24.2.05

Verlierer?

Es ist immer wieder davon die Rede, dass Simonis die Wahl am Sonntag verloren habe, dass die Wähler sie abwählen wollten. Diese Interpretation ist nicht überraschend, denn es sieht auf den ersten Blick ja so aus: SPD verliert enorm, Grüne stagnieren, FDP verliert verhältnismäßig genauso stark wie die SPD (!), CDU gewinnt enorm. Dennoch ist es falsch und wird durch Wiederholung nicht richtiger, selbst nicht, wenn ein so kluger und besonnener Mensch wie Björn das macht, dem ich sonst fast immer zustimmen kann. Dabei nicht:
mein erster Gedanke, als ich sah, wie sie in der Wahlnacht auf die Tatsache reagierte, dass der Wähler zwar gern einen Wechsel gesehen hätte, ihr der dann aber doch erspart blieb - wegen 70 (oder 700 ?) Stimmen und einer Kuriosität im schleswig-holsteinischen Wahlsystem (Björn)

Denn was nicht nur er dabei unterschlägt: Niemand, der SSW wählt in Schleswig-Holstein, käme auf die Idee, dass die nicht sozialdemokratisch seien. Sie sind es einfach durch und durch. Und das einmal anerkannt, hat das linke Lager über 48% bekommen, das rechte aber nur knapp über 46%. Nix Wahlverfälschung oder gegen den Wählerwillen.

Dazu kommt ja auch noch, dass der SSW eben anders ist als die dänische Mehrheit in Dänemark. Leute: Die haben gerade eine rechskonservative Regierung wieder gewählt, die sich von Kryptofaschisten dulden lässt und eine Menschenrechtspolitik betreibt, die gegen jeden EU-Konsens verstößt (mal von Italien abgesehen). Das ist nicht mehr das Bullerbü-Kuschelland, das auch Schweden nie war....

2 Kommentare:

  1. Anonym25.2.05

    Ich habe mit meinem Posting ganz sicher nicht sagen wollen, dass es irgendwie undemokratisch wäre, wenn sich Rot-Grün demnächst vom SSW tolerieren lassen würde. Ich weiss nicht, ob es politisch klug ist, aber rechtlich, moralisch etc. wäre es absolut in Ordnung.

    Wer etwas anderes behauptet, hat unser politisches System nicht verstanden: die Bevölkerung wählt ein Parlament, das Parlament wählt die Regierung und wer immer dort eine Mehrheit findet, hat den Job... so einfach ist das...

    Mir ging es aber um etwas ganz anders !

    Was mich ziemlich geärgert hat, war das Ausmaß an Eigenlob & Selbstzufriedenheit, welches Frau Simonis ab Sonntag, 23:52 Uhr überall zur Schau stellte. Das fand ich absolut unangemessen von jemandem, der um 23:51 Uhr noch seine politische Karriere am Ende sah. Stattdessen hätte ihr eine offene & selbstkritische Auseinandersetzung mit dem Wahlergebnis und der Bilanz der letzten 12 Jahre besser zu Gesicht gestanden. Ich finde, Anlass zum Jubeln gibt da ja nur sehr begrenzt...

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  2. ok, ja, da hast du Recht und das sehe ich auch so - wenigstens zum Teil: Ich kann diejenigen verstehen, die regelmäßig am Verzweifeln sind, wenn ausgerechnet die erfolgreichen Teile der Regierungspolitik von der eigenen Klientel nicht wahrgenommen werden.
    In Schleswig-Holstein also beispielsweise die enormen Erfolge gerade der letzten zehn Jahre in der Struktur- und Standortpolitik, der Clusterbildung und so weiter. Als jemand, der von außen auf das Land draufguckt, kann ich nicht wirklich erkennen, wie das besser hätte gemacht werden können (wohl aber, wie es deutlich schlechter hätte gehen können - nämlich mit den Mottenkistenrezepten der Neoliberalen von Union und FDP).
    Dass dann die Erleichterung, noch mal davon gekommen zu sein, zu dieser peinlichen Euphorie umschlägt, kann ich verstehen (und würden die meisten beispielsweise im Sport auch nicht so krtitisch sehen). Auch wenn es peinlich und ärgerlich ist.

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