29.3.23

I feel you, SPD

Damals, ja, damals hab ich nur den Kopf geschüttelt und mich gefragt, wieso sie sich das immer weiter antun, diejenigen in der SPD, die mehr (inhaltliche, politische) Ambitionen hatten als einfach nur zu regieren, egal wie. Die knirschten und litten wie die Hunde in der so genannten Großen Koalition. Seit dem merkwürdigen Koalitionsausschuss diese Woche verstehe ich, glaube ich, etwas besser, wie es euch damals, ja, damals ging.

Tatsächlich bin ich ratlos. Ob und wann es Zeit für Widerstand ist, durchzieht als Frage ja seit zwanzig Jahren dieses Blog. Und ich würde mich ja weder kommunalpolitisch engagieren noch bei den Grünen Mitglied bleiben, wenn ich nicht irgendwie die Hoffnung habe, dass ich (im Kleinen, im Mittleren) etwas dazu beitragen könnte, dass es morgen besser ist als heute. 

Zugleich denke ich immer wieder und seit Jahren – hier beispielsweise etwas aus dem September 2016 – darüber nach, wie wir es ertragen mögen, wenn viele Menschen einfach den Kopf in den Sand stecken. Oder den Sand in den Kopf. Je nachdem. Zusammen machen die dann ja die Mehrheit aus. Sozusagen die Dauerfrage, die Jochen Wegner im Podcast Alles Gesagt mit allen diskutieren will, also ob Demokratie wirklich taugt angesichts der Situation der Welt. Das ist ja auch die Frage der Letzten Generation. Und die Frage schon immer all derer, die in den aktiven Widerstand gingen. Wobei die diese Frage für sich ja beantwortet haben, was ich für mich nicht kann. 

Wo ich heute die SPD von damals fühle, ist diese Wut und diese Ohnmacht angesichts der winzigen Schritte, die gar nichts nützen aber besser sind als gar keine Schritte, also besser als es wäre, wenn Grüne nicht mit dabei wären, wenn wir aussteigen aus der Regierung, was wir eigentlich müssten, wenn wir auch nur einen Funken Selbstachtung hätten, es aber nicht tun, weil dann alles noch schlimmer wäre, was dann wirklich schlimm wäre, obwohl es auch so ziemlich schlimm, aber vielleicht nicht wirklich schlimm ist. Oder so. 

Gelbe Sonnenblume mit dem Spruch "Für ein besseres Morgen"



3 Kommentare:

  1. Skythe31.3.23

    Idee für eine Karikatur:
    Ein Wähler bekommt beim Verlassen des Wahllokals von einem freundlichen SPDler einen Dolch in den Rücken. Bildtitel: "I feel you(r dagger), SPD"

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  2. Anonym31.3.23

    Ja, viele SPD-Mitglieder haben in der Zeit der GROKO gelitten, aber das war nichts im Vergleich zu der Zeit, die wir jetzt haben. Wenn ich nur "GRüne" sehe, lese oder höre, sehe ich ROT, Zornrot und würde Habeck, Baerbock et al am liebsten auf der Stelle in die Wüste schicken. Leider steht das nicht in meiner Macht. Ich bewundere Olaf Scholz, der immer noch die Ruhe bewahrt... und ich verstehe die Journalisten nicht, die Habeck trotz seiner Defizite, die jetzt so offen liegen, immer noch für den besseren Kanzler halten... von Annalenas feministischem Reflex gar nicht erst zu reden.
    Ich bin Rika und schreibe "himmel und erde"

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  3. Fujolan4.4.23

    Ich verstehe den Grünen Frust. Ich finde es immer auch beeindruckend wie sehr die Grünen einen Wandel geschaffen haben indem sie die neue Regierung so gestaltet haben wie sie sie gestalten. Einfach mal vorstellen wie es ohne sie in der Regierung wäre und dann bin ich, ja das muss ich so sagen, ein ganzes Stückchen stolz. (Das ändert nicht die dringende Notwendigkeit, dass mehr passieren muss. Aber da denke ich halt auch an das Modell von Circle of influence und Circle of concern)

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