28.1.05

Pervers

Neulich gerade noch habe ich den vielleicht zweitunbeliebtesten Chefredakteur Deutschlands gelobt, da schreibt Stefan Baron doch wieder einen Kommentar, der erwartbar war: Nach einer peinlichen Selbstbeweihräucherung angesichts der Tatsache, dass er so wichtig sei, dass er schon immer in Davos dabei gewesen sei, kommt er auf den Punkt.
Irgendwann hatte ich keine Lust mehr, diesem entweder kleinmütigen oder verlogenen Schauspiel beizuwohnen, diesem Ja-aber-Kapitalismus die Ehre zu geben, der überall Einzug zu halten droht: Ja zu Privateigentum und Marktwirtschaft, aber nur mit den Adjektiven "zivilisiert" oder "gezähmt" oder "sozial verantwortlich" ? als handelte es sich dabei um atavistische, unsoziale oder unmoralische Dinge.(Baron)

Schon klar. Und dann formuliert er eine Reihe von Wünschen, die erfüllt werden sollten, bevor er wieder hinfahre und schließt:
Ich fahre erst wieder nach Davos, wenn ich dort nicht mehr gut verdienende Unternehmensführer laut darüber nachdenken höre, wie sie "etwas an die Gesellschaft zurückgeben" können. So als hätten sie dieser mit ihrer Arbeit etwas gestohlen.(Baron)

Abgesehen davon, dass die Teilnehmer in Davos nun sicher wahnsinnig geknickt sein werden, dass der Baron da fehlt (wie schaffen sie es überhaupt, noch in die Kameras zu lächeln ob dieser Schmach?), ist ja auch wirklich verwerflich und schade, dass nun so unwichtige Dinge stattfinden, über die heute die taz schreibt:
Am ersten vollen Konferenztag gestern stand Afrika im Mittelpunkt - auch dies eine Neuerung. Die Präsidenten Südafrikas und Nigerias gesellten sich zu Prominenten wie Bill Gates und Bill Clinton, um gemeinsam für mehr internationale Aufmerksamkeit für Afrikas Probleme zu werben. "Wenn das, was in Afrika geschieht, während wir sprechen, irgendwo anders auf der Welt geschehen würde, gäbe es einen solchen Aufschrei, dass die Regierungen sich gegenseitig überbieten würden, um etwas zu tun", meint der britische Premierminister Tony Blair. (taz)

Den Hinweis auf den Artikel der taz hab ich aus Picking.de

1 Kommentar:

  1. Hm, ja, ich denke auch Diekmann, denn der Baron ist wenigstens kultiviert. Außerdem muss ich aufpassen, denn vielleicht werde ich ihn bald bei einer Podiumsdiskussion moderieren. Markwort hatte ich komischerweise (komischerweise?) gar nicht auf der Rechnung, als ich das Wort unbeliebteste damals in zweitunbeliebteste abänderte...

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