse“ geht fehl. Das ist kein Lauf der Grünen. Das ist ein Einlauf für CDU und SPD. Wobei ich am Bemerkenswertesten finde, wie (nicht nur bei Jugendlichen) „CDU und SPD“ verwendet wird: wie früher „CDU/CSU“. Kein Unterschied**.
Zwei Dinge fallen mir auf. Und als jemand, der seit mehr als 20 Jahren überzeugter Grüner ist, freut mich das.
Zum einen, dass immer mehr Menschen, junge vor allem, aber längst nicht nur, sich klar für ein Thema entscheiden (können), das für sie Priorität hat. Das sozusagen das Killerthema ist, das alle anderen überlagert. Ich höre sehr viel – und auch das faszinierende YouTube-Statement von nun wirklich nicht nur linken oder liberalen Stimmen zeigt das –, dass egal wie sehr jemand in anderen Fragen mit einer Partei übereinstimmt, die Frage des radikalen und kurzfristigen Klimaschutzes, der nicht mit anderen Fragen „verrechnet“ oder verhandelt wird, zur klaren Nicht-Wahl führt.
Es ist also nur noch die Frage, ob beispielsweise die Grünen in den anderen Politikfragen akzeptable Antworten haben. Und nicht mehr, ob ich da ziemlich doll zustimme. Das heißt aber eben auch, dass SPD und CDU so viel auf ihre (guten) Konzepte in der Sozial- oder Steuerpolitik oder sonstwo hinweisen können, wie die wollen – ihre praktischen Entscheidungen gegen schnellen Klimaschutz überlagern alles. Das ist kein Gedöns mehr. Sondern, ähnlich wie für Faschisten die Flüchtlingsfrage, die Existenzfrage. Und damit ist es dann eben kein „Lauf“ der Grünen mehr. Sondern ein Einlauf für SPD und CDU.
Und zum anderen erlebe ich bei vielen Konservativen*, wie sie vor allem von Robert Habeck fasziniert und angetan sind. Während für viele Linkere und Grüne Annalena Baerbock immer wichtiger und immer mehr Identifikationsfigur wird, greift Habeck weit über das alte Milieu hinaus. Weil, so kommt es mir vor, eben Stil und sprachliche Schönheit nicht so unwichtig sind, wie es lange schien. Weil er so wirkt, als würde er zuhören. Und wäre fehlbar. Weil er eben nie so selbstgerecht oder dummdreist auf die radikale Kritik reagieren würde wie klassische Vertreterinnen von SPD und CDU. Auf diese Kritik hier:
Dass die Grünen seit etwa 2012 anfingen, kulturell aus ihrer angestammten Szene herauszutreten und anschlussfähig zu werden als Lebensstil-Partei, hat seit damals das Parteiengefüge geöffnet für eine neue Sortierung. Dass sie es dann nach 2015 geschafft haben, sich als einzige Partei eindeutig als Heimat aller zu positionieren, die Nazis und Autoritäre ablehnen, hat das beschleunigt. Dass sie vor 40 Jahren das Thema als Schlüssel- und Killerthema erkannt haben, das nun gerade für immer mehr Menschen zu ebendiesem wird – all das zahlt sich aus. Hoffentlich.
___________
* also SPD- und CDU-Mitgliedern, die (noch) ihre Parteien verteidigen.
** persönlich denke ich ja, dass das in der Breite unfair ist. Aber insofern verdient, als die SPD ja Scholz und Schulze freiwillig nach vorne stellt.
Zwei Dinge fallen mir auf. Und als jemand, der seit mehr als 20 Jahren überzeugter Grüner ist, freut mich das.
Zum einen, dass immer mehr Menschen, junge vor allem, aber längst nicht nur, sich klar für ein Thema entscheiden (können), das für sie Priorität hat. Das sozusagen das Killerthema ist, das alle anderen überlagert. Ich höre sehr viel – und auch das faszinierende YouTube-Statement von nun wirklich nicht nur linken oder liberalen Stimmen zeigt das –, dass egal wie sehr jemand in anderen Fragen mit einer Partei übereinstimmt, die Frage des radikalen und kurzfristigen Klimaschutzes, der nicht mit anderen Fragen „verrechnet“ oder verhandelt wird, zur klaren Nicht-Wahl führt.
