15.1.08

Modeirritationen

Ich bin irgendwie fast froh, dass mir die Modeirrungen der Kinder und Jugendlichen bisher erspart bleiben (und ja, ich habe keine Sorge, das wird noch kommen). Aber bei den ersten Freunden meiner Kinder erlebe ich etwas, das mich irgendwie irritiert. Und als ich am Wochenende in Hamburgs in geschmeidiger Ghettorandlage einer sehr gemischten Wohngegend gelegenen Eissporthalle war um mit einem meiner Patenkinder Schlittschuh zu laufen, war es geradezu ein Massenphänomen bei jungen Jugendlichen.

Die merkwürdige Kombination zweier Kleidungsstücke, die in meiner Jugend in den 80ern zwar auch schon getragen wurden - aber nie von den gleichen Leuten. Denn wer ein Palituch trug, wollte tendenziell mit den Typen in Fliegerjacken nichts zu tun haben. Da ich auch damals schon ein Spießer war, der links fühlte, das aber nicht modisch auslebte und außerdem irgendwie ein paar Jahre den verzweifelten Versuch unternahm, unbedingt - und wenn auch am Rande - zur Popper-In-Clique dazuzugehören (in der damals dann die Fliegerjacken bei einem Teil aufkamen; dem Teil, der die Kragen seiner Polohemden dann nicht mehr hochgestellt trug zum Pullover, der in die Hose gesteckt war, etwas, das ich übrigens auch in der Eishalle am Sonnabend gesehen habe, so dass ich vor Schreck fast vond en Kufen gefallen bin), habe ich beide Gruppen aus einer ambivalenten Äquidistanz beobachtet.

Und irgendwie ist es schon komisch, jetzt bei den Kindern diese beiden Dinger so ulkig gemeinsam getragen zu sehen. Ich mein, in Rosa gab es die ja schon immer. Aber unter militärisch-tarnfarbig gestalteten zu kurzen Jacken mit überdimensionierter Fellkapuze? Geht's noch?

Immerhin hab ich eben gelernt, dass echte Linke die Palitücher ohnehin nicht mehr tragen, seit die Nazis sie als Accessoir für sich entdeckt haben und sie unter vielen Linken außerdem als antiisraelisch gelten. Häßlich fand ich die schon immer.

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4 Kommentare:

  1. Mein Vater, der Immanuel, den du ja auch kennst, hat mit mal gesagt, dass Begriffe ohne Anschauungen blind seien. Und ich frage dich, ob du zu dem Text vielleicht ein kleines Bildchen hast um meinem unzureichendem Vorstellungsvermögen vielleicht noch weiter auf die Sprünge helfen zu können? Ansonsten scheint mir das von Dir beschriebene schon recht aggro zu sein ...

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  2. ... wie wahr, wie wahr! Sowohl die Beschreibungen der Vergangenheit als auch der Gegenwart! Bei uns daheim im wesfälischen Zonenrandgebiet zu den Niederlanden (Abi '86 ;-) waren allerdings stets die Tuchträger in der Überzahl ...

    @ Max: Ein Foto wäre in der Tat schön gewesen ;-)

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  3. Hmmm. Ich bin bisher nicht auf die Idee gekommen, jemanden zu fotografieren, der oder die so angezogen ist, fände das auch nicht fair (mal abgesehen vom Persönlichkeitsrecht und so).

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  4. ... man kann ja die Kamera einfach so in die Menge halten ;-)

    Interessanerweise hat es der 'Satorialist' professionlisiert, Menschen in deren persönlichen 'Looks' auf der Straße zu fotografieren (und die tun das ausgesprochen gerne ;-) > http://thesartorialist.blogspot.com

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