19.2.13

Wer A sagt

... muss gar nichts. Aber wer A sagt, um etwas ändern zu wollen, kann dann auch mal A rufen. Mache ich jetzt.

Nur kurz zur Erinnerung: ich schrieb am 16.11.2012 unter der Überschrift Von Pubertät und Podien mal auf, was mir an Veranstaltungen und den üblichen Alphamännlein nicht passt, die da rumturnen. Und stellte mir selbst Regeln auf. Unter anderem:
3. Ist die (in der Regel ja obligatorische) Diskussionsrunde mit mindestens 40% Frauen besetzt? Dann komme ich gerne. (Blogpost)
Und ich mache gute Erfahrungen mit der Auswahl der Dings, auf denen ich spreche. Beispielsweise kommende Woche beim PR Kongress des EHI, der gut und ausgeglichen besetzt ist und sogar spannende Themen bietet. Die Social Media Week Hamburg als Großformat ist auch gut, unterschiedlich, variantenreich von den Methoden und so weiter. Darum habe ich auch gerne zugesagt, als ich damals angefragt wurde, ob ich an einer Markenkommunikationsdiskussionsrunde teilnehmen wolle. Denn Markenkommunikation finde ich gut. Und weiß ich was zu. Und hab ich Erfahrung und so.

Dann ging es in die Detailplanung. Also schrieb ich am 4.1.:

Übrigens gehe ich davon aus, dass da noch Frauen aufs Panel kommen, oder? ... Ich nehme ja eigentlich nicht mehr an Podien teil, auf denen keine Frauen sind :)
Und der Organisator kannte auch meine Selbstverpflichtung, wir kennen uns und arbeiten hin und wieder zusammen seit vielen vielen Jahren. Es blieb bei der ursprünglich angedachten Alphamännerrunde. Sehr groß übrigens. Und sozusagen nur Agenturen (ok, und ein Inkubator und der Gastgeber).

Hiermit sage ich meine Teilnahme an der Runde ab.

Es mag Themen geben, bei denen es keine Frauen gibt, die Lust hätten, auf ein Podium zu klettern. Aber bei diesem Thema? Eher nicht. Ohne Recherche fallen mir allein aus Hamburg spontan einige ein, mit denen ich auch schon zusammen gearbeitet habe, von denen also sogar ich beurteilen kann, dass sie gut sind, und mit dem Lob bin ich ja nun nicht beliebig freigiebig: Claudia SommerIna SteinbachSanja Stankovic, Nina Galla. Oder etwas weiter geguckt über den lokalen Tellerrand, es kommen ja auch Leute von woanders auf dieses Podium, gleiches Kriterium (schon zusammen gearbeitet, für gut befunden): Claudia Hilker (ohnehin zur SMWHH hier), Stefanie Babka (Kundin) - und das sind jetzt mal nur die allerersten sechs, die mir eingefallen sind. Ein bisschen Recherche bei einer Podiumszusammenstellung kann da bestimmt Wunder wirken.

Nein, hier besteht keine Not, ein rein männliches Panel zu machen. Das ist nach meiner Meinung Nachlässigkeit, auch wenn das Torsten Panzer, der es moderieren wird, anders sieht, sagt, es sei ihm nur um Kompetenz gegangen, nicht um Geschlecht. Nur: So ändert sich nichts, wenn dir nicht eine einzige kompetente Frau eingefallen ist, obwohl es so viele gibt. Es hat verdammt noch mal auch etwas mit Wahrnehmung der Realität zu tun. Was ich übrigens doppelt schade finde, weil insgesamt die Ausgewogenheit bei der Social Media Week extrem gut ist - und eben sehr viele Frauen sprechen und was anbieten. Nur bei diesem Thema nicht? Nun, dann mache ich bei der Realitätsverzerrung eben nicht mit.

Vielleicht ändert sich dann mal was. Auch wenn ich zwar eitel bin aber nicht so eitel, anzunehmen, dass ich so wichtig sei, dass meine lautstarke Absage allein etwas ändern könne. Nur muss ja irgendwer anfangen.

13 Kommentare:

  1. Meinen absoluten Respekt dafür! Richtige Entscheidung, finde ich.

    Und natürlich auch danke für die Blumen. ;-)

    AntwortenLöschen
  2. Konsequent? Jo. Bringt's was? Eher nicht. Hättest Du Deine Teilnahme konkret an die Voraussetzung gebunden, und dem Veranstalter gleich noch die passenden Namen von möglichen Speakerinnen mitgeschickt, hätten alle Seiten sicher mehr davon gehabt.

    AntwortenLöschen
  3. Blumen. Ja!

    Ich möchte hier Kundin sein, hier fühl' ich mich wohl. Viele Grüße aus dem Süden, viele Grüße an die Digital Media Women/HH, die mich auf diesen Blog aufmerksam gemacht haben. Eine von den Digital Media Women/München.

    AntwortenLöschen
  4. Danke. Das ist toll.

