4.1.24

Im Regen

Ja, ich weiß, dass diese Form von Regen und Überschwemmungen nicht überraschend oder unvorhergesehen kommt. Alles, was es zum Wasser in Norddeutschland zu wissen gibt, hat Lars Fischer ja aufgeschrieben. Wir haben auch auf zwei unserer Weiden jedes Jahr jeweils einen See. Die nutzen wir darum im Winter nicht.

Aber so ein irrer Tag im strammen Dauerregen ist dennoch selten bei uns. Vor allem nach einer Phase, in der ohnehin schon sehr viel Wasser da war. Interessanterweise war es gar nicht so übertrieben viel Regen, "nur" 33mm in 24 Stunden. Klingt mittelviel, wobei der letzte, nasse Monat auch nur insgesamt knapp 50mm gebracht hatte. Aber das Wasser fließt nicht ab. Und das, obwohl weiter unten ein gutes Stück des Flusses, zu dem der Bach, der durch unsere Weiden fließt, der Quellfluss ist, mit neuen alten Auen versehen und renaturiert wurde. Wir sind also relativ gesehen gut dran. 

In den Nachbardörfern war gestern richtig Land unter, eines der Dörfer liegt super ungeschickt in einer Senke zwischen den Feldern, die kein Wasser mehr aufnehmen konnten - und lief voll. Auch nicht das erste Mal, wir müssen uns auf die veränderte Verteilung der Niederschläge einstellen, siehe den Artikel oben.

Diese Trostlosigkeit drückt auf die Stimmung, wenn es nicht richtig hell wird und den gesamten Tag der Regen auf das Blechdach des Hauses fällt. Wenn die Pferde, die der Regen an sich nicht stört, denn sonst würden sie sich ja – die Möglichkeit haben sie bei uns – unterstellen, wenn die Pferde also aussehen, wie ein nasser Hund. Erstaunt bin ich jedes Mal bei solchem Wetter, wie langmütig sie dabei bleiben und dass sie nicht kalt werden. Islandpferde halt, bei denen bleibt ja auch der Schnee auf dem Fell liegen, wenn es kalt ist, weil sie so gut isoliert sind mit ihrem Unterfell.

Selbst auf dem Hügel, auf dem unser Hof steht, ist der Boden vollkommen aufgeweicht. Tiefe Furchen hinterlässt der Trecker selbst auf normalerweise befestigten Wegen. Das Wasser kann nirgendwo hin.

Tage wie diese machen mir deutlich, dass es längst nicht mehr in erster Linie um Klimaschutz geht. Sondern um Klimaanpassung. Und da sind wir, von der Kommunalpolitik bis hin zu Europa, noch schlechter als beim Klimaschutz. Und da sind wir ja schon unterirdisch und zum Verzweifeln. Aber wenn es Straßenzüge und ganze Dörfer gibt, die jedes Jahr überspült werden, bleibt es Wahnsinn, hier noch weitere Wohnhäuser zu bauen oder wieder aufzubauen. Oder – was allerdings ohnehin fast nur Zugereiste machen – mit Keller zu bauen.

Und jetzt kommt, bevor auch nur einer der Seen auf unseren Wiesen und Feldern abgeflossen ist, der Schnee.

1 Kommentar:

  1. Anonym5.1.24

    dieses hochwasser finde ich schrecklich und bin den menschen, die dort helfen, sehr dankbar. erschüttert bin ich darüber, dass die menschen nicht sehen wollen, dass eine verhaltensänderung not-wendig ist. einschränkungen entweder freiwillig, oder gezwungen. tempo 130 auf der autobahn würde sprit sparen, kommt nicht, flugbenzin besteuern nicht, usw.
    die bauern oder die lokgewerkschaft haben druckmittel, die kürzungen im sozialbereich(Bufti, hilfe in schulen...)kamen durch weil sich diese gruppen nicht wehren können. besteuerung ändern, grundsätzlich eine richtung auf gutes leben für möglichst viele menschen organisieren, das erwarte ich. eine mehrheit will anderes. ich hoffe, das wasser bleibt von euren pferden weg. liebe grüsse, roswitha

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