10.1.12

Wie Social Commerce jetzt endlich losgehen wird

Folge drei der Blogposts rund um meine sechs Ansagen für 2012. Denn Social Commerce kommt ja nun. Der erste Teil ging um den privacy divide und der zweite um Zielgruppen.
Von “Social Commerce” ist schon länger die Rede. Aber wenn damit nicht (und dann wäre es ja der falsche Name) ein Shop auf Facebook gemeint ist, sehen wir bisher sehr wenig (online), das anzeigen könnte, was denn dieses social am Commerce sein könnte. Es müsste ja etwas sein, das unsere (Online-) Beziehungen mit unserem Einkaufen verknüpft.

An sich ist “Social Commerce” (offline) ja völlig normal: Wenn ich mit meiner Frau oder meinen Kindern shoppen bin, dann ist das sehr social. Dann geben wir uns Tipps, entscheiden gemeinsam und reden über das, was wir uns ansehen. Das Besondere ist, dass wir dies synchron tun, also zur gleichen Zeit am gleichen Ort. Einige machen es auch am Telefon. Immerhin noch zeitlich synchron, wenn auch nicht mehr räumlich.

Online sah Social Commerce dann bisher meistens so aus, dass ich mir mit Freundinnen oder Kindern Links im Chat hin und her geschickt habe, hin und wieder auch per E-Mail, wenn jemand das noch nutzte. Oder dass ein Shop meine Aktivitäten auf Facebook postete und das dann Social Commerce nennt (was ich auch wiederum eher schräg finde, aber das ist noch einmal eine andere Geschichte).

Grundsätzlich sehe ich zwei Routen im Social Commerce für 2012:
  1. Die Verknüpfung meines so genannten Social Graph mit meinen Einkaufsaktivitäten (online und offline) - was vor allem dann ein Datenthema für die Anbieter von E-Commerce ist und eine Funktion im “Stream”, also meines Profils.
  2. Die Abbildung der Funktionen von “offline Social Commerce” mit Hilfe von Sozialen Netzwerken - was vor allem ein soziales und lebensweltliches Thema der Konsumentinnen ist.
Beide werden kommen. Beide könnten wir “Social Commerce” nennen. Aber für uns als Kommunikatorinnen deutlich spannender ist dabei sicher die zweite Route. Denn die Chance ist hier, das, was bisher synchron (beim Shoppen oder am Telefon) bestens funktionierte, online und asynchron “nachzubauen”. Die eigentliche Stärke sozialer Netzwerke ist ja genau, dass sie uns asynchron soziale Interaktion ermöglichen, die vorher nur synchron möglich war. Dies nun auf Commerce und Shopping zu übertragen, ist ein überfälliger und naheliegender Schritt.

Die ersten neuen Anwendungen dieser Form von Social Commerce sehe ich darum in diesem Jahr dort, wo Menschen ihre Freundinnen um Rat fragen werden, wenn sie shoppen. Wo sie Optionen überprüfen, Links teilen, Votings einholen, nach Ideen fragen. Sicher vor allem zuerst auf Facebook, aber dann auch mit Twitter oder einem Blogpost oder - ganz klassisch - mit einer E-Mail-Einladung.

Am Ende ist es ähnlich wie das, was KLM mit Social Seating probieren will: Etwas, das ich früher nur im “richtigen Leben”, in der Kohlenstoffwelt, mit einigen wenigen engeren Bekannten machen konnte (hier: wenn wir gemeinsam einchecken), wird ausgeweitet und davon abgekoppelt, dass ich mit meinen Freundinnen oder Bekannten zur gleichen Zeit oder am gleichen Ort eine Aktion durchführe.

E-Commerce “social” zu machen, ist insofern naheliegend. Denn damit schließt er endlich in einem weiteren Punkt zum Kohlenstoff-Shopping auf. Je mehr die Onlinezeit meiner Freundinnen wächst, desto schneller werde ich Feedback auf meine Fragen bekommen, desto eleganter wird sich eine solche Funktion in meinen Einkaufsprozess eingliedern. Nicht in Echtzeit (dies war, so denke ich, der “Fehler” der ersten Ideen rund um Social Commerce - dass sie eher so etwas wie Shared Browsing, also gleichzeitiges, synchrones Surfen und Einkaufen versuchten), denn das ist nicht nötig und im Übrigen ja überhaupt und grundsätzlich überbewertet. Aber in immer kürzer werdenden Zeitfenstern.

Soziale Interaktion über Onlineplattformen wird auch und nicht zuletzt so immer mehr in den Alltag von immer mehr Menschen einsickern. Die Unterscheidung von online und offline, die für viele von “uns”, die wir schon lange und schon intensiv in diesen Medien unterwegs sind, länger nicht mehr existiert, wird so für weitere Gruppen irrelevant. Social Commerce in dieser Form fügt sich so nahtlos in Entwicklungen ein, die wir auch anderswo beobachten - und treibt sie zugleich voran.

Und nein, es werden nicht nur Ebay (Kunde) und Amazon sein, die dieses einführen.

2 Kommentare:

  1. spannendes thema. effektives marketing und erfolgreicher vertrieb leben von guten ideen und einer vitalen mechanik. der direkte dialog mit kunden und potenziellen kunden ist – zumindest hier, im social web – noch eine junge disziplin. umso wichtiger ist der austausch darüber. darum freuen wir uns über jeden, der diesen dialog professionell bereichern möchte in unserer gruppe auf facebook, die genau dieses thema abdeckt:

    https://www.facebook.com/groups/newsocialcommerce

    Wir freuen uns über jeden interessierten.

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  2. Mein Gott wie ich das hasse, wenn das Internet ins real life "leakt" ;)
    Klar wird es sich mehr und mehr vermengen aber ich denke, dass es auch zugleich mehr und mehr Menschen geben wird, die dazu zurecht radikal "nein" sagen werden.

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