Es ist also nur noch die Frage, ob beispielsweise die Grünen in den anderen Politikfragen akzeptable Antworten haben. Und nicht mehr, ob ich da ziemlich doll zustimme. Das heißt aber eben auch, dass SPD und CDU so viel auf ihre (guten) Konzepte in der Sozial- oder Steuerpolitik oder sonstwo hinweisen können, wie die wollen – ihre praktischen Entscheidungen gegen schnellen Klimaschutz überlagern alles. Das ist kein Gedöns mehr. Sondern, ähnlich wie für Faschisten die Flüchtlingsfrage, die Existenzfrage. Und damit ist es dann eben kein „Lauf“ der Grünen mehr. Sondern ein Einlauf für SPD und CDU.
Und zum anderen erlebe ich bei vielen Konservativen*, wie sie vor allem von Robert Habeck fasziniert und angetan sind. Während für viele Linkere und Grüne Annalena Baerbock immer wichtiger und immer mehr Identifikationsfigur wird, greift Habeck weit über das alte Milieu hinaus. Weil, so kommt es mir vor, eben Stil und sprachliche Schönheit nicht so unwichtig sind, wie es lange schien. Weil er so wirkt, als würde er zuhören. Und wäre fehlbar. Weil er eben nie so selbstgerecht oder dummdreist auf die radikale Kritik reagieren würde wie klassische Vertreterinnen von SPD und CDU. Auf diese Kritik hier:
Dass die Grünen seit etwa 2012 anfingen, kulturell aus ihrer angestammten Szene herauszutreten und anschlussfähig zu werden als Lebensstil-Partei, hat seit damals das Parteiengefüge geöffnet für eine neue Sortierung. Dass sie es dann nach 2015 geschafft haben, sich als einzige Partei eindeutig als Heimat aller zu positionieren, die Nazis und Autoritäre ablehnen, hat das beschleunigt. Dass sie vor 40 Jahren das Thema als Schlüssel- und Killerthema erkannt haben, das nun gerade für immer mehr Menschen zu ebendiesem wird – all das zahlt sich aus. Hoffentlich.
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* also SPD- und CDU-Mitgliedern, die (noch) ihre Parteien verteidigen.
** persönlich denke ich ja, dass das in der Breite unfair ist. Aber insofern verdient, als die SPD ja Scholz und Schulze freiwillig nach vorne stellt.
6.4.19
Wer das glaubt
Als damals „Jana glaubt“ online ging, war ich neugierig. Aus zwei Gründen: Zum einen, weil meine Agenur ja selbst Programme macht, für die Kanäle und Protagonistinnen aufgebaut werden. Und zum anderen, weil ich meiner Kirche sehr verbunden bin (ohne zu den Hochverbundenen zu gehören, aber dazu gleich mehr). Gerade ist der Kanal wieder in der Diskussion, aus Sicht der Auftraggeberinnen heute zusammengefasst von Hanno.
Neben den furchtbaren Inhalten finde ich bemerkenswert (und deutlich dramatischer), dass nicht erkennbar ist, was tatsächlich mit diesem Kanal und dem Programm erreicht werden soll. Denn irgendein Ziel muss es ja geben, wenn (meine Schätzung, nicht bestätigt) zwischen 200 und 250 Tausend Euro ausgegeben werden durch Kirchens. Alles, was wir zum Ziel erfahren, ist: jüngere Menschen als sonst mit kirchlichen Medien. Naja.
Mit so einem Briefing ist das Ergebnis nicht überraschend. Da geht die Agentur dann halt den einfachen Weg: sichere, homogene Community, die klickt. Auch, wenn die Kirche sie nicht „braucht“. Klar, dass eine freikirchliche Protagonistin „ihre“ Leute treu bei der Stange hält. Und diese Art von Gemeinden wächst ja auch relativ (von sehr niedrigem Niveau, das sind weiterhin wenige – auch wenn es uns oft anders vorkommt). Nur: beide volkskirchlichen Gruppen, die ich mir als Zielgruppe für die EKD vorstellen könnte, erreicht mit dieser Form von Frömmigkeit niemand. Weder der engste Kreis der Gemeinde, die so genannten Hochverbundenen, noch die Distanzierten, die nicht aktiv mitmachen aber auch nie austreten würden. In beiden Gruppen gibt es Fromme und Evangelikale. Aber eben quasi keine pfingstlerisch Orientierten. Selbst die von der geistlichen Gemeindeerneuerung sind nicht (mehr) so.
