26.4.13

Gutsherrenart

Es gibt einen großen Unterschied zwischen egoistischen Arschlöchern und Menschen, die ich um mich haben mag. Mal so klar gesagt. Und in meinem obere-Mittelschicht-Metropolen-Speckgürtel-Umfeld kann ich die auch ganz gut unterscheiden. Im Grunde an einer ganz einfachen Haltungsfrage.

Viele Arschlöcher sind nämlich gute Menschen. Die ganz viel spenden und mildtätig sind. Und sich damit auch gut fühlen. Und alles versuchen, um keine Steuern zu zahlen. Sondern selbst entscheiden wollen, wofür ihr vieles Geld verwendet wird. Und wofür nicht. Dass es auch wirklich denen zu gute kommt, die es brauchen. Das ist so das typische Argument.

Oft spenden diese Arschlöcher auch richtig viel Geld. Geben sehr viel ab. Tun sehr viel Gutes. Aber eben nach Gutsherrenart.

Denn am Ende ist es ja so, dass es absolut egoistisch ist, sich wie ein Gutsherr zu verhalten. Selbst zu entscheiden, was etwas wert ist und was nicht. Und den Rest ohne auch nur einen Hauch schlechten Gewissens an der Steuerkasse vorbei zu schleusen.

Wobei es nicht nur um kriminelles Verhalten geht. Mir sogar gar nicht. Sondern um die Haltung. Ich kann jede verstehen (auch wenn ich es anders sehe), die findet, dass die Steuern zu hoch seien. Was ich aber nicht verstehen kann und für eine Arschlochhaltung halte, ist, wenn jemand nicht gerne Steuern zahlt. Sondern, sagte ich das schon?, lieber selbst entscheiden will, was mit dem Geld, das sie abgibt, passiert.

Solidarität heißt, dass Starke Lasten für alle schultern. Und das unterscheidet Solidarität von Mildtätigkeit. Denn bei Mildtätigkeit schultere ich nichts. Sondern verteile gutsherrlich Brotkrumen (oder von mir aus auch ganze Brotlaibe). Spenden und Mildtätigkeit sind wichtig. Und finde ich gut. Aber sie ersetzen keine Solidarität.



Und darum ein kleines Wort zu Hoeneß, das sich aber nicht nur auf ihn bezieht sondern auf viele:

Das, was seine Verteidiger immer wieder anführen, ist die andere Seite der Arschloch-Medaille. Und nicht etwa etwas, das jetzt zerstört wird. Es ist sogar vollkommen konsequent, dass er sehr, sehr viel Geld spendet, Leute großzügig unterstützt, den FC St. Pauli rettet und so weiter. Es ist eben genau die gleiche Gutsherrenart, wie Geld zur Seite zu schaffen. Es ist die Hybris, wie ein Gott entscheiden zu wollen und zu meinen, über den Verabredungen einer soldarischen Gesellschaft zu stehen. Und wer enttäuscht ist von ihm, wer seine Mildtätigkeit für ein Zeichen hielt, dass er ein Guter sei, war, so scheint mir, eher blind für die Haltung, die aus beiden Seiten dieser Medaille spricht und sprach.

7 Kommentare:

  1. Der Vorteil bei Spenden ist eben, dass man Geld gegen Ansehen und Status eintauschen kann, Steuern hingegen sind anonym

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    1. Joachim Rang2.5.13

      Man kann auch anonym spenden.

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  2. Anonym26.4.13

    Und: Spenden kann man von der Steuer absetzen.

    Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

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  3. Anonym2.5.13

    Ein bisschen Barmherzigkeit auch mit diesem Menschen ist m.E. durchaus angebracht. Denn ob man nun ein großer Steuerbetrüger ist oder im kleinen (weil man nicht so viel hat) versucht, durch Tricks oder mit unfairen Mitteln das beste für sich herauszuholen - wo ist der Unterschied?

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  4. Anonym2.5.13

    Sehe ich zwar alles ganz ähnlich, aber da der Staat mit seinen Steuerzahlern insgesamt so scheisse umgeht (FA, da sitzen die Arschlöcher), kann ich jeden verstehen, der's versucht.

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  5. Anonym2.5.13

    du hast recht. eigentlich wäre es besser, nichts zu spenden und ein solidarisches staatswesen zu haben, das sich durch höhere steuern finanziert. ich hatte früher drauf verzichtet, steuerliche vorteile geltend zu machen, weil der staat geld braucht. wenn der staat aber so ineffizient und verschwenderisch wirtschaftet, kann ich es mit verantwortlichen soenden besser. ich reiche daher wieder dämliche fahrtkosten, pauschalen, arbeitszimmer und was mir der steuerberater so rät ein und spende dafür. übrigens am liebsten ungenannt. wären meine spenden mit meinem namen verbunden, fürchtete ich danlkbarkeit und befangenheit der menschen und organisationen, denen ich geholfen hatte.

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  6. Joachim Rang2.5.13

    Ne das ist ganz schwach. Ich mag den Hoeneß auch nicht, aber ich finde es alle mal besser selbst zu entscheiden wofür man spendet, als nichts zu spenden und zu meinen, weil ich ja Steuern zahle muss ich nicht mehr Spenden, oder? Spenden hat doch mit Gutsherrnart nichts zu tun! Spenden heißt ich interessiere mich für das was mit meinem Geld geschieht und versuche es für die Gesellschaft bestmöglichst einzusetzen!
    Überhaupt die seltsame Verquickung von entweder Steuern zahlen oder Spenden halte ich für kompletten Humbug.
    Und dann werden mit unseren Steuern auch Kriege und Abschiebeknäste bezahlt... nur mal dass man hier nichts romantisiert...

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