23.1.08

DLD08 Rückblick

Diese Woche bin ich nur unterwegs, heute in Brüssel, ab morgen in Madrid - und bis gestern auf dem DLD in München. Darum auch nur kurz ein erstes Resumee.

Ich hab den DLD am Montag internationales Familientreffen genannt - und das macht an ihm auch wirklich Spaß. Mal nicht (nur) mit den üblichen Verdächtigen zusammenzutreffen, sondern auch Leute mit Ideen, die sie wirklich umsetzen und von denen sie mit Begeisterung sprechen. Ähnlich wie Mark habe auch ich nur wenig vom "offiziellen" Programm mitbekommen, was eben daran lag, dass ich viele, viele gute Gespräche geführt habe und teilweise auch auf dem Boden sitzend arbeitete....



Aber die Mischung aus Web-Themen mit Kultur und der Kultur der Medien hat es mir wieder angetan. So saß ich in einem sehr spannenden Panel zu räumlichen Künsten (irgendwie so würde ich es zu beschreiben versuchen) und habe unter anderem versucht, den extrem anregenden Ausführungen des Komponisten Hector Parra zu folgen, der sein Modell der räumlichen Musik erläuterte. Und ich habe dabei gemerkt, dass es eben doch schon fünfzehn Jahre her ist, seit ich mich intensiver mit zeitgenössischer Musik beschäftigt habe.

Oder der begeisternde, wenn auch etwas effekthaschende Vortrag von Shai Agassi über den Versuch, Israel vom Öl loszubekommen - zumindest für den Verkehr.

Für mich ist der DLD weiterhin die inspirierendste Tagung, die ich besuche. Und gut, dass sie gleich am Anfang des Jahres ist.


Blogged with Flock

21.1.08

Familientreffen, international

OK, die meisten Podien sind nicht ergiebig (obwohl das eben über Markets of Mobility ganz interessant war, auch zwischen den Zeilen). Aber dafür gefällt mir beim DLD immer wieder die Mischung der Teilnehmenden: Nicht nur die üblichen Verdächtigen rund um das Social Web, wenn auch ein bisschen internationaler, sondern auch Kollegen aus Agenturen udn Unternehmen und einige Kreative (im Sinne von Kunst, nicht von Kommunikation).

Das Konzept, den Vortragsraum immer hoffnungslos überfüllt zu halten und so dieses Jahr auch den "Kontakthof" immer voll sein zu lassen, macht es merkwüdigerweise fast gemütlich.

Insofern als erstes Zwischenfazit (kleine Häppchen sonst immer mal wieder bei Twitter): Inspirierend, viele Gespräche, wenige Stühle.
Blogged with Flock

17.1.08

To a Friend in Pain

Oh my god, my friend, that was terrible news about your family I got today - something noone with children wants to think of although we all know families in this situation. All problems I might have are ridicolous small when I hear of this. And this brings real priorities back to mind. Some things I really care more for than for others.

I will include you and your family in my prayers and really hope you will be able to deal with this situation. If or when I can do anything for your or your loved ones - give me a call, will you?

I am thinking of you. And I am here.

Mein lieber Freund, völlig unerwartet und um so schrecklicher war, was du mir heute geschrieben hast. Etwas, über das niemand mit Kindern auch nur nachzudenken wagt, auch wenn wir alle Familien kennen, in denen es passiert ist. Alles, was ich in den letzten Tagen an Problemen zu haben glaubte (und ich dachte, das waren welche), wirkt auf einmal lächerlich klein im Vergleich zu dem, womit du zu tun hast. Es rückt bei mir die Prioritäten zurecht - und lässt mich daran denken, was (mir) wirklich wichtig ist.

Ich werde für dich beten und das nicht nur heute Nacht, wenn ich endlich ins Bett komme. Und ich hoffe so sehr für dich, dass ihr mit dieser Situation umgehen könnt und daraus kommt. Wenn ich irgendetwas für dich oder die deinen tun kann, sag es mir bitte, ok?

Ich denke an dich und bin hier, wenn du mich brauchst.

Blogged with Flock

15.1.08

Ronald Koch hat keine Angst vor Innovationen

Ronald Koch hat keine Angst

Sehr hübsch, oder? Das wurde mir in den letzten Tagen mehrfach zugeschickt, kursiert also offenbar gerade. Und bringt den Irrsinn auf den Punkt.

Update: Wie ich inzwischen gefunden habe, scheint das Bild erstmals vom Spiegelfechter gepostet worden zu sein, von wo es möglicherweise die Leute, die es mir zuschickten, genommen haben. Darum noch die credits nachgeschoben. Sorry dafür.

Blogged with Flock

Modeirritationen

Ich bin irgendwie fast froh, dass mir die Modeirrungen der Kinder und Jugendlichen bisher erspart bleiben (und ja, ich habe keine Sorge, das wird noch kommen). Aber bei den ersten Freunden meiner Kinder erlebe ich etwas, das mich irgendwie irritiert. Und als ich am Wochenende in Hamburgs in geschmeidiger Ghettorandlage einer sehr gemischten Wohngegend gelegenen Eissporthalle war um mit einem meiner Patenkinder Schlittschuh zu laufen, war es geradezu ein Massenphänomen bei jungen Jugendlichen.

