Die wunderbare Kaltmamsell stellt in den Kommentaren zu einem anderen Thema die Frage, ob wir Protestanten eigentlich eine Hölle haben. Das ist ein weites Feld.
Es fängt schon bei den Protestanten an: Die Angelikaner sind ja halb katholisch. Nehmen wir also mal nur die Evangelen und lassen dann noch Baptisten und Sekten weg. Selbst dann wird und bleibt es ein entschiedenes Jein.
Die Reformierten - das sind die mit Calvin und Barth und so - kennen inzwischen keine Hölle mehr, sondern haben die so genannte All-Versöhnung, also die Vorstellung, dass alle Menschen in den Himmel kommen. Sehr populär so was.
Die Lutheraner - zu deren konservativem Flügel ich theologisch gehöre - kennen traditionell den Dualismus zwischen Himmel und Hölle, wobei es etwas umstritten ist, ob das Böse in Gott selber liegt (so meines Erachtens der späte Luther in de servo arbitrio, der Schrift gegen Erasmus von Rotterdam) und die Spannung also in ihm begründet, oder ob es einen Widersacher gibt, wie es auch die Katholen glauben. Jedenfalls glauben mindestens die konservativen Lutheraner daran, dass wohl jeder gerettet werden (und damit in den Himmel kommen) soll - dass aber Menschen, die Gott und sein Versöhnungswerk nicht für sich annehmen, durchaus ewig verdammt sind.
Wobei der von der Kaltmamsell konkret angefragte Fall davon nicht betroffen ist, da in lutherischer Vorstellung nicht nach den Werken, also dem, was ich tue oder lasse, gerichtet wird, sondern nach dem Glauben: Pecca fortiter sed fortius crede (Sündige kräftig, doch glaube kräftiger). Im Übrigen wird die Ehe, das nur am Rande, nach christlicher Vorstellung - und da sind sich alle Denominationen einig - im Himmel nicht fortgesetzt, sondern ist eine rein irdische Angelegenheit.
Vielen Dank! Aber: Watt is das bei den Protestanten kompliziert! Dass der Katholizismus da so praktisch schwarz/weiß ist, mit Hölle, Fegefeuer, Himmel, ist vermutlich sogar ein Teil seiner Anziehungskraft.
AntwortenLöschen