10.2.05

Benehmen

Mich persönlich stört es nicht so sehr, weil ich offenbar (das hätte ich nicht gedacht) hinreichend uneitel bin und glücklicherweise das pdf vom w&v-Artikel (w&v 5/2005, Seiten 30-34) bei einem dubiosen Freehoster hinterlegt habe, um es im Blog einzubinden. Es verursacht also bei mir immerhin keine Kosten, wenn der eine oder die andere direkt darauf verlinkt, ohne die Quelle - also dieses Blog - zu nennen.

Aber das Verhalten vor allem einiger mehr oder weniger selbst ernannter Starblogger erinnert mich doch sehr an Jürgen Fliege (und das ist ähnlich irritiert und abwertend gemeint, wie es jetzt klingt). Den kenne ich ja schon ewig. Seit er noch als linksradikaler Theologiestudent und heftiger Lagastheniker von ein paar jüngeren Beamten in seinem Landeskirchenamt durchs Examen geschleust wurde - gegen den Widerstand der Leitung. Er war ein guter Typ: politisch, engagiert, mit guten Ideen. Dann hat er Kirchentag und Kinderkirchentag gemacht und war mitreißend. Und dann kam der Erfolg. Fernsehen, Radio, eigene Talkshow. Und es passierte mit ihm das, was Hape Kerkeling in diesem Film Witzigkeit kennt keine Grenzen beschrieben hat: Er wurde ein arrogantes Arschloch. Jedes Mal, wenn ich versucht habe, entweder ein Interview mit ihm zu führen oder auch nur ein Gespräch, war es schlimmer als beim Versuch davor (und das ging nicht nur mir so, sondern auch allen Kollegen, mit denen ich damals drüber gesprochen habe).

Es ist schon lustig, dass ausgerechnet einige von denen, die besonders laut über Contentklau schreien, sich in diesem Fall nicht die Bohne um Rechte oder gutes Benehmen scheren. Nur mal so als Hintergrund: Dies pdf aus w&v darf man gar nicht einfach so veröffentlichen. Ich habe beispielsweise mit Verlag und Redaktion die Nutzung vereinbart (also dass ich es hier und an einem weiteren Ort verwenden darf). Die einfache Einbindung des direkten Links aufs pdf stellt also eine klare Urheberrechtsverletzung dar, die ironischerweise weit eindeutiger ist als es im Fall Izzynews oder Madzia je war. Naja, kann mir egal sein, da ich es eindeutig benannt habe.

Die Frage der Höflichkeit und des Benehmens ist eine andere - und es ist wohl auch kein Zufall, dass die meisten Blogs, gerade die von so genannten A-Bloggern eher belächelten, sich an die Regel halten, eindeutig zu benennen, wo die Quelle ist und sie verlinken. Und ein paar mit hoher Einschaltquote haben das halt nicht nötig. Wie sagte Jürgen Fliege so nett?
Erteilen Sie einem Millionär mal ein Berufsverbot.

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