20.6.06

dünnhäutiger Dickhäuter

Vor auf den Tag genau acht Wochen habe ich darüber geschrieben, warum mir Thomas Leif unsympathisch ist. Ich hatte ihn ja auf einer an sich sehr guten Tagung des Netzwerks Recherche kennengelernt getroffen. Gestern nun hat er mich angerufen.

Das finde ich zunächst einmal gut. Denn es ist das, was ich in meinen Seminaren immer wieder sage: Wenn euch jemand anpinkelt oder ihr mit etwas nicht einverstanden seid, ruft an, schreibt eine Mail, nutzt IM - aber redet! Und schlagt nicht gleich zu. Insofern: Respekt, Kollege Leif, das macht Sie mir sympathischer. Und dieser Eintrag ist also das direkte Resultat des Gesprächs, denn da er sich durch jenen Beitrag damals nachhaltig desavouiert und - so Leif wörtlich: - diskreditiert fühlte, habe ich ihm versprochen, ein bisschen was zu präzisieren oder richtigzustellen.

Vorab aber eine für mich sehr spannende Erkenntnis. Unter meinen wenigen hundert regelmäßigen Lesern sind offenbar massenhaft FOT*, vor allem aus dem engagierten kirchlichen Umfeld. Denn von dort, so klagte er, bekomme er ganz, ganz viele Bemerkungen, was für ein schlechter Mensch er sei, weil er auf Tagungen Referenten quäle. Mein Beitrag jedenfalls stelle ihn in ein schlechtes Licht und beschädige ihn. Das ist doppelt spannend, weil die Stelle, auf die er sich damit bezieht - wenn ich mich mal selbst zitieren darf - lautet:
Die Tagung war nett, auch wenn Leif mir insgesamt etwas aggressiv moderiert hat, aber mir wird bei Moderationen ja auch oft vorgeworfen, ich sei zu zahm, ist also Geschmackssache (ich am 25.4.).
Das hielte ich persönlich nicht wirklich für eine den Menschen als bösartig abqualifizierende Beschimpfung, aber gerne weise ich hier noch einmal darauf hin, dass es eine solche weder sein soll noch sein will noch so verstanden werden möge.

Andererseits finde ich das Muster interessant, nach dem auch Leif argumentiert hat - und das mir immer wieder begegnet: Wenn jemand nicht gut findet, was ich sage, denke oder schreibe, wird anstelle von Argumenten sehr oft vorgebracht, dass ausgerechnet ich als Theologe doch und überhaupt und so weiter.

Eines aber nehme ich zurück: Das mit der Beleidigung. Zwar war es in dem Moment, als er mich wiederholt Jürgen Fliege nannte, für mich sehr beleidigend, aber er hat mir gestern glaubwürdig versichert, dass es als Kompliment gemeint gewesen sei und sich "auf eine gewisse rhetorische Opulenz" bezog, die er bei uns beiden wahrgenommen hatte.

Nun denn:
Ich bin Ihnen, Thomas Leif, nicht nachhaltig böse. Und ich nehme ausdrücklich Ihre Entschuldigung an. Und selbst wenn ich Ihren Journalismusbegriff nicht teile und altbacken finde, habe ich Respekt vor der Arbeit des Netzwerks und in ihm auch gute Freunde.

* FOT = Friends Of Thomas (Leif)

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