10.8.07

Ein Jahr edel, Mann

okok, schon zehn Tage her, dass ich seit genau einem Jahr bei Edelman in Deutschland begonnen habe. Ein rasantes Jahr, das mich verändert hat.

Die Veränderungen sind nicht nur beruflich bedingt, sondern auch privat - dass kurze Zeit später meine Liebste ihre Vollzeitberufsausbildung fortgesetzt hat, wir uns insgesamt nach meiner unterwöchigen Berlinepisode neu zurecht schütteln mussten, ein Au-Pair aufgenommen hatten, den ersten Wechsel auf die weiterführende Schule bewerkstelligten (gerade steht der zweite an und ein weiterer Wechsel vom Kindergarten in die Vorschule), ein Pferd gekauft haben, hat uns ohnehin auf Trab gehalten.

Auf der Grenze zwischen privat und beruflich liegen die Sachen, die mit dem Bloggen zu tun haben - die Freundschaften, die neu entstanden sind, die Freundschaften und Beziehungen, die endeten, ob laut oder leise, manchmal auch nicht ganz ohne Schmerzen.

Aber zu einem Jahr Edelman gibt es dennoch viel zu sagen...

Für mich war die Entscheidung, zu Edelman zu gehen, mit einer Restunsicherheit verbunden. In den Jahren vorher hatte ich viele PR-Agenturen gesehen und ein hmmm gemischtes Bild von ihnen, um es mal vorsichtig zu formulieren. Ein bisschen aufgeregt und unsicher habe ich also Anfang August angefangen - und bin gleich herzlich aufgenommen worden und habe mich seitdem jeden Tag wohlgefühlt im Team, mit der Arbeit und den Kunden. Danke dafür. Ich bin am richtigen Ort.

Der wichtigste Schwerpunkt des letzten Jahres war sicher das, was ich mal halbironisch Evangelisation genannt habe. Ich habe nicht nachgezählt, wie viele workshops und Vorträge ich intern, bei Kunden, bei Partnern und auf Tagungen insgesamt gegeben habe. Es waren viele. Meine eigene Einschätzung dessen, was relevant ist und für wen was relevant sein könnte, hat sich dabei verändert. Verkürzt gesagt, bin ich ein noch größerer Anhänger des Long Tail geworden.

Das mag auch einer der Gründe sein, warum so wenig von dem, was ich hier tue, unmittelbar "draußen" zu sehen ist. Viel findet hinter geschlossenen Türen statt, viel fließt in bestehende Projekte ein, nur sehr selten kommt es dazu, dass wir einem Kunden beispielsweise zu einem Blog raten (was überraschen mag, da ja doch der eine oder die andere meine Aufgabe eher als alle zum Bloggen bringen interpretiert hatte - sie ist aber, die Gespräche, die das Ziel von PR-Arbeit ohnehin immer sind, online ebenfalls anzustoßen, zu beobachten und an ihnen teilzunehmen).

Eine harte Zeit begann fast sofort im Herbst. Einerseits ganz klar Fehler und Unzulänglichkeiten, die wir gemacht haben, andererseits aus heiterem Himmel der Tod einer Kollegin, der uns aus der Spur geworfen hat. Alles wirkt bis heute nach.

Andererseits hat sowohl Wal Mart als auch Technorati einen Lernprozess ausgelöst. Bei mir, bei uns als weltweitem Onlineteam, bei den Kolleginnen und Kollegen, die noch nicht so tief drin waren im Thema. Auch wenn ich auf beide "Fälle" gut hätte verzichten können, ist der Prozess, der mit ihnen begonnen hat, wichtig für uns und - da bin ich mir sicher - für die PR-Branche insgesamt. Ein Nebeneffekt war anstrengend, aber unvermeidbar: Spätestens ab Oktober standen wir unter besonderer Beobachtung unserer Kritiker und der Kritiker von PR insgesamt. Unser Selbstverständnis, eine hohe Transparenz über unsere Rolle in Programmen zu schaffen, die wir mit Kunden beispielsweise im Social Media Bereich machen, hat uns über das Maß sichtbar gemacht, das PR-Firmen für ihre Rolle anstreben - normalerweise bleiben wir ja eher im Hintergrund. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen.

Inzwischen schon fast normal für uns ist das, was wir mit Online Conversations anbieten. Ich denke, ich kann sagen, dass das erste Jahr ganz gut geklappt hat - und in den nächsten Monaten werden auch weitere Projekte, an denen ich intensiv mitgearbeitet habe, "draußen" sein. Darauf freue ich mich. Dass Ausbildung und das Beobachten und Einschätzen von Trends (und ihre Umsetzung in Kundenprojekte) weiterhin im Zentrum meiner Arbeit steht, ist klar. Dass beispielsweise ein Kunde mit Twitter experimentiert, gehört dazu...

Ich freu mich auf das nächste Jahr. In der nächsten Woche bin ich erst einmal unterwegs und besuche meine Kollegen in New York und Chicago.

1 Kommentar:

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