Die merkwürdige Kombination zweier Kleidungsstücke, die in meiner Jugend in den 80ern zwar auch schon getragen wurden - aber nie von den gleichen Leuten. Denn wer ein Palituch trug, wollte tendenziell mit den Typen in Fliegerjacken nichts zu tun haben. Da ich auch damals schon ein Spießer war, der links fühlte, das aber nicht modisch auslebte und außerdem irgendwie ein paar Jahre den verzweifelten Versuch unternahm, unbedingt - und wenn auch am Rande - zur Popper-In-Clique dazuzugehören (in der damals dann die Fliegerjacken bei einem Teil aufkamen; dem Teil, der die Kragen seiner Polohemden dann nicht mehr hochgestellt trug zum Pullover, der in die Hose gesteckt war, etwas, das ich übrigens auch in der Eishalle am Sonnabend gesehen habe, so dass ich vor Schreck fast vond en Kufen gefallen bin), habe ich beide Gruppen aus einer ambivalenten Äquidistanz beobachtet.

Und irgendwie ist es schon komisch, jetzt bei den Kindern diese beiden Dinger so ulkig gemeinsam getragen zu sehen. Ich mein, in Rosa gab es die ja schon immer. Aber unter militärisch-tarnfarbig gestalteten zu kurzen Jacken mit überdimensionierter Fellkapuze? Geht's noch?

Immerhin hab ich eben gelernt, dass echte Linke die Palitücher ohnehin nicht mehr tragen, seit die Nazis sie als Accessoir für sich entdeckt haben und sie unter vielen Linken außerdem als antiisraelisch gelten. Häßlich fand ich die schon immer.

Blogged with Flock

8.1.08

Noch einmal zum Knallfrosch und anderen kochenden Brandstiftern

Neben der Aufgeregtheit der Bild und der Schützenhilfe des Hamburger Abendblattes wirkt das, was ich in den letzten Tagen teilweise (ausgerechnet) auf NDR2 gehört habe, geradezu tiefschürfend. Der in Hamburg unvermeidliche Peter Struck (nein, nicht der Kasper, der andere) kam in den wenigen Minuten, die ich den Sender hörte, mehrfach vor, immer mit abgewogenen Aussagen wie: Erziehungscamps bringen nichts (außer da steht - die Ausnahme - eine besondere Persönlichkeit hinter), die Jugendkriminalität ist seit Jahren rückläufig usf.

Und gut gefallen hat mir auch der Artikel von Susanne Gaschke (die mag ich ohnehin) in der Zeit: Jugendkriminalität ist kein Ausländer-, sondern ein Unterschichtproblem. Leseempfehlung! Auszug:

Es sind ja nicht die Kinder türkischer Professoren, griechischer Ärzte und albanischer Juristen, die zigmal wegen Raub, Körperverletzung oder Drogenhandel verurteilt werden. Es sind Jugendliche aus Unterschichtfamilien, deren Mangel an Bildung, deren Gewalt- und Verwahrlosungsstrukturen nur allzu sehr den Problemen in den Familien junger deutscher Straftäter ähneln.

Wie unsere original deutschstämmigen Schläger, Räuber und Erpresser sind die Serkans und Mehmets Produkte dieser Gesellschaft. Sie sind durch unser Bildungssystem gegangen, unsere Kindergärten, unsere Schulen, unsere Jugendhilfeangebote und unser Jugendgerichtswesen. Und hier liegt der Unterschied: All diese Einrichtungen hatten jahrzehntelang kaum eine Vorstellung davon, wie man einem türkischen Kind auch nur Deutsch beibringt.

In dieser zentralen Frage war der Autopilot am Werk: Die Konservativen konnten den Gedanken nicht ertragen, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist – und dachten deshalb über wirksame und dauerhafte (Sprach-)Integration am liebsten gar nicht nach. Die Linksliberalen schwelgten in multikultiromantischen Ideen vom »muttersprachlichen Unterricht« – und pflegten darüber hinaus einen unangebrachten Kulturrelativismus, etwa bei den patriarchalischen Gewaltverhältnissen in manchen Einwandererfamilien. Vielleicht war es in diesem anderen Kulturkreis ja normal, Frauen und Kinder zu schlagen? Bloß keine Werte aufzwingen!

Die Amokdebatte der Brandstifter um den Knallfrosch hilft dabei nichts. Und sie behindert uns Eltern (das ist zurzeit mein ceterum censeo) bei unserer ohnehin nicht leichten Aufgabe, unseren Jungs Werte und Zivilisation beizubringen.

Blogged with Flock

6.1.08

Jugend, gewaltig kochend

Mindestens zwei meiner Kinder, Secundus und Quarta, kochen sehr gerne. Quarta sitzt dabei meistens auf der Kochinsel und hilft gewaltig.