Was also will die EKD, will ihre Publizistik, mit diesen und bei diesen Menschen erreichen? Preaching to the choir? Absurd, sorry.
Dabei kann ich mir schon vorstellen, was wichtig wäre. Beispielsweise: Dieses Jahr wird das vierte meiner Kinder konfirmiert. In den letzten knapp zehn Jahren habe ich vier Kinder konfirmieren lassen. Und keines von denen interessiert sich über die selbstverständliche Familientradition hinaus für Kirche. Für keines hatte „die Kirche“ ein publizistisches Angebot, das die geistliche Armut unserer Gemeinde ausgleichen konnte. Das wäre mal spannend gewesen.
Und übrigens (nur als Beispiel, mir fallen auch noch einige weitere ein) wäre das auch eine Zielgruppendefinition und ein Ziel, die ich aus Agentursicht hinreichend und spannend fände. 14- bis 20-jährige nach der Konfirmation. Und die für Kirche und Glauben interessiert halten. Dass da so was wie „Jana glaubt“ nicht funktioniert, ist klar.
Vielleicht ist aber auch noch was anderes das eigentliche Problem, wenn ich Hannos Text richtig verstehe: Dass die Auftraggeberinnen unbedingt Video/YouTube machen wollten. Denn vielleicht ist der Kanal einfach doof. Vielleicht auch nicht. Aber den Kanal vor dem Ziel vorzugeben, ist jedenfalls ein bisschen unglücklich.
Übrigens bin ich gespannt, wie sich Theresa auf YouTube entwickelt.
Neben den furchtbaren Inhalten finde ich bemerkenswert (und deutlich dramatischer), dass nicht erkennbar ist, was tatsächlich mit diesem Kanal und dem Programm erreicht werden soll. Denn irgendein Ziel muss es ja geben, wenn (meine Schätzung, nicht bestätigt) zwischen 200 und 250 Tausend Euro ausgegeben werden durch Kirchens. Alles, was wir zum Ziel erfahren, ist: jüngere Menschen als sonst mit kirchlichen Medien. Naja.
Mit so einem Briefing ist das Ergebnis nicht überraschend. Da geht die Agentur dann halt den einfachen Weg: sichere, homogene Community, die klickt. Auch, wenn die Kirche sie nicht „braucht“. Klar, dass eine freikirchliche Protagonistin „ihre“ Leute treu bei der Stange hält. Und diese Art von Gemeinden wächst ja auch relativ (von sehr niedrigem Niveau, das sind weiterhin wenige – auch wenn es uns oft anders vorkommt). Nur: beide volkskirchlichen Gruppen, die ich mir als Zielgruppe für die EKD vorstellen könnte, erreicht mit dieser Form von Frömmigkeit niemand. Weder der engste Kreis der Gemeinde, die so genannten Hochverbundenen, noch die Distanzierten, die nicht aktiv mitmachen aber auch nie austreten würden. In beiden Gruppen gibt es Fromme und Evangelikale. Aber eben quasi keine pfingstlerisch Orientierten. Selbst die von der geistlichen Gemeindeerneuerung sind nicht (mehr) so.
Was also will die EKD, will ihre Publizistik, mit diesen und bei diesen Menschen erreichen? Preaching to the choir? Absurd, sorry.
Dabei kann ich mir schon vorstellen, was wichtig wäre. Beispielsweise: Dieses Jahr wird das vierte meiner Kinder konfirmiert. In den letzten knapp zehn Jahren habe ich vier Kinder konfirmieren lassen. Und keines von denen interessiert sich über die selbstverständliche Familientradition hinaus für Kirche. Für keines hatte „die Kirche“ ein publizistisches Angebot, das die geistliche Armut unserer Gemeinde ausgleichen konnte. Das wäre mal spannend gewesen.
Und übrigens (nur als Beispiel, mir fallen auch noch einige weitere ein) wäre das auch eine Zielgruppendefinition und ein Ziel, die ich aus Agentursicht hinreichend und spannend fände. 14- bis 20-jährige nach der Konfirmation. Und die für Kirche und Glauben interessiert halten. Dass da so was wie „Jana glaubt“ nicht funktioniert, ist klar.
