Startseite SchülerVZ, Screenshot vom 17.4. |
Ich sehe schon die Mediapläne für dieses Jahr vor mir, in denen mit Verweis auf die aktuellste verfügbare Kinder-Internet-Nutzungsstudie SchülerVZ dringend empfohlen wird.
Schon bevor ich das SchülerVZ-Thema sah, das zugegebenermaßen ein bisschen billig von mir ist, war ich allerdings massiv irritiert über die Aussage, dass Facebook bei unter 13-jährigen Kindern größer und beliebter sein soll als YouTube. Alles, was ich in den letzten Monaten an Zahlen las und jede Form von Privatempirie (und ich habe mit vier Kindern zwischen 7 und 17 ja nun schon ein kleines bisschen Zugang zu einer größeren Zahl Menschen in der Zielgruppe) widersprechen dieser Kernaussage der Studie.
Ich war dann sehr beruhigt, als ich die Methodik las. Die Zahlen für eine Studie, die in dieser Woche veröffentlicht wird, wurden vor etwa einem Jahr erhoben. Im pdf der Studie (oben verlinkt) heißt es auf Seite 4:
Für die KIM-Studie 2012 wurden im Zeitraum von 29. Mai bis 13. Juli 2012 insgesamt 1.220 deutschsprechende Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren in einem persönlichmündlichen Interview (CAPI) befragt.Nur for the record: Der medienpädagogische Forschungsverbund Südwest verschickt allen Ernstes eine Pressemitteilung, in der suggeriert wird, es sei aktuell so, dass Facebook das beliebteste und SchülerVZ das drittbeliebteste Webangebot deutscher Kinder zwischen sechs und 13 Jahren sei. Und stützt diese Behauptung auf Zahlen, die ein Jahr alt sind, was sie ganz hinten in der Pressemitteilung auch kurz antippen allerdings.
In einem Bereich, der schon bei Erwachsenen so volatil ist, dass jede, die sich ernsthaft mit Onlinenutzung beschäftigt, nie auf die Idee käme, Zahlen heranzuziehen, die älter als maximal drei Monate sind, wird vom mpfs für Kinder, deren Verhalten noch schneller Veränderungen unterworfen ist, auf 11 Monate alte Zahlen referenziert?
Geht's noch?
Für Langzeittrends mag eine Studie wie die KIM irgendwelchen Nutzen haben. Für Forschung vielleicht auch. Aber weder für Menschen, die sich mit Jugendmarketing beschäftigen, noch für solche, als als Lehrerinnen oder Eltern mit Kindern heute zu tun haben und etwas über die Gegenwart wissen wollen.
Ich bin sehr, sehr ärgerlich über die Kommunikation der Studie und finde sie (also die Kommunikation, nicht die Studie) massiv unseriös.
Ceterum Censeo: Wer glaubt, mit Facebook Jugendliche zu erreichen, schreibt denen wohl auch noch SMS.
Der Screenshot von SchülerVZ ist lustig: schließt am 30.4. und direkt drüber: Bis du schon drin? und daneben: Kostenlos registrieren. ;-)
AntwortenLöschenOBERPEINLICH . Setzen 6 lieber Forschungsverbund Südwest
AntwortenLöschenDas bedeutet aber doch immerhin, dass vor einem Jahr eben Facebook am beliebtesten war, noch vor YouTube. Oder? Und dieses Ergebnis finde ich ebenfalls schon erstaunlich. Und ob sich daran innerhalb eines Jahres tatsächlich so viel geändert haben sollte?
AntwortenLöschenJa, ich halte auch das für einen Messfehler. Wobei ich den Fragebogen nicht kenne. Ich würde nicht ausschließen, dass bei einem Vorlesen einer Webseiten-Liste auch mein Terius FB angeben würde, obwohl er die noch nie aufgerufen hat - und bevor ihr fragt: ja, das weiß ich, ich bin ja ein Profi ;)
LöschenUnd obwohl er sehr viel häufiger YouTube nutzt als jede andere Seite. Hängt also sehr vom Studiendesign ab.
Aber so oder so: doch, ich glaube schon, dass sich da extrem viel innerhalb eines Jahres in dieser Zielgruppe geändert hat. Parallel vielleicht zur Ausstattung mit Smartphones, die in dieser Gruppe auch extrem anders ist heute als vor einem Jahr.
Herzlichen Dank für den Beitrag und ich kann ähnliches berichten, was ich hier zusammenstellte:
AntwortenLöschenhttp://www.socialmedialernen.com/evaluation/wenn-eine-paedagogik-studie-wie-ein-kartenhaus-zusammenfaellt/