An sich habe ich als langjähriger Grenzgänger zwischen Journalismus und PR die Diskussion um den bigotten Medienkodex des an sich sympathischen Netzwerk Recherche mehr mit Amüsemong denn mir Anteilnahme verfolgt. Auch in Blogs hat der Superjournalist Thomas Leif da ja genug Fett wegbekommen, zuletzt auch noch mal, als Thomas Knüwer sein Gespräch mit Wagner gesehen hat...
Bei all dem hat mich aber vor allem irritiert, warum ich das so von ihm erwartet habe und warum ich ihn nicht mag. Heute morgen, als ist dann endlich mal die Auseinandersetzung Leifs mit dem Blatt V.i.S.d.P. las, fiel es mir wieder ein: Er hat mich mal richtig schlimm beleidigt - und hielt das wahrscheinlich sogar für witzig.
Und das kam so:
Ich war Teilnehmer und Referent bei der Tagung des Netzwerks zu Onlinejournalismus. Die Tagung war nett, auch wenn Leif mir insgesamt etwas aggressiv moderiert hat, aber mir wird bei Moderationen ja auch oft vorgeworfen, ich sei zu zahm, ist also Geschmackssache. Zuerst habe ich dann geflissentlich überhört, als er mich immer wieder mit Jürgen Fliege ansprach und anmoderierte. Irgendwann sprach ich ihn in einer Kaffeepause darauf an, und er meinte, ich sei doch schließlich Theologe und hätte so eine Art des Auftritts. Später hörte ich, dass ihn sehr irritiert habe, dass ich als geübter Vortragender zu sehr professionell präsentiert hätte. Naja.
Was er nicht wissen konnte, ist, dass ich Jürgen Fliege dafür einfach zu lange kenne und zu viel über ihn weiß, um diesen Vergleich nicht als bewusste und massive Beleidigung und einen Schlag unter die Gütellinie zu empfinden. Denn abgesehen von einem wirklich guten Spruch ("Erteilen Sie mal einem Milionär ein Berufsverbot", als eine Broschüre eingestampft wurde, in der er sich kritisch über die EKD geäußert hatte) ist es ja leider so, dass Fliege offenbar Pate für Hape Kerkelings Film Kein Pardon gestanden hat. Und das nach seinen Anfängen als linker Rebell und Star der Kinderkirchentage.
Leif jedenfalls hatte ab diesem Zeitpunkt bei mir verloren. Ich habe, bei aller Sympathie für gepflegten Zynismus, wohl nicht seiner Art von Humor.
UPDATE 20.6.2006:
Ich bitte darum, ausdrücklich auch die neueren Entwicklungen und das Gespräch mit Thomas Leif zu beachten, das ich am 19.6.06 geführt und dann auch gleich dokumentiert habe!
Oho, Du kennst den Fliege? Ich hab bei ihm eine Zeitlang im Kindergottesdienst-Team mitgemacht. Er hat an unserer Schule die Gottesdienste gemacht (soweit das an unserem Nonnenbunker möglich war), und ich habe ihn oft in Aldenhoven predigen hören. Ich kenne ihn also noch in seiner besten Rebellenzeit. Mir scheint, ich kann froh sein, daß die Bekanntschaft schon mehr als 20 Jahre zurückliegt!
AntwortenLöschenLila
Ja, wobei meine auch schon fast zehn Jahre her ist. Und irgendwie lustig, wie da wieder einmal biographische Linien sich in einer Schnittmenge finden, ohne sich zu berühren :-)
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