Es ist schon witzig. Während bei uns - zumindest unter den ja ohnehin latent zynischen Umdievierzigern - Menschen, die sich engagieren oder daran glauben, dass sich die Welt mit klitzekleinen Schritten vielleicht doch ein bisschen verbessern lässt, immer noch mit dem neoliberalen Kampfbegriff Gutmenschen diffamiert werden, entwickelt sich im weltweiten Maßstab genau dieses Thema zu einem der großen Trends, auf die Unternehmen und ihre Kommunikation Antworten finden müssen.
Vielleicht liegt es daran, dass wir in Deutschland einfach früher dran waren beispielsweise mit dem Umweltthema?
Ich finde diese kleinen Sachen spannend: TerraPass, eine Seite, die meinen individuellen Beitrag zum CO2-Ausstoß berechnet und mir Kompensationsvorschläge macht - also nicht mit der Keule und dem Ganzodergarnicht kommt, sondern konkret und engagiert und menschlich. Oder Free Hugs, ganz anders, aber eben auch ein Weg, die Welt besser zu machen, wenn man es partout schwülstig formulieren will.
Das alles bildet unser Lebensgefühl wunderbar ab: Dass es eben nicht in erster Linie um die großen, revolutionären Politikentwürfe geht, sondern um die kleinen Dinge in der direkten Nachbarschaft: Dass ich den Stromanbieter wechsele, dass ich einen Stuhl am Esstisch frei habe für die Freunde meiner Kinder, dass ich jemanden in den Arm nehme, der traurig ist oder etwas tolles gemacht hat. Nur echte Zyniker werden das unwichtig finden, oder?
...eigentlich passt das nur bedingt hierher, aber bei dem gerne strapazierten Begriff "Gutmenschen" fühlte ich mich bei einem Gedanken ertappt der mir heute beim Lesen eines Artikels in der "Businessnews" in den Sinn kam.
AntwortenLöschenZitat: "Rekordfund: Plagiate für 383 Millionen Euro ... darunter eine Million Paar Schuhe von Nike ...Puma...Adidas...
...die gefälschten Turnschuhe...wandern jetzt in den Schredder...wegen der großen Menge der Turnschuhe...drei...Firmen für Tage...beschäftigt. Der Rest... wird...in Spezialöfen verbrannt."
Was denkt der normale Gutmensch dabei, wenn er so etwas liest?
Hätte man für das Geld (monatelange Lagerung, aufwendige Vernichtung etc.) das Zeug nicht einfach wieder auf ein Schiff laden können und die Turnschuhe irgendwo in Afrika verschenken könen? Sicher ist Plagiaterie ein Verbrechen und nicht zu dulden, aber...
...wo doch nun menschliche Arbeitskraft und Rohstoffresourcen irgendwo in China bereits in diese Produkte geflossen sind...
...die Plagiateure und ihre Handlanger bereits durch die Beschlagnahmung und ggf. anhängige Verfahren bestraft sind/werden...
...hätte man die Waren nicht verwehrten können und am Ende etwas GUTES damit tun können?
Mich erinnert das an Apfelsinen ins Meer schütten... oder ähnliche Sauereien.
Thomas