Es ist ja nicht so, dass ich nicht geliebt werden möchte. Aber wenn man nicht mehr 25 ist, bekommt man tendenziell ein etwas entspannteres Verhältnis zu Vielem. Vielleicht hilft mir auch, dass ich nicht erst seit diesem Jahr ein Grenzgänger bin.
OK, damit beginne ich nun doch so etwas wie einen Rückblick auf dieses für mich extrem spannende und abwechslungsreiche Jahr. Dabei habe ich mir so fest vorgenommen, es nicht zu tun. Tststs.
Es war ein Skandal, als ich damals zu den Dudelfunkern ging. Ich saß in der Synode meiner Landeskirche neben Ortwin Löwa, dem Kulturchef der Hamburg-Welle (die damals noch keine Schlager spielte), einem erklärten Gegner des Privatfunks. Meine theologische Peergroup (in Hamburg rund um Dorothee Sölle und ihren Mann Fulbert Steffensky) hatte viel Zeit und Mühe drauf verwandt, zu erklären, warum das gar nicht geht. Ich bin trotzdem mit ihnen weiter gut ausgekommen - und das Grenzgehen machte Spaß und war sinnvoll.
Ähnlich habe ich das letzte halbe Jahr erlebt. Was auf außenstehende Groupies hin und wieder indolent wirkte, war vor allem dem geschuldet, dass ich keinem was beweisen musste - und dass mir meine Freunde und ihre Meinungen wichtig sind, nicht aber die aller selbsternannter Sittenwächter.
Konkret: Es gibt sie in jeder Gruppe, in manchen gehöre ich auch dazu - die Fundamentalisten, also die, die sich um die Fundamente kümmern. Das ist für mich, wer mich kennt, weiß das, noch kein Schimpfwort.
Und obwohl es großartige Journalisten gibt, die Artikel schreiben wie "feuern Sie Ihre PR-Agentur", obwohl es ein am Ende latent ausgelutschter Running Gag der media coffees war, die ich moderierte, dass das Verhältnis zwischen Redaktionen und PR-Leuten durch Praktikantinnenanrufe zerrüttet sei - die Realität spricht wie immer eine andere Sprache. Das ist gut so. Und das lässt Profis auf beiden Seiten auch so relativ entspannt sein.
So ist es nach meiner Wahrnehmung auch mit Bloggern: So wie es die "Kommunikatoren" gibt, die glauben, dass Spam-Kommentare hilfreich seien, gibt es die Blogger, die erstmal jeden PR-Fuzzi für einen schlechten Menschen halten. Dass es micht kalt ließe, wenn auch Leute, die mich kennen und mit denen ich bereits gemeinsame Schlachten geschlagen habe, so eine menschenverachtende Position beziehen, wäre gelogen. Es hat mich auch getroffen, als damals Genossen nicht unterscheiden konnten zwischen ihren Vorurteilen und ihre Erlebnissen mit mir. Aber weder das eine noch das andere wirft mich aus der Bahn oder bereitet mir schlaflose Nächte.
Das, was mir gerade als Grenzgänger wichtig ist und bleibt, ist, dass ich Haltung bewahre und sie einübe und ihr, wenn ich sie auch weiter entwickele, so doch in den Grundlinien treu bleibe. Es mag selbstgerecht klingen - aber ich habe den Eindruck, dass mir das zurzeit gelingt. Nicht nur deshalb freue ich mich auf das kommende Jahr und auf die Projekte, die wir vorbereitet haben und die nun starten werden.
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