31.1.24

Reif

Schon lange interessiere ich mich nicht mehr für Fußball. Irgendwann kurz nach 2006 war das bei mir vorbei. So lange mein Großer noch spielte, war ich hin und wieder mal mit ihm irgendwo. Und so lange mein Opa noch lebte, habe ich das eine oder andere aus dem Augenwinkel verfolgt, weil ich mich darüber mit ihm, dem Fußballspieler, dem "Bomber von Barmbek", dem so sehr unter dem Niedergang des HSV leidenden, unterhalten können wollte. Dann hörte ich noch den 11-Leben-Podcast, aber da ging es ja nicht wirklich um Fußball.

Aber ich bin ja mit Marcel Reif aufgewachsen. Beckmann später habe ich ja wirklich gehasst als Kommentator, aber Marcel Reif war immer da. Zumindest fühlt es sich so an. Ich weiß ja nicht wirklich irgendwas darüber. Könnte nicht mal sagen, ob ich ihn als Kommentator gut fand, das waren ja damals keine Kategorien, in denen ich fernsah.

Heute, als ich seine Rede vor dem Bundestag las, wurde mir klar, dass ich wirklich gar nichts über ihn wusste. Vor ein paar Tagen war mir aufgefallen, aber eher so, dass ich dachte, ach, das wusste ich ja gar nicht, dass hinter seinem Namen stand, mit einem Komma abgetrennt, "der Sohn eines Holocaust-Überlebenden". Ich erinnere mich noch, dass ich irgendwie zuckte. Aber ich habe es nicht wirklich registriert. Bis die wunderbare Nicola Karnick heute diese Rede verlinkte und daraus zitierte. 

Was für eine Geschichte, was für ein Mensch, was für Worte. Es hat mich sehr berührt, das zu lesen, was er da gesprochen hat. Sehr. Und gibt mir Nahrung für Gedanken und Gefühle und Hoffnung und Zorn und Trauer und Freude für mehr als nur den Rest dieses Tages. Vielleicht auch gerade durch die Beiläufigkeit, in der diese Biografie in meinen Alltag hereinbricht.

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