Vielleicht ist aber auch noch was anderes das eigentliche Problem, wenn ich Hannos Text richtig verstehe: Dass die Auftraggeberinnen unbedingt Video/YouTube machen wollten. Denn vielleicht ist der Kanal einfach doof. Vielleicht auch nicht. Aber den Kanal vor dem Ziel vorzugeben, ist jedenfalls ein bisschen unglücklich.
Übrigens bin ich gespannt, wie sich Theresa auf YouTube entwickelt.
1.4.19
Wut
C.Suthorn, Frida Eddy Prober 2019 / cc-by-sa-4.0 / commons.wikimedia.org |
Ich bin ganz fasziniert, dass die Kinder lachen, wenn ich die Bilder von Freitagsdemos sehe. Denn eigentlich hätten sie allen Grund sauwütend zu sein. Ich mein, ich bin ja froh, dass sie es nicht sind. Denn Wut und Angst sind anti-politisch. Und wahrscheinlich unterscheidet das die nächste Generation von den ekligen Krakeelbratzen meiner Generation, die vor einigen Jahren anfingen, montags ostdeutsche Städte mit ihrer Wut zu zerstören. Dass sie, also die Kinder, politisch sind. Und dann auch noch weit politischer als die meisten, die Politik als Beruf haben. Wie beispielsweise den Kasper:
Und @c_lindner so: Wenn der Klimawandel meine Definition von Freiheit (reisen, rasen, fressen) bedroht, soll der weggehen.— @luebue ¯\_(ツ)_/¯ (@luebue) March 30, 2019
Abgesehen davon, dass sie ja noch was unterscheidet von den Krakeelbratzen: dass sie nicht Ernst genommen werden. Dass ihre Proteste keine Konsequenzen haben. Vielleicht müssen sie erst wütend werden. Könnte ich auch verstehen. Ebenso wie ich verstehen könnte, wenn sie in den Widerstand gingen und die Zukunft selbst durchzusetzen versuchten.
***
Als ich an den letzten Märztagen dann ein bisschen reinguckte in den Kongress, auf dem die Grünen über ihr neues Programm nachdachten, ist mir noch etwas aufgefallen. Von dem ich mir nicht ganz sicher bin, was ich davon halten soll – das aber im Grunde tatsächlich meine Erfahrung der letzten Jahrzehnte widerspiegelt. Ausgangspunkt war die Erkenntnis: Die beiden Vorsitzenden der Grünen haben Kinder.
Denn @ABaerbock so: Um die Freiheit meiner Kinder zu erhalten, müssen wir den Klimawandel aufhalten.— @luebue ¯\_(ツ)_/¯ (@luebue) March 30, 2019
Für mich war das, was Annalena Baerbock von ihrer Zeit in Paris mit dem Säugling erzählte, sehr berührend. Und Augen öffnend. Und kann der Kontrast zu den Handelnden der Regierung und zum Kasper vielleicht wirklich sein, dass sie Kinder hat?
Seit gestern frage ich mich, ob es Zufall ist, dass @OlafScholz @AndreaNahlesSPD @peteraltmaier und Merkel die Nicht-Politik der Nachlässigkeit machen, die sie machen. Oder ob das genau daran liegt.— @luebue ¯\_(ツ)_/¯ (@luebue) March 30, 2019
Die ersten Jahre, die ich Kinder hatte, war mein Eindruck ja immer, dass Kinder pragmatisch machen. Dass auf einmal auch ganz praktische Überlebensfragen in den Mittelpunkt rücken und nicht nur die großen Widersprüche der Welt.
Nur: heute ist radikal das neue pragmatisch. Weil wir nur so Zukunftsoptionen erhalten.— @luebue ¯\_(ツ)_/¯ (@luebue) March 30, 2019
Ich denke, dass zwei Dinge vor allem Menschen mit Kindern am Esstisch unterscheiden von denen, die keinen Alltag mit Kindern und Jugendlichen haben: Zum einen, dass mir klar wurde, wie rasend schnell sich Dinge verändern und verändern lassen. Und zum anderen, wie wichtig die nächsten zehn, zwanzig Jahre sind. Und heute, wo die ersten beiden der vier Kinder ihren Weg gehen und in die Städte gegangen sind oder in der Stadt geblieben sind, wo sie ihr Leben beginnen, noch viel mehr.
***
Toleranz endet mit z, sagt meine Liebste immer. Schon immer. Und damit hat sie schon immer Recht, denn sie ist recht weise. Zumal sie es von ihrem Vater hat, der recht weise ist.