    Ein bisschen hat Sven recht - andererseits ist das "Suchen" von Panelteilnehmerinnen nun wirklich "Aufgabe" der Veranstalter. Wer von vornherein gleichberechtigt netzwerkt, dem fallen garantiert ohne Suchen und Arbeiten reichlich kompetente Frauen ein - so wie Dir.

    AntwortenLöschen
  5. Ich bin nicht Unknown (vorheriger Kommentar), sondern Caroline :)

    AntwortenLöschen
  6. Das ist doch mal 'ne Ansage - Respekt.

    Ich denke auch, kurzfristige absagen bringen mehr als lange Diskussionen mit dem Veranstalter.

    Immerhin ist das Thema so neu nicht, man kennt Wolfgangs Haltung ja und man hätte sich bemühen können - außerdem ist der Lerneffekt so ungleich höher.

    Ich finde es gut und es HAT etwas gebracht.

    Nämlich Öffentlichkeit zu Gunsten des Themas.

    AntwortenLöschen
  7. Anonym19.2.13

    Danke für die konsequente Haltung. Danke.
    Zu viele Männer täuschen nur an, würden aber nie so konsequent dazu stehen. Wahrscheinlich aus Furcht, dass bei irgendeiner Gelegenheit der eigene Platz einer "Quotenfrau" zum Opfer fällt. Angst vor Verlust der eigenen Wichtigkeit? (Da steckt übrigens das Wort "Wicht" drin, sollte man den betreffenden Herren vielleicht auch mal sagen ;)

    Daher nochmal: Danke schön für das Rückgrat, lieber Luebue!

    AntwortenLöschen
  8. Nina Galla19.2.13

    Find ich gut! Auch als Quotengegnerin. #rückgrat

    Und hui, danke für die Empfehlung :-)

    AntwortenLöschen
  9. Lieber Wolfgang, liebe Kommentatoren,

    vor Deiner Entscheidung und Regel habe ich höchsten Respekt!
    Wie schon in der Antwort auf Deinen gestrigen Facebook Post geschrieben, trifft der Vorwurf der Gedankenlosigkeit an meine Adresse durchaus zu - dafür mea culpa!
    Ein Fehler meinerseits, der allerdings nicht daraus resultiert, dass ich keine Kollegin für kompetent halte, sondern bei der Besetzung nur überlegt habe, wen ich thematisch passend finde, ohne mir Gedanken über das Geschlecht der Teilnehmer zu machen.
    Das sei an dieser Stelle nochmals betont!
    Übrigens hatte ich auch Tina Kulow von Facebook angefragt, die leider nicht konnte.
    Dass dieser Faux-Pas meinerseits keine "Wertung" oder gar ein "Alpha-Männchen-Seilschaftssyndrom" ist mag zudem das heutige Panel mit 4:3 Digital Woman Power belegen: http://socialmediaweek.org/hamburg/events/?id=51592#.USPmM-izK3R

    AntwortenLöschen
  10. Lieber Torsten, erstmal danke, dass du dich der Diskussion stellst. Und dass du offen legst und darstellst, wie es aus deiner Sicht zu dieser Situation kommen konnte. Ich denke, dass wir daran sehen können, dass mangelnde Gender Diversität eben tatsächlich ein strukturelles Problem der Ol-Boys-Networks ist - denn genau dieses wendest du unbewusst an, reflektierst in der Planung des Panels gerade nicht dieses Network. Sondern spricht "deine Kumpels" an (jetzt etwas verkürzt).

    Meine These ist ja, dass nur dann, wenn wir Männer ganz bewusst (!) diese Netzwerke und Alphamännleindingens aufbrechen, eine Änderung von Innen heraus möglich ist. Und manchmal reichen eben sanfte Hinweise nicht wie Anfang Januar in unserem Mailwechsel. Sondern manchmal muss es dann etwas lauter werden, um etwas zu verändern.

    Und darum, ganz kurz Sven (abgesehen von: Was Silke sagt) - du hast bestimmt schon mal was von Online Campaigning gehört. Und ich kenne jemanden in deinem persönlichen Umfeld, die dir das mit der Politik und dem Feminismus gut erklären kann. :)

    AntwortenLöschen
  11. Liebe Juliane, ich habe absolutes Verständnis (wäre übrigens auch auf dieses Panel gegangen). Ich sitze auf der Webciety auch wieder auf einem Panel mit 4 Männlein und mir als einem Weiblein und es nervt. Viele Grüße, Meike

    AntwortenLöschen
  12. Sorry, habe Blog und Twitter verwechselt. Aber wie dem auch sei: Respekt Herr Lünenburger, finde ich gut :)

    AntwortenLöschen

Immer dran denken: Sag nix Dummes. Und anonyme (also nicht mit einem Blog, Profil etc verknüpfte) Kommentare lösche ich vielleicht. Antworte auf jeden Fall nicht.
Und auch immer dran denken: Kommentieren erzeugt Daten, ich verweise dazu auf meine Datenschutzerklärung.