8.12.04

An meinen Mathelehrer

Lieber Herr Molter,

in der Zeit dieser Woche las ich erst gestern (weil es auf der Chancen-Seite versteckt war) den wundervollen Artikel von Gero von Randow über Mathematik. Und ja, es stimmt einfach: Mathematik ist die radikalste und schönste der Geisteswissenschaften.
Die Seite meiner alten Schule, auf der bei den Lehrern auch Ihr Bild ist, ist dagegen radikal unschön. Nein, eigentlich nur gruselig.

Ich habe nie rechnen können. Das kleine Einmaleins hat mein Vater mir in einem März Ende der 70er an der dänischen Nordsee bei steifen Winden brutalst einzubimsen versucht. Inzwischen geht es meist. Aber Mathe war immer mein Lieblingsfach. Sicher, meine Grundschullehrerin Frau Weiss hatte ihren Anteil. Aber die Liebe zur Eleganz und zur Radikalität haben Sie mir mitgegeben. Letzteres hat Ihnen nicht nur Freude gemacht, denn dass Sie mein Klassenlehrer waren, als ich den ersten Schulstreik organisierte und Kommunist wurde, war sicher nicht so toll für Sie.

Aber jetzt, wo ich von Randows Artikel gelesen habe, ist mir bewusst geworden, warum ich Ihren Unterricht so mochte (ganz anders als Physik bei Ihnen, da haben wir uns doch wohl alle gequält, Sie eingeschlossen, oder?). Dass ich bisher mein ganzes kurzes Berufsleben über fast immer an Innovationsprojekten gearbeitet habe, dürfen Sie sich mindestens zu einem Teil ankreiden. Und dafür danke ich Ihnen.

Und wenn übernächstes Jahr mein ältester Sohn vielleicht an die Schule kommt, an der Sie immer noch unterrichten: Bitte bringen Sie ihm auch Mathe bei. Rechnen kann er übrigens ganz toll. Und auch Schachspielen. Sie müssten sich also eigentlich verstehen.

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