19.6.07

Kein Wunder

Manchmal wundere ich mich überhaupt nicht, dass das mit der Schule so ist, wie es ist. So mühsam und so - hmm - gestaut. Wenn den jungen Wilden schon in der Ausbildung jede Motivation genommen wird. Wenn praxisfern theoretisiert wird. Wenn es von Anfang an so schwerfällig ist.

Wen wundert da noch, dass viele Lehrerinnen und Lehrer schon halb ausgebrannt anfangen, wenn sie dann fertig sind? Nein, da wollte ich nicht tauschen.

Ich erlebe Schule ja jetzt wieder von Innen - als Mitglied im Elternrat und Beobachter dessen, was meinen beiden Großen passiert. Und von Weitem über Familie und Freunde, die in Schulen arbeiten.

Irgendwas läuft das gewaltig schief - von der Ausbildung angefangen über die Arbeitsorganisation bis hin zum "Reform"tempo. Mein Eindruck ist, dass es eher eine Systemfrage als eine der persönlichen Leistung einzelner Kollegen ist. Und wenn dann die Lehrer, die ich als Vater als besonders toll erlebe, auch besonders umstritten unter Eltern sind, dann wird mir klar, wie sehr gerade wir Eltern ein weiterer Belastungsfaktor sind. Selbst wenn wir keine Psychopathen sein und den Lehrerinnen unserer Kinder nicht mit Schlägen drohen sollten...

Ich denke, es wird wirklich Zeit für einen radikalen Systemwechsel, denn das fünfgliedrige Schulwesen kann nicht mehr.

4 Kommentare:

  1. Anonym19.6.07

    Mein herzliches Beileid zur Mitgliedschaft im Elternrat. Ja, irgendwas läuft mit der Schule schief. In den letzten Jahren hat sich Schule bis zur Unkenntlichkeit verändert. Das Klima ist deutlich schlechter geworden. Der Druck auf die Schüler (aber auch lehrer und Eltern) hat sich erhöht. Man hat den Eindruck alle handeln in "Sachzwängen" und keiner hat den Mut den gordischen Knoten zu durchschlagen. Alleine, das was die hamburger Schulbehörde in den letzten zwei Monaten an Unsinn und Unruhe mit den Vergleichsarbeiten reingetragen hat, ist reiner Blödsinn. Das Schulsystem gehört reichlich entrümpelt!

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  2. ach nein, das mit dem Elternrat ist schon ok, habe ich mir ja ausgesucht ;-) Ist mein altes Gymnasium und mit dem heutigen Schulleiter habe ich als Schüler oft auf der gleichen Seite der Barrikaden gestanden.

    Aber sowohl die Selbstorganisation der Leitungen, die ich erlebe und von denen ich höre, als auch die Prozesse in der Behörde scheinen mir ebenso jeder Beschreibung zu spotten wie die Ausbildung der Referendarinnen.

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  3. Anonym20.6.07

    Also ein bisschen präziser bin es vom Haltungsturner schon gewohnt.

    Worum geht es?

    Um die schlechte materielle Versorgung der Schulen (die Gebäude / Klassen hier bei uns sind in einem katastrophalen Zustand)?

    Um die zunehmende Anzahl von staatlich finanzierten Privatschulen (unser Bremer Bidlungssenator hat die Stirn, seine beiden Kinder in eine Privatschule zu schicken - jeder hat das Recht dazu, aber nicht der Bildungssenator)?

    Um das durchschnittliche Lehreralter von ca. 55 Jahren (die alle auf frühzeitige Pensionierung hoffen, weil sie wirklich gar sind)?

    Um die Restschule der Nation (Hauptschule)?

    Um den in bestimmten Gegenden überproportionalen "Ausländeranteil" unter den Schüler von bis zu 90%)?

    Um die Unterrrichtsversorgung von 98,3% an niedersächsischen Schulen (abzüglich kranke Lehrer, Lehrer auf Fortbildung, Lehrer auf Klassenfahrt usw. = real < 90% Versorgung)?

    Um faktische Unkündbarkeit von Lehrern - und seien sie noch so unfähig oder willig?

    Um die groteske Ausstattung mit modernen Lehrmittel (PC-Klassen)?

    Um zu große Klassen (meine ältere Tochter teilt die 9. Klasse Gym mit 34 anderen Schülern)?

    Um das (völlig veraltete) Curriculum?

    Oder wie? Oder was?

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  4. Anonym20.6.07

    Es geht auch um alles, was K.Heidtmann benannt hat. Aber all dies ist doch eine Auswirkung des "Systems Schule". Dabei mache ich hier keine Unterschiede zwischen Hamburg oder meinem BaWü. In Entscheidungsstrukturen, die ohne grundlegende Reformen nahezu aus dem Kaiserreich in die heutige Zeit herübergerettet wurden, sind nach meiner Einschätzung wenig konstruktive Reformen möglich. Wenn Loyalität alles ist und kritisch konstruktive Auseinandersetzung schon als Loyalitätsbruch definiert wird, dann produzieren steile Hierarchien ineffektive Entscheidungen. Das sind Beobachtungen, die ich hier in BaWü sowohl als Vater, als auch aus der Außenperspektive gemacht habe.

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