Meine Toleranz jedenfalls endet. Ich bin nicht mehr bereit, die Nachlässigkeit oder den Kasperkram zu tolerieren. Im Grunde nicht einmal mehr, darüber mit denen zu diskutieren, die beispielsweise SPD, CDU oder FDP für wählbar halten. Mit ein oder zwei dieser Parteien werden die Grünen koalieren müssen auf absehbare Zeit, das ja. Aber das heißt nicht, dass ihre Politikverweigerung und ihre kinder- und empathielosen Ansätze toleriert werden müssen. Lustigerweise schrieb ich ja schon vor fast zehn Jahren darüber, dass meines Erachtens die beiden Hauptkonkurrentinnen um die Macht Grüne und CDU sein werden.
***
Und dann fällt den Leuten vom Fernsehen (das ist dies, was wie kaputtes Netflix ist) nicht mal auf, was sie für ein hübsches Symbol für ihre Verachtung der Kinder geschaffen haben, als sie nach Thunberg die nächste junge Frau mit einem SUV beglücken.
Würde es irgendjemanden wundern, wenn die Kinder doch noch wütend werden?
4.3.19
Aber doch nicht so!!1!11
Feminismus wäre voll super. Wenn die Feministinnen nicht so aggressiv wären.
Euren Erfahrungen von Ausgrenzung könnte ich bestimmt zuhören. Wenn ihr nicht immer sagen würdet, dass das was mit Rassismus zu tun hätte.
Dass ihr euch gegen den Klimawandel engagiert, ist voll cool. Aber nur, wenn ihr das Sonnabends tut.
Voice Policing ist eine besondere Art des Derailing. Und eine besonders blöde. Denn es lenkt nicht nur ab, sondern verweigert auch noch jede Auseinandersetzung. Zu verlangen, jemand solle gefälligst ruhig und besonnen sein, ist außerdem eine glasklare Täterinperspektive. Denn ruhig und gelassen und freundlich auf ein Problem hinzuweisen, muss sich jemand auch erstmal leisten können.
Tatsächlich ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass die Art, wie meine Generation, die gerade überall in Unternehmen, Medien und Politik "am Ruder" ist, mit dem Klimawandel umgeht, für die Generation meiner Kinder beängstigend ist. Und dass es sinnfrei erscheint, sich voll auf eine Zukunft vorzubereiten, die massiv in Frage steht.
Ok, auch für Menschen in meinem Alter gab es eine Zukunft, auch wenn wir eine Zeit lang in den 80ern nicht dachten, dass das so sein wird. Und ja, zumindest für die privilegierten unter den Kindern wird es wahrscheinlich auch eine Zukunft geben, weil erst andere Gegenden und Menschen dran glauben werden müssen. Aber das Argument, dass die Kinder – anders als die Generation ihrer Eltern – ihre Hausaufgaben gemacht haben, ist einfach wahr.
Was ich erlebe – am Esstisch, in Gesprächen mit anderen Eltern, in Erzählungen von Kindern –, ist, wie die Kinder untereinander diskutieren, wie sie die kritisieren, die tatsächlich nur auf einen Tag schulfrei setzen, wie sie über Klassenstufen und Schulen hinweg die besten Tage für Aktionen in ihren (Klein-) Städten herausfinden. In hunderten von mehr oder weniger kleinen Gruppen in Messengern und anderem Dark Social. Selbstständig, ohne uns.
Stattdessen: Voice Policing. Ablenken, ausweichen, nichts sagen.
Ich freue mich total darauf, dass diese Generation bei der nächsten Bundestagswahl ganz überwiegend wahlberechtigt wird. Denn ähnlich wie die sogenannten "Besorgten Bürger" werden sie (als ebenso wie jene bisher nicht Wählende) eine Stimme haben und eine Stimme suchen.
Na und? Hat uns das damals davon abgehalten, gegen die Schulentwicklungsplanung (SEPL) zu streiken oder gegen Blut für Öl auf die Straße zu gehen? Es ist ja nicht so, als wären die Kinder dumm und würden es nicht wissen. Ganz ehrlich, ihr Besorgten Bürger, ihr Journalistinnen und konservative Politikerinnen – das müsst ihr ihnen nicht sagen. Oder wenigstens danach mit ihnen auch inhaltlich sprechen. Oder besser noch: mal euren Hintern hochbekommen und entweder offen zugeben, dass euch der Klimawandel nicht wichtig genug ist und ihr nicht glaubt, dass sie Kinder Recht haben. Oder eben tatsächlich was tun und die richtigen Entscheidungen treffen.
