5.4.05

Vorbereitung auf die Podiumsdiskussion

Ich darf ja meinen Senf zu Hartz IV im Kommunikationsstau geben: Am Donnerstag um 19:00 Uhr in Berlin findet die entsprechende Podiumsdiskussion des djv statt.

Eine Einladung als pdf (130 KB) gibt es hier.

Nach dem Vorgespräch habe ich nun ein paar Punkte recherchiert und ein paar Linien angedacht. Als Hauptthese werde ich vertreten, dass nicht etwa die Krisenkommunikation ein Problem war (das war in der Ursprungsfassung der Diskussionsplanung eine Vermutung), sondern die Heilserwartung der Handelnden einerseits - und der Tunnelblick andererseits, der verhindert hat zu erkennen, dass das Thema Hartz IV hätte gesetzt werden müssen.

Sicher spielt dabei auch mein Erlebnis 2003 mit Bernd Rohwer, dem Wrtschaftsminister in Schläfrig-Holstein, eine Rolle, das mich zum ersten Mal so deutlich auf die Problemstellung hinwies. Sicher spielt auch eine Rolle, wie ich die absurde Diskussion um die Sparbücher empfunden habe, die von vielen Medien unter Ausblendung der Realität geführt wurde (mal ehrlich: Wer hat schon solche Summen, um die es da ging, auf einem Sparbuch????). Sicher war die Regierung in vielen Einzelaspekten getrieben (auch wieder so absurd und unverständlich die Kampagne gegen den Vezicht auf Doppelauszahlung des Geldes am 30.12./2.1.).

Dann bietet auch die erschütternde Untersuchung der Agentur Mann-beißt-Hund zur Nichtverständlichkeit von Pressetexten einen Aspekt, der vor allem die Mär von der Komplexität, die nicht gut kommuniziert worden sei, auf die Füße stellt - kommen doch die Pressemitteilungen aus dem Bereich Politik nicht umsonst besonders schlecht weg...

Schön aber ist auch diese Statistik:

In unserem Presseportal, das schon einen recht guten Ausschnitt aus dem darstellt, was so kommuniziert wird, sind zwischen 1.7.2004 und 1.1.2005 immerhin 385 Meldungen verzeichnet, die Hartz IV im Volltext haben. Wenn wir von den 300 Meldungen absehen, die von Medien kommen und auf deren Inhalte und Kommentare hinweisen, ergibt sich nach dem Auszählen der Auftraggeber dieses Bild:
Bundesregierung: 3
Bundesagentur für Arbeit: 1
BfA: 1
Städte, Kreise und Gemeinden: 4
CDU/CSU-Fraktion: 30

Sozialverbände: 18
Gewerkschaften: 1
Arbeitgeberverbände: 8
andere Verbände: 4

Wen wundert dann noch etwas? Zumal der eigentliche Gegner der Regierung und des Sozialstaates, die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft des Arbeitgeberverbanders Gesamtmetall, im gleichen Zeitraum nicht nur jede Menge redaktionelle Kooperationen hatte, sondern auch mit immerhin 9 Pressemitteilungen unterwegs war.

Pikant: Die Initiative gegen (oder für?) dicke Kinder, auch aus der Bundesregierung, wurde intensiver mit Agenda Setting begleitet als Hartz IV. Die Gesundheitsreform ohnehin. Vor allem, wenn man die Kommunikationsleistung von Ulla Schmidt und ihren Leuten (und Agenturen) mit der von Wolfgang Clement (und seinen Leuten und Agenturen) vergleicht, merkt man deutlich, wie leichtfertig und flusig Hartz IV begleitet wurde...

Wird bestimmt spannend am Donnerstag, sitzen doch Clements Sprecherin und die Sprecherin der Bundesagentur auch mit auf dem Podium.

1 Kommentar:

  1. Anonym5.4.05

    Na, werter Haltungsturner, da komm ich doch noch lieber, wenn einer meiner bevorzugt gelesenen Blogger mit auf dem Podium sitzt. Der Termin stand ohnehin schon auf der Agenda. (Auch als Neubloggerin ist mir nicht lange unbemerkt geblieben, dass die, die berufsmäßig mit Schreiben und Sprechen zu tun haben, dies auch gern in ihrer Freizeit und virtuell tun... Also nonvirtuelle Erstansicht des Kollegen Haltungsturner am Donnerstag. Frohes Diskutieren übrigens 'da oben'!)

    Ich stimme übrigens zu, dass das Haus Clement und das Haus Schmidt ziemlich gute Kommunikation und Agenturen haben. Ganz im Gegensatz zur BA und auch zum BPA, von denen man m.E. kaum offensive Kommunikation im Vorfeld von Hartz IV erlebt hat. Ein gelungenes Beispiel dafür, wie man's nicht machen sollte.

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