11.4.18

Wiederlesen

Weichselkirschen
Dieses Jahr werde ich mehr lesen, sagte ich ja schon. Und es fing ja auch gut an. Doch dann begann ich mit Leonie Ossowskis Weichselkirschen. Ich kam nicht gut rein, fand es mühsam, im Stil altbacken, als Thema uninteressant (dabei war mir viel Positives dazu erzählt worden). Und habe darum zwischendurch noch mal eben alle sieben Bände Harry Potter in der tatsächlich wundervollen neueren Fassung, gelesen von Stephen Fry, gehört. Was dadurch kam, dass einer meiner Söhne sie sich zum Geburtstag gewünscht hatte. Über Harry Potter als Begleiter durch Kindheit und Jugend meiner beiden älteren Kinder muss ich ohnehin irgendwann mal schreiben, aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls war ich raus. Und als ich dann durch war mit Harry Potter (und da ich mich entschlossen habe, mein Lesetagebuch nur über Papier zu führen und nicht über Audio) nahm ich Ossowskis Buch wieder in die Hand. Und hatte keine Lust mehr.

Mir fällt es immer noch schwer, Bücher aus der Hand zu legen, ohne sie auszulesen. Ich kann mich eigentlich bisher nur daran erinnern, dass mir das mit der Tante Jolesch passiert ist.

Mit einem Buch aufzuhören, bevor es zu Ende ist, fühlt sich an wie eine Niederlage. Und ich mag Niederlagen irgendwie nicht so gerne. Andererseits ist es auch blöd, sich durch Bücher zu quälen, die ich aus Genuss und in der Freizeit lese(n will). Also kam es gerade Recht, dass ich neulich etwas leichtfertig über Thomas Manns Doktor Faustus schrieb. Und dass es im Bücherregal steht, weil ich es immer mit umzog, obwohl ich es 1989 zum letzten Mal gelesen habe. Ich erinnere mich noch, dass ich, Bildungssnob, der ich war, über die Rolle der Religion im Faustus meinen Impuls vorbereitete und meine Gruppendiskussion führte, als ich zum Auswahlwochenende für die Studienstiftung eingeladen worden war. Und mein Erstkontakt mit ihm war über viele, viele Wochen in "Am Abend vorgelesen" im NDR, gelesen vom großen Gert Westphal. Ich musste mich irre beeilen, wenn ich vom Chor nach Hause kam, weil es sehr knapp war, noch rechtzeitig am Radio zu sein. Those were the days.

Jedenfalls sind es jetzt diese vergilbten Seiten, dazu Schönbergs Streichquartette auf den Ohren, die mich beim Pendeln begleiten für einige Zeit.


[Ich habe mir vorgenommen, dieses Jahr beim Pendeln mehr zu lesen. Bücher und so. Wenn es in dem Tempo weitergehen sollte, werden das viele, aber wer weiß. Und das hier ein Lesetagebuch. Vielleicht.]

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