7.5.04

Werte

Wieder ist es die Zeit, die ausführlicher auf den Islam in Deutschland eingeht: Im Dossier dieser Woche spricht Richard Herzinger über den Islamismus - unter dem Titel Radikale Botschaft, sanft im Ton. Er hält allerdings den Fundamentalismus und den Dualismus von Welt und Werten für gefährlich, während ich die ganze Zeit dachte, dass er beschreibt, wie jede ernsthafte Religion sein sollte (und wie ich mir auch das Christentum wünsche): Klar, verwurzelt, Halt gebend.
Den Glauben daran, dass das, was man selbst glaubt, auch wahr sei, als gefährlich oder vormodern zu halten, ist wohl auch eher ein Zeichen von Nicht-Glauben. Zumal das Glauben von und an Wahrheit ja nicht automatisch zu Terror führt. Dafür ist schon mehr notwendig - unter anderem sicher ein allzu schlichtes Gemüt und in der Tat ein Ablehnen von Vernunft und Moderne.
Die monokausale Engführung von radikaler religiöser Haltung und Terror, die hier auch leicht anklingt, ist albern (was nicht die Gefahr einer realen Überschneidung verleugnen soll). Das wäre so, wie wenn die RAF die logische und einzig mögliche Fortsetzung von 68 wäre. Oder wenn der Stalinismus bereits in der (falschen) Analyse von Marxs und Engels Kapital eineindeutig vorgezeichnet wäre. Dahinter verbirgt sich doch eine merkwürdig mechanistische und damit auch wieder vormoderne Geschichtssicht, die jede Kontingenz verleugnet.

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