Aber wo meine Generation versagt, ist, die Rahmensetzung so radikal zu ändern, dass die Generation meiner Kinder eine reale Chance auf eine Zukunft hat. Und das ist politisch.
Wie toll, dass die Generation meiner Kinder nun politisch wird und nicht nur persönlich bleibt.
Tatsächlich ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass die Art, wie meine Generation, die gerade überall in Unternehmen, Medien und Politik "am Ruder" ist, mit dem Klimawandel umgeht, für die Generation meiner Kinder beängstigend ist. Und dass es sinnfrei erscheint, sich voll auf eine Zukunft vorzubereiten, die massiv in Frage steht.
Ok, auch für Menschen in meinem Alter gab es eine Zukunft, auch wenn wir eine Zeit lang in den 80ern nicht dachten, dass das so sein wird. Und ja, zumindest für die privilegierten unter den Kindern wird es wahrscheinlich auch eine Zukunft geben, weil erst andere Gegenden und Menschen dran glauben werden müssen. Aber das Argument, dass die Kinder – anders als die Generation ihrer Eltern – ihre Hausaufgaben gemacht haben, ist einfach wahr.
Wow, was für eine Generation
Mich beeindruckt, wie, in welcher Geschwindigkeit und mit welcher Qualität die Kinder sich organisieren und ihre Argumente zusammen bekommen. Wie souverän sie in Radioberichten klingen, wie klar ihre Botschaften und wie einheitlich ihre Argumente sind. Kein Wunder, dass es für die Kanzlerin, bis sie jetzt zurück ruderte, zunächst fast wie von einer geheimnisvollen Macht gesteuert aussah. Kein Wunder, dass sich so rasant in Dark Social organisierende Gruppen für viele in meiner Generation wie eine Bot-Armee wirken.Was ich erlebe – am Esstisch, in Gesprächen mit anderen Eltern, in Erzählungen von Kindern –, ist, wie die Kinder untereinander diskutieren, wie sie die kritisieren, die tatsächlich nur auf einen Tag schulfrei setzen, wie sie über Klassenstufen und Schulen hinweg die besten Tage für Aktionen in ihren (Klein-) Städten herausfinden. In hunderten von mehr oder weniger kleinen Gruppen in Messengern und anderem Dark Social. Selbstständig, ohne uns.
Sorgen ernst nehmen
Was würde ich mir wünschen, wenn auf die Kinder von der Politik und im Management von Unternehmen so positiv reagiert würde, wie es die letzten Jahre war, wenn andere Menschen, die sagten, sie seien besorgt, Laut gaben und pöbelnd durch die Straßen des Ostens zogen. Wenn meine Generation wenigstens versuchen würde, zu sagen, wieso ihnen der Klimawandel nicht so wichtig ist wie anderes.Stattdessen: Voice Policing. Ablenken, ausweichen, nichts sagen.
Ich freue mich total darauf, dass diese Generation bei der nächsten Bundestagswahl ganz überwiegend wahlberechtigt wird. Denn ähnlich wie die sogenannten "Besorgten Bürger" werden sie (als ebenso wie jene bisher nicht Wählende) eine Stimme haben und eine Stimme suchen.
Konsequenzen
Vor allem ärgert mich das Voice Policing so sehr, weil es billige Selbstverständlichkeiten postuliert. Selbstverständlich bekommen die Kinder dafür unentschuldigte Fehlstunden. Selbstverständlich werden im Wiederholungsfall die Eltern informiert. Selbstverständlich kann das auch Verweise oder andere Konsequenzen haben.Na und? Hat uns das damals davon abgehalten, gegen die Schulentwicklungsplanung (SEPL) zu streiken oder gegen Blut für Öl auf die Straße zu gehen? Es ist ja nicht so, als wären die Kinder dumm und würden es nicht wissen. Ganz ehrlich, ihr Besorgten Bürger, ihr Journalistinnen und konservative Politikerinnen – das müsst ihr ihnen nicht sagen. Oder wenigstens danach mit ihnen auch inhaltlich sprechen. Oder besser noch: mal euren Hintern hochbekommen und entweder offen zugeben, dass euch der Klimawandel nicht wichtig genug ist und ihr nicht glaubt, dass sie Kinder Recht haben. Oder eben tatsächlich was tun und die richtigen Entscheidungen treffen.