Quiche vorbereiten

Glücklicherweise isst sie noch nicht soooo viel zwischendurch, dass für uns andere noch etwas übrig bleibt. Am liebstens übrigens rührt sie. Klar. In diesem Fall die Sauce, die über die obige Fischquiche gegossen werden wird.

Sauce rühren

Inzwischen ist es im Ofen. Meistens braucht es doppelt so lange wie im ursprünglichen Rezept angegeben, aber dieses Mal werde ich es im Intensivbackprogramm ausprobieren, vielleicht geht es da schneller.

In alles Kürze zur Fischquiche:
Blätterteig, dadrauf gegochte Kartoffeln in Scheiben, dann geriebener Käse (am liebsten Emmentaler, finde ich), dann Lachs und Krabben und Lauch. Und oben drauf eine Sauce aus Creme Legere, Ei und Sahne mit gemischten Kräutern (Schnittlauch, Ptersilie, Dill). Lecker!

Blogged with Flock

Auf dem Weg

Eines der Projekte, die ich mir und uns als Familie für dieses Jahr vorgenommen habe, ist, eine Gemeinde zu finden, in der die Gottesdienste einerseits geistlich nahrhaft sind - und andererseits ein paralleler Kindergottesdienst stattfindet, auf den unsere vier Kinder Lust haben (und das theologisch nicht völlig gaga ist).

Heute habe ich in Poppenbüttel den ersten Versuch unternommen, der mir auch gleich gut gefallen hat. Vor allem, dass rund 300 Menschen einen ganz klassichen Gottesdienst mit Agenda I
(interessant in dem Zusammenhang: weder auf der Seite meiner Landeskirche noch auf der der EKD habe ich einen Link gefunden, der erklären hülfe, was das ist. Nur so abseitige Hinweise auf Spezialkram. Naja, wen wundert das schon)
feiern, ist ungewöhnlich und spricht mich an, so macht auch Gemeindegesang Spaß. Predigt war gut und lebendig, klare Sprache ohne dass sie arm wäre.

Ich war etwas unsicher, weil die Gemeinde zwar sehr lebendig, aber eben auch etwas speziell ist - irgendwo zwischen evangelikal (was ich ok finde) und geistlicher Gemeineerneuerung (was ich nicht mag). Aber die Wärme und dennoch Klarheit war erfrischend.

Die Kinder werden sich noch gewöhnen müssen, mal sehen. Aber der Anfang war schon mal gut, das werden wir ein paar Wochen ausprobieren. Nach dem Erlebnis heute bin ich zuversichtlich, dass das Projekt schon sehr zügig umgesetzt ist ;-)

Blogged with Flock

4.1.08

Get A Life

Sehr schöne Beschreibung dessen, was einem Geek passieren kann:
Stoptwittering
(unter einer cc-Lizenz veröffentlicht bei Geek And Poke)

Ich denke ja eher, dass nur twittern kann, wer ein Leben hat. Oder ich lese zumindest nur Leute, die ein Leben haben. Denn über was wollen die sonst twittern?  Oder?

Blogged with Flock

1.1.08

Ich liebe Kochen

Aber den Koch finde ich widerlich (bitte auch die Kommentare lesen, da ist auch viel widerlich). Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn rassistisch nennen will oder "nur" widerlich. Aber widerlich finde ich ihn wirklich.
Ach ja: Sagte ich schon, dass ich Roland Koch schon immer widerlich finde?

Ich bin Cem dankbar, dass er das Thema weiterverfolgt hat, als ich politisch schlief.
Wer aus Machtgier und aus Kalkül absichtlich oder auch nur fahrlässig mit dem Feuer spielt, ist ein Brandstifter und gehört nicht in die Verantwortung. Solche Texte und diese Gesinnung stärken nur Rechtsradikale und Neo-Nazis. Eine Frau Merkel oder ein Ole von Beust in Hamburg haben ihrem Parteifreund Koch nicht widersprochen und haben sich von ihm nicht distanziert. Landtagswahlen: Demokratie gegen Rechtspopulismus « Sprechblase
Was mich als Vater jugendlich werdender Kinder und Verwandter von Jugendlichen in Städten mit sehr hohen Ausländeranteilen besonders verstört und anwidert, ist, wenn ich sehe, wie fruchtbar der Boden ist, auf den einer wie Koch da spekuliert.

Es ist angesichts dieser Hetze (und ja, das ist Hetze) schon schwierig und erfordert ein gerüttet Maß an Abstraktionsvermögen, individuelle negative Erfahrungen mit Gleichaltigen mit Migrationshintergrund nicht pauschal rassistisch zu interpretieren.


Das gelingt nicht sehr vielen Jugendlichen, die ich kenne - und das erschreckt mich. Und das ist imho das eigentlich Widerliche an Kochs Kampagne. Und erschwert die Bildungs- und Erziehungsaufgabe unglaublich, vor der jede von uns steht.


Und unser Bürgermeister? Wie immer
(Haaaaalloooo!!! - der nette Ole hat damals den Schill ins Amt gehievt, das sollten wir nicht vergessen):

Der tut nix.
Der will nur (weiter) spielen…

Blogged with Flock