26.10.06

Tödliches Mitleid

Das politische Werbevideo mit Michael J. Fox für die Stammzellenforschung geht seit mehreren Tagen durch Blogs und durch die Welt. Ich war irritiert und hatte mehr ein mulmiges Gefühl, als dass ich meine Bedenken direkt und klar benennen konnte. Das macht dafür heute Christiane in ihrem Blog, als sie über das Thema Mitleid schreibt:
Was mich viel mehr ärgert ist, dass mit Mitleid versucht wird, ein politisches Ziel zu erreichen. Wie sollen behinderte Menschen ernst genommen werden, wenn sich ein Schauspieler hinsetzt und signalisiert, sein Leben sei bemitleidenswert und deshalb müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, das zu ändern? (Christiane Link)
Diese Denkfigur ist wichtig und leider oft nur in der Fachdiskussion so klar zu finden. Als ich im Studium Klaus Dörners Tödliches Mitleid quer gelesen habe (meine Frau hat es genauer studiert, da es in ihr Fachgebiet fällt), war ich beeindruckt. Denn bis dahin hatte ich Mitleid auch kritiklos für positiv gehalten. Das aber ist es nicht. Sondern führt oft genug dazu, andere Menschen klein zu machen und für defizitär zu erklären.

Meine Erfahrung ist in den letzten Jahren, dass Mitleid meistens nur den Bemitleidenden hilft - nicht aber den Bemitleideten: Denn die einen bekommen ein reines Gewissen, weil sie ja Mitleid haben - und die anderen werden klein gemacht.

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