Politisch und persönlich
Denn es ist beides. Ich kann, auch wenn es in den letzten Jahrzehnten sehr populär war, das zu tun, nicht einfach das Klimaproblem in den persönlichen Bereich delegieren. Ja, auch da kann und muss ich, muss meine Generation was tun. Und viele von uns tun da auch was. Sei es, dass wir vor längerer Zeit unseren Stromanbieter gewechselt haben. Sei es, dass wir als Unternehmerinnen Reisen vermeiden. Sei es, dass wir als Entscheiderinnen die Dienstwagenflotte unserer Unternehmen auf Elektroautos umstellen. Sei es, dass wir Plastik vermeiden.Aber wo meine Generation versagt, ist, die Rahmensetzung so radikal zu ändern, dass die Generation meiner Kinder eine reale Chance auf eine Zukunft hat. Und das ist politisch.
Wie toll, dass die Generation meiner Kinder nun politisch wird und nicht nur persönlich bleibt.
8.2.19
Mitgemeint
Ich führe seit einigen Jahren ein Experiment durch: Ich benutze in Texten ein generisches Femininum, nachdem ich schon lange, im Grunde seit Ende der 80er Jahres des letzten Jahrhunderts, in mündlicher Sprache fast immer und automatisch männliche und weibliche Formen benutze.
Und nach der Zeit, die inzwischen vergangen ist, würde ich sagen, dass die meisten Indizien dafür sprechen, dass das Experiment erfolgreich ist. Der Sprechfluss leidet nicht, wenn ich geschlechtergerechte Sprache verwende. Und die Verständlichkeit leidet nicht, wenn ich auf das generische Maskulinum verzichte. Zumal ich quasi keine Kunstneutrumworte verwende. Doch seit etwa einem halben Jahr erlebe ich eine Art Backlash.
Vor einiger Zeit habe ich ein Interview gegeben, Reporterinnen waren zwei junge Frauen. Wir sprachen rund eine Stunde - und weil ich es immer und automatisch mache (siehe oben), habe ich auch hier immer von "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" oder "Kundinnen und Kunden" und so weiter geredet. Das war auch nicht zu überhören; das interview wurde mitgeschnitten. Als ich die Ausarbeitung des Interviews bekam, war in meinen Antworten ganz konsequent nur von "Mitarbeiter" und "Kunden" die Rede. Das passierte mir ganz am Anfang meines Experiments häufiger. Manchmal wurde auch das große Binnen-I geschrieben. Was aber tatsächlich vorher noch nie passiert ist: Dass die Redaktion mit relativ großem Unverständnis reagiert hat. Ich schlug dann vor, dass entweder nur die weibliche Form verwendet wird (also ein generisches Femininum, wenn ihnen das andere zu umständlich oder zu lang sei) oder beide Formen, wie auch gesprochen. Und ich musste sehr lachen, als der Text dann zurück kam mit recht vielen relativ unbeholfenen Neutrumformulierungen. Mitarbeitende. Sie haben es nicht über sich gebracht.
Und in den letzten Monaten begegnet mir häufiger, dass insbesondere recht junge Männer irritiert sind, wenn ich generisches Femininum benutze. Dass sie sich mehr oder weniger aktiv fragen, ob sie mitgemeint seien. Dass sie sich in ihrer männlichen Ehre gekränkt fühlen (echt!), weil sie offensichtlich ja mitgemeint sein müssen, obwohl ich formal nur Frauen anzusprechen scheine.
Das wiederum finde ich total interessant. Denn zum einen ist es ja im Grunde eine Bestätigung meines Experiments – und der implizite Beweis, dass ein generisches Genus nicht eigentlich existiert. Und zum anderen ist für mich sehr erschreckend, dass sich diese Männer zwar angefasst fühlen – aber den Transfer nicht hinbekommen, dass es möglicherweise einigen Frauen ebenso gehen könnte, wenn sie ganz "natürlich" normalerweise ein generisches Maskulinum verwenden. Auch wiederum interessant. Und ein Zeichen, dass sie offenbar nicht erwachsen sind, sondern noch in der egozentrischen Phase eines jungen Jugendlichen stecken geblieben.
Bei noch wiederum anderen löst mein Schreiben Achselzucken aus. Und sie nehmen es als eine Schrulle hin. Das finde ich zwar etwas schade, aber gebe die Hoffnung nicht auf, dass es zumindest hinter meinem Rücken zu Gesprächen führt. Über Geschlechtergerechtigkeit; über richtige und falsche Wege, damit umzugehen; über Sprache als Konstruktionselement von Wirklichkeit. Und andererseits, um es mal ganz und gar smartassmäßig zu sagen: Ist das nicht das Tolle daran, Chef zu sein? Dass mir niemand eine Vorschrift machen kann, wie ich Sprache benutze, um Wirklichkeit zu verändern?
Und nach der Zeit, die inzwischen vergangen ist, würde ich sagen, dass die meisten Indizien dafür sprechen, dass das Experiment erfolgreich ist. Der Sprechfluss leidet nicht, wenn ich geschlechtergerechte Sprache verwende. Und die Verständlichkeit leidet nicht, wenn ich auf das generische Maskulinum verzichte. Zumal ich quasi keine Kunstneutrumworte verwende. Doch seit etwa einem halben Jahr erlebe ich eine Art Backlash.
Vor einiger Zeit habe ich ein Interview gegeben, Reporterinnen waren zwei junge Frauen. Wir sprachen rund eine Stunde - und weil ich es immer und automatisch mache (siehe oben), habe ich auch hier immer von "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" oder "Kundinnen und Kunden" und so weiter geredet. Das war auch nicht zu überhören; das interview wurde mitgeschnitten. Als ich die Ausarbeitung des Interviews bekam, war in meinen Antworten ganz konsequent nur von "Mitarbeiter" und "Kunden" die Rede. Das passierte mir ganz am Anfang meines Experiments häufiger. Manchmal wurde auch das große Binnen-I geschrieben. Was aber tatsächlich vorher noch nie passiert ist: Dass die Redaktion mit relativ großem Unverständnis reagiert hat. Ich schlug dann vor, dass entweder nur die weibliche Form verwendet wird (also ein generisches Femininum, wenn ihnen das andere zu umständlich oder zu lang sei) oder beide Formen, wie auch gesprochen. Und ich musste sehr lachen, als der Text dann zurück kam mit recht vielen relativ unbeholfenen Neutrumformulierungen. Mitarbeitende. Sie haben es nicht über sich gebracht.
Und in den letzten Monaten begegnet mir häufiger, dass insbesondere recht junge Männer irritiert sind, wenn ich generisches Femininum benutze. Dass sie sich mehr oder weniger aktiv fragen, ob sie mitgemeint seien. Dass sie sich in ihrer männlichen Ehre gekränkt fühlen (echt!), weil sie offensichtlich ja mitgemeint sein müssen, obwohl ich formal nur Frauen anzusprechen scheine.
Das wiederum finde ich total interessant. Denn zum einen ist es ja im Grunde eine Bestätigung meines Experiments – und der implizite Beweis, dass ein generisches Genus nicht eigentlich existiert. Und zum anderen ist für mich sehr erschreckend, dass sich diese Männer zwar angefasst fühlen – aber den Transfer nicht hinbekommen, dass es möglicherweise einigen Frauen ebenso gehen könnte, wenn sie ganz "natürlich" normalerweise ein generisches Maskulinum verwenden. Auch wiederum interessant. Und ein Zeichen, dass sie offenbar nicht erwachsen sind, sondern noch in der egozentrischen Phase eines jungen Jugendlichen stecken geblieben.
Bei noch wiederum anderen löst mein Schreiben Achselzucken aus. Und sie nehmen es als eine Schrulle hin. Das finde ich zwar etwas schade, aber gebe die Hoffnung nicht auf, dass es zumindest hinter meinem Rücken zu Gesprächen führt. Über Geschlechtergerechtigkeit; über richtige und falsche Wege, damit umzugehen; über Sprache als Konstruktionselement von Wirklichkeit. Und andererseits, um es mal ganz und gar smartassmäßig zu sagen: Ist das nicht das Tolle daran, Chef zu sein? Dass mir niemand eine Vorschrift machen kann, wie ich Sprache benutze, um Wirklichkeit zu